Okocha-Interview zum Heynckes-Vorfall:
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Frage: "Wie ist diese Arbeitsverweigerungs-Geschichte passiert, in die du mit hineingerutscht bist?
Okocha: "Ärger paßt nicht zu mir! Ich habe nie mit jemandem Ärger gehabt! Wenn ich das Gefühl habe, daß man mich nicht als Mensch behandelt, dann muß ich etwas dagegen machen. Ich habe bei Heynckes vorher keine Probleme gehabt, nicht oft gespielt, aber nie etwas gesagt (wie bei Toppmöller). Ich habe damals am Donnerstag ein UEFA-Cup-Spiel gemacht (gegen Neapel) und Sonntag ein Punktspiel gehabt (in Duisburg), und ich habe schlecht gespielt, die Mannschaft zwar auch, aber ich sage, ich habe schlecht gespielt! Die Presse und die Fans haben gefordert, daß Heynckes mich spielen läßt. Nach dem Spiel hat Heynckes in einem Interview gesagt, daß nun alle gesehen hätten, wie ich gespielt hätte, daß ich nicht einmal die richtigen Stollen angehabt hätte. Ein Spieler, Legat, hat mich sogar in der Öffentlichkeit kritisiert, daß wenn ein Spieler nicht weiß, welche Stollen er zu nehmen hat, dies Landesliga oder A-Klasse wäre. Das hat mir nicht gefallen. Ich habe noch nicht gehört, daß ein Spieler einen anderen in der Öffentlichkeit kritisiert. Ich bin zu Heynckes gegangen und habe ihm gesagt, er als Trainer darf jeden kritisieren, aber es ist nicht gut, daß die eigenen Kollegen mich in der Öffentlichkeit kritisieren.
Außerdem haben wir jemanden, der sich um die Schuhe kümmert. Er hat mir gesagt, ich müßte am Dienstag wieder in der Nachwuchsrunde spielen, da ich am Sonntag schlecht gespielt hätte. Ich habe nichts gesagt, weil es ja schon vorkommen kann, daß man in fünf, sechs Tagen drei Spiele macht. Ich habe auch das Spiel mitgemacht, war Mittwoch und Donnerstag im Training. Freitag ist normalerweise lockeres Training, bevor wir ins Hotel gehen. Wir spielten dann immer in zwei oder drei Gruppen 6 gegen 2. Nach dem Training hat er (Heynckes) dann angefangen zu schreien und gesagt, unsere Gruppe (mit Yeboah, Gaudino und Okocha) hätte 6 gegen 2 nicht gut gemacht. Deshalb gäbe es für uns drei - nicht die Gruppe, das sind acht Spieler! - ein Mittagstraining. Wir haben nichts gesagt, die anderen Spieler aber: "Ist der verrückt geworden? Was macht der denn?". Er hat uns dann zum Waldlauf mitgenommen. Der Lauf war leicht, weil Heynckes versucht hat, mit durchzuhalten. (Jay Jay kann sich ein leises Lachen nicht verkneifen.) Er hat dann gesagt, wir würden uns im Hotel treffen. Yeboah hat angefangen zu sagen, er würde nicht kommen. Als wir dann zur Kabine gingen, habe ich ihm gesagt, ich kann nicht spielen. Ich hätte Angst davor, weil die Woche für mich zu schwer war (Spiele Do/So/Di + Training + Straftraining + die viele Kritik); so eine Woche hätte ich noch nie erlebt. Ich bin (war) noch 21, und da habe ich noch Angst, zu spielen, weil ich genau wußte, daß ich schlecht spielen würde - ich hatte kein Selbstvertrauen - gar nichts! Es wäre besser für mich, wenn ich zu Hause sitze. Er hat mich zum Arzt geschickt, dem habe ich erzählt, daß ich kein Selbstvertrauen habe und Angst habe, zu spielen. Er hat mir ein paar Tabletten zum Aufbauen gegeben. Dann ist der Masseur zu Heynckes gegangen und hat ihm gesagt, ich hätte Kopfschmerzen. Heynckes hat mich zu ihm gerufen und gefragt, ob ich Kopfschmerzen hättee. Ich habe gesagt, ich hätte keine Kopfschmerzen, ich hätte kein Selbstvertrauen, kein Selbstbewußtsein. Er fragte, was ich dem Masseur gesagt hätte. Ich sagte ihm, genau das gleiche, was ich ihm (Heynckes) gesagt hätte. Dann habe ich gesagt: "Ist mein Deutsch so schlecht, daß ich den Unterschied zwischen Kopfschmerzen und Selbstvertrauen nicht kenne?" Ich habe ihm die Tabletten gezeigt, die nichts mit Kopfschmerzen zu tun hatten. Was versucht der mit mir zu machen? Dann hat er gesagt, ich solle nach Hause gehen. Ich war auch am nächsten Tag im Stadion und habe das Spiel angesehen. Am Sonntag hieß es dann "Arbeitsverweigerung - neuen Verein suchen!"