Ich glaube ein entscheidener Punkt dabeil iegt in der Basis der Zuschauer. Eine Nationalmannschaft hat nicht wirklich Fans, es gibt dieses "fanatische" nicht wirklich, deshalb ist es auch ein leichtes auf die fanatischen Menschen zu verzichten, indem man nur eine Klientel bedient, in Form der "Geldsäcke", ein ähnliches Phänomen wirst du auch auf Vereinsebene entdecken bei Clubs die keine wirkliche Verwurzelung in der Bevölkerung haben. Ich war eine lange Zeit in Berlin beim Handball unterwegs, genauer bei den Füchsen, das war damals die 1. Saison in der Bundesliga und das Publikum dort waren Angehörige und Familien von Bankangestellten oder sonstigen Sponsorenmitarbeitern, die an kostenlose Karten gekommen sind. Es ist dann also eine Art Familienausflug vergleichbar mit Kino, jeder lässt sich berieseln. Die einzige "Stimmung" entsteht dann durch im Vorfeld verteilte Klatschpappen und einen engagierten Animator, der Sprechgesang vorgibt. Das führt mich zu einem wesentlichen Unterschied:
Einerseits der Fan:
Ein Fan ist ein Mensch, der längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem für ihn externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen oder abstrakten Fanobjekt hat und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Ressourcen wie Zeit und/oder Geld investiert. wikipedia
Andererseits das Publikum:
Publikum (von lat. publicus „dem Volk, der Allgemeinheit gehörig“; vgl. coram publico „vor den Leuten“, „öffentlich“; res publica „Republik“) ist der Sammelbegriff für die Zuschauer und Zuhörer bei Aufführungen... wikipedia
Auf die Nationalmannschaft umgemünzt bedeutet das, dass wir zwar alle anteilnehmend sind als Deutsche, allerdings nur wenige von uns eine engere emotionale Verbindung hägen. Das wiederum unterliegt mEn jedoch auch allgemeinen Schwankungen in der Stimmung der Gesellschaft. Sprich, geht es den Menschen in ihrem Land gut und sind sie zufrieden, wird auch die emotionale Bindung zur Nationalmannschaft größer sein oder halt es steht ein Event an wie die WM oder EM auch dann entwickeln Leute die sich sonst nur unterhalten lassen wollen fanatische Züge.
Auf Vereinsebene ist das jedoch anders, idR. ist man Fan von einem Verein, der aus der näheren Umgebung der eigenen Heimat kommt, sprich es ist von Natur aus schon eine Verbundenheit da, denn da kicken ja schließlich Leute, die aus der gleichen Gegend kommen wie ich selbst. Es existiert also ein Identifikationspotenzial. Zudem werden die meisten Fans mit einem Verein groß, sie wechseln also nicht ihren Verein, so wie sie in unterschiedliche Kinovorstellungen gehen, sondern sie sind ihrer "Heimat" treu. Weiterführend könnte man sagen, insofern jemand sich für Fußball begeistert und dies nicht erst seit heute oder gestern, dass es ein Teil der Lebenskultur des Einzelnen ist zu seinem Verein zu gehen. Es entsteht etwas, was wissenschaftlich erwiesen vergleichbar mit Liebe ist.
All diese wesentlichen Verbindungsmerkmale findest du bei der Nationalmannschaft nicht. Jeder ist stolz auf die Jungs die da für unser Land kicken, auch sie bieten ein hohes Identifikationspotenzial, allerdings in einem anderen Maße als sie das auf Vereinsebene tun. Für mich spielt auch die örtliche Gebundenheit eine wesentliche Rolle, ein Verein agiert regional, er zieht Menschen aus seiner Region, das ist sein "Kapital", eine Nationalmannschaft ist dem übergeordnet nicht regional sondern national gebunden, es fehlt also der regionale Bezug. Für mich wäre hier vor allem dann erhötes Potenzial für Fantum, wenn z.B. ein Spieler aus meiner Region in der Nationalelf spielt und dieser bei meinem Lieblingsverein spielt, ein Beispiel dafür wäre Kevin Großkreutz.
So far... ich glaube nicht, dass man diese Entwicklung umkehren kann, denn anders als noch vor einigen Jahrzehnten ist Fußball heute nicht mehr nur der Sport der Arbeiterschicht sondern der Sport für alle egal welcher sozialen Herkunft und dort wo sich die zielgruppe verändert wird sich auch das Angebot verändern, vorallem in einer profitgeprägten und orientierten Gesellschaft wie die unsrige.