@kn0xv1lle
Ja, weil immer wieder Leute daherkommen und glauben, Sport und Politik ließen sich trennen, wird sich daran auch nichts ändern. Sport ist so ein Massenphänomen, dass es mit Politik untrennbar verbunden ist. Glaubst du, die DDR war ihrer Zeit so gut in allen Sportarten, weil dort zufällig die besten Trainer und Sportler geboren und aufgewachsen sind? Da wurde mit allen möglichen Hormon-Therapien und dergleichen bis zum geht nicht mehr nachgeholfen, um das Land nach Außen gut zu repräsentieren. Und so was soll ich dann von Politik trennen? Wenn man es sich so einfach machen will, dann kann man auch gleich Doping komplett erlauben und jeden Spieler für jeden Verband antreten lassen, das wäre dem Sport ja nur zuträglich, weil dann dauernd nur die besten mit übermenschlichen Leistungen immer neue Rekorde aufstellen würden. Wäre das nicht geil?
Diese Einstellung, man würde nichts ändern können, die lehne ich zutiefst ab. Unterhalte dich mal mit dem Filialleiter deines örtlichen Supermarkts, wie stark sich das Konsumverhalten weniger auf die Produktpalette auswirken kann. Das ist natürlich nur ein Bruchteil dessen, was bei einer Sportveranstaltung nötig wäre, aber gerade bei dieser WM, wo es uns die Pay-TV-Sender so einfach machen, das Ganze zu ignorieren, könnte man sich mal zusammenreißen.
Politik ist von nichts zu trennen. Alles was du machst, ist Politik. Ob du Tiefkühlware kaufst oder frisches Obst und Gemüse. Ob du Auto fährst oder zu Fuß gehst. Alles wirkt sich aus. Löse dich von der Vorstellung, der Sport wäre davon befreit. Er ist es vermutlich am wenigsten.
@ Herr_Rossi:
Über die WM-Vergabe in Deutschland bin ich informiert, da scheiterte es ja wohl auch nur an einer Kuckucks-Uhr. Aber das ändert nichts daran, dass in Deutschland alle Stadien unter normalen Bedingungen erbaut wurden, das Land eine enorme Fußballbegeisterung hat und jedes Stadion hinterher weiter genutzt wird und regelmäßig ausverkauft ist. Außerdem sind Absprachen wie: "Wir stimmen für euch, sollte es sich zwischen einem afrikanischen und einem europäischen Land entscheiden." und solche wie: "Stimmt für mich und uns ihr bekommt ne schöne Prämie dafür." schon zwei sehr unterschiedliche Dimensionen.
Ich habe außerdem nicht gesagt, dass nur große Länder eine WM ausrichten dürfen. Marokko ist auch nicht die Fußballnation schlecht hin. Die könnten von der dadurch entstehenden Infrastruktur wirklich profitieren. Oder Australien, die USA, Südkorea. Das sind alles keine großen Fußballnationen, die hätten alle wirklich was davon gehabt.
Aber Katar? Als ob die eine WM nötig hätten, um die Infrastruktur für ihre 2 Millionen Einwohner zu finanzieren. Als ob auch nur ein einziges der Stadien, die dort entstehen, während, geschweige denn nach der WM annähernd voll sein wird.
Viele wissen es nicht, aber schon bei der WM 2002 in Japan und Südkorea war nur ein einziges Spiel ausverkauft. Und dort leben deutlich mehr Fußballfans als in Katar. Wie soll das 2022 aussehen?
Über Wild Cards im Tennis kann ich im Übrigen nichts sagen, dieser Sport interessiert mich, wenn überhaupt, nur am Rande.
Das mit den Einbürgerungen zeigt doch auch noch mal, worum es Katar geht. Möglichst erfolgreich zu sein und sich der Welt als große Handballnation zu präsentieren, der es nur um den Sport geht. Aber genau das Gegenteil wird dadurch erreicht. Wenn es wirklich nur die Ausrichtung einer Handball-WM um des Handballs Willen wäre, dann würde man sich selbst mit dem letzten Platz begnügen und nicht so ein Theater veranstalten.
Wenn es nach dem Reglement wirklich so einfach ist, dann sollte das Reglement geändert werden. Aber die Beispiele, die du aufgeführt hast, haben mir auch keinen vergleichbaren Fall aufgezeigt, wo gleich mehrere Spieler einer Mannschaft speziell "zusammengekauft" wurden. Hat man Andrej Klimovets und Talant Duschebajew wirklich mit Geld zugeschissen, damit sie ihre Nationalität wechseln? Ich weiß zwar nicht, wie es bei Duschebajew war, aber Klimovets hat vor seiner Einbürgerung 9 Jahre in Deutschland gespielt, so viel ich weiß. Das macht es vielleicht nicht unbedingt vertretbarer, aber ist doch zumindest ein etwas anderer Sachverhalt.
Man kann darüber sicher Stunden diskutieren, für mich ist es nur offensichtlich, dass man, um diese WM zu kritisieren, nicht die Nadel im Heuhaufen suchen muss.