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Autor Thema: [FM 20 bis 24] Lavayeuxs Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers  (Gelesen 73240 mal)

Muffi

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Ich hoffe es war okay, dass ich mich einfach des Namens bedient habe.  ;) Aber das passte einfach so gut.  :D

Lava kann einem ja leid tun, ich bin gespannt ob und wenn, wann er aus den Schatten hervortritt.  8)
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Bayernfahne

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So schnell ist dann also eine Woche vorbei!  :) Ich finde es ja absolut charmant gelöst, dass Lava momentan "nur der Spielerbeschaffer" ist, denn ohne jetzt deine Fähigkeiten an der Taktikfafel schlechtreden zu wollen ist das beim FM in den unteren Ligen mit lauter Amateurspielern ohne feste Verträge vermutlich das, was man zu 90% der Zeit macht und solange man das gut kann und die richtigen Spieler bekommt (siehe Kevin Pannewitz) ist das taktische Know How eher zweitrangig. Aber mich würde ja mal brennend interessieren, ob die Geschichte mit der Provision im Falle von Ablösesummen Lavayeux nochmal irgendwann auf die Füße fällt.  ;D
Und ob er je in Schwarzbach die Chance als Cheftrainer erhält oder ihn sich jemand anderes angelt? Long story short: mal wieder ein richtig geiler Part, der Lust auf mehr macht!
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...und der Teufel schickt uns einen Kuss, wir haben von alledem gewusst!

Noergelgnom

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Januar 2022, Schwarzach, Westösterreich


"Sie haben bitte WAS?!"
Mir fallen bei der Lautstärke, mit der mein Präsident mich anschreit, beinahe die Ohren vom hochroten Kopf.
Stefan Maier kann glücklicherweise niemanden mit Blicken erdolchen, ansonsten hätte ich jetzt einen ziemlich häßlichen und schnell größer werdenden roten Fleck auf dem weißen Hemd, so etwa in Herzhöhe.
Er sieht aus, als würde er sich gleich auf mich stürzen wollen. Da sein gleichfalls sehr aufgebrachter, aber offenbar noch restvernünftiger Bruder ihn am Arm festhält, kann er auch das zum Glück nicht.
Also beschränkt er sich darauf, mich weiterhin anzubrüllen, wobei mir die Speichelflocken nur so um die Ohren fliegen.

"Sind Sie denn völlig wahnsinnig geworden?! Wie konnten Sie es wagen, Geld, das wir zum Zeitpunkt dieser ... dieser ... dieser ... Übereinkunft gar nicht hatten, an einen dermaßen unseriösen Scharlatan abzutreten, der ..."

"Mooooment mal!", schaltet sich an dieser Stelle der gerade erwähnte Sighelm Kautzer ein. "Was bitteschön meinen Sie denn mit 'unseriös'?! Das nehmen Sie aber mal ganz schnell zurück, ansonsten verlasse ich sofort dieses Gespräch und Sie hören zukünftig nur noch von meinem Anwalt."

Unter heftigen Bemühungen seinen Bruders Theodor beruhigt sich Stefan Maier zumindest soweit, dass er sich den Schaum vom Mund wischen kann.
Ihn wieder zum Sitzen zu bewegen, dauert dennoch eine halbe Ewigkeit.

"So, Herr Lavayeux", wendet sich Theodor Maier, seinen Bruder immer noch am Arm festhaltend, mir zu. "Und jetzt mal Klartext. Was genau schulden wir diesem Subj..."
Kautzer erhebt sich halb, woraufhin Maier II die Beleidigung herunterschluckt und den Satz stattdessen mit "Herrn Kautzer?" beendet. Dieser setzt sich mit aufreizender Langsamkeit wieder hin.

"Das ... äh ... das müßte ich mal in Ruhe ausrechnen, so genau weiß ich das gar nicht ...", stammele ich.

"Ich weiß es dafür umso genauer", schaltet sich Kautzer erneut ein und zückt einen schmalen Aktenordner, dem er sogleich ein DIN-A-4-Blatt entnimmt.
Er reicht es über den Tisch, wo es von den Maiers mit Interesse, aber auch mit spitzen Fingern, entgegengenommen wird.
Die beiden werfen einen Blick darauf und brüllen diesmal unisono los.

"Fünfundsiebzigtausend Euro?!" Stefan wird puterrot, Theodor kreidebleich.
"Wir sind ruiniert, das ist das Ende des FC Schwarzach...", murmelt Letzterer und vergräbt das Gesicht in den Händen.
"Insolvenz", krächzt Stefan, offensichtlich auch auf dem Weg von Wut zu Verzweiflung, und setzt mit leiser werdender Stimme hinzu "... schon wieder."
"Das wars mit unserem Ruf in Schwarzach, wir können einpacken." Das ist jetzt wieder Theodor, fast tonlos haucht er die Worte zwischen den Händen hindurch. "Den Bürgermeisterposten können wir jetzt auch vergessen."

Kautzer scheint im Gegensatz zu allen anderen Anwesenden eine geradezu glänzende Laune zu haben. Er gestattet sich ein Lächeln und sagt dann sehr ruhig und sehr gewinnend: "Nun, das muß ja nicht das Ende sein. Eine Möglichkeit, dieses ganze Desaster aufzulösen, sehe ich da schon."
Alle Köpfe rucken wahlweise hoch und/oder in seine Richtung. "Ja?"

"Es ist doch ganz einfach", sagt der Spielervermittler und schenkt mir einen sehr kurzen Seitenblick, der aber ausreicht, um mich mit düstersten Vorahnungen an seinen Lippen kleben zu lassen.
"Ich verstehe das doch richtig, dass Herr Lavayeux weder in Ihrem Auftrag noch mit Ihrem Einverständnis diesen Vertrag unterschrieben hat, ja?"
"Natürlich nicht! Dem hätten wir niemals zugestimmt!"
"Na dann ist hier mein Vorschlag: Sie, Herr Lavayeux, unterschreiben mir diesen klitzekleinen Schuldschein, zusammen mit dieser eidesstattlichen Versicherung, hinter dem Rücken und entgegen der Weisungen Ihrer Vorgesetzten gehandelt zu haben."
Er schiebt mir zwei offensichtlich bereits vorbereitete Dokumente zu. Hat der Mistkerl das etwa so geplant? Warum?
Die Antwort erhalte ich sofort.

"Und Sie, meine Herren, unterzeichnen diese Vereinbarung, dank derer Sie ab sofort nur noch Vizepräsidenten des FC Schwarzach sind und mich zum neuen Präsidenten ernennen. Oh und dann bitte noch diese Partnerschaftsvereinbarung..."
Ein kleiner Haufen Dokumente wandert aus dem Ordner in die Hände zweier überraschter Präsidenten.

Ich habe inzwischen den Schuldschein überflogen.
"Moment mal, warum soll ICH Ihnen denn jetzt die 75.000 Euro schulden?! Das unterschreibe ich auf keinen Fall!"

Kautzer lächelt nur - ein irgendwie beunruhigender Gesichtsausdruck.
"Kein Problem, Herr Lavayeux. Dann verklagt Sie der FC Schwarzach eben wegen Untreue. Auf sowas steht auch schon mal Gefängnis, wenn der Staatsanwalt und der Richter einen schlechten haben."
Keine Ahnung, ob das nur ein Bluff ist, mir gefriert jedenfalls das Blut in den Adern bei dieser Aussicht.

"Hähäh!", feixt Stefan in meine Richtung, während Theodor mit finsterer Miene grummelt: "Ich trete doch nicht als Präsident zurück und lasse den FC Schwarzach zum Partnerverein von .... WAS?! FC Liefering?!!! Niemals!!"

Kautzer lächelt einfach weiter. "Sehr gern, Herr Maier, Ihre Entscheidung. In diesem Falle sehe ich mich allerdings gezwungen, die ... andere Geschichte an die Presse zu geben und denen in allen Einzelheiten zu erklären, dass Sie mit einer illegalen und geheimen Vereinsspende aus Quellen, die wir alle drei sehr gut kennen, die in der Öffentlichkeit aber bestimmt nicht gut ankommen ... ", sein Lächeln hat jetzt eindeutig wölfischen Charakter, "entgegen der Regeln des Amateursports insgeheim semiprofessionelle Spieler verpflichtet und bezahlt und sich damit nicht zuletzt der Wettbewerbsverzerrung schuldig gemacht zu haben.
Wenn rauskommt, dass Sie Gelder aus Siewissenschonwo angenommen und unter der Hand an angebliche Amateurspieler ausgezahlt haben, dann werden Sie nichtmalmehr Vizepräsidenten sein, soviel kann ich Ihnen versprechen."

Die beiden Maiers schauen sich in jähem Entsetzen an, als ihnen klar wird, dass Kautzer nicht nur mich, sondern auch sie ans Messer liefern kann.


Der Rest des Gespräches besteht aus reichlich sinnfreien Versuchen der Maiers (und peinlicherweise auch mir), irgendwie noch bessere Konditionen zu verhandeln.
Kautzer bleibt im Bewußtsein seiner Überlegenheit allerdings hart und am Ende bekommt er seinen Willen.
Er wird der neue starke Mann in Schwarzach, die Maiers behalten zumindest ihren Ruf ... und ich bin meinen Job los, dafür hab ich ab sofort 75.000 Euro Schulden. Allerdings muß auch ich mich nicht mit unangenehmen Nachfragen auseinandersetzen, denn Teil der Schuldschein-Vereinbarung ist die Zusicherung, dass Kautzer und die Maiers die Füße still halten, was den Grund meiner Entlassung angeht.
"Sportliche Neuausrichtung" ist die offizielle Begründung.

"Lassen Sie sich aber nicht einfallen, irgendetwas davon jemals irgendwem zu erzählen - ansonsten wird Ihr Leben sehr ungemütlich, Herr Lavayeux."
Kautzers Warnung könnte nicht deutlicher sein.
Der Abschied aus Schwarzach ist kurz und unschön.
Die Maiers geben mir zu verstehen, dass sie nur auf einen Anlass lauern werden, um mich doch noch ans öffentliche Messer zu liefern, da ich ihrer Meinung nach allein schuld bin an dem ganzen Schlamassel.
Ich widerspreche vorsichthalber lieber nicht und mache mich schleunigst aus dem Staub.

Drei Tage später bin ich wieder in Luxemburg und komme erstmal bei meinem Onkel unter.


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« Letzte Änderung: 27.Juni 2023, 16:01:28 von Achtelprofi »
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Ex-Achtelprofi


“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

shortknife

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…….wird auch langsam Zeit  ;) sonst werde ich hier noch zu Alleinunterhalter  :)  ::)
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Schweizer, Trainer einer Juniorenmannschaft, ehemaliger U-16 Nationalspieler der Schweiz.

Muffi

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Sehr coole Einlage!  :D Jetzt bin ich natürlich gespannt, wohin des den hochverschuldeten Lavayeux verschlägt.  :)
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Bayernfahne

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Oh, dieser Typ  ;D Lavayeux und die Finanzen, eine never ending Story. Freut mich auch, dass es hier weiter geht, auch wenn ich in nächster Zeit nicht wirklich zum Lesen kommen werde, aber hoffentlich habe ich dann in ca. einem Monat schön viel Stoff zum Nachholen!
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knufschu

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Cool, es geht krachend weiter!
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t.oelpel

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Sehr coole Einlage!  :D Jetzt bin ich natürlich gespannt, wohin des den hochverschuldeten Lavayeux)
Ist doch klar. Dieser Anfänger von Le Voyeux wird Co-Trainer von Müller-Lüdenscheidt bei den Red Boys Aspelt.
« Letzte Änderung: 29.Juni 2023, 18:36:27 von t.oelpel »
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FlutLicht1900

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Sehr nice. 4-4-2 auch in Abwandlung finde ich für limitierte Teams auch eine gute Wahl. Tolle Story. 👍
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Noergelgnom

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Inter regnum ludium III

Herbst 2022, Grevels, Luxemburg


Kautzers Knebelvertrag hat exakt einen einzigen Vorteil:
Kein Aas interessiert sich für die wirklichen Hintergründe meiner Vertragsauflösung in Schwarzach.
Als ich im Sommer 2022 wieder zurück in Luxemburg bin, gibt es exakt null Anfragen zu diesem Thema.
Order zu IRGENDEINEM Thema, um genau zu sein.
Ich bin exakt so unwichtig und uninteressant, wie ich mich spätestens in der zweiten Woche im Haus meines Onkels fühle.

Nichtmal Hannes hat es für nötig befunden, mich anzurufen. Eine dürre SMS ("Habs gehört. Tut mir leid. Bin grad im Streß. Ich meld mich!") ist alles, was ich von ihm höre.
In der ersten Zeit trifft mich das zwar ziemlich hart, aber nach einem längeren Gespräch mit Onkel Gernot dämmert mir langsam, wie sehr ich mich in den letzten Jahren eigentlich auf Hannes verlassen habe.
Wann immer ich ein Problem hatte, in einer Sackgasse steckte oder nicht weiter wußte, kannte ich nur einen Lösungsweg:

"Duuuu, Hannes ....?"

Als ich einmal kapiert habe, wie würdelos ich meinem besten Freund seit meiner Schulzeit am Rockzipfel hänge, dauert es keine zwei Tage, bis ich meinen Elan wiedergefunden habe. Ich will mir und der Welt beweisen, dass ich mehr bin als der Sidekick des U17-Trainers der Wiener Austria!

Es wird auch Zeit, dass ich was unternehme - denn ein gewisser österreichischer Spielerberater ruft im Spätsommer an, um mir mitzuteilen, dass die Rückzahlschonfrist hiermit beendet ist und er binnen Monatsfrist die erste Rate erwartet.
Das ist nämlich Teil der Übereinkunft gewesen - die 75.000 Euro werden mir nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag gestundet, sondern sollen mit einer monatlichen Rate von mindestens 750 Euro zurückgezahlt werden. Ich habe drei Wochen, um mit besagter erster Rate "aus dem Quark zu kommen", wie Kautzer mir mitteilt. Sein Grinsen hör ich glasklar durch die Leitung.

