Einerseits ja und rein sportlich betrachtet ist das in dieser Saison auch erstmal sehr früh gehandelt. Allerdings bekommen wir von Außen nie das Innenleben und Zwischenmenschliche mit. Denn dort ist nicht nur die Beziehung Trainer<--> Mannschaft wichtig sondern eben auch die zu den höheren Ebenen Trainer <--> Besitzer/Präsident/Geschäftsführung/Management allgemein. Wenn es da irgendwann auch nicht mehr passt, wirkt sich das langfristig eigentlich immer irgendwann auch auf die sportliche Leistung aus. Dann ist es eben sinnvoller frühzeitig die Trennung zu vollziehen, wenn man nicht mehr davon überzeugt ist mit dem Trainer langfristig vernünftig zusammenarbeiten zu können. Da ist dann teilweise eben leider kein Platz für vergangene Erfolge und Verdienste.
Ich erinnere nur daran wie Tuchel damals Trainer in Mainz wurde. Der Aufstiegstrainer wurde nach Ablauf der Vorbereitung entlassen, "nur" weil man in der 1. Pokalrunde ausschied. Allerdings führte Heidel dort eben an, dass man nicht mehr von Andersen überzeugt war, weil es intern nicht mehr passte, sowohl Trainer <--> Vereinsführung als auch Trainer <--> Mannschaft gab es Anfänge von atmosphärischen Störungen. Da ist es eben besser zu handeln, statt erst eine sportliche Krise sich auswachsen zu lassen und es nachher nicht mehr kitten zu können.
Oder als der 1. FC Köln Markus Anfang entließ, kam das von Außen auch undankbar und nicht nachvollziehbar an. Allerdings war die ganze Saison ein Auf und Ab, was mit dem damaligen Kader eher nicht hätte sein sollen. Und die letzten Spiele vor der Entlassung grenzten zum Teil an Arbeitsverweigerung der Mannschaft (bspw. 3:0 in Dresden verloren, aber die Art und Weise...), teilweise gab es Spieleraussagen, die andeuteten, dass da eben etwas gewaltig nicht mehr stimmt zwischen Trainer und Mannschaft. In dem Millionenbusiness kann man da leider nicht mehr abwarten und auf Sentimentalitäten Rücksicht nehmen.
Es liest sich ja jetzt auch, dass Tuchel, wie in England üblich, keine Aufgaben jenseits des Trainerjobs übernehmen wollte, der Besitzer ihm dies aber auftragen wollte. Wenn sich dadurch erstmal Misstrauen ausgebreitet hat, ist die Trennung logisch. Das Tuchel sportlich aufgrund des schwierigen Transfersommers evtl. mehr Zeit benötigt hätte um die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen ist dann zweitrangig.
Ähnlich ist es doch auch bei Tedesco. Auch wenn der mit seiner Aussage vor dem EL-Halbfinalrückspiel Druck von der Mannschaft nehmen wollte, ist da wahrscheinlich was in der Beziehung zu Mintzlaff in die Brüche gegangen, bzw. war es der Beginn. Hinzu kommt dann das Ausschlagen der Vertragsverlängerung bzw. Vertagen, dann wiederum Transfers durch RB/Mintzlaff wovon Tedesco nicht überzeugt war oder gefragt wurde. Die Leistungen der Mannschaft sind dann rein sportlich auch nicht zu erklären, da stimmt dann auch was in der Gemengelage nicht. Da ist nun mal der Trainer hauptverantwortlich für in der Mannschaftsführung. Zudem die Parallelen zum Absturz von Schalke damals. Als wenn Tedesco es nicht versteht über eine Sommerpause hinweg den Teamspirit zu erhalten. Oder einfach denkt, es geht so weiter wie bisher und vergisst, dass man sich ständig anpassen muss an die Veränderungen, die zwangsläufig auch durch äußere Einflüsse (Transfers im eigenen Team, Konkurrenten werden stärker, haben sich besser auf die eigene Spielweise eingestellt, usw.) kommen.
Deswegen, ja, oft werden Trainerentlassungen zu früh getroffen, aber man muss eben auch bedenken, dass da durchaus Gründe eine Rolle spielen, die auf den ersten Blick von Außen für uns Fans nicht erkennbar sind und es manchmal auch nie sein werden. Und so wie Tuchel zuletzt auftrat, wirkte er doch teilweise ratlos und nervlich angegriffen.