Ganz grundsätzlich: der STIKO-Empfehlung würde ich immer vertrauen im Sinne von "was die empfiehlt, sollte man mindestens machen". Gerade in der Pandemie hat sich ja wiederholt gezeigt, dass die STIKO eher "zu vorsichtig" agiert hat.
Meine persönliche Einschätzung und auch die zahlreicher Fachleute (denn ich weiß es gewiss nicht besser als die STIKO) ist: der Impfstoff ist auch bei Kindern sicher und mehr als ausreichend erprobt. Die Daten aus anderen Ländern mögen nicht STIKO-Kriterien entsprechen und deshalb nicht von ihr ausgewertet werden, aber sie sprechen eine klare Sprache. Daher: wenn es eine Gelegenheit gibt, impfen.
Unsere persönliche Entscheidung: wir haben unsere bald dreijährige Tochter off-label impfen lassen. Sie hatte bislang (8 Tage her) keinerlei Nebenwirkungen nach der Erstimpfung. Warum haben wir das getan, obwohl das Risiko für Kinder ohne Vorerkrankungen schwer an Covid zu erkranken verschwindend gering ist? Nun, zum einen, da bin ich ehrlich, beruhigt es uns ungemein, sie geschützt zu wissen, wenn sie in den Kindergarten geht. Ja, das Risiko ist gering, im Einzelfall kann dir die Statistik aber schlicht den fetten Mittelfinger zeigen. Das ist aber nicht der Hauptgrund bzw. -gründe:
1. Über Long Covid weiß man noch zu wenig, insbesondere bei Kindern. Über den Impfstoff weiß man dagegen mittlerweile sehr, sehr gut Bescheid. Gestern ging ja wieder eine Studie (an Erwachsenen) durch die Medien, wonach 1/3 der Betroffenen dauerhaft (was auch immer das zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet) unter Einschränkungen leidet. Dieses Risiko wollen wir so gut wie möglich reduzieren.
2. Ursprünglich hatte ich gesagt, wir warten mindestens mal, bis der Impfstoff in der Altersklasse zugelassen ist. Da ging ich aber noch davon aus, es wären ausreichend Erwachsene bereit, sich impfen zu lassen, sodass die Situation nicht wieder komplett eskaliert. Nun haben wir volle Intensivstationen, eine immer noch ungenügende Impfquote und Omikron. Dazu eine Gesellschaft, die seit nun fast zwei Jahren mMn zu wenig für den Schutz der Kinder tut. Wir wollen aber weder uns, noch insbesondere unsere Tochter weiter isolieren (= sehr wenige gleichaltrige Kontakte für sie). Also schützen wir sie bestmöglich, um sie mit möglichst wenig Sorge in den Kindergarten zu schicken.
Meine Prognose ist übrigens, dass es wie bei der Ü12-Impfung laufen wird: spätestens im Februar wird die STIKO den Impfstoff für alle Kinder ab 5 Jahren empfehlen.