Es gibt wohl wenige Länder, die weniger rassistisch sind als Deutschland. Und die haben alle ein extrem homogenes Bevölkerungsbild - können also aus Mangel an "Gelegenheit" auch nicht wirklich rassistisch sein (viele skandinavische Länder - und was dort passierte als man ein paar Flüchtlinge aufnahm ist auch kein Geheimnis. Plötzlich waren dort auch Rassisten zu finden). Und ja, ich pauschalisiere hier.
Das ist nicht pauschalisieren. Das ist relativieren. Das ist verharmlosen. Das ist der Anfang von Rassismus.
Es gab gestern eine sehr anschauliche Reportage 'ZDF Zeit' zum Thema Rassismus in Deutschland. Wer das gesehen hat und nur einen Funken Empathie in seinem Körper, der sollte sich ob des Rassismus in Deutschland schämen und sich persönlich immer wieder dafür einsetzen, dass in seinem Umfeld rassistisches Verhalten geächtet und geahndet wird.
Der Titel der Reportage,falls die gemeint war: ZDFzeit: "Streitfall Rassismus - Wie gleich sind wir?" und ist auch Online beim ZDF zu finden.
Ich fand den Übergang am Anfang,Menschen die noch das Wort"Negerkuss"nutzen,über die Frage nach der Herkunft zu späteren Szenen,z.B die Frau die in der Bahn bedroht wird,etwas hart,das hätten die sich vielleicht auch sparen können.
Ist bei sowas aber ganz interessant sich selber zu fragen was man selbst in solchen Situationen tun würde oder könnte,oft ist sich ja jeder selbst der Nächste und wegschauen ist einfach bequemer als zu helfen.
Jetzt durch Corona sieht man ja auch wieder das es dadurch neue Fälle von Diskriminierung gibt,Asiaten werden komisch angeschaut weil das Virus aus China kommt,oder z.B eine Gruppe Japaner bei RB Leipzig im März deswegen aus dem Stadion geworfen.
Ich habe mich ja bewusst aus dieser Diskussion ausgeklinkt, weil ich auf Twitter schon zahlreiche ähnliche Diskussionen geführt habe. Übrigens auch ein "weißes Privileg", sich aus so einer Diskussion ausklinken zu können - für uns ändert sich dadurch nichts und es wird nichts schlechter für uns. Grundsätzlich schließe ich mich meinen Vorrednern an. Ich habe aber auch ein, zwei Fragen an dich, White:
1. Wie kommst du zu dem Schluss, dass Deutschland weniger rassistisch sei, als viele andere (vergleichbare?) Länder? Dazu würde ich gerne etwas Fundierteres lesen, als subjektives Empfinden.
2. Was soll so ein Vergleich überhaupt bringen? Das änder doch nichts an der Betrachtung der Probleme hierzulande, sondern führt zu - wie Tony schon schrieb - Relativierung.
3. In Deutschland kommst du schwieriger an eine Wohnung oder Job, in Clubs rein, wirst von der Polizei kontrolliert, von wildfremden angestarrt, beleidigt, körperlich angegriffen, wenn du die falsche Hautfarbe und/oder den falschen Nachnamen hast. Das alles ist Rassismus - und soll kein Problem sein?
Ergänzung: Wie Deutschland Rassismus unsichtbar macht
Auf Twitter zu diskutieren ist auch nicht so einfach und ich würde fast sagen Zeitverschwendung,viele Leute blocken sich da ihre eigene Welt zurecht und nutzen das dann eher für Bestätigung von Stammtischparolen.
Zu 2. kommt ,denke ich,auf den Kontext an,es wird ja schon von einigen versucht,die BLM Bewegung 1 zu 1 auf Deutschland zu übertragen,da könnte man schon einen Vergleich ziehen.
Zum Thema DFB,ich finde gut das so etwas zugelassen wird und den Spielern erlaubt wird so ihre Meinung zu äußern,wenn man sonst das Fehlverhalten der Profis,abgehoben,irgendwelche Goldsteaks usw,kritisiert,dann kann man da auch mal loben und es ist ja auch nicht so das Rassismus im Sport gar kein Thema ist,alle paar Monate wieder gibt es Berichte das irgendwo "Fans" Affenlaute machen oder z.B damals die Aussage von Gauland,das man nicht neben Boateng wohnen will, warum soll man dann nicht klar zeigen wo man steht und das sowas nicht in Ordnung ist?