3 Tage nach diesem historischen Ereignis wurden die Gruppen ausgelost. Wir waren in Topf 4 und verfolgten gespannt die Auslosung. Wir wurden mit Chelsea, Qarabag FK und Mura (Slovenien) in eine Gruppe gelost. Mal sehen was dabei rumkommt aber für die Conference League wirkt diese Gruppe doch recht stark. Die Freude dabei zu sein steht jedoch über allem. Für mich meine Spieler und alle anderen im Verein.
Bis zum nächsten Spiel hatten wir rund 2 Wochen, Zeit endlich einmal alles auszukurieren und zu regenerieren. Außerdem hatte ich auch noch meine erste Interviewanfragen und zwar von keinem geringeren als dem Kicker.
Interviewer:Hey, hvussu hevur tú tað?
Ich:
Hey, tað er gott. Takk. Tær? (lacht)
Interviewer:
*schaut fragend*
Ich:
Spaß bei Seite wir können das Interview gerne auf Deutsch führen, aber weil Sie so angefangen haben dachte ich Sie wollen das auf färöisch führen.
Interviewer:
Achso ja deutsch ist mir da doch lieber (lacht).
Sie sind jetzt schon knapp 12 Jahre Trainer auf den Färöer, wie kommt es das sie hier Ihre Karriere gestartet haben?
Ich:
Ganz einfach in meinem Urlaub hier steckte ich mich damals mit Corona an und musste gesundheitlich ein halbes Jahr hier bleiben und dann besuchte ich die Spiele von Midvagur an und durfte nach einer Zeit als Co arbeiten bis ich dann den Cheftrainerposten angeboten bekommen habe. Seit dem bin ich hier.
Interviewer:
Wie konnten sie das finanzieren? Denn damals war MB ja noch viertklassig und meine Recherchen ergaben, dass eigentlich nur Erstligatrainer genug verdienen um keinen Zweitjob haben zu müssen.
Ich:
Das stimmt Ihre Recherchen sind richtig, ich habe damals remote in meinem Job als Softwareentwickler arbeiten können, bis ich hier genug verdienen konnte als Trainer.
Interviewer:
Das ist interessant und äußerst ungewöhnlich. Und jetzt sind sie in Gruppenphase der Europa Conference League eine beeindruckende Reise. Haben Sie damit gerechnet?
Ich:
Nein auf keinen Fall ich kann es immer noch nicht glauben was uns da gelungen ist.
Interviewer:
Das kann ich nachvollziehen, außerhalb der Färöer ist ihr Team ja auch nur ausgewachsenen Fußballexperten bekannt.
Letztes Jahr im Winter lehnten Sie ein Angebot von Aue ab, wieso?
Ich:
Ganz einfach, ich bin hier glücklich und in Europa für Furore sorgen kann ich hier wie man sieht auch. Hier passt einfach alles für mich daher sah ich gar keine Notwendigkeit ins Erzgebirge zu ziehen.
Interviewer:
Okay das ist natürlich ein wichtiger Punkt das Angebot abzulehnen.
Möchten Sie denn jemals in Deutschland trainieren?
Ich:
Das kann ich nicht beantworten, die nächsten 5 Jahre definitiv aber nicht. Generell gäbe es in Deutschland nur einen Club der für mich interessant wäre, nämlich mein Heimatclub den 1. FC Köln.
Interviewer:
Okay. Also wird man Sie wohl eher nicht an der Seitenlinie in der Bundesliga sehen.
Vielen Dank für ihre Zeit und viel Erfolg weiterhin.
Ich:
Danke. Sehr gerne.
Dann stand auch schon das Spiel gegen Gota an. Es erste mal seit Wochen konnten wir mit der besten 11 spielen. Doch belohnt wurde das erst nach 37 Minuten durch Eliasen. In der zweiten Halbzeit dauerte es nur 5 Minuten bis Gota ausglich. Und eine Viertelstunde nach dem Ausgleich der Supergau Gota drehte das Spiel. Zumindest kurzzeitig, denn nach 66 Minuten glichen wir durch Hansen aus. Und in der 77 Minute drehten wir das Spiel durch Davidsen und holten die 3 Punkte mit einem aufreibenden 3:2 Sieg. Nicht das was ich in Bestbesetzung erhofft hatte. Aber trotzdem 3 Punkte auf dem Weg zur Meisterschaft. Da Fuglafjordur wieder nur unentschieden spielte sind wir mittlerweile 11 Punkte vorne. Der Titel ist uns quasi sicher.