Hmph - also Jobsuche. Und zwar fix!
Mein erster Reflex ist es, zum Telefon zu greifen und Hannes anzurufen - ein Beweis dafür, wie recht Onkel Gernot hatte. Ich unterdrücke den Impuls und schlappe stattdessen zum örtlichen Echternacher Zeitungshändler, wo ich alle Regionalzeitungen mit "Jobbörse"-Seiten erstehe.
Den restlichen Tag verbringe ich auf Gernots Terasse, mit Kaffeetasse, Block und Stift bewaffnet.
Meine anfängliche Motivation schwindet von Stunde zu Stunde, als ich feststelle, wie wenig ich eigentlich kann und vor allem wie wenig mir das in meiner Situation nutzt. Erstaunlicherweise hat nämlich kein einziger stinkreicher Erstligist ein Gesuch für einen hoffnungsvollen, aber völlig unerfahrenen Co-Trainer in eine luxemburgische Winzzeitung gesetzt.
Stattdessen finde ich meterweise Inserate, die mit "unseriös" noch beschönigend umschrieben sind.

"Stifte zusammenschrauben, in Heimarbeit - bis zu 4000€ im Monat"

"leichte Vertriebstätigkeit, bombensicheres Geschäft, bis zu 6000€ im Monat"

"Pflegehelfer auf 400€-Basis"

"Empfangstätigkeit bei der xxx-Bank, 10h/Woche"

Ja nee, is klar! Ich bin doch nicht mit dem Klammersack gepudert!

Das Dumme ist, dass die wenigen seriöseren Arbeitgeber sofort abwinken, wenn ich anrufe und ihnen erzähle, dass ich als einzige Qualifikation ein durchschnittlich gutes österreichisches Abitur und einen C-Trainerschein vorzuweisen habe. Letzterer hilft mir weder bei Handwerkern noch bei Buchhaltungs-Dienstleistern, wie ich feststellen muß.
Am Abend sitze ich folgerichtig frustriert auf der inzwischen schattigen und kühlen Terasse, blättere zunehmend verzweifelt in der letzten noch verbliebenen Zeitung und werfe schließlich mit einem höchst deprimierten "Ach leck mich doch...!" den Stift auf den Tisch.

Hinter mir lacht es leise.
"Was ist denn mit Dir los, Gerard?", fragt mein Onkel, der - von mir bisher unbemerkt - offenbar schon einen Moment hinter mir steht, ein halbvolles Weinglas und eine noch nicht entzündete Zigarette in der Hand. "Kummer?"

Ich muß als Antwort eine ziemliche Grimasse geschnitten haben, denn Gernot wird ansatzlos ernst und setzt sich mir gegenüber an den Tisch.
"Oha. So ernst?"

Ich seufze.
"Ich muß schleunigst einen gut bezahlten Job finden und alles, was es hier gibt", ich wedele in einer wegwerfenden Geste über den Zeitungsstapel, "ist entweder kompletter Müll ... oder man teilt mir mit, dass man wenigstens eine gewisse Grundqualifikation erwartet, die ich locker unterbiete."
Er schaut mit über den Rand seines Glases an, mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. "Was sagt Hannes?"
Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, er weiß von nichts und ich hab auch nicht vor, ihn anzurufen. Wieso bringst Du den überhaupt ins Spiel? Du hast mir doch erst vor ein paar Tagen ins Gewissen geredet, was meine Abhängigkeit von ihm angeht und mir klargemacht, wie  sehr ich mich dadurch selbst behindere?!"
Gernot grinst. "Ich wollte nur sichergehen, dass Du nicht schon wieder in alte Gewohnheiten zurückgefallen bist."
Dann wird er wieder ernst. "Ganz ehrlich - ich freu mich, dass Du endlich auf den Trichter gekommen bist, dass hier im Haus rumzuhängen keine Lösung für irgendwas ist. Versteh mich nicht falsch - Du kannst bleiben, so lange Du willst, aber das bezahlt Dir Deine Schulden nicht."

(Ich habe Gernot zumindest grob ins Bild gesetzt, was eigentlich in Schwarzach vorgefallen ist.)

Ich nicke.
"Ich hab nur halt keine Ahnung, was ich machen soll - wenn ich nach diesen Anzeigen hier gehe, bin ich für den Arbeitsmarkt komplett ungeeignet. Für eine Ausbildung hab ich keine Zeit, weil ich sofort Geld verdienen muß - und ein Job als Kassierer wird wohl nicht genug einbringen, um jeden Monat 750€ nach Österreich zu überweisen."

Bedächtiges Nicken auf der anderen Seite des Tisches, während mein Onkel sich nun doch die Zigarette anzündet und einen tiefen Zug nimmt.
Als er schließlich spricht, spielt ein feines Lächeln um seine Mundwinkel.
"Ich kann Dir möglicherweise helfen - Du kannst doch gut kopfrechnen, oder? Und dank Deiner "Karriere" in Schwarzach auch ein bißchen verhandeln?"

Ich mache große Augen. "Worauf willst Du hinaus?"
"Nun, Du weißt doch, dass meine Firma nicht nur hier in Echternach, sondern auch in Grevels und in Frisingen ein Lager hat, damit unsere Lieferfahrer nicht jedesmal zig Kilometer durch das Herzogtum fahren müssen, wenn wieder irgendwo ein Bistro ein paar Reinigungs- und Hygieneartikel braucht?"
Ich nicke, völlig perplex.
"Wie es der Zufall will, hat mir mein Lagerleiter in Grevels kürzlich mitgeteilt, dass er ein Jobangebot aus Deutschland bekommen hat, das er unbedingt annehmen will. In zwei Monaten ist er weg."
Mir fällt fast der Unterkiefer aus der Verankerung.
"Und ich soll seinen Job übernehmen? Ich hab doch gar keine Ahn..."
"Quark mit Sauce! Hör auf, Dich ständig selbst so klein zu machen, Gerard! Das ist doch keine Raketenwissenschaft! Du führst Buch über die Ein- und Ausgänge im Lager, stehst für den Raum Nordluxemburg als Ansprechpartner bei Bestellungen zur Verfügung und koordinierst die Lieferungen und -fahrer für das Gebiet. Maurice wird Dich in seinen letzten beiden Monaten gründlich einarbeiten und zum 1.10. übernimmst Du seinen Posten. Ich weiß, dass Du das kannst, Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen."

Ich atme ein, zwei mal tief durch, dann nicke ich. "Dann müssen wir aber auch noch über das Gehalt sprechen."
Gernot lacht. "Na klar, das ist sowas von typisch für uns Lavayeuxs! Erst lange zieren, dann gleich gieren! - Es gibt nicht viel zu verhanden. Du bekommst in den ersten drei Monaten zweitausend brutto, danach dreitausend. Dazu je ein halbes Gehalt als Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Von Dir verkaufte Waren bekommst Du erstmal mit 0,5% provisioniert, darüber kann man dann später nochmal verhandeln, wenn Du Dich gut schlägst. 30 Tage Urlaub, 6 Monat Probezeit. Direkt am Lager ist eine kleine Einzimmerwohnung angebaut, die ich Dir für 400€ plus Nebenkosten vermieten kann, damit Du nicht die 50 Kilometer pendeln mußt. Die Miete für die Einarbeitungszeit  erlaß ich Dir."

Wie betäubt sitze ich da und starre meinen Onkel an.
"Warum hast Du nicht gleich was gesagt, als Maurice gekündigt hat?"
"Ganz einfach: ich wollte sehen, dass Du Dich selbst um eine Arbeit bemühst, bevor ich Dir die Lösung auf dem Silbertablett präsentiere. Ach ja, eins noch, nur damit das klar ist: wenn Du Dir einbildest, Du kannst Dir dort einen faulen Lenz machen, weil Du der Neffe vom Firmenchef bist, bist Du schief gewickelt. Ich will, dass Du Dich richtig da reinkniest!"
Ich nicke. "Darauf kannst Du Dich verlassen, ich werde Dich nicht enttäuschen."
Ein tiefer Atemzug.

"Danke Onkel Gernot, Du rettest mir echt den Arsch - das wirst Du nicht bereuen, versprochen."

Den Vertrag unterschreibe ich noch am selben Abend, dann pack ich meine paar Habseligkeiten zusammen.
Am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam nach Grevels, wo mich mein Onkel (und Chef) meinem Bald-Vorgänger Maurice vorstellt.
Der Mittvierziger ist ein hemdsärmeliger Typ, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstehe.
Und nach den ersten beiden Tagen bin ich auch überzeugt, dass ich meinen neuen Job "packe". Und möglicherweise sogar Spaß bei der Arbeit haben werde - denn auch die Fahrer sind - soweit ich sie bisher kennengelernt habe - sehr umgänglich.
Mein neues Zuhause ist eine in der Tat winzige Einzimmer-Wohnung mit nichtmal 30 Quadratmetern - aber dafür mit einem großen Balkon nach Südwesten raus und mit Blick ins Grüne, da das Lager am Dorfrand von Grevels steht.
Dorf?
Aber sowas von Dorf!
Keine dreihundert Einwohner wohnen in der beschaulichen Gemeinde, die ziemlich genau 20 Kilometer nordwestlich von Luxemburg-Stadt liegt.
Und dennoch gibt es hier tatsächlich einen Fussballverein, wie ich am ersten Samstag feststelle. Direkt hinter dem Lager liegt der hochtrabend "Stade rue de Kuborn" genannte Sportplatz, auf dem der FC Excelsior Grevels seine Heimspiele austrägt.

Muss ich mir bei Gelegenheit mal anschauen.
Aber zuerst gilt: fit werden im Job und so schnell wie möglich anfangen, die Schulden zurückzuzahlen!
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Inter regnum ludium IV

Spätherbst 2022, Grevels, Luxemburg

"Jetzt zieh doch endlich die Außen zurück!"
Ich gestikuliere wild am Spielfeldrand, aber Fernando, der Trainer, beachtet mich nicht.
Wie üblich.
Das hält mich aber nicht davon ab, ihm weiterhin ungefragt Ratschläge zu erteilen.
Auch wie üblich.

"Herr im Himmel, siehst Du nicht, dass wir ein ums andere Mal auf den Außen überrannt werden? Wir betteln förmlich um den Ausgl ... DA! Genau diesen Rotz meine ich!"
"Dieser Rotz" ist der gerade noch unter Aufbietung aller Kräfte verhinderte Ausgleich, als die Gäste wieder mal mit einfachsten Mitteln - langer Pass auf den Flügel, kurzer Sprint, Flanke - unsere gesamte, viel zu hoch und viel zu eng stehende Abwehr aushebeln und nur ein Wahnsinnsreflex von Keeper Almeida Schlimmeres verhindert.

Fernando beachtet mich natürlich auch weiterhin nicht die Bohne, ruft aber einige Augenblicke später tatsächlich die Anweisung aufs Feld, außen defensiver zu stehen. Und wie von mir erwartet, zieht das der gegnerischen Offensive weitgehend den Zahn, mehr als rennen und flanken können die meisten Mannschaften hier in der fünften luxemburgischen Liga eh nicht.
Als der Schiedsrichter abpfeift, hat der FC Excelsior somit drei sehr wichtige Punkte im Kampf um den Aufstieg gesammelt und bleibt mit drei Zählern Rückstand zum Ende der Hinserie auf dem fünften Platz in Lauerstellung.

Normalerweise folgt jetzt Phase zwei unseres üblichen samstagnachmittäglichen Geplänkels. Seit ich mich in meinen neuen Job eingefuchst habe, sind meine Wochenenden nämlich langweilig genug, dass ich die Samstagabende gern mal damit zubringe, Fernando noch ne Stunde auf den Geist zu gehen und ihm haarklein zu erklären, was ich warum anders gemacht hätte - während er mir erklärt, was ich bei meiner Analyse alles außer acht gelassen habe und vor allem: was ich ihn alles mal kann.
Normalerweise, wie gesagt.

Heute merke ich beim Näherkommen sofort, dass irgendwas anders ist als sonst.
Statt mich mit finsterer Miene zu erwarten, schaut er irgendwie .... verschlagen.
"Olà Nervensäge", begrüßt mich der Portugiese. "Wieder was zum dran-rum-meckern gefunden?"
Er klingt auch verschlagen!
Mißtrauisch äuge ich zu ihm rüber. "Was ist denn mit Dir los?"
"Nihichts, wieso?", schallt es betont unschuldig zurück.
"Na normalerweise keifen wir uns doch jetzt schon an - also: was ist los?"
"Gegenfrage: wie kommt es, dass ein komplett unbeschriebenes Blatt wie Du so erstaunlich gut fachsimpeln kann? Manche Deiner Hinweise in den letzten Wochen waren ja regelrecht hilfreich."
Jetzt also auch noch Komplimente?! Irgendwas stinkt hier gewaltig, soviel steht fest.
Vorsichtig antworte ich: "Naja, ich bin ja vom Fach - sozusagen. Ich habe den kleinen Trainerschein und hab auch schonmal als Co-Trainer gearbeitet. Sozusagen."
"Sozusagen?" Eine portugiesische Augenbraue schnellt neugierig in die Höhe.
"Ja, sozusagen. Im Endeffekt war ich eher eine Art scoutender Hütchenaufsteller, wenn ich ehrlich bin. Aber ich habe an den Taktiksitzungen teilgenommen!"

Fernando grinst. "Dachte ichs mir doch. Komplett talentfrei bist Du nicht, das muß ich Dir zugestehen." Kurze Pause, dann:
"Was würdest Du sagen, wenn ich Dir die Chance Deines Lebens böte?"
Reflexartig schüttele ich den Kopf. "Vergiß es, ich werde bestimmt nicht wieder Spielerbeschaffer, das hab ich schon mal gemacht, nie wieder!"

