@shortknife: Naja, ich hab die Story hier erst gestartet, als ich bereits anderthalb Saisons gespielt hatte - ich wollte einfach sichergehen, dass ich genügend Spaß daran habe, dass sich eine Geschichte lohnt.
Bringt ja nichts, anzufangen und nach einer Saison zu merken "Mist, das ist Frust pur."
Mit dem untenstehenden Post schließt die Story hier zu meinem Fortschritt im Spiel auf - ab sofort geht es daher evtl etwas langsamer voran.
Was die Aufstiege angeht - man muß bedenken, dass die unteren Luxemburger Ligen (eigentlich alles unter der ersten Liga) nicht vom FM zum Spielen vorgesehen waren/sind, soll heißen, man hat hier das gleiche Problem wie in einem England-Lower-League-Spiel, wo ja alles unterhalb der Vanarama North/South auch super einfach ist, weil man sich Spieler leisten/holen kann, die für ein deutlich höheres Niveau vorgesehen sind. Kannst unten mal den Screenshot meines Starspielers in der 4. Division anschauen - das sind Werte, mit denen der Spieler auch in der ersten Luxemburger Liga gut mithalten kann.
Wirkliche Aussagekraft haben meine Erfolge also erst ab der Eirepromotion bzw sogar erst ab der BGL Ligue.
Nürnberg in der 2. Liga ist da um EINIGES fordernder (gehe zumindest davon aus).
@BluePenguin: Luxemburg hat 6xx.000 Einwohner, davon sind Stand Mai 2022 31.000 (männliche) Spieler in den 104 existierenden Vereinen aktiv. Das ist schon ein ziemlich hoher Prozentsatz (zumal man aus den Einwohnern ja noch ein paar
Menschen rausrechnen muss: alle Frauen beispielsweise, alle Unter-5-Jährigen, alle über 60-Jährigen etc).
FC Hollywood hat mich zum Kichern gebracht, schöner Vergleich mit der letzten Bayern-Inkarnation, die auf Saisonsicht gesehen schlagbar schien...
Und danke für das Lob, freut mich sehr, dass es Dir gefällt und Du hier mitliest.
@All: ich find die Resonanz (Aufrufe, Bewertungen, Kommentare) auf meine Story sowieso echt super, hätte ich gar nicht mit gerechnet! Danke euch allen, das motiviert!
2. Division, Serie 2 - Saison 2035/2036 Die Resonanz auf die Pressekonferenz hält sich (zum Glück) in sehr engen Grenzen, auch
Müller-Lüdenscheidt meldet sich nach meiner zugegeben sehr bissigen Retourkutsche nicht noch einmal zu Wort.
Ab Mittwoch der Folgewoche liefern wir dann sowieso auch wieder eher sportliche Schlagzeilen.
Zunächst präsentieren wir mal den angekündigten neuen Co-Trainer.
William Rosa ist ein Luxemburger, der irgendwo im Stammbaum väterlicherseits einen Schotten hat. Das merkt man ihm allerdings nicht wirklich an.
Was ich allerdings schon während der Sondierungsgespräche im Vorfeld bemerkt habe, ist seine ungeheure Fachkompetenz.
Rosa präferiert zwar ein flaches 4141 (mit defensivem Staubsauger zwischen Abwehr und zentraler Mittelfeldkette), ist aber erfahren genug, um seine Ideen auch an bestehende Kader anpassen zu können.
Dazu wirkt er zwar mitunter etwas schroff und grummelig, aber ich habe bereits nach wenigen Wochen ein sehr enges Vertrauensverhältnis zu ihm - nicht zuletzt deshalb, weil wir zwar beide wissen, dass er mir wesentlich mehr beibringen kann als ich ihm - aber er läßt das nie raushängen.
Ganz im Gegenteil - einer seiner ersten Sätze ist: "Ein Co-Trainer ist nur so gut wie sein Chef, ich bitte also darum, mich zu fragen, wenn Sie Fragen haben oder Rat brauchen. Ich möchte, dass dieser Verein erfolgreich ist - und dazu müssen wir uns gegenseitig unterstützen, wo es nur geht." Da sind wir uns einig.
Am Folgetag stellen wir dann auch
Ben Musliu per Vereinsmitteilung vor. Unser neuer Jugendabteilungsleiter soll sicherstellen, dass ein Reinfall wie letzte Saison - als wir keinen einzigen Jugendspieler in die U19 übernehmen konnten - nicht noch einmal vorkommt. Wir haben bereits in der letzten Saison damit angefangen, die Rekrutierungs- und Coachingbudgets der Nachwuchsabteilung zu erweitern - und das ist auch weiterhin eines der wichtigsten Projekte im Verein. Uns ist schließlich allen klar, dass wir nicht auf alle Zeit darauf vertrauen können, dass sich jedes Jahr erneut kostenfreie Verstärkungen finden lassen.
Schlußendlich stellen wir auch einen neuen Chefscout und einen Chefphysiotherapeuten ein.
