Habe das Spiel im Kollegenkreis angesehen, wobei zwei Hardcore-BVB-Fans dabei waren. Die Anspannung während des Spiels war gewaltig bei den beiden und obwohl mir der Ausgang wirklich herzlich egal war, hatte ich natürlich dem BVB die Daumen gedrückt, damit wir endlich mal wieder einen anderen Meister küren können. Nach dem Spiel entlud sich die Anspannung dann noch in einem heftigen Familienstreit, da ein Schwager ohne Fußballverstand und Interesse Grußbotschaften versandte. Als Außenstehender war das für mich befremdlich, aber vielleicht bin ich inzwischen auch zu abgebrüht?
Das Spiel selbst hat der BVB natürlich selbst in den Sand gesetzt. Dass die Verteidigung nach dem Zwei-Tore-Rückstand hinten sehr luftig war, war klar, schließlich musste ja in Halbzeit zwei "Handball" gespielt werden. Aber was da im ersten Durchgang für Löcher in der Defensive zu sehen waren, mein lieber Scholli. Die Ecke war natürlich einstudiert, so was kann passieren, kann aber besser verteidigt werden. Dann schießt Haller einen für Dahmen dankbaren Elfmeter und quasi im Gegenzug fühlt sich niemand in der Abwehr mehr zuständig, sodass das extrem unnötige zweite Gegentor fällt. Trifft Haller, dann... Eine weitere Szene unmittelbar vor dem Gegentor hatte ich im ersten Durchgang auch als absolut elfmeterreif gesehen, aber warum sich der Kölner Keller da nicht meldete, war uns ein Rätsel. Insgesamt hat der Schiedsrichter das Spiel in der ersten Hälfte etwas zu locker geleitet, da waren einige Fouls dabei, die eine Gelbe Karte auf Mainzer Seite hätte nach sich ziehen können, aber insgesamt war das natürlich nicht die Schuld des Schiedsrichters, dass Dortmund nicht gewann.
So musste Dortmund letztlich wahnsinnigen Aufwand betreiben, während Mainz nur auf Konter zu lauern brauchte, die in der zweiten Hälfte auch beinahe von Erfolg gekrönt gewesen wären. Dass Dortmund nochmals zurückkam, ist dem schieren Druck zu verdanken, den sie ab Minute 60 aufgebaut haben. Mainz verstand es in dieser Phase nicht, die riesigen Freiräume zum tödlichen Konter auszunutzen.
Nun kann man als neutraler Fußballfan selbstverständlich die Frage stellen, warum Mainz in einem für sie absolut bedeutungslosen Spiel so krass performen und nicht mit halber Kraft spielen, um den Bayern eine reinzuwürgen, aber andererseits sind das eben auch Profis und niemand will verlieren oder sich nachsagen lassen, ein Spiel hergeschenkt zu haben. Mein erster Gedanke war wirklich "Dumm, dümmer, Dortmund", aber sie haben eben gegen Mainz nicht zielstrebig genug ihre Chancen ausgespielt, an diesem Spieltag auch Pech gehabt und mit Finn Dahmen einen sehr gut aufgelegten Torwart als Gegner gehabt, der souverän alles hielt, was zu halten war. Mund abputzen und weiter machen.
Tatsächlich ist es bezeichnend, dass kaum jemand über den Titelgewinn der Bayern spricht, weil sich der Club in internen Machtkämpfen aufreibt. Nun kann ich nicht beurteilen, wie ein Bayernfan diese Meisterschaft bewertet, aber es ist absolut stillos, zwei Führungspersonen am Tag der Meisterschaft vor die Tür zu setzen. Gerade das Wie macht mich sprachlos. Salihamidzic wird auf dem Platz über seine Entlassung informiert? Wenn die Kahn-Geschichte (Untersagung der Reise durch den Club) auch so stimmen sollte, dann setzt das dem Ganzen noch die Krone auf. So geht man mit Mitarbeitern einfach nicht um, egal wie vermeintlich schlecht sie ihren Job gemacht haben. Eine katastrophale Außendarstellung!