Der Excelsior-Trainer schaut kurz irritiert, dann lacht er.
"Wer spricht denn davon? Nein, mir ist Anfang der Woche mein Cotrainer abhanden gekommen und ich bräuchte jemanden, der ..."
"Wie kommt einem denn ein Co-Trainer abhanden? Hast Du ihn in der Umkleidekabine liebenlassen?"
"Haha, sehr komisch. - Nein, er hat das Angebot bekommen, als Cheftrainer nach Erpeldange zu gehen."
"Hmm. Und wieso fragst Du dann einen Zuschauer, ob er Dein neuer Co werden will?"
"Weil...", er beugt sich verschwörerisch zu mir rüber, "...weil die Knallschoten, die sich auf unser Inserat in den Jobbörsen der Regionalzeitungen gemeldet haben...", mir fällt der Unterkiefer runter, "... allesamt zu dämlich waren, um auch nur ein Loch in den Schnee zu pi ....".
Eine Mutter mit zwei Steppkes läuft vorbei und schaut ihn sehr missbilligend an, auch wenn er den Satz sofort beendet.

Ich kratze mir den Hinterkopf.
"Ich gebe zu, es klingt verlockend. Und ich nehme ja mal an, dass hier kein tägliches Training stattfindet?"
"Nein, natürlich nicht. Wir sind ein Amateurverein. Training dienstags und donnerstags abends, Spiel am Samstag."

Nicken auf meiner Seite.
"Ich muß mal meinen On ...Chef fragen, ob er seine Erlaubnis dafür gibt."
Telefon zücken, ein paar Schritte zur Seite laufen, Gernot anrufen ist eine fließende Bewegung.
Meinen flehentlichen Bitten, mir diese Nebentätigkeit zu gestatten, die meinen Job auch ganz bestimmt nullkommanull beeinflussen wird, kann sich mein Onkel nicht verschließen.
Und so kommt es, dass ich Mitte November 2022 von Fernando Gelson Santana, dem Trainer des FC Excelsior Grevels, in einer außerordentlichen Mannschaftssitzung den mehrheitlich uninteressierten Spielern des Vereins als neuer Co-Trainer vorgestellt werde.
« Letzte Änderung: 06.Juli 2023, 20:17:51 von Achtelprofi »
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Jaja der Lavayeux, kann einfach nicht ohne Fußball und muss immer seinen Senf dazugeben. Aber ob er jemals lernt mit den Budgets umzugehen? ich weiß ja nicht....

Echt toller Schreibstil und bringt mich immer wieder zum schmunzeln! Immer gern gesehen, um mich kurzfristig vom Arbeitsalltag abzulenken. Mach so weiter und ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis er das Zepter beim FC Excelsior Grevels ganz an sich reißt und vor allem wie lange es dauern wird, bis die Budgets überschritten sind  >:D
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FC Excelsior Grevels


Frühsommer 2024, Grevels, Luxemburg


"Sind Sie sich sicher, dass das eine gute Idee ist?"
Ich schaue meinen Präsidenten Rene van der Meijcken entgeistert an.
"Ja, wir müssen dringend etwas ändern, eine vierte Saison als schlechteste luxemburgische Mannschaft ist nicht tolerabel."
Ich schaue Fernando kurz von der Seite an - er sieht nicht überrascht aus - dann schüttele ich den Kopf.
"Aber Fernando abzusägen wird das doch nicht ändern! Er holt aus diesem Sammelsurium an Freizeitfussballern alles heraus, was herauszuholen ist."
"Da bin ich anderer Meinung. Wir haben ihm letzte Saison sogar drei italienische Fussballer verpflichtet - und was hat es gebracht? Nichts, absolut gar nichts!"
"Der Fairness halber sollten Sie allerdings auch hinzufügen, dass diese drei "italienischen Fussballer" Taxifahrer und Kellner sind. Woher die kommen, ist völlig egal. Sie haben genausowenig das Zeug zu höherklassigem Fussball wie nahezu jeder andere im Team."
"Von 'höherklassig' spricht ja auch gar keiner, Gerard. Aber wenigstens der vorletzte Platz muss doch mal drin sein! Mein Gott, wir stehen hinter den Knalltüten aus Aspelt! Das dritte Mal in Folge! Deren Präsident grinst schon bloß noch höhnisch, wenn er mich sieht. Und sein Bruder, diese gestopfte Presswurst, läßt einen sarkastischen Artikel nach dem anderen über Grevels in seinem Wurstblatt drucken. Nein, mein Entschluss steht fest: Fernandos Vertrag wird nicht verlängert."
Ich atme tief durch. Mein Förderer wird also den Verein verlassen müssen.
Schöne Scheiße!

"Na gut, dann ist das Kapitel Excelsior Grevels eben hier beendet. Sehr schade, aber nicht zu ändern."
Van der Meijcken sieht mit einem Mal konsterniert aus.
"Gerard, wir möchten eigentlich, dass Sie bleiben. Die Mannschaft hält große Stücke auf Sie und ..."
Ich mache eine wegwerfende Handbewegung.
"Die Mannschaft hält auch große Stücke auf Fernando - offenbar können die ihre Leistungsfähigkeit besser einschätzen als ihr Präsident. Mein Entschluss steht fest: wenn Sie Fernando rauswerfen, gehe ich mit."

"Das musst Du nicht tun, Gerard", schaltet sich besagter Fernando jetzt ein. (Bisher hatte er kein einziges Wort gesagt.)
"Das ist doch eine super Gelegenheit für Dich, Deinen ersten Cheftrainerposten anzutreten. Ich weiß, wie sehr Dir das am Herzen liegt."
"Tut es, ja. Aber nicht unter solchen Umständen. Ohne Dich wär ich nichtmal Co-Trainer geworden. Und jetzt auf Deinem Sessel Platz zu nehmen, fühlt sich falsch an."
"Ach komm, mach mal die Augen auf. Das ist Fussball, kein Nonnenhockey. So läuft das Geschäft nunmal. Nimm die Gelegenheit wahr. - Wenns Dir hilft: genaugenommen wollte ich eh kündigen, mir paßt die Entwicklung sehr gut in den Kram. Ich will zurück nach Portugal."
"Ist das Dein Ernst?" Jetzt bin ICH konsterniert.
"Ja, ist es - und Du wirst gefälligst diese Chance ergreifen!" Er dreht sich zu van der Meijcken.
"Mein Co-Trainer ist geehrt, diese Chance zu erhalten und wird sich voller Tatendrang in die Arbeit stürzen."

Van der Meijcken schaut mich fragend an, ich zucke als Antwort mit den Schultern.
"Sie haben meinen Chef gehört, Herr Präsident."


Frühsommer 2025, Grevels, Luxemburg

"Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie sich mit Händen und Füßen gegen den Cheftrainerposten gewehrt haben?
Sie waren sogar der Meinung, dass auch Sie nichts anderes als den letzten Platz in der 3. Division erreichen könnten, erinnern Sie sich?"
Ich grinse. "Dunkel, ja."
"Ich möchte betonen, dass ich den richtigen Riecher hatte, Gerard."
"Jaja, ich gebs zu - in diesem Team steckte womöglich doch ein bisschen mehr."
" 'Ein bisschen mehr'? Sie haben endlich die Scharte von 2021 ausgemerzt. Wir spielen nächste Saison vierte Liga. Es wurde höchste Zeit, möchte ich hinzufügen!"




Ich nicke und beschließe, die gute Stimmung meines Präsidenten auszunutzen.
"Wenn wir eine Liga höher bestehen wollen, sind Kaderverstärkungen aber unerlässlich, wir brauchen mindestens einen ..."
Van der Meijcken winkt ab.
"Wenn Sie jemanden finden, der uns weiterhilft und keinerlei Geld verlangt - bitte, nur zu. Finanzielle Mittel können wir dafür aber nicht freimachen, wir knapsen an allen Enden. Bis jetzt haben wir es geschafft, alle Budgets einzuhalten, das soll auch so bleiben."
Seufz - das hatte ich erwartet.
"Na gut, beschweren Sie sich aber nicht, wenn wir dann gleich wieder absteigen, ja?"
"Sie werden die Klasse schon halten," grinst van der Meijcken. "Ihren Hang zum Pessimismus kenne ich inzwischen."
Hmph!!


Frühsommer 2025, Grevels, Luxemburg

"Soso, wir steigen also sofort wieder ab, ja?"
"Grummelgrummeljajavielleichtwarichzupessimistischgrummelgrummel."




Van der Meijcken lacht.
"Kein Grund für schlechte Laune, Gerard! Du hast den Verein binnen zwei Jahren vom schlechtesten Luxemburger Club zu einem soliden Viertligisten entwickelt. Und das alles ohne irgendwelche finanziellen Verrenkungen und ohne großartige Verstärkungen. Wir, also der Vorstand insgesamt, sind ziemlich begeistert."
"Das freut mich zu hören. Wie sieht es denn dieses Jahr mit Verbesserungen für die Infrastruktut oder den Kader aus? Oder ist vielleicht ein weiterer Coach, Physio oder Scout drin?"
"Versteh mich nicht falsch, Gerard - verdient wärs allemal. Aber wir sind weiterhin arm wie eine Kirchenmaus und können uns keine Investitionen leisten."
"Ach komm schon, das ist doch lächerlich! Irgendwas? Ich verlang ja nicht viel, aber wir brauchen bessere Bedingungen, ansonsten . . . "
"Ich weiß, ansonsten steigen wir gleich wieder ab. - Hör auf, rumzuunken. Die Bedingungen sind für das Level, auf dem wir spielen, völlig okay. Und Du wirst auch die kommende Saison lockern meistern und erfolgreich sein."

Mit unzufriedener Miene stapfe ich davon und denke währenddessen darüber nach, dass ich - nachdem ich nun endlich schuldenfrei bin - vielleicht doch mal einen Nachfolger für meinen Job suchen und mich nach einer bezahlten Trainerstelle umschauen sollte...


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« Letzte Änderung: 08.Juli 2023, 19:24:06 von Achtelprofi »
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“Goodness is about what you do. Not who you pray to.” (Terry Pratchett)

Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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FC Excelsior Grevels


Jahreswechsel 2026/2027, Grevels, Luxemburg


Die neue Viertligasaison läuft gut für den FC Excelsior Grevels.
Der Start hätte zwar besser sein können - 2 Siege, 2 Unentschieden und eine Niederlage sind jedenfalls kein herausragender Start - aber dann läuft der Excelsior-Express langsam heiß.
Bis zur Winterpause schrauben wir unser Punktekonto auf 33 und übernehmen mit dem 17. Spieltag (dem letzten vor der Pause) tatsächlich auch die Tabellenführung.
Die Fans sind regelrecht eurphorisch ob der Aussicht, vielleicht in einem halben Jahr schon Drittligist zu sein, was in der über 50jährigen Geschichte des Clubs noch nie der Fall war.
Das Präsidium träumt auch schon von der Semiprofessionalität und von ganz neuen finanziellen Möglichkeiten.

Und ich? Ich habe nach dem 17. Spieltag eine Unterredung mit besagtem Präsidium, in der ich klar zum Ausdruck bringe, dass wir jetzt (also in der kommenden Transferperiode) mindestens zwei weitere Spieler brauchen, da Innenverteidiger Skenderovic und Torwart Schautz den Verein ziemlich sicher gen Avenir Beggen verlassen werden.
Ergebnis? Abgelehnt.
"Erstmal aufsteigen, dann reden wir über Verstärkungen."
"Aber ohne Ersatz für die beiden werden wir nicht aufsteigen, die sind essentiell wichtig für uns!"
"Papperlapapp! Das sagst Du jedes Mal - und dann geht es jedes Mal doch irgendwie auch ohne."
"Ja, irgendwie! Aber "Irgendwie" kann doch nicht der Anspruch dieses Vereins sein! Ich verlang ja keine neuen Superstars, aber wir haben ohne Skenderovic noch genau zwei Innenverteidiger, die viertligatauglich sind - und ohne Schautz keinen viertligatauglichen Keeper mehr, da Albers einfach nicht das Niveau hat."
"Hör auf zu diskutieren - die Antwort ist nein. Ende der Diskussion."

Als ich an diesem Abend meine E-Mails aufrufe und erneut eine Nachricht aus dem Süden des Landes in meinem Postfach vorfinde, reift in mir ein Entschluss.
Ja, das Angebot des interessierten Vereins ist genaugenommen ein Himmelfahrtskommando - der Club steht in der Eirepromotioun (der zweiten Liga) mit dem Rücken zur Wand auf dem 16. und damit letzten Platz und ist auf dem besten Wege, einen neuen vereinsinternen Negativrekord aufzustellen: wenn das erste Spiel nach der Winterpause wieder nicht gewonnen wird, ist der Verein seit 17 Ligaspielen sieglos.
Und da dieses Spiel auch noch eine Art Abstiegsgipfel darstellt (da der Gegner FC Medernach auf dem 13. Platz verweilt) und es danach zum Aufstiegsaspiranten Junglinster geht, kann es gut sein, dass nach zwei Spielen schon alle Messen in Richtung "Klassenerhalt oder Abstieg" gesungen sind.

Andererseits - der Verein ist einer der ältesten noch unter dem ursprünglichen Namen existierenden und nicht fusionierten Vereine Luxemburgs, nur die beiden Escher Schwergewichte FOLA und Jeunesse sind nachweislich noch älter. Gründungsmitglied der Nationaldivision bzw der ersten Liga ist er ntürlich auch.
Geballte Tradition also - und auch noch ein Club, der trotz allen Potentials in den 120 Jahren des Bestehens wenig Erwähnenswertes errungen hat.
Zweimal wurde man Pokalsieger - nämlich 1968 und 1975. Dazu gewann man noch dreimal die zweite Liga, immerhin. Aber ansonsten herrscht Ebbe im Trophäenschrank.
Also Tradition und brachliegendes Potential - das reizt mich natürlich ungemein. Wie man so einen schlafenden Riesen weckt, hab ich ja schonmal geträumt - das krieg ich bestimmt auch im wachen Zustand hin.