Beide sind allerdings bestenfalls temporäre Lösungen: der eine wird Chefscout, weil es sonst keine Bewerber gibt und er immerhin weiß, dass man auf dem Transfermarkt keine Lebensmittel kaufen kann, der andere bringt als Qualifikation die höchst beruhigende Aussage mit, dass er vor 2 Jahren mal ein vom Arbeitsamt gesponsertes 5-tägiges Probearbeiten bei einem Physiotherapeuten mitgemacht habe. Das habe er allerdings nach 2 Tagen abbrechen müssen, weil ihm die "ganze Muskelwalkerei auf die Eier ging". Wir beschließen, für beide Positionen weiterzusuchen und ansonsten gute Miene zum inkompetenten Spiel zu machen.
Ansonsten werden wieder ein Dutzend Spieler verabschiedet, ebensoviele neue verpflichtet und kleine Details an der Taktik verstellt, die aber weiterhin das inzwischen gut bekannte 442 mit Zielspieler ist.
Wir spielen eine äußerst erfolgreiche Vorbereitung, in der wir nur einmal Unentschieden spielen und ansonsten stets als Sieger vom Platz gehen. Die Aussagekraft ist allerdings gering, denn wir spielen ausschließlich zuhause und ebenso ausschließlich gegen eher schwächere Gegner.
Unser einziges Ziel ist es, die vielen Neuen schnellstmöglich an die Taktik und die Mitspieler zu gewöhnen und ein grundlegendes Spielverständnis zu entwickeln, das wir auch in dieser Saison für die Basis zur Erreichung der vollmundig angekündigten Saisonziele halten.
(Über diese denken wir ansonsten lieber nicht allzuoft nach, mit ähnlich großkotzigen Sprüchen war auch
Müller-Lüdenscheidt in die Saison geschickt worden - Ende bekannt.)
Die Medien schließen sich den markigen Sprüchen von Präsident und Sportvorstand allerdings an und erwarten uns als Topfavorit für den Aufstieg (und auch für den Gewinn des Coupe FLF).
Bei dem Kader, den wir dank unseres famosen Sportdirektors nach Ende der Transferperiode zur Verfügung haben, ist das vielleicht weniger verwunderlich als es zunächst klingt:
Und dann beginnt meine zweite Saison als Trainer im Fussballbereich - und sie beginnt mit einem Paukenschlag par excellence. Wir reisen nach
Koerich ... und kehren nach einer Galavorstellung mit einem 5:0 im Gepäck zurück. Vierfachtorschütze:
Mauro Dragolovcanin. Vierfach-Vorbereiter:
Jerome Dragolovcanin. Falls noch irgendwer im Verein oder außerhalb daran gezweifelt hat, dass deren Verpflichtung ein Schnapper war, wird derjenige seine Zweifel wohl so langsam begraben müssen.
Danach empfangen wir
UN Käerjeng (also alles andere als Laufkundschaft!) zum Erstrundenduell im Coupe de Luxembourg und ballern sie mit 4:1 aus unserem Stadion. Nächstes dickes Ausrufezeichen unserer auf vielen Stammelfpositionen veränderten Mannschaft.
Und dann machen wir einfach so weiter:
Erstrundenspiel im Coupe FLF, auswärts bei
Excelsior Grevels. Endstand 4:0.
2. Spieltag der Liga, Auswärtsspiel bei
Moutfort-Medingen. 5:1.
3. Ligaspieltag, erstes Heimspiel. Gegner: Mitaufsteiger
Tricolore Gasperich, also diejenigen, die uns am letzten Spieltag in die Meistersuppe gespuckt haben. 1:0. Hätte aber auch wieder 4:0 ausgehen können.
Damit haben wir alle Pflichtspiele im August gewonnen und ein Torverhältnis von wettbewerbsübergreifend 19:2 (!) hingelegt.
Manch einer schreibt uns jetzt schon in die erste Liga, so als ob der Aufstieg schon feststünde.
Allerdings ist das noch ein weiter Weg, wir haben gerade mal 3 Ligaspiele hinter uns.
Im September gewinnen wir allerdings wieder alle Spiele - diesmal 6 an der Zahl. Einziger Unterschied zum August: wir sind deutlich geiziger mit den Toren, gewinnen nur einmal mit mehr als einem Tor Unterschied.
Dafür werfen wir aber erneut zwei favorisierte Teams aus den Pokalwettbewerben.
Und in der Liga sind wir mit 21 Punkte aus 7 Spielen natürlich das Maß aller Dinge.
Rosa und ich geben uns alle Mühe, keine Selbstzufriedenheit bei unserer Mannschaft aufkommen zu lassen.
Der Einbruch kommt aber dennoch, denn im Oktober gewinnen wir nur ens von vier Ligsspielen, holen zuhause nur einen Punkt und kassieren gegen
CS Sanem gar unsere erste Saisonniederlage.
