Guten Morgen zusammen.
@DeDaim: Alles gut. Bin durch jahrelanges Twitter nutzen anscheinend auch ein Stück weit zu genervt was bestimmte "Schlüsselwörter" angeht. Ich kenne dich genauso wenig und verstehe ja nur, dass was ich hier schwarz in weiß lese und da hinein interpretiere.
@DragonFox: Ich versuche es mal so kurz wie möglich. Mein erster Beitrag sprengt ja für reines Frust ablassen schon fast den Rahmen und hatte im Nachhinein viel zu viele Themen, in denen natürlich auch nicht immer jeder irgendwie drin steckt oder Berührungspunkte mit hat.
Also wie gesagt arbeite ich seit langer Zeit schon im sozialen Sektor. Genau wie das Gesundheitssystem bildet dies das Rückgrat unserer Gesellschaft und beide müssen staatlich unterstützt werden und darf meiner Meinung nach nicht privatisiert sein.
Komme ich mal kurz zu meinem alten Arbeitgeber. Großer Träger in NRW und wächst in den letzten Jahren exorbitant. Alle Fachbereiche wachsen. Wachstum ist an sich ja etwas positives und bietet viele Möglichkeiten. Da der Bedarf an diversen sozialen Angeboten (Integrationsarbeit, Flüchtlingshilfe, stationäre Jugendhilfe, ambulant betreutes Wohnen, Tafeln - nur um bei den Bereichen zu bleiben in denen ich mich auskenne und auch Kontakte habe) massiv steigt muss man sich zunächst auch die Gründe anschauen warum dies so ist bevor ich auf meinen alten Arbeitgeber komme.
Fehlgeleitete Migrationspolitik, Inflation, Energiekrise, Corona Maßnahmen (besonders Kinder und Jugendliche sind massiv betroffen gewesen, was man anhand der Statistiken der Krankenkassen ablesen kann), Lohn vs. Lebensunterhaltskosten, Wohnungsknappheit -> führen zu einem Anstieg der zuvor genannten sozialen Angebote. Das bedeutet, dass auf vielen Ebenen politische Fehler die Ursache für diesen Anstieg sind und mit Geld versucht wird es zu "beheben", anstatt die Probleme von Grund auf zu lösen (welches meinen größten Kritikpunkt aktueller Politik darstellt).
Nun zur täglichen Realität in vielen Arbeitsbereichen. Stationäre Wohngruppen (früher nannte man dies Kinderheime) sind derzeit zu wenig. Es gibt ein Überangebot an Anfragen der Jugendämter. Vor 3 Jahren erhielt ich pro Monat eventuell 2-5 Anfragen, nur aus NRW. Aktuell erhalte ich 2-3 Anfragen täglich aus ganz Deutschland. In der Kommunikation mit den Jugendämtern stellt sich heraus, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann und tausende Kinder und Jugendliche monatelang in der Inobhutnahme (quasi ein Not-Schlafplatz) unterkommen. Dazu kommt, dass die Kollegen bei den Jugendämtern hoffnungslos überfordert sind und sich teilweise, selbst in dringenden Angelegenheiten einfach gar nicht mehr melden oder nur noch Dauerkrank sind, natürlich mit einer Vertretung, die lieber Jack Cousteau spielt als zu reagieren weil ebenso überfordert. Personalnot in allen Bereichen trifft auf einen explosionsartig wachsenden Bedarf. Nicht genug, denn 7 von 10 Anfragen fallen eher in den Bereich Intensivpädagogik I und II. Da sprechen wir von Kindern und Jugendlichen, die im Schlaf die Schwester anzünden und versuchen den Lehrer abzustechen. Also hochanspruchsvolles Klientel.
Jetzt sehen Träger, wie mein alter Arbeitgeber, dass der Bedarf massiv steigt und bauen und kaufen neue Wohngruppen. Eröffnen wie verrückt, weil der Bedarf da ist. Aber es fehlt das Personal.
Jetzt komme ich zu Beschiss Nummer 1 und wahrscheinlich auch insgesamt betrachtet, der der am meisten Geld einbringt. Wohngruppen haben ein Konzept in dem ein Personalschlüssel festgelegt ist mit bestimmten Kosten. Träger rechnen immer die vollen Kosten ab, obwohl der Personalschlüssel nicht voll belegt ist. Bsp.: Eine Wohngruppe soll mit 5 Pädagogen in Vollzeit besetzt sein -> Realität: 3 Leute machen den Job von 5, der Träger sieht, dass es reicht und kümmert sich nicht mehr um die Belegung des Personals weil das System ja "funktioniert". Der Träger rechnet die vollen Personalkosten ab. Die Arbeitsbelastung steigt ins unendliche und die Lebensqualität sinkt.
Ich habe bei einer der letzten Leitungsrunden (Teamleitungen, Fachbereichsleitungen, Fachaufsichten) mal die "pikante" Frage gestellt: "Wo ist das Geld und was wird damit gemacht?" - Mir wurde unmissverständlich im Anschluss in einem vier Augen Gespräch klar gemacht, dass mich das nichts anzugehen hat. Ich stellte diese Frage nach dem die Inflationsrate sehr schnell sehr stark stieg und sich ein grundlegender Wocheneinkauf für eine Wohngruppe fast verdoppelte, wir aber nicht mehr Geld erhielten...also anstatt in die Nachverhandlung mit den Jugendämtern zu gehen was die Essenspauschale pro Kopf angeht oder aus dem eigenen Budget "vorstreckt" nimmt der Arbeitgeber billigend in Kauf, dass eventuell, egal in welchem Bereich, eine Unterversorgung der anvertrauten Schutzbefohlenen entsteht.