Besagter Club fragt nun schon das dritte Mal an, ob ich mir nicht doch ein Engagement als Trainer vorstellen könne und versucht mir ein "Ja" mit einer finanziell noch einmal verbesserten Offerte schmackhaft zu machen.
Und während ich die beiden ersten Angebote noch abgelehnt habe, vereinbare ich diesmal einen Gesprächstermin am Montag vormittag.
Bei uns ist jetzt eh trainingsfrei, da muß ich meine Abwesenheit nichtmal irgendwem erklären.
Allerdings muss ich, falls ich das Angebot annehmen möchte, dringend mit Gernot sprechen. Denn mein neuer Arbeitgeber in spe ist zwar ebenfalls semiprofessionell aufgestellt, aber durch die dann deutlich größere Entfernung kann ich meinen Job als Lagerleiter wohl kaum weiterführen.
Der befürchtete Widerstand meines Onkel bleibt überraschenderweise aus:
"Wenn Du es schaffst, Marlon bis zu Deinem Arbeitsantritt bei diesem Verein vernünftig anzulernen, solls mir recht sein. Ich hab sowieso den Eindruck, dass Du seit Monaten nicht mehr hunddertprozentig bei der Sache bist. Deine Verkäufe haben stark nachgelassen."
Marlon ist Gernots jüngster Sohn . . . wer jetzt den den "Begriff "Vetternwirtschaft" im Kopf hat, liegt zumindest nicht ganz falsch.

Nunja, mir solls recht sein.
Ich fahre also am Montag in den Süden und wir stellen in dem Gespräch alle gemeinsam fest, dass das eigentlich doch ganz gut passen könnte. Der Verein geht zwar ein ordentliches Risiko mit mir ein, aber das seien sie gewillt zu schultern, weil sie Vertrauen in mich haben.
Sagen sie jedenfalls. Wenn ich die Nachrichten der letzten Jahre richtig in Erinnerung habe, werden sie nach dem exorbitanten Trainerverschleiß der letzten drei Saisons (7 (!) Cheftrainer) einfach niemanden mehr gefunden haben, der Erst- und Zweitligaerfahrung vorweisen kann und Lust hat, auf dem Schleudersitz Platz zu nehmen.
Bis auf mich.

Ich unterzeichne noch am Montag meinen ab dem 01.01.2027 gültigen Vertrag, rufe Präsident van der Meijcken an und erkläre ihm, dass er einen neuen Trainer braucht. Und während er noch schluckt (er kann ja nichtmal ein Veto einlegen, denn ich habe genausowenig einen Vertrag wie jeder andere hier, Spieler wie Staff), teile ich ihm noch mit, dass ich in den nächsten Wochen nur abends zu erreichen bin.
Dann ruf ich Marlon an und bestelle ihn zu morgen ins Büro.

Die nächsten Wochen werden sehr arbeitsreich, aber mein Verwandter stellt sich glücklicherweise relativ gelehrig an, so dass ich ihm guten Gewissens die Geschäfte übertragen kann.
Zu Weihnachten unterschreib ich den Aufhebungsvertrag bei Gernots Firma, die letzten Tage des Jahres 2026 verbringe ich mit dem Videostudium der spärlichen Aufnahmen, die zu Mannschaft und Pflichtspielen meines neuen Arbeitgebers existieren - sowie mit einem Crashkurs in Sachen Geschichte und Traditionen des besagten Vereins.
Und am 1.1.2027 trete ich hochmotiviert und voller Optimisums meinen neuen Job als Cheftrainer des designierten Eirepromotions-Absteigers an.


Zweite Liga, Traditionsverein, abgeschlagen auf dem letzten Platz und damit eine schier aussichtslose Aufgabe.
Ich hab Winterthur-Vibes.
« Letzte Änderung: 09.Juli 2023, 23:15:11 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Union Sportive Rëmeleng


Jahreswechsel 2026/2027, Rümelingens, Luxemburg


Der Schnee liegt knöchelhoch am Rande des Trainingsplatzes, als ich die Mannschaft zum ersten Training empfange.
Er hat über nacht ordentlich geschneit und nur dem beherzten Einsatz zwei Dutzend freiwiliiger Helfer ist es zu verdanken, dass wir den Schnee relativ schnell entfernen konnten.
Natürlich haben wir selbst mit angepackt - ich als erster vorneweg, "anpacken" ist schließlich das Stichwort für das zweite Halbjahr dieser bisher aus Sicht des Vereins so schiefgelaufenen Saison, da wollte ich die Symbolik gleich nutzen.

Als wir dann schwer atmend die Schaufeln und Besen zur Seite stellen, grinse ich einmal in die Runde.
"Wenn ihr jedes Hindernis so motiviert angeht wie die Schneedecke eben, dann halten wir die Klasse, soviel ist mal sicher."
Schweigen im Rund. Nicht nur lächelt keiner, es gibt berhaupt gar keine Reaktion. Die Meute schaut mich lediglich ausdruckslos an.
Aber ich habe mich ja in den letzten Tagen schlau gemacht, ich habe jeden Artikel gelesen und jeden kurzen Fernsehbeitrag gesehen, den es zur US Rumelange gibt.
Und ich habe vor allem diejenigen Artikel sehr aufmerksam gelesen, in denen es um die Probleme im Kader des Traditionsvereins ging ...

"Hm. Na gut, dann eben ohne Humor - ich bin der Neue. Mein Name ist Gerard Lavayeux, ich komme aus Echternach und habe bisher außer anderthalb Aufstiegen in Luxemburg und zwei in Österreich wenig vorzuweisen, das ist mir klar.
Aber falls einer von euch denkt, er braucht mich oder meine Anweisungen deswegen nicht allzuernst zu nehmen, hat er sich geschnitten.
Mir ist völlig egal, bei welchen Erstligisten ihr in der Verangenheit vielleicht mal gespielt oder wieviele Tore ihr in der Saison 22/23 erzielt habt.
Was mich interessiert, ist nur das:
Wer gibt hier und jetzt Vollgas?
Wer will mit aller Macht in die Startelf?
Wer kämpft mit Haken und Ösen gegen den Abstieg?

Denn falls ihr es noch nicht gemerkt habt - wir stehen kurz davor, sang- und klanglos in die dritte Liga durchgereicht zu werden.
Und ich weiß zwar nicht, was EUCH dabei durch den Kopf geht - aber ICH werde nicht kampflos aufgeben, dafür bin ich nicht hierhergekommen.
Ach so - weil wir gerade bei klaren Ansagen sind: ich habe ein gewisses Budget für Neuverpflichtungen zur Verfügung.
Ich schau mir euch die nächsten Tage sehr genau an - und danach entscheiden wir im Staff, wer von euch für die Mission Klassenerhalt brauchbar ist und auf wen wir dabei nicht zählen können.
Und dabei geht es nicht darum, wer den schönsten Fussball spielt oder am elegantesten aufm Bierdeckel tanzen kann.
Wir sind im Abstiegskampf - ich brauche zuallererst mal Kampf und Einsatz. Und wer das nicht zu geben bereit ist, darf gehen. Ganz einfach."

Die Gesichter sind inzwischen keineswegs mehr ausdruckslos, sondern zeigen die ganze Bandbreite von Verunsicherung über das berühmte Fragezeichen auf der Stirn bis Verärgerung. Gut so. Ich beschließe noch einen drauf zu setzen.

"Falls der eine oder andere jetzt keine Ahnung hat, wovon ich eigentlich spreche: ich habe jeden einzelnen Artikel zu den Disziplinlosigkeiten gelesen, die sich einzelne Spieler dieses Kaders gegenüber meinem Vorgänger erlaubt haben.
Gelesen und ausgeschnitten.
Dieser Schlendrian hat ab sofort ein Ende. Nicht zum Training zu erscheinen oder gar für ein, zwei Tage komplett abzutauchen ist absolut inakzeptabel. Das ist eine Beleidigung des Vereins, eine Beleidigung des Trainerteams - vor allem aber ist es eine Beleidigung eurer Mannschaftskameraden. Ihr müßt euch zu 100% aufeinander verlassen können, wenn der Klassenerhalt noch klappen soll."

Ich halte ein Blatt Papier hoch.

"Das hier ist der Strafenkatalog, der ab sofort und bis zum Ende der Saison gültig ist. Der ist bindend für alle. Nochmal: mich interessieren keine Namen, sondern euer Verhalten jetzt und hier."

Ich reiche das Blatt herum und kann den Spielern, die den Katalog nach und nach lesen, förmlich ansehen, wie ihnen klar wird, dass ich meine Worte offensichtlich todernst meine.




"So, nachdem das geklärt ist - wer war bisher Kapitän, wer war Vize?"
Zwei der Spieler melden sich.
Lucas Correia, der Rechtsverteidiger, ist Kapitän. Omar Muhovic, der im defensiven und im zentralen Mittelfeld spielen kann, ist sein Stellvertreter.
Ich gucke die beiden eine Sekunde von oben bis unten an, dann nicke ich.
"Gut, das lassen wir vorerst so. Ich behalte mir vor, das zu ändern, wenn das nötig werden sollte...."


Nach diesem - hoffentlich auch genau so verstandenen - finalen Warnschuß ist der Rest der Trainingseinheit fast schon harmonisch zu nennen.
Aufwärmen, ein kurzes Trainingsspiel, ein paar Ballübungen. Den Nachmittag verbring ich mit Einzelgesprächen. Hat ja im Traum gut funktioniert ....

Danach, es ist inzwischen später Nachmittag, bin ich in der Präsidiumsrunde geladen.
Präsident Pedro Pina und die - ebenfalls neue - Sportdirektorin Vivian Letourneur (die ich hier zum ersten Mal sehe) haben Co-Trainer Gonzalo Plümer und mich zum Kaffee eingeladen, um mal zwanglos über die Situation zu sprechen.
Ich blende das Fräulein Letourneur allerdings während des gesamten fast halbstündigen Gesprächs mit aller Macht aus, weil ...
... weil halt.

Egal. Das Gespräch ist ganz und gar nicht zwanglos. Zum einen wollen Pina und Letourneur verständlicherweise besser jetzt als morgen einen klaren Fahrplan zum Klassenerhalt sehen, zum anderen hat sich meine Vorstellung bei der Mannschaft bereits bis in die Chefetage herumgesprochen.

"Wir haben Sie nicht eingestellt, damit Sie die Spieler noch weiter verunsichern, Lavayeux!", schnarrt Pina, wahrend die Sportdirektorin sich darauf beschränkt, zustimmend zu nicken. Was leider dafür sorgt, dass ihre rotblonden Locken auf und ab wippen und ihr hübsches, herzförmiges Gesicht mit den vollen Lippen und ... ich schweife ab.

"Und? Wie gedenken Sie die unzufriedenen Spieler wieder ins Boot zu holen, Lavayeux?"

"Ganz ehrlich? Gar nicht. Der Verein kann gerade jetzt niemanden gebrauchen, der nur mit halbem Herzen dabei ist. Und gerade Spieler wie Meitei oder Almeida haben sich nunmal nachweislich Unverschämtheiten geleistet, die dem Teamklima überhaupt nicht gut tun. Die Ansage war aus meiner Sicht berechtigt. Wenn einzelne Spieler dazu Gesprächsbedarf haben, können Sie gern zu mir kommen, aber ich werde ganz sicher nicht bei Spielern zu Kreuze kriechen, die den Sinn des Wortes "Mannschaft" offenbar nicht verstanden haben. Wir haben in der U19 einige halbwegs brauchbare Spieler, soweit ich das auf den ersten Blick sehen konnte. Wenn wir also tatsächlich ein, zwei Spieler abgeben und keinen Ersatz finden, haben wir immer noch eine starke Mannschaft. Und darüberhinaus eine, die dann ganz genau weiß, dass beim US Rumelange der Teamgedanke ab sofort über allem anderen steht."

Präsident und Sportdirektorin schauen sich kurz an, dann zuckt Pina mit den Schultern.
"Ihr Risiko. Wenn die Ergebnisse nicht passen und Ihnen diese Baustelle, die Sie da selbst aufgemacht haben, auf die Füße fällt, werde ich Sie nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag schützen können."
Ich nicke.
"Ist mir klar, erwarte ich auch nicht. Aber weil wir gerade von Neuverpflichtungen sprachen - wie hoch genau ist denn das Budget dafür nun eigentlich?"

Vivian, pardon: Fräulein Latourneur, übernimmt.
"Aktuell haben wir noch etwa 40.000€ im Gehaltsbudget frei. Transferbudget ist deutlich geringer, mit etwa 20.000€"
"Wobei wir Sie bitten möchten", schaltet sich Pina sofort wieder ein, "diese 20.000 nicht anzugreifen. Wir können keine festen Verträge mit Spielern abschließen, sondern nur Auflauf- und Torprämien und dergleichen zahlen. Jugendverträge natürlich ausgenommen. Und es wäre gelinde gesagt unglücklich, wenn wir einen Haufen Geld für einen Spieler zahlen, der eine Woche später zum nächsten Verein weiterzieht."
"Verstanden und einverstanden", nicke ich.




Danach gehen wir zur mittelfristigen Planung über. Wir haben jetzt noch einen knappen Monat bis zum ersten Rückrundenspiel gegen den FC Medernach, seines Zeichens mit 20 Punkten (punktgleich mit den Yellow Boys auf Platz 12) Inhaber des ersten Relegationsranges (Platz 13). Dahinter kommen Koeppchen Wormeldingen mit 15 Zählern, US Esch mit 12 auf dem ersten direkten Abstiegsplatz... und dann, mit kümmerlichen 11 Zählern, kommen wir. Bis zum ersten direkt geretteten Platz (12) sind es jetzt schon 9 Punkte.
Und das heißt - gegen Medernach sind wir zum Siegen verdammt, sonst sind sie nämlich 12 Punkte weg.