Nach dem Spiel gegen Gota war es dann soweit, unser Debüt in der Conference League wir hatten ein Heimspiel gegen Mura. Die Freude auf dieses Spiel war riesig. Von Anfang an entwickelte sich ein offenes Spiel und nach 25 Minuten gingen unsere Gäste in Führung. Doch wie schon gegen Sheriff wachten wir danach auf und hatten nach 30 Minuten die Chance per Strafstoß auszugleichen. Sabir übernahm die Verantwortung und verwandelt 1:1. 5 Minuten später, wir kombinieren uns fein durch und Hansen schießt aus 15 Metern den Ball an die Unterkante der Latte ins Tor, Spiel gedreht. Doch unsere Gegner brauchen nur 3 Minuten zum erneuten Ausgleich und in der Nachspielzeit sorgte ein kapitaler Fehler unserer Hintermannschaft, dass wir mit einem 3:2 Rückstand in die Pause gehen. Ärgerlich und dumm. Noch ärgerlicher war, dass wir in den zweiten 45 Minuten nicht mehr gefährlich vor das Tor kamen und so starten wir mit einer Niederlage in diesen Wettbewerb.
Unsere U21 holt mal wieder das nationale Double und wir können gegen den Tabellenletzten Undrid mit einem Sieg und ein wenig Schützenhilfe unsere Titelverteidigung klar machen.
Wie gewohnt spielten wir mit unserer B-Elf und wir spielten stark auf und erzielten 2 Tore die wegen Abseits aberkannt wurden. Doch nach 42 Minuten gingen wir durch einen Elfmeter von Sabir verdient in Führung. Und auch gleichzeitig zum 1:0 Sieg. Doch unser Verfolger gewann ebenfalls, die Titelentscheidung war somit erstmal vertagt.
Am 24. Spieltag hatten wir gegen KI Klaksvik dann die erste Chance aus eigener Kraft Meister zu werden. Diese wollten wir nutzen und gewohnt musste unsere B-Elf in diesem Spiel ran. Doch an diesem Nachmittag zeigte nur eine Mannschaft das sie das Spiel unbedingt gewinnen will und das waren nicht wir. Bereits nach 4 Minuten gingen sie nämlich in Führung die wir zwar durch Hansen nach 13 Minuten kontern konnten doch auch danach ging in unserem Spiel nicht viel und die wenigen Chancen die wir hatten und folgerichtig viel das 2:1 nach 40 Minuten. Nach 48 Minuten war dann alles vorbei als Klaksvik auf 3:1 erhöhte. Das war zugleich auch der Endstand. Die Meisterschaftsentscheidung ist also vertagt und wie im letzten Jahr können wir diese im eigenen Stadion feiern.
So arbeiteten wir darauf auch in unserem Training daraufhin. Die ganze Woche wurde hart gearbeitet, denn unser nächster Gegner war Vestur unser Rivale und was gäbe es besseres als unseren Rivalen zu schlagen und Meister zu werden.
Dann stand das Spiel am Samstag an und wir legten los wie die Feuerwehr und übten massiv Druck aus. Nach 7 Minuten schoss uns Due zur 1:0 Führung und nach 24 Minuten erhöhte Due auf 2:0. Die Meisterschaft war also zum greifen nah. 10 Minuten nach dem 2:0 vervollständigte Due seinen Hattrick zum 3:0. Danach war alles entschieden, so lief die zweite Halbzeit dann vor sich hin. Wir und die Fans feierten dann nach 90 Minuten unsere 2. Meisterschaft in Folge. Wahnsinn.
Doch zu ausgelassenen Feierlichkeiten kam es „leider“ nicht denn 3 Tage später stand das riesen Spiel gegen den FC Chelsea dem 2 fachen Champions League Sieger an.
Die altehrwürdige Stanford Bridge erwartete uns. Und wir liefen mit unserer besten Elf auf und starteten voller Freude in dieses Spiel, welches sogar im färöischen Fernsehen übertragen wurde.
