@Tim Twain:Diejenigen, die am häufigsten Freistöße erhalten, sind nicht unbedingt diejenigen, die am häufigsten gefoult werden.
Unter Umständen können sie auch nur am überzeugendsten "Aua" rufen und rollen am schönsten über den Rasen.
Und das ist jetzt keine Aussage über Neymar im Besonderen (obwohl ich da eher bei White bin als bei Dir, was die Bewertung des Spielers angeht), sondern eine ganz allgemeine Beobachtung der Veränderungen im Spiel in den letzten 30, 40 Jahren.
Spieler werden (wenn überhaupt) am linken Knöchel touchiert und halten sich vor Schmerzen wimmernd das rechte Knie, spüren einen Hauch einer Bewegung an der Schulter, fallen wie vom Blitz getroffen um und halten schreiend die Hände vors Gesicht, so dass Du Angst haben mußt, ihnen wurden beide Augen ausgestochen und die Zunge herausgerissen, werden gar nicht berührt, beweisen aber sofort, dass sie den Flugschein haben ... in jedem einzelnen Spiel findest Du Beispiele für solche groben Unsportlichkeiten.
Denn ja - ein Foul ist unsportlich. So zu tun, als wäre man gefoult worden und damit eine Strafe des Gegners und/oder einen eigenen Vorteil erschleichen zu wollen, ist es jedoch nicht minder.
Nur im zweiten Fall kommt noch die Lüge zur Unsportlichkeit hinzu.
Es wäre super einfach zu unterbinden, es gibt sogar teilweise schon die Regeln dafür: zB Gelb wegen Schwalbe, Gelb-Rot im Wiederholungsfalle.
Ich würde bei nachgewiesener Schauspieleinlage eine Mindeststrafe von 2 Spielen vorschlagen, und zwar auch im Nachhinein nach Sichtung der VAR-Kamera-Bilder NACH einer Partie.
Im Wiederholungsfalle 5 Spiele, danach saisonlang.
Schauspielerei ist meines Erachtens schlimmer als Doping, weil nicht nur ein Spieler dadurch (im Idealfall) "besser" ist als vorher, sondern eine ganze Mannschaft (die gegnerische nämlich) grundlos und aus niederen Beweggründen schlechtergestellt/bestraft wird.
Und wenn man bei Doping schon jahrelange Sperren aussprechen kann (obwohl die Nachweismethoden nicht immer eindeutig sind), sollte man (eindeutige Fernsehbilder selbstverständlich vorausgesetzt), solcherlei Unsportlichkeiten doch genauso hart ahnden können, oder?
Wird aber nicht passieren, was will man auch erwarten.
Es geht um viel zuviel Geld, als dass man noch mit sportlichen Erwartungen herangehen sollte.
Wir haben aus einem sportlichen Wettkampf ein kapitalistisches Geschäft gemacht, in dem der Verlierer im schlimmsten Fall den eigenen Untergang zu fürchten hat (im Extremfall Vereinsinsolvenz wegen Erfolglosigkeit) und in dem der Gewinner selbst dann als "clever" bejubelt wird, wenn er ganz eindeutig betrogen hat (von der "Hand Gottes" bis zur heutigen flächendeckenden Elfmeterschinderei).
Wir werfen den Akteuren dieser unsportlichen Rangelei, statt ihnen angewidert den Rücken zuzukehren, mehr und immer noch mehr Geld in den Rachen, sehen dabei zu, wie sie jeden (sportlichen!) Wettbewerbsgedanken mit Füßen treten und über Bord werfen (Europapokale -> CL -> Super League) und spotten noch über die Verlierer dieser zutiefst kapitalistischen Oligarchisierung.
(Zählt mal durch, wie viele unterschiedliche Halbfinalisten es im Cup der Landesmeister, Pokalsieger und UEFA-Cup gegeben hat und wie viele es im Vergleich heute in den tollen neuen Wettbewerben sind! Sucht mal nach Meistern aus kleineren Nationen in den Gruppenphasen. Erschrocken gucken nicht vergessen.
)
Es macht einfach keinen Spaß mehr, weil schon lange nicht mehr der sportliche bessere gewinnt.
Und damit hör ich auf, sonst schreib ich mich endgültig in Rage.