In der Woche danach geht es nach Junglinster, zum Tabellenvierten. Dort rechnen wir uns bestenfalls einen Punkt aus, wahrscheinlich gibts eher eins auf die Mütze, die Mannschaft ist zur Zeit spitze drauf.
Und danach kommen die Yellow Boys ins Stade Municipal. Das ist das nächste "Schicksalsspiel", das wir auf Biegen und Brechen gewinnen müssen, wenn wir noch Chancen auf den Klassenerhalt haben wollen.
DANACH müssen wir Wormeldingen, zum dritten direkten Konkurrenten in 4 Spielen. Noch ein Pflichtsieg, ohne dass die Mannschaft überhaupt noch richtig weiß, wie sich ein Sieg überhaupt anfühlt.




Was an dieser deprimierenden Aufstellung positiv stimmt - wir waren oft dicht dran an einem Sieg (oder einem weiteren Punktgewinn), Rumelange hat objektiv betrachtet auch viel Pech gehabt, in die jetzige Situation geraten zu sein.
Hilft nur auch nicht weiter, wir brauchen alles Können und eine gehörige Portion Glück, um da unten wieder rauszukommen, soviel steht fest.
Seit über zwei Monaten nicht mehr gewonnen, in der Liga sogar überhaupt erst einen Sieg eingefahren, der schon mehr als 4 Monate her ist.


Was dabei trotz allem positiv stimmt - rein vom Leistungsvermögen her sind wir mit mindestens der Hälfte der Liga auf Augenhöhe.
(Hmmm ... Smaragdgrüne Augen unter rotblonden Locken .... ich schweife schon wieder ab.)




Es ist also wie so oft eine Kopfsache.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck machen sich Plümer und ich am nächsten Morgen an die Arbeit.
Die erste positive Überraschung ist dabei Innenverteidiger Lex Nicolay (einer der "Disziplinlosen" unter meinem Vorgänger).
Der ist über eine Stunde vor dem Training auf dem Platz und kommt schnurstracks zu mir.
"Trainer, können wir kurz reden?"
"Klar, jederzeit, was gibt es?"
"Ich war gestern echt sauer, als Sie uns so angeschnauzt haben, aber .... "
Ich schaue ihn fragend an.
"Naja, ich hab gestern abend zuhause nochmal nachgedacht ... und eigentlich haben Sie ja recht. Ich hab mit Ettelbrück Erste Liga gespielt und ...."
Er druckst verlegen kurz rum.
"Was ich sagen will, ist: Manchmal vernebelt einem die Vergangenheit die Sicht. - Sie können sich drauf verlassen, dass ich mich reinhängen werde. Ich will nicht, dass Rumelange absteigt!"

Ich lächle, dann streck ich ihm die Hand hin.
"Freut mich, dass Sie so denken. Ich brauch Sie nämlich. Mit Ihrer Erfahrung können Sie der Mannschaft eine Menge Halt geben. Soweit es mich betrifft, sind die  Geschichten von vor meiner Zeit damit abgehakt und wir beide fangen bei einer positiven Null an. Deal?"
Nicolay grinst und schlägt ein.
"Deal, danke, Trainer!"

Auch Stammkeeper Ivesic sucht das Gespräch mit mir (was mir fast noch wichtiger war, weil wir zwar mehrere gute Innenverteidiger, aber eben nur einen ligatauglichen Torhüter haben) und wir räumen die Mißtöne aus.
Meitei und Almeida versuchen jedoch in den ersten Tagen Stimmung gegen mich zu machen und werden daher von mir am Ende der ersten Trainingswoche vor die Tür gesetzt. Bei Meitei fällt mir das sehr leicht, weil er auf keiner "seiner" Positionen auch nur annähernd Zweitligaformat hat.
Almeida ist ein bißchen schwieriger - wir haben nicht so viele Linksverteidiger im Kader und sooo schlecht ist er eigentlich nicht. Aber es hilft nichts. Ich habs angekündigt, nun muß ich es auch durchziehen.

Weitere Abgänge gibt es zum Glück (trotz verschiedener loser Gerüchte) nicht, dafür einige Zugänge.
Und daher gehen wir mit folgender Mannschaft in die letzten 11 Saisonspiele, die über die Frage "Klassenherhalt oder Dritte Liga?" entscheiden werden.




Im Tor ist Luca Ivesic unangefochten Stammspieler. Sein Vertreter Andre Mendes ist ein Abgangskandidat, sofern wir einen geeigeten Ersatz finden.

In der Abwehrzentrale haben wir die Qual der Wahl. Nicolay, Schwitz, Skenderovic, von Kymmel - allesamt gute Inenverteidiger, weswegen mein Vorgänger teilweise auch ein 523 spielen ließ. Davon will ich aber weg, also werden wohl zwei von diesen Spielern über kurz oder lang anfragen, wie es denn mit ihrer Spielzeit aussieht...

Auf der linken Abwehrseite ist Yannick Olm gesetzt. Nicht weil er so gut wäre, sondern weil die Alternativen fehlen. Cedric Sacras ist langsam, unkonzentriert und kann nichtmal auf zehn Meter genau flanken.

Rechts ergibt sich ein ähnliches Bild - Kapitän Correia ist Stamm, dos Santos Rodrigues ist klarer Ersatz. Letzterer kann notfalls aber auch links hinten oder in der Abwehrzentrale spielen. Inkompetent, aber flexibel - so kennt man das im Amateurfussball.

Im Mittelfeld haben wir ein gutes Angebot verläßlicher Spieler, unter denen Dias (sehr guter Defensivallrounder mit vernünftigem Passpiel) und vor allem Neuzugang Heintz (ebenfalls defensiv gut, aber vor allem mit einem grandiosen Fernschuß gesegnet) hervorstechen.

Die offensiven Außen sind fast schon ein bißchen überbesetzt - da allerdings die Hälfte des Kaders verletzungsanfällig ist, hat das wohl seinen Sinn.
Links Ist Lechar der Platzhirsch, der geliehene Jaroszek ist ihm aber dicht auf den Fersen.
Rechts streiten sich drei hervorragende inverse Spieler um den einen Stammplatz, Sulejmani hat aktuell knapp die Nase vorn.

Bleibt noch der Sturm, der nominell mit den beiden Monteiros gut besetzt ist, zumal Sulejmani einen guten Backup abgibt.
Inwiefern die fehlende Konstanz aller Stürmer ein Problem wird, werden wir sehen müssen.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Viel zu schnell ist die Winterpause vorbei und der 20. Spieltag da (unser 19. Spiel, da wir noch eine Partie nachzuholen haben.)
Die Presse ist voll mit Artikeln der Sorte "kann Lavayeux Abstiegskampf?" und die Zweifel sind unüberhörbar.

Als das erste Spiel unter meiner Leitung abgepfiffen wird, sind die Zweifel zwar kaum geringer geworden, aber zumindest ein Silberstreif am Horizont ist erkennbar.




Die Partie beginnt nahezu perfekt. Wir sind zwar sichtlich nervör, aber halten die Gäste in den ersten 20 Minuten komplett von unserem Kasten fern - und dann hat unser Keeper Ivesic bei einem Abschlag das Auge für (Stefan) Monteiro, der den ultralangen Abschlag erläuft, sich um den einen noch vor ihm stehenden Verteidiger herumwindet und knapp im Strafraum zum 1:0 abzieht.
Dass Medernach die beiden einzigen echten Chancen des ersten Durchgangs nutzt, um die Partie zu drehen, stachelt die hausherren nur noch mehr an.
Kurz vor und kurz nach der Pause nutzen Jaroszek und Martins (die den Vorzug vor den angeschlagenen Lechar bzw Sulejmani erhalten haben) zwei der zahlreichen Chancen zur erneuten Führung.
Und obwohl das Spiel teilweise vogelwild bleibt, ist dieses 3:2 auch das Endergebnis.
Drei Punkte, die überlebenswichtig sind - aber wirklich geändert hat sich die Ausgangslange nicht. Jede weitere Niederlage kann der Genickbruch sein.
Allerdings: die Jungs haben zum ersten mal seit fünf Monaten (!) einen Ligasieg errungen. Mal sehen, ob das Kräfte freisetzt.
Brauchen könnten wir sie dringen, denn jetzt geht es nach Junglinster.





Und beim Aufstiegsaspiranten soll wenn möglich mindestens ein Punkt her.
Wir interpretieren das 4231, das sich zumindest im Momnent als das gangbarste System herausgestellt hat, etwas defensiver und hoffen auf einen erfolgreichen Nadelstich.




Tjoa - so mancher Nadelstich ist metaphorisch gesprochen tödlich. Junglinster hat diese Niederlage nicht verdient - denn wir machen aus einem xG von 1 mal eben 3 Tore, davon 2 in der Schlußphase des Spiels, als die Hausherren versuchen, doch irgendwie noch 3 Punkte zu erringen.
Uns solls recht sein - zweites Spiel, zweiter Sieg. Immer noch nichts gewonnen, aber die Tabelle beginnt freundlicher auszusehen.





Und mit der Aussicht auf eine noch viel bessere Tabellensituation - Sieg vorausgesetzt - gehen wir ins nächste Abstiegsendspiel. Die Yellow Boys, unser direkter Tabellennachbar, stellen sich als verflucht harter Brocken heraus.
Wir gehen früh durch einen Elfmeter in Führung, die Gäste gleichen spät durch einen Elfmeter aus.
Unentschieden also?
Nö - denn Sekunden vor dem Abpfiff steckt Lechar von links an den 5-Meter-Raum durch, wo Stefan Monteiro mutterseelenallein gelassen worden ist und sich die Ecke aussuchen kann. Er wählt die kurze und beschert uns den Sieg.







Drei Spiele, drei Siege - und jetzt schon 13.!
Ein Sieg im Nachholspiel bei Koeppchen Wormeldingen und wir sind punktgleich mit Etzella Ettelbrück auf Platz 12!





Tja, nur ist das Leben nunmal kein Märchen aus 1001 Fussballnacht, sondern mitunter gnadenlos.
Wormeldingen läßt uns ein ganzes Spiel lang vergeblich anrennen und ist selbst immer wieder über Konter brandgefährlich.
können wir Mitte der zweiten Halbzeit durch den kurz zuvor eingewechselten Henri Monteiro noch ausgleichen - gegen den Doppelschlag kurz vor Schluß können wir trotz der Roten Karte gegen Wormeldingen-Verteidiger Jensen nichts mehr ausricht.
Mist, verfluchter!





So wie in den Wochen vorher nichts gewonnen war, so ist jetzt natürlich nichts verloren. Die 9 Punkte aus den vergangenen 4 Spielen haben unsere Ausgangslage erheblich verbessert, auch wenn wir wieder auf einem direkten Abstiegsplatz gelandet sind.
Blöd allerdings, dass wir jetzt drei extrem schwere Spiele vor der Brust haben, in denen wir wohl kaum mit mehr als vielleicht 1, 2 Punkten rechnen dürfen.
Erst auswärts beim Tabellenzweiten Luxembourg City. Wieder so ein fusionierter Verein.
Bis 2020 waren das noch die Blue-Boys Muhlenbach/Sandzak und Rapid Mansfeldia Hamm Benfica (ja, genau, der luxemburgische Verein mit dem Benfica-Adler im Logo).
Jetzt sind sie der nächste "Superverein", aber im Vorjahr gleich mal aus der BGL Ligue abgestiegen.

Nach denen bekommen wir es mit dem Tabellendritten Alisontia Steinsel zu tun und danach mit dem CS Grevenmacher.

Hoffentlich punktet unsere Kellerkonkurrenz nicht allzu arg an diesen drei Spieltagen...





Lavayeux-Pessimismus oder schlicht genialer Matchplan?
Oder anders gefragt: waren die so schlecht oder wir so gut?

Beide Mannschaften haben nur wenige gute Chancen - aber während wir unsere zweimal nutzen, scheitern die Gastgeber gleich zweimal am Pfosten.
Egal! 12 Punkte aus 5 Spielen.
Damit hätte - mich eingerechnet - wohl keiner geplant.
Vielleicht steigt US Rumelange doch nicht ab.
Der Anfang ist jedenfalls gemacht.








« Letzte Änderung: 12.Juli 2023, 10:00:48 von Achtelprofi »
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Frühjahr 2027, Rümelingen, Luxemburg


Noch sieben Spiele.
Wir stehen natürlich weiterhin unter heftigem Druck, eigentlich müssen wir in jeder Partie auf Sieg spielen.
Aber da sowas nach hinten losgehen kann und so langsam absehbar ist, dass das da unten in der Tabelle wohl ein sehr enges Rennen bleiben wird, müssen wir höllisch aufpassen, nicht zu offensiv in die Spiele zu gehen.
Gerade in Partien wie der nun folgenden gegen Alisontia Steinsel ist die Gefahr eines Konters viel zu hoch, als dass wir mit irgendwelchen "Pressen bis der Arzt kommt"-Experimenten arbeiten könnten.

Wir bauen unsere sowieso noch nicht so recht feststehende Taktik nochmal um und versuchen weiterhin, die eierlegende Wollmilchsau zu finden - also die Taktik, bei der die Flügel gesichert sind, das Zentrum dicht ist und die Gefahr von Fernschüssen genauso minimiert wird wie das Risiko von Über-die-Abwehr-Bällen oder Kontern.
Oh und nebenbei sollte die Taktik bitteschön für Torgefahr unsererseits sorgen. Sieben Unentschieden werden nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht reichen, soviel scheint jetzt schon sicher.
Bei unserer Tüftelei kommt dann erstmal ein ziemlich klassisches 4411 heraus, eng angelegt (vertikal wie auch horizontal) und fast schon ein klassisches englisches "kick'n'rush". Uns fehlt nur leider Gary Lineker. Und Peter Beardsley. Und auch sonst eine Menge.