Natürlich gibt es Gründe für die schlechten Leistungen - unser Stammsturm, die
Dragolovcanin-Brüder, wird z.B. seit dem fulminanten ersten Saisonspiel permanent mit anderen Clubs in Verbindung gebracht. Und Anfang Oktober gibt
Mauro seinen Wechsel in der Wintrerpause bekannt: er wird sich
Alliance Aischdall in der BGL Ligue / Nationaldivision anschließen, also von der vierten in die erste Liga wechseln. Und die Gerüchte, dass
Jerome ihm bald folgen wird, wollen einfach nicht verstummen....
Spielen müssen wir natürlich trotzdem, schließlich soll unser Stammknipser nicht der einzige bleiben, der in der Ligenpyramide nach oben klettert.
Der November beginnt dabei mit einem 2:0-Auswärtssieg bei
Koeppchen Wormeldingen, wodurch wir in die 3. Runde des Coupe de Luxemburg einziehen.
Als die Auslosung vorbei ist, wissen wir nicht so recht, ob wir uns freuen oder fluchen sollen - denn unser Gegner wird erneut die
AS Jeunesse de Esch sein. Immerhin dürfen wir wieder zuhause antreten.
(In Luxemburg gibt es kein automatisches Pokal-Heimrecht für Amateurvereine ... was natürlich so ein bißchen auch damit zu tun hat, dass es einfach mal keinen einzigen vollprofessionellen Club im Großherzogtum gibt. Auch die Vereine der ersten Liga sind sämtlich semiprofessionell.)
Die Aussicht auf ein erneutes Duell mit dem früheren Rekordmeister scheint die Mannschaft zu schocken, denn aus den beiden folgenden Heimspielen gegen
FC Residance und den
FC Koerich holen wir wieder nur insgesamt einen Punkt. Die Verfolger haben uns nahezu eingeholt, der Vorsprung auf den dritten Rang ist auf kümmerliche 2 Punkte zusammengeschrumpft.
Dankenswerterweise dürfen wir dann auswärts bei
Syra Mensdorf im Coupe FLF schalten und walten, wie wir wollen. Die Gastgeber wollen unbedingt den Aufbaugegener spielen und wir sagen mit Volldampf "danke".
Mauro Dargolovcanin untermauert mit einem Dreierpack seine Extraklasse,
Rodriguez Sanchez steuert zwei Treffer und zwei Assists zum 6:1 bei.
Aporopos
Rodriguez Sanchez - auch um unseren kreativen Mittelfeldkopf ranken sich Gerüchte über Gerüchte. Mit etwas Pech dürfen wir im Wintertransferfenster wieder komplett neu aufbauen.
Ich kann die Erstligisten aber auch verstehen, die an unserem Topvorbereiter dran sind - der Junge ist bei Licht betrachtet viel zu gut für die vierte luxemburgische Liga. (Und auch für die dritte oder zweite.)
Vorerst gibt es aber keine weiteren bestätigten Wechsel und wir nutzen - das Duell gegen
Jeunesse Esch schon im Hinterkopf - die Generalprobe gegen
Miniere Lasauvage, um uns noch einmal Selbstvertrauen zu holen. 4:0 heißt es am Ende in einem Spiel, das mit "einseitig" noch wirklich wohlwollend umschrieben ist.
Lasauvage bekommt in 93 Minuten nicht einen einzigen Schuß auf unser Tor gebacken - wir dagegen spielen uns Chancen für fünf Siege heraus.
Und dann, am 18.12., ist unser Stadion wieder mal ausverkauft. Gelbschwarz gastiert im Stade Aspelt.
letztes Jahr waren wir ja durchaus nah dran an einer Sensation - was geht diesmal?
Esch hat Anstoß. Kurzer Paß zur Seite, schnelles Dribbling, das unsere linke Seite verdammt alt aussehen läßt, butterweiche Flanke auf den Kopf von
Eschs Mittelstürmer
Cherfa, platzierter Kopfball,
da Silva streckt sich vergeblich...
0:1.
Nach 28 Sekunden.
Das Stadion, bis eben noch so laut, wie 500 Leute auf einem besseren Sportplatz halt sein können, ist von einem Augenblick auf den anderen mucksmäuschenstill.
Wir stoßen an.
Rodriguez Sanchez schickt
Almeida rechts mit einem seiner gefürchteten langen Pässe auf den Weg.
Almeida schaut kurz, sieht
Mauro Dragolovcanin mit einem Affenzahn durch die Verteidigerreihen in den Strafraum sprinten ...
Almeida entscheidet sich daraufhin, volles Risiko zu gehen und flankt volley (!),
Dragolovcanin springt am Elfmeterpunkt ab, erwischt die Kugel perfekt ... und plötzlich tobt das Stadion wieder! 1:1 nach einer Minute und 12 Sekunden.
Es gibt auch weiterhin keine Atempausen, das Spiel bieten in den ersten zehn Minuten mehr Höhepunkte und huntertprozentige Chancen als so manches