Sehr geehrte Damen und Herren herzlich Willkommen zum Spiel des Lebens für die 25 Männer von Midvagur.
1. Min. Pünktlich pfeift der Schiedsrichter
5. Min. Chelsea kommt es erste mal nach vorne, Rodrygo zieht in den 16er und scheitert am glänzend parierenden Charlo.
9. Minute jetzt kommt Midvagur auch erstmals nach vorne Due ist schon im Sechzehner holt zum Schuss aus und trifft. Wahnsinn Midvagur führt hier mit 1:0.
15 Minute Es reiben sich alle verwundert die Augen ob des Spielstandes und Chelsea kommt gar nicht in die Partie aktuell
27 Minute der erste Abschluss von Chelsea seit dem 1:0 er war zwar nur aus der zweiten Reihe und geht weit über den Kasten. Ganz stark was die Jungs aus Midvagur bisher zeigen.
33 Minute der nächste Abschluss von Chelsea, auch wieder weit daneben.
35 Minute, es gibt Einwurf für MB in der eigenen Hälfte. Larsen wirft ein Lauritsen schickt den Ball auf den rechten Flügel. Jetzt überqueren sie die Mittellinie quergelegt zu Due, der leitet per Kopf auf Eliasen, der weiter auf den Flügel zu Petersen, er läuft weiter in den Strafraum schickt den Ball auf Eliasen, dieser zieht zur Grundlinie und legt den Ball quer an die 5 Meterraumkante auf Due und dieser schließt direkt ab und schnürt den Doppelpack. Unfassbare Szenen.
42 Minuten es gibt Ecke für Chelsea, der Ball kommt hoch rein und es ertönt ein Pfiff. Elfmeter für Chelsea. Fichtner übernimmt die Verantwortung, läuft an und trifft zum 2:1.
Es ertönt nach 2 Minuten Nachspielzeit der Halbzeitpfiff. Midvagur geht mit einer 2:1 Führung in die Pause. Eine wahrliche Überraschung
Der zweite Durchgang beginnt.
53 Minute Chelsea im Vorwärtsgang Errera wird steil geschickt, läuft frei aufs Tor zu und versenkt zum 2:2 Ausgleich.
60 Minute das Spiel plätschert gerade so ein wenig vor sich hin.
69 Minute Chelsea ist wieder im Vorwärtsgang, wieder ein Steilpass diesmal auf Smith Rowe und er trifft. Chelsea dreht das Spiel.
76 Minute Midvagur wirkt jetzt platt und geschlagen, Chelsea ist schon im Strafraum und zieht an die Grundlinie, der Ball wird quergelegt da steht Errera und der schiebt ein. Das ist die Entscheidung 4:2.
87 Minute es gibt doch nochmal Ecke für Midvagur, der Ball kommt hoch rein in der Mitte schraubt sich Eliasen hoch köpft den Ball und trifft 4:3 Midvagur. Geht hier noch was? Selbst wenn nicht. 3 Tore gegen Chelsea ist ein unglaubliches Resultat.
90 Minute jetzt auch Ecke für Chelsea und auch diese führt zum Tor und Errera erzielt sein drittes Tor heute.
Ohne große Nachspielzeit wird das Spiel abgepfiffen. Chelsea siegt mit einem spektakulären 5:3. Aber die Männer von den Schafsinseln dürfen sich definitiv feiern lassen und sollten aus diesem Resultat weiter Kraft schöpfen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.
Nach diesem starken Resultat sammelte ich meine Mannschaft nochmal in der Kabine.
„So Männer das Ergebnis war stark drei Tore gegen Chelsea schafft nicht jeder. Wenn wir so weiter spielen, werden wir definitiv nicht Punktlos aus diesem Wettbewerb rausgehen.“
Lauritsen: (Kapitän) „Genau Männer, der Chef hat recht wir brauchen uns vor niemanden zu verstecken. Wir haben es schon so weit geschafft und werden hier auch in den nächsten 4 Spielen Punkten.“
Nach dem Spiel gegen Chelsea hatten wir jetzt erstmal 2 Wochen frei bevor es gegen B36 geht. Ich vereinbarte kein Testspiel und ließ uns allen Zeit zu entspannen. Denn seit Sommer gab es da nicht viele Chancen zu.