Vor allem fehlt uns jegliche Idee, wie wir Steinsels Abwehr auch nur minimal ins Schwitzen bringen sollen. Ein xG von 0,01 ist wahrscheinlich der beschi.... *hust* ... der schlechteste Wert, den ich je als Trainer zu verantworten hatte.
Steinsel dagegen hat Chancen zuhauf, die drei (!) Abseitstore sowie die beiden Pfostenknaller gehen dabei offenbar nur mit sehr kleinen Prozentzahlen in das Endergebnis von 2,46 ein.
Zu allem Überfluß verlieren wir .... nein, das ist falsch ausgedrückt. "Wir verlieren" würde heißen, es hätte etwas von außen auf Alex Heintz eingewirkt, was nicht zu verhindern war.
Aber Heintz wirft sich ja vorsätzlich in der 19. Minute mit beiden gestreckten Beinen voran so ungestüm in einen Zweikampf, dass der Schiedsrichter gar keine andere Wahl hat, als darin einen tätlichen Angriff zu sehen und ihn vom Platz zu stellen.
Kommt mir irgendwie bekannt vor - der beste Spieler im Kader schwächt durch eine unentschuldbare Unbeherrschtheit sein Team in der Anfangsphase eines gleichermaßen sackschweren wie eminent wichtigen Spieles.
Ich hab Winterthur-Vibes, sag ich ja. (Hör ich da jemanden "Stephane Faure" flüstern?)

Kurz zusammengefaßt: dieses Spiel müssen wir eigentlich achtkant verlieren. Ich hätte mich über ein 0:6 nicht beschwert, ganz ehrlich.
Aber - wir gehen mit einem Punkt nach Hause und lassen auf dem Platz eine völlig konsternierte Steinstel-Mannschaft zurück, die auch lange nach Abpfiff noch nicht fassen kann, warum sie Luca Ivesic, unseren Torwart, nicht wenigstens ein einziges Mal regelgerecht überwinden konnten. (Hör ich da jemanden "Stefan Aegerter" flüstern?)
Ab diesem Spiel wird Ivesic wenig überraschend im Wochentakt mit einem neuen Interessenten in Verbindung gebracht, was uns in heftige Verlegenheit stürzt.
Denn einerseits hat er eben - wie alle Spieler im Kader - keinen echten Vertrag, kann also jederzeit gehen.
Und andererseits hätten wir keinen Ersatz für ihn, weil es schlicht keinen auch nur im Ansatz gleichwertigen Torhüter gibt, der zur US Rumelange wechseln wollen würde.
Wir drücken also ab sofort Woche für Woche die Daumen, dass er bleibt.




In der Tabelle sieht man, wie wichtig dieser unverdiente Punkt ist. Noch sind die Nicht-Relegationsplätze in Reichweite.
Und jetzt kommt mit dem CS Grevenmacher ein hoffentlich etwas leichterer Gegner ins Stade Municipal.
Aktueller Tabellenplatz: 10 - nur 4 Punkte vor uns und also fast in Reichweite, vorausgesetzt, wir schaffen es, sie zu schlagen.




Spoiler: schaffen wir nicht.
Wieder ein Spiel, in dem wir nicht allzuoft offensiv in Erscheinung treten, wir haben allerdings die Gäste defensiv auch ein bißchen besser im Griff als Steinsel eine Woche zuvor.
Ändert allerdings nichts daran, dass dieses Unentschieden uns diesmal richtig wehtut.




Drei Punkte zum rettenden Ufer (bei einem Spiel weniger als die Yellow Boys) und hinter uns ist es weiterhin arscheng.
Soll heißen - wenn wir im jetzt folgenden Auswärtsspiel bei Etzella Ettelbrück verlieren, könnte es kurz vor Saisonende sogar wieder auf einen direkten Abstiegsplatz runtergehen!




Und lange sieht es zumindest nicht nach einem Sieg aus. In einem erschreckend schwachen Spiel zweier Abstiegskandidaten ist Ettelbrück sogar die etwas bessere Mannschaft und mir stockt zweimal der Atem - einmal kurz vor der Pause und ein zweites Mal in der 78. Minute - als ein Spieler der Hausherren nach einem haarsträubenden Fehlpass unserer Abwehr allein of Ivesic zuläuft .... und beide Male scheitert.
Nicht nur dass, aus der zweiten hundertprozentigen von Ettelbrück erwächst unser einziger wirklich zielstrebiger Angriff im ganzen Spiel.
Und dass den dann ausgerechnet Chancentod Malsa versenkt und dass das dann auch noch zum Sieg reicht, ist im Grunde genauso unverdient wie der Punkt gegen Alisontia Steinsel zwei Wochen zuvor, es ist nur nicht so offensichtlich.
Egal, wir sind wieder auf Kurs. Wer fragt denn im Abstiegskampf nach drei Tagen noch, wie ein Sieg zustandekam?
"Punkten mußte, egal wie!"
Sahnehäubchen: zum ersten Mal seit meiner Ankunft steht Rumelange über dem Relegationsstrich!




Wird aber voraussichtlich nicht lange so bleiben, wir fahren nämlich jetzt zum Spitzenreiter der Ehrenpromotion, zum FC Wiltz71.
Vorher werfen wir aber noch das nun mehrfach zahnlos gebliebene 4411 über Bord - und jegliche nostalgischen Erinnerungen an Lineker, Beardsley und die gute alte Zeit, als die Premier League noch "First Division" hieß, gleich mit - und gehen zu einem 442 über.
Naja, etwas in der Art jedenfalls.




Jaroszek, der geliehene Tscheche in belgischen Diensten, gibt einen zu guten Flügelspieler ab, um das nicht mal auszuprobieren, auch wenn wir rechts mangels passenden Pendants auf einen vorgeschobenen, inversen und sehr angriffslustigen Martins setzen müssen, der statt des gelb-gesperrten Madeira in die Mannschaft rutscht.
Im Sturmzentrum spielen Stefan Monteiro als Vollstrecker links und Sulejmani als Vorbereiter rechts.
(Der Screenshot ist also nicht korrekt, da steht der falsche Monteiro im Sturm...)

Wir werden hier sowieso höchstwahrscheinlich verlieren, da können wir auch was probieren und vielleicht überraschen wir Wiltz ja?




Tun wir - und zwar auf eine dermaßen überzeugende Art, dass Journalisten, Fans, Präsidium und überhaupt jeder danach nur eine Frage hat: "Warum zum Geier spielt ihr eigentlich nicht immer so?!"

Das Spiel ist deutlich ausgeglichener als das Ergebnis schlußendlich andeutet. Wiltz71 hat sogar den leicht besseren xG-Wert, wir machen einfach aus jeder Halbchance ein Tor. Und zwar mit Galerie-Oooooh!-Aaaaaah!-Effekt!
Die erste halbe Stunde gehört dabei noch komplett den Gastgebern, wir schwimmen zwar nicht in der Abwehr (die Formation erweist sich als defensiv erstaunlich stabil in diesem Härtetest), aber haben alle Füße und Köpfe voll zu tun. Die Hände einmal auch (sogar im Strafraum), aber der Schiri sieht's nicht und wir sagen natürlich nix, unsportlich wie wir sind.
Nach 29 Minuten kommen wir das erste Mal in die Nähe des Wiltzer Tores, Jaroszeck wird gelegt - Freistoß.
Heintz legt sich den Ball zurecht.
Unter der Woche hat er bekanntgegeben, dass er zur neuen Saison in die vierte französische Liga wechselt, woraufhin das Team von ihm scherzhaft "ein paar ordentliche Abschiedsgeschenke" verlangt hat.
Das erste Geschenk folgt jetzt. Denn Heintz zirkelt den Ball aus gut 25 Metern dermaßen passgenau in den kurzen Winkel, dass dem hechtenden Torwart nur das Nachsehen bleibt.

Dann folgt bis zur Pause weiteres Anrennen der Gastgeber, das wir aber meist souverän wegverteidigen.
Und wenn nicht, haben wir ja Ivesic. Der ist wie schon die ganzen letzten Wochen erneut bärenstark und wird für dieses Spiel am Ende mit Note 7,5 bewertet. Das allein zeigt, wie ausgeglichen dieses 5:1 war.

Pause. Wir feuern die Jungs an und teilen ihnen als "Geheimplan" mit, sie sollen direkt vom Anpfiff weg mit Macht auf das 2:0 gehen, da Wiltz wohl eher Kontertaktik erwarten wird.
Vielleicht haben wir ja Glück und dann wären wir schon 2 Tore vorn?

Wir haben Anpfiff und drücken Wiltz wie besprochen sofort hinten rein, die wirken wie erwartet überrascht.
Es dauert aber nur zwei Minuten, dann muß Ivesic doch schon wieder eingreifen, als er - sicher wie immer - eine Flanke am Elfmeterpunkt aus der Luft fischt.
Er schaut kurz, sieht Monteiro in der gegnerischen Hälfte und schlägt den Ball lang, rutscht dabei aber minimal weg.
Der Ball fliegt deswegen auch nicht direkt zu Monteiro, sondern zwei Meter weiter rechts, wo der linke Innenverteidiger der Gastgeber sich gerade zu seinem Torwart umgedreht hat. Noch bevor er reagieren kann, prallt der Ball von seinem Rücken zur Seite weg Richtung Monteiro.
Der zögert keinen Sekundenbruchteil und nimmt die Kugel etwa 22, 23 Meter vor dem Kasten volley.
Wir halten den Atem an, der Keeper, der etwas zu weit vor dem Tor steht, versucht noch zurückzukommen - aber im Endeffekt können alle nur zusehen, wie sich Monteiros Mutter aller Sonntagsschüsse mit Hilfe der Lattenunterkante perfekt ins Tor dreht.

(click to show/hide)

2:0! Zwei absolute Traumtore bescheren dem leicht unterlegenen Underdog Rumelange beim Spitzenreiter FC Wiltz71 eine 2:0-Führung.
Unfassbar.

Wiltz ist natürlich unter Schock. Bei uns dagegen klappt plötzlich alles.
Sulejmani und Monteiro, die sonst jeden zweiten Ball verstolpern, spielen einen herrlichen doppelten Doppelpaß (!) und bringen danach Martins ins Spiel, der nur noch abzustauben braucht.
Auch Susos Aschlußtreffer bringt die Mannschaft nicht mehr aus dem Tritt - sie hat auf der Stelle die passende Antwort parat, als erst Heintz den Fuß in eine Jaroszek-Flanke hält und keine 50 Sekunden später Sulejmani eine Heintz-Ecke unter die Latte nickt.

5:1.
FÜNF ZU EINS!

Und wäre der Schiedsrichter nicht so kleinlich gewesen, hätte Heintz mit seinem dritten Treffer das halbe Dutzend sogar noch voll gemacht.
Aber auch so ist das Ergebnis ein absoluter Paukenschlag.

Da der abgeschlagene Tabellenletzte US Esch den FC Medernach schlägt und der CS Grevenmacher spielfrei hat, klettern wir vorübergehend auf den 10. (!) Platz.




Aber es ist immer noch nichts gewonnen. Denn zum einen gewinnt Grevenmacher die ausstehenden Partie und zum anderen haben wir noch drei Spiele vor der Brust, die es in sich haben:

Zuerst Mondercange (bzw Monnerich), der Tabellenachte.
Dann Union Mertert, aktuell Fünfter mit nur einem Punkt Rückstand auf den Zweiten.
Und zum Saisonabschluß, zum Glück zuhause, Sporting Mertzig, zur Zeit Siebter.
Unsere Konkurrenten haben allerdings auch keine Larifariprogramme, so dass wir mit einem Heimsieg gegen Mondercange schon einen großen Schritt in Richtung endgültiger Klassenerhalt machen könnten.




Leider vergessen wir unsere Überlegenheit in mehr als ein Tor umzumünzen, so dass die Gäste schließlich in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich kommen.
Genaugenommen schießen sie innerhalb von 40 Sekunden zwei Tore - aber das zweite wird ihnen wegen einer mikroskopisch festgestellten Abseitsstellung eines Fingernagels aberkannt.
Zwei Punkte verloren, aber das hätten drei sein können!

Es ist und bleibt unfaßbar eng in diesem Abstiegskampf. Wir rutschen vor dem vorletzten Spiel tatsächlich sogar auf den 13. Rang zurück, da die Yellow Boys zwei Spiele in Folge gewinnen und uns hinter sich lassen.
Ein Sieg in Mertert würde das natürlich wieder ein bißchen geraderücken - aber wie sollen wir denn dort gewinnen, fragen wir uns vor dem Spiel. Die wollen aufsteigen!




Nach dem Spiel ärgern wir wir uns eher erneut über unsere Schlafmützigkeit, mit ein bißchen mehr "Spiel-Wiltz" (5€ fürs überraschte Phrasenschwein!) hätten wir hier auch drei Punkte holen können.
So jedoch ergibt sich vor dem letzten Heimspiel der Saison 2026/2027 folgendes Ausgangsszenario.




Wir müssen gewinnen.
Die Yellow Boys spielen parallel gegen Kehlen.
Wenn wir gewinnen, überholen wir mindestens einen Verein (Kehlen oder die Yellow Boys), eventuell sogar beide.
Wenn wir verlieren, geht es definitiv in die Relegation, direkt absteigen können wir nicht mehr.




So lapidar wie sich die Lage vor dem Spiel darbietet, so lapidar spielen wir das dann auch runter. Abwehr steht sicher, vorne dauert es zwar bis Mitte der zweiten Halbzeit, aber dann schießen uns Stefan Monteiro und Rosario Malsa in einem ziemlich einseitigen Spiel zum Klassenerhalt.
Yellow Boys und Kehlen trennen sich 0:0, womit die Yellow Boys an der Großen Vaterländischen Relegationslotterie teilnehmen dürfen.