Dazu kommen Nummern wie die Dienstwagen Flotte. Früher preiswerte aber solide asiatische Hersteller, heute für die mittlere Führungsetage VW und für den Vorstand Mercedes/BMW/Audi. Kollegen die im Wohngruppen Alltag arbeiten und einen längeren Anfahrtsweg haben (25km+) wird aktiv ein Dienstwagenmodell verweigert und auf das Job Fahrrad mit E Antrieb verwiesen. Wenn man sich aktuelle Leasingraten anguckt wird da ebenso massiv Geld verbrannt, welches sicherlich nicht dafür gedacht ist Mozart über die Burmester Anlage der neuen E-Klasse zu hören. In der Pandemie Zeit gab es zum Beispiel für die Verwaltung Cateringservice, da die Kantine geschlossen war. Für die Mitarbeiter im aktiven Einsatz nichts. Die mehreren Corona Boni, die möglich waren gab es nur ein einziges Mal. Auch hier gab es wohl Budgetprobleme, die eine gänzliche Ausschöpfung, die der Staat angeboten hatte, zunichte machten. Wer denkt die abgerechneten Personalkosten mit Jugendämtern wird fairerweise auf diejenigen aufgeteilt, die sich unterbesetzt den Hintern aufreißen...Fehlanzeige.
Im Endeffekt ist es so, dass mein alter Arbeitgeber mittlerweile einige Gruppen schließen musste weil schlichtweg kein Personal mehr vorhanden ist und keiner mehr unter solchen Bedingungen arbeiten will. Hier möchte ich auch erstmal einen Schlussstrich ziehen, da es sonst zu viel wird. Es ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange...
Ich kenne solche Methoden nur aus der freien Wirtschaft. Der Unterschied liegt darin, dass Stiftungen, Diakonien, etc. andere Finanzierungsmodelle haben und größtenteils keinen Gewinn erwirtschaften dürfen. Ich verstehe, dass jeder so angenehm wie möglich leben möchte. Gelder falsch nutzen und falsch zu investieren, wohlmöglich sogar im straffälligen Bereich (bin kein Jurist, dennoch erschließt sich mir hier der Eindruck), ist für die Sozialindustrie leider normaler Alltag und gehört für mich seitens der Behörden genauesten kontrolliert.
Dies zusammengefasst beschreibt meine Aussage von gestern, dass wir eine aufgeblähte Sozialindustrie besitzen, die mit Geld zugeworfen wird. Symptome mit Geld behandeln, noch mehr Probleme entstehen.
Zu den NGO's:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/hintergrund/ngo-fluechtlinge-mittelmeer-109.htmlEin relativ harmloser Bericht über NGO's. In der Realität ist dies ein ganz mieses Geschäft auf Kosten der Flüchtlinge und des europäischen Steuerzahlers. Ich kann jedem, der sich tatsächlich für diese Thematik interessiert nur dazu raten mal einen Monat ehrenamtlich in einer Flüchtlingsunterkunft zu arbeiten. Redet mit den Menschen und macht euch euer eigenes Bild.
Zu den Medien:
Ich bin damals mal zufällig über einen Artikel gestoßen, wie sich ÖRR dem Framing versucht bzw. wie es "besser" darin wird ein bestimmtes Narrativ zu bedienen. Habe ein bisschen suchen müssen, da ich vergessen hatte wie der Bericht hieß:
https://netzpolitik.org/2019/wir-veroeffentlichen-das-framing-gutachten-der-ard/Der Bericht ist im Artikel verlinkt.
Solange Medien von Stiftungen und Lobbyverbänden Geld erhalten (siehe als Beispiel den Spiegel, der Geld von der Gates Foundation erhält) ist für mich eine freie Presse eher nicht möglich. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing (oder so ähnlich). Allein die Berichterstattung über die Berlin Wahl wie auch die Bundestagswahl (Betrug, falsche Stimmabgaben, Chaos an der Urne wie vor den Lokalen, usw.) ist einfach nur traurig für die breite Presse. Hätte Tichys Einblick (Roland Tichy) nicht so gute journalistische Recherche betrieben und rechtliche Mittel eingelegt wäre dieses Thema völlig untergegangen. Ich hatte vor 15 Jahren den Spiegel mal im Abo aber heute ist dieser einfach nicht mehr vertrauenswürdig (siehe diverse Skandale, erst jüngst wieder, mit erfundenen Geschichten).
Generell ist die Masse an Informationen heutzutage fast gar nicht mehr zu verarbeiten. Bis auf Reddit besitze ich keinerlei Social Media Accounts mehr und lese nur noch gezielt, kurz und bündig, aktuelle Nachrichten zu den Themen Politik und Sport. Nach dem Cut der ganzen multimedialen Beballerung lebt es sich deutlich entspannter und angenehmer. Das Thema psychische Resilienz steht tatsächlich im engen Zusammenhang mit Social Media und Informationstechnologie.
Jeder sollte sich am Ende des Tages seine eigene Meinung bilden, frei leben, lieben und wählen dürfen. Mein Frust, der sich immer mehr anstaut basiert darauf, dass ich meine Grundprinzipien nicht mehr leben kann ohne im schlimmsten Fall sogar den Job zu verlieren (Bsp.: Einrichtungsbezogene Impfpflicht).
Ich hoffe ich konnte ein paar Dinge besser erläutern.
Schönen Tag euch!