Gegen B36 ließ ich die B-Elf ran. Nach 18 Minuten köpfte uns Jensen zur 1:0 Führung. Auch danach spielten nur wir und hatten zahlreiche Chancen auf 2:0 zu erhöhen. In der 40 Minute war es dann soweit. Petersen erhöht auf das verdiente 2:0. In den zweiten 45 Minuten passierte nicht mehr viel, nach rund 65 Minuten entschied Larsen das Spiel per Elfmeter. Alles in allem ein schöner 3:0 Sieg.
Nach diesem Spiel mussten wir weit Reisen, ganz weit nämlich nach Aserbaidschan, zu Qarabag Agdam. Obwohl wir gegen B36 so viel rotiert haben sind einfach die Tanks meiner Spieler leer.
Das merkte auch Qarabag früh und geht nach 8 Minuten in Führung, doch Davidsen gleicht 2 Minuten später durch ein herrliches Solo aus. Doch leider kassieren wir 2 Minuten vor der Halbzeit das 2:1. in der zweiten Halbzeit kamen wir leider nicht mehr gefährlich vor das Tor und Qarabg erzielte sogar das 3:1, doch das war zugleich ein Weckruf für uns nochmal aufzuwachen und Davidsen brachte uns nochmal durch sein zweites Tor des Tages ran, leider konnten wir nicht mehr rausholen und verloren auch unser 3. Spiel in der Conference League. Auch diesmal konnte ich niemanden einen Vorwurf machen, denn wir warfen wieder alles rein.
In der Liga stand jetzt nur noch ein Spiel an, nämlich gegen NSI. Unsere Gäste sind aktuell auf Platz 4 mit 3 Punkten Vorsprung auf den Tabellenfünften Vestur. Für NSI also eine interessante Ausgangslage, da ihr Torverhältnis schlechter als das von Vestur ist (3 zu
NSI sollte also mindestens einen Punkt gegen uns holen um Platz 4 zu sichern. Wir treten wieder mit der B-Elf an und in der Innenverteidigung feiert der 16 jährige Henrik Jensen sein Debüt. Nach einem schwungvollen Beginn unsererseits gingen wir nach einer schnellen Kombination durch Gale in der 9 Minute in Führung. Das 2:0 folgte nur 13 Minuten später durch Jeffrey. Kurz vor der Halbzeit war das Spiel dann schon fast entschieden, denn nach einem harten einsteigen dezimierte sich unser Gegner selbst. In der 59 Minute wäre fast das Tor des Jahres gefallen, denn Gale setzte einen Freistoß aus 30 Metern an das Lattenkreuz und von dort schob Eliasen ein. 5 Minuten vor Schluss konnte NSI nochmals verkürzen, aber nur für 2 Minuten dann stellte Eliasen den drei Tore abstand wieder her. Da Vestur blieb NSI vierter.
Nach dem letzten Spieltag konnten wir unsere Meisterschaft richtig feiern, denn bis zum nächsten Europapokalspiel sind es 11 Tage. So feierten wir den erneuten Titelgewinn dementsprechend und ich wurde gesehen, wie ich gegen 5 Uhr morgens in mein Haus stolperte. Unnötig zu sagen, dass das Training am Montag im laufe des Abends abgesagt wurde.
Außerdem nutzte ich die Zeit um einiger Verträge zu Verlängern, insbesondere von Spielern aus der zweiten Reihe, denn diese Kaderbreite hat sich diese Saison bewährt wobei ich auch gemerkt habe, dass da noch mehr nötig ist.
Dann stand auch schon unser Heimspiel gegen Qarabag. Es entwickelte sich von Anfang an ein umkämpftes und zerfahrenes Spiel, erst nach 29 Minuten gab es die einzige Torchance und die gehörte Qarabag doch das Tor wurde knapp verfehlt. In der 57 Minute machten es unsere Gäste besser und gingen nach einer Guten Kombination in Führung. Wir mussten jetzt mehr zeigen, doch konnten es nicht sondern kassierten in der Nachspielzeit das 2:0. Ein schwacher Auftritt und eine verdiente Niederlage. Damit waren wir nach dem 4. Spieltag also schon offiziell aus der Conference League ausgeschieden.