Mission erfüllt!
Ich erhalte dutzende begeisterter Schulterklopfer und Umarmungen von Leuten,die "nie an euch gezwiefelt haben".
Aber wirklich in Erinnerung bleibt mir nur das High-Five von Frau Latourneur...


Die Mannschaft wird - so sieht es zumindest im Moment aus - bis auf Heintz und Jaroszek, dessen Kaufpreis wir einfach nicht zu zahlen in der Lage sind - zusammenbleiben.
Wir benötigen Verstärkungen hinten links (Sacras ist wirklich nur Notnagel), hinten rechts (hier heißt der Notnagel dos Santos Rodrigues, der allerdings ein guter Innenverteidiger ist) sowie im Sturmzentrum, wo uns ein "richtiger" Zielspieler einiges an offensiver Wucht geben würde.
Den Ersatz für Jaroszek haben wir dagegen schon in der U19 - Alexander Colditz wird die Erste zur neuen Saison verstärken und ist zunächst als (sher) klarer Backup zum numehr unangefochtenen Stammspieler Lechar eingeplant.

Zusammengerauft hat sich die Truppe allemal!




Der Rest der Saison besteht aus erleichterten Witzen, ein bißchen Vorplanung für die neue Saison und einem feucht-fröhlichen Abend im Vereinsheim, der unter anderem mit einer Sportdirektorin und einem Trainer endet, die - sehr unsicher auf den Beinen, aber immer noch tapfer Alkoholflaschen schwenkend - das nächtliche Rümelingen Arm in Arm mit schief gesungenen Unter-der-Gürtellinie-Gassenhauern "unterhalten" .... was beide am nächsten Morgen mit hochrotem Kopf abstreiten. Genaugenommen bestehen beide unabhängig voneinander darauf, nicht einmal gemeinsam die Party verlassen zu haben.
Aber das sind Details, die vor dem Hintergrund einer solch wundersamen Rettung wohl niemanden wirklich interessieren ....





« Letzte Änderung: 10.Juli 2023, 11:52:03 von Achtelprofi »
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Lavayeux' Europatour - Die Geschichte eines Luxemburgers

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Union Sportive Rëmeleng


Sommer 2027, Rümelingen, Luxemburg


Bei der angeblich so aus dem Ruder gelaufenen Saisonabschlussfeier hab ich - vor dem einen (maximal einen!) Bier, dass ich möglicherweise zuviel hatte - wahrscheinlich (kann mich nicht so recht erinnern) meinem Präsidenten Pedro Pina noch den A-Trainerschein aus dem Kreuz geleiert, mit der unschlagbar cleveren Begründung, dass man den ja für ein Traineramt in der ersten Liga zwingend braucht.
GEMEINT habe ich damit, dass wir laut seinem Fünfjahrplan ja irgendwann demnächst mal die Aufstiegsplayoffs ins Auge fassen sollen.
Bei ihm ANGEKOMMEN ist offenbar, dass mein persönliches Saisonziel "Aufstieg" lautet.

Jedenfalls begrüßt er mich nach meinen dreieinhalb Wochen "Urlaub" (die durch den vereinsfinanzierten Crashkurs-Erwerb der A-Lizenz randvoll mit Arbeit waren) mit der Neuigkeit, dass Vivian (die kupferhaarige Sportdirektorinnen-Venus) bereits verschiedene Spieler ins Auge gefaßt habe, die sowohl bezahlbar als auch eine Verstärkung auf unserem Weg in die BGL Ligue wären.
Ich behalte meine Überraschung über dieses mir völlig neue Saisonziel lieber für mich, weil ich nicht ausschließen kann, vielleicht irgendwas unbedachtes auf einer gewissen Vereinsfeier (die jetzt aber auch langsam mal oft genug erwähnt worden ist) geäußert zu haben und begebe mich lieber ins Büro meiner direkten Vorgesetzten.
Die sieht aus wie immer (wie aus dem Ei gepellt und gar nicht mal so unattraktiv) und ist auch gestimmt wie immer: die pure Optimistin.

"Gerard, da sind Sie ja! Willkommen zurück, Glückwunsch zur bestandenen Trainerprüfung", (woher weiß sie das? Ich habs noch keinem gesagt!), "und  gut, dass Sie da sind, ich möchte da einiges mit Ihnen besprechen."
Oh ja, ich möchte auch gern so einiges mit ihr besprechen, das trifft sich super!

Leider stellt sich heraus, dass sie sportliche, auf den Verein bezogene Themen meint. Na gut, ich bin ja flexibel.
Sie zeigt mir Videoausschnitte mehrerer Spieler, die in unsere gesuchten Anforderungsprofile passen könnten. Ergänzend bekomme ich noch verschiedene Scoutberichte zu lesen.
Am Ende des Studium nicke ich anerkennend.
"Das sind, soweit sich das beurteilen läßt, sehr gute Vorschläge, Frau Letourneur. Können wir alle diese Spieler verpflichten?"
Sie nickt fröhlich. "Das ist ja das Gute - alle zusammmen kosten uns pro Spiel weniger als unsere beiden Abgänge Heintz und Jaroszek!"
"Das ist ja kaum zu glauben!" Jetzt bin ich auch fröhlich.

Während ich mich mit meinem im Seminar neu erworbenen Wissen an die Trainingsvorbereitung und die Taktikverfeinerung setze, kümmert sich Frau Letourneur in Windeseile darum, dass die Neuzugänge auch verpflichtet werden.

Unser Kader bei Saisonbeginn (24.06.) sieht damit so aus:




Die Neuzugänge sind Kada Khoudja (Rechtsverteidiger, als Correia-Backup eingeplant, um dos Santos Rodrigues endlich fest für die Innenverteidigung planen zu können), Ibraima "Ibu" Cisse (neuer Stamm-Linksverteidiger), Stephane Chevallier (Heintz-Ersatz und als neuer Kopf der Mannschaft vorgesehen) sowie Carlos Andrade (Sturmzentrum). Dazu kommt nach dem Ende der Jaroszek-Leihe wie bereits angekündigt Alexander Colditz aus U19 als Lechar-Backup für den linken Flügel.

Theoretisch haben wir damit einen Linksverteidiger zuviel im Kader und machen bereits Anstalten, Cedric Sacras bei anderen Vereinen anzubieten, als sich das Überangebot anders als geplant von selbst erledigt.




Das paßt mir zwar überhaupt nicht, weil ich einen offenen Zweikampf um den Stammplatz hinten links haben wollte -zwischen zwei Spielern, die defensiv UND offensiv brauchbar sind. Jetzt ist es wieder nur ein Stammspieler und ein deutlich schwächerer Backup. Naja, müssen wir eben noch einen weiteren Linksverteidiger suchen und Sacras erst dann abgeben.

Aber auch dieser Plan geht vorerst nicht auf, denn kurz vor Beginn der offziellen Saisonvorbereitung teilt uns der Präsident mit, dass er spontan zu dem Entschluss gekommen ist, sein Amt abzugeben und den Verein verlassen zu wollen.
Das allein wäre noch nicht so schlimm, aber solange die Übergabeverhandlungen mit den Interessenten nicht abgeschlossen sind, gibt es ein süßes kleines Transferembargo.
Heißt: Stand jetzt gibt es keine weiteren Spieler, wir müssen mit denen auskommen, die schon da sind und hoffen, dass uns nicht noch weitere verlassen.
Die U19 gibt außer Colditz nichts brauchbares her, jeder Abgang aus der Ersten würde uns daher schwer treffen.




Einen einzigen positiven Aspekt hat das Ganze - Vivian und ich können Pedro Pina mit vereinten Überredungskünsten überzeugen, das Saisonziel "Aufstieg" auf etwas realistischeres runterzustutzen. Denn alle anderen Vereine haben jetzt noch sechs Wochen Zeit, den Kader zu verstärken und uns auch ggf noch (dank Pedro) unersetzbare Schlüsselspieler wegzulocken, während wir an der Transferfront Däumchen drehen.






Das Saisonziel ist im Moment vielleicht sogar etwas tiefgestapelt, aber unter uns gesagt: Saisonziele nach oben anpassen macht auch deutlich mehr Spaß als in die andere Richtung.


Trübsal blasen ob des Embargos hilft jedenfalls nicht - klappt auch gar nicht, jedenfalls nicht wenn man täglich mit einer dermaßen quirligen und fast schon zwanghaft positiv denkenden Vorgesetzten zu tun hat - der Trainerstab geht unter meiner Leitung also an die taktische Planung.
Drei unterschiedliche Taktiken sollen es sein. Nichts zu kompliziertes oder forderndes, wir sind immer noch nichts weiter als ein besserer Amateurverein.
Die einzigen beiden Vorgaben, die wir uns selbst setzen, sind:

1. Es muss damit eine möglichst große Bandbreite nicht nur an gegnerischen Formationen, sondern auch an entsprechend unterschiedlichen Vorgehensweisen der Gegner abgedeckt werden.
2. Alle drei Taktiken sollen ohne Spielerwechsel innerhalb einer Partie möglich sein.

Es dauert nicht lang, da haben wir zumindest zwei Arbeitsgrundlagen und unsere Standardtaktik festgelegt.




Falls wir offensiv zu werke gehen wollen (oder müssen), soll es ein schlichtes "lang nach vorn und dort hilft Andrade"-System werden. (Zu den einzelnen Spielern siehe unten.)
Also platt gesagt: Langholz. Die Hälfte unserer Spieler ist dermaßen ... ausbaufähig bei  Ballannahme, -behandlung und -weiterleitung, dass wir um direktes Spiel ohne lange Passtafetten einfach nicht herumkommen.
Diese Variante ist erstmal lediglich eine Basis, auf dieser Basis werden wir in den Testspielen und im Training aufbauen und sie verfeinern.




Das gleiche gilt auch für unsere defensive "Klappe zu, Affe tot!"-Variante, also die Taktik der Wahl, falls wir mal einen Vorsprung mit Klauen und Zähnen verteidigen müssen.
Das ist im Grunde genommen die 4411-Variante aus dem letzten Frühjahr, mit der wir defensiv zwar meist sicher standen, aber offensiv so gefährlich daherkamen wie ein beingelähmter Rüsselkäfer. Hier ist definitiv noch Arbeit nötig.




Das gilt natürlich auch für unsere Standardtaktik, allerdings unter völlig anderen Vorzeichen. Denn diese Taktik haben wir im Schlusspurt der vorherigen Saison bereits unter Wettkampfbedinungen erprobt und für durchaus tauglich befunden. Unter anderem haben wir damit das fulminante 5:1 beim damaligen Tabellenführer Wiltz71 herausgespielt. Mit einem stärkeren Zielspieler als Sulejmani sollte das offensiv sogar noch besser taugen.
Und diesen besseren Zielspieler haben wir in Carlos Andrade ja jetzt (hoffentlich) im Kader.

Wir spielen 5 Testspiele gegen Vereine aus der 5. bis 3. Liga und sind danach überzeugt, dass diese Taktik auf jeden Fall Stanard werden muss - denn auch wenn es defensiv noch das eine oder andere Mal hakt (mit dem negativen Höhepunkt eines vogelwilden 4:4 gegen Drittligist Reisdorf), offensiv sieht das schon sehr gut aus. Und wie starten wir nun im einzelnen bzw was ist die Stammelf und was der Plan?

Sehr einfach eigentlich.




Im Tor steht selbstverständlich auch in dieser Saison wieder Luca Ivesic.
Herausragende Sprungkraft, Entscheidungen und Reflexe sowie eine manchmal wie Vorahnung wirkende Fähigkeit, die Bewegung eines gegnerischen Stürmers zu antizipieren und dann genau richtig zu stehen, um ihm im eins gegen eins den Torerfolg zu verwehren, sind gehobenes Zweitliganiveau. Nur Erstligaabsteiger Bettembourg sowie "Superclub" Luxembourg City können mit besseren Torleuten aufwarten - zahlen denen aber auch Unsummen und vor allem ein festes Gehalt.
War bei meinem Dienstantritt bereits im Verein.




Kapitän Lucas Correia beackert die rechte defensive Seite. Ja, der 28jährige von den Kapverdischen Inseln - bereits mehrere Male in den Kader der Nationalmannschaft berufen, aber bisher kein Einsatz dort - arbeitet Fussball. Er verfügt über - für das Niveau der Eirepromotion - ausreichende bis gute Defensivfähigkeiten, aber technische Feinheiten gehen ihm großteils ab. Weiß allerdings theoretisch, wie eine gelungene Flanke aussieht und hat gerüchteweise sogar selbst schon mal eine geschlagen. Körperlich stark, ist aber Bodenbewohner.
Herausragende Entscheidungsfindung, die ihn in Verbindung mit seinem Stellungsspiel zu einem zuverlässigen Verteidiger macht.
Leader im Team und gerade für die Teenies im Kader fast schon so etwas wie eine (halbe) Vaterfigur.
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Wenn Correias ökologische Nische der Boden des Spielfeldes ist, dann ist Miguel dos Santos Rodrigues der Flughund des Teams. Absolutes Biest in der Luft, defensiv wie offensiv. Bis auf die mitunter fehlende Übersicht und die quasi nicht vorhandenen Dribbelfähigkeiten keine Defensivschwächen, die man nicht ausgleichen könnte.
Ach doch, eine eklatante Schwäche wäre da noch: wenn er auf dem Platz steht, läßt man entweder die Idee mit der höherstehenden Abwehrkette oder die Abseitsfalle im Taktikschrank. Wenn man ihn zwingt, irgendwo in der Nähe des Mittelkreises Teil einer Abwehrkette zu sein, kommt er im Falle eines gegnerischen Konters - vielleicht! - gerade noch rechtzeitig am eigenen Strafraum an, um nach Ende der Zeitlupe des Gegentores im Bildausschnitt zu erscheinen. Da er über gute Antizipation, Entscheidungen und Stellungsspiel verfügt, wird er sich aber wahrscheinlich von vornherein weigern, so weit vorn zu stehen.
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Skenderovic - der zweite Innenverteidiger im Bunde - ist ein bißchen schneller, aber deswegen auch nicht gleich fix. Dennoch ergänzen sich die beiden ziemlich gut, vor allem, weil beide Situationen nahezu gleich gut vorausahnen und sich entsprechend positionieren können. Skenderovic ist wahrscheinlich der - zumindest am Boden - stärkste Innenverteidiger im Kader, obwohl er mit Nikolay, van Kymmel und vor allem Schwitz starke Konkurrenz hat.
Bisher haben ihm seine konstant guten Leistungen aber noch seinen Stammplatz gesichert.
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Der erste Neuzugang in der Startaufstellung. Ibraima Sisse, dessen Trikot auf seinen Wunsch aber nur den Spitznamen "Ibu" ziert, ist nicht nur einer der schnellsten Spieler im Kader, sondern auch der beste Flankengeber. Genau diese Kombination war auch der Grund, warum wir ihn unbedingt ins Team holen wollten. Er weist einige eklatante Schwächen auf (muß er auch, sonst wär er ja nicht zu uns gewechselt): Alles was in der Luft passiert, bleibt ihm verschlossen. Er springt - mit Anlauf - etwa so hoch, dass er Miguel dos Santos Rodrigues bei dessen Kopfbällen die Füße küssen könnte. Wie man sich im Offensivspiel anbietet, ist ihm oft genug ein Rätsel. Da er technisch bestenfalls Durchschnitt ist, wird er ins Angriffspassspiel aber sowieso nicht freiwillig eingebunden. Deswegen erobert er sich die Balle meist einfach selbst. Kann er nämlich ganz gut. Und dann flankt er gleich. Kann er nämlich wie gesagt auch ganz gut.
Dass sein Künstlername ein versteckter Hinweis darauf ist, dass seine Flanken hart genug sind, um Kopfschmerzen zu verursachen, ist aber wahrscheinlich dennoch bloß ein Gerücht.
Sommer-Neuzugang.




Der ominöse "Königstransfer" - jedenfalls bevor wir Andrade aufgetrieben haben. Stephane Chevallier kann offensiv am Ball nahezu alles (außer dribbeln, was in unserer Taktik aber ja nicht zwanghafte Grundvoraussetzung ist), flanken (was nicht seine Aufgabe sein wird) und jegliche Standardsituationen (schade, aber nicht zu ändern). Defensiv ist er schwach und benötigt Unterstützung von den Mitspielern, seine Höchstgeschwindigkeit steht der von Miguel dos Santos Rodrigues nur wenig nach und seine Fernschüsse sind bereits nach wenigen Trainingstagen Gegenstand verschiedener Witzchen seiner Mitspieler.
Dafür ist er ein Meister darin, seine kalauernden Mitspieler mit Übersicht und einem klug getimten Pass in den freien Raum zu schicken. Auch unter Druck trifft er eher die richtige als die falsche Entscheidung. Soll der Taktgeber unseres Mittelfeldes werden, so wie es Alex Heintz vor ihm war.
Sommer-Neuzugang.




Hätten wir Chevallier nicht geholt, hätten entweder Vizekapitän Omar Muhovic oder eben Melvin Dias den Posten des Ballverteilers übernehmen müssen. So jedoch füllt Letzterer mehr schlecht als recht (aber deutlich besser als Muhovic) den Part des zwischen den Strafräumen hin- und herlaufenden Mittelfeldspielers aus. Er ist dafür eigentlich weder ausdauernd noch mannschaftsdienlich genug, seine gute Technik, das herausragende Passspiel sowie die gute Entscheidungsfindung machen ihn jedoch zum besten Kandidaten. In manchem Vorbereitungsspiel war es dennoch nötig, ihn zu einem etwas stationäreren Mittelfeldspieler umzufunktionieren, weil seine Schwächen vom gegnerischen Team gezielt ausgenutzt wurden.
(click to show/hide)
Gute Ballannahme, Eckenschütze (letzteres aber nur mangels wirklich guter Alternativen).
War bei meinem Dienstantritt bereits im Verein.




Der nächste Franzose im Team. Lechar sollte im letzten Winter die Lücken auf links schließen, dafür wurde er zusammen mit Leihspieler Jaroszek geholt. Nach dessen Abgang ist er nun der Stammspieler auf der linken Außenbahn - und so ganz langsam hört tatsächlich auch sein Gemurre über diese "besch... fremde Position, die ich spielen soll" auf. Wird auch Zeit.
Denn auch wenn er alles andere als eine Ideallösung dort ist (seine Flanken sind dafür eigentlich zu schwach, andererseits hat er mit Cisse ja einen guten Flankengeber in seinem Rückraum), seine gute Ballbehandlung und seine Geschwindigkeit machen ihn zu einem ständigen Unruheherd auf der linken Seite. Würde er häufiger die richtige Entscheidung treffen, könnte er mit seinen überraschend guten Flachpässen ins Zentrum noch deutlich mehr Vorlagen verbuchen. In der Realität scheitert das oft daran, dass er heftige Schwierigkeiten hat, vorauszuahnen, wo ein Gegenspieler in einer halben Sekunde steht - weswegen er ihm dann freundlich den Ball vor die Füße spielt statt einem unserer Stürmer.
Andererseits ist er in der Luft stark genug, dass er gegen den einen oder anderen überraschten Innenverteidiger schon Standard-Kopfballtore erzielt hat. Auch nicht schlecht!
Winter-Neuzugang.




Paulo Madeira hat - außer einer gewissen Nervenstärke, einer grundlegenden Idee davon, wass dieses "Passpiel" ist, von dem immer alle reden und einer für Zweitligaverhältnisse überdurchschnittlichen Ballannahme, Körperlichkeit und Einsatzfreude - eigentlich NICHTS, was ihn für einen Stammplatz in unserem System befähigt. Dennoch funktioniert er in eben diesem System erstaunlicherweise besser als die nominell stärkeren Martins und (vor allem) Sulejmani, weswegen er diese vorerst auf die Bank verdrängt hat. Die beiden brauchen aber nicht zu verzagen - die nächste Verletzung wird nicht lange auf sich warten lassen. Madeira ist dermaßen verletzungsanfällig, der bringt es wahrscheinlich sogar fertig, sich beim Torjubel die Schultergelenke auszukugeln, weil er die Arme zu heftig hochreißt.
Wie gesagt: Madeira sollte bestenfalls Bankdrücker sein. Ist aber (knapp) Stammspieler.
War bei meinem Dienstantritt bereits im Verein.




Unser Knallertransfer. Als mir Letourneur die Videos und Berichte von ihm zeigte, war ich fest davon überzeugt, dass sich den irgendein Erstligist schnappt. Der ist mit seinen 18 einfach schon sooo gut. Natürlich hat auch er Schwächen, das ist doch logisch.
Wer ihn zum ersten Mal sieht, muß zum Beispiel oft der Versuchung widerstehen, ihn anzupusten, um zu sehen, ob er weggeweht wird. Seine Bewegungen wirken mitunter so agil wie bei einem Faultier. Er ist mit Abstand der langsamste Spieler in unserer Startelf, auch wenn sein guter Antritt darüber im ersten Moment vielleicht hinwegtäuscht. Seine Konzentration läßt mich hoffen, dass es Ritalin irgendwann rezeptfrei gibt und seine defensiven Fähigektien sind schlicht nicht erwähnenswert. Dazu ist er mit 1,84m eigentlich viel zu klein, um ein Zielspieler zu sein. Und dennoch haben wir ihn genau dafür geholt und er füllt diese Rolle mit Bravour aus. Warum?

Nun, zunächst mal ist er überdurchschnittlich sprungkräftig. Dann weiß er auch oft genug, wann genau er wo abspringen muß, um den beühmten halben Zentimenter höher zu stehen, wenn der Ball ankommt. Er erkennt Lücken, in die er laufen (oder in die er den Ball spielen) kann. Er hat am Boden Dinge mit dem Ball drauf, davon träumt der halbe Kader nur. Er hat noch keinen Zweikampf gescheut, egal wie oft er danach schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Er ist (auf geringerem Niveau als Chevallier natürlich) fähig, einen Mitspieler mit einer Ballberührung und einem Pass freizuspielen.
Er kann, wenn dieser Passweg versperrt ist, problemlos auch selbst Tore erzielen, indem er die Kugel platziert in die Ecke schiebt. bei Elfmetern ist er meist "kalt wie Hundeschnauze" und er könnte theoretisch auch Ecken schießen. Nur: welcher Trainer bei Verstand stellt seinen (aufgrund seiner guten Ballbehandlung sogar noch vor dos Santos Rodrigues) besten Kopfballspieler an die Eckfahne?!
Andrade ist, soweit sich das anhand einiger Testspiele sagen läßt, womöglich genau das Upgrade zu Sulejmani, das wir als Zielspieler gesucht haben.
Sommer-Neuzugang.




Unsere klare (und leider einzige echte) Nummer 9. Wenn sich Monteiro verletzt oder den Verein wechselt, haben wir ein Riesenproblem, denn für ihn gilt sinngemäß das gleiche wie für Ivesic im Tor: es gibt nichts vergleichbares zu bezahlbaren Konditionen für uns. Auch ohne Embargo. Gleichzeitig gilt für ihn ähnlich wie für Madeira: man wundert sich, dass er so gut funktioniert. Er ist ungefähr so mutig wie die Ritter vom Gral beim Anblick des Killerkarnickels. Er kann zwar theoretisch dribbeln, kennt aber nur zwei verschiedene Tricks. Er kann Kopfball eigentlich nur ohne abzuspringen, da er sonst möglicherweise bei der Landung stolpert. Er übersieht reihenweise Mitspieler, wenn er sie doch sieht, spielt er garantiert einen Fehlpass. Er schießt nur innerhalb von 5 Metern Torentfernung aufs gegnerische Gehäuse, weil ihm große Entfernungen unheimlich sind. Wenn Ritalin tatsächlich irgendwann rezeptfrei wird, bestell ich auch für ihn eine Familienpackung. Als Krönung ist er - wenn man ihn nicht regelmäßig einnordet - die Kategorie "Mario Basler". Vulgo: Standfussballer. Rennen dürfen die anderen. (Daran arbeitet er inzwischen, sogar fast freiwillig.)

Aber: er ist sehr fix und damit oft schneller als die Innenverteidiger an dem Ort, den Madeira, Lechar, Chevallier oder Andrade mit ihren Pässen anvisieren. Er trifft häufig die richtige Entscheidung mit und ohne Ball, er lauert mit diebischer Freunde zwischen den gegernischen Innenverteidigern am Rande des Abseits', läuft dank seiner guten Vorahnung aber selten hinein, was seine Gegenspieler maximal nervt. Er hat einen guten, trockenen Schuß, wenn auch lange nicht so präzise wie Andrade. Und er behält vor dem Tor zwar nicht immer, aber doch oft genug die Nerven.
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Diese Elf wird also nach der Vorbereitung im ersten Saisonspiel auflaufen - und wenn nichts schwerwiegendes schief geht, auch in en folgenden Partien. Saisonauftakt ist bei uns zuhause, im Stade Municipal, vor ziemlich exakt 400 Zuschauern.
Ich glaube, so viele waren zu keinem unserer Heimspiele in der letzten Saison - ein Ausdruck der Vorfreude und Erwartung, dass diese Saison besser läuft als die Beinahe-Katastrophe letztes Jahr.

Und es geht eigentlich auch ganz gut los. Klar, es könnte besser sein, aber ich will mich mal nicht beschweren....







Scherz beiseite. Was die Jungs da auf dem Rasen abziehen, ist von der ersten bis zur letzten Sekunde absolut begeisternd. Ich wechsle irgendwann nach der 70. Minute vier Spieler aus - nicht weil es Grund zur Änderung gäbe, sondern weil ich einfach das Signal setzen will, dass trotz dieser Demonstration jeder im Kader die Chance auf Spielzeit hat.
Krönung der Demontage, die Kehlen hier erfährt, ist natürlich Monteiros Viererpack - aber auch der Assist-Doppelpack von Andrade stimmt mich froh.
(Monteiro zeigt allerdings auch, warum er bei uns und nicht zB in der ersten Liga spielt: er schießt vier Tore und läßt sechs weitere Hundertprozentige aus!)

Klar, das wird wohl eher nicht in jedem Spiel so weitergehen.
Um das zu wissen, muss man kein Prophet sein, aber alles in allem können wir mit Fug und Recht optimistisch auf die restliche Saison schauen.
Spitzenreiter!



« Letzte Änderung: 10.Juli 2023, 20:08:15 von Achtelprofi »
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Bisschen viel Ablenkung um mal von meinem nicht vorhanden Kader wegzukommen. Von mir auch meine herzlichsten Glückwünsche zur bestandenen Trainerprüfung.

Zitat
(woher weiß sie das? Ich habs noch keinem gesagt!)
Dabei fällt mir doch glatt die gute Frau Stockl ein. 😂 Immer und zur jeder Zeit bestens informiert. 😂
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Schön wieder auf einen Schlag so viel von dir zu lesen. Das macht direkt mal Laune selbst in einem so kleinen Land zu starten, wirklich in den Niederungen des Fußballs.  :)
Wie waren denn deine Startbedingungen (Lizenz und Erfahrung)?

Glückwunsch natürlich zum Klassenerhalt und dem tollen Saisonstart. Natürlich weckt ein solch fulminanter Sieg nun auch höhere Erwartungen an die kommenden Spiele.  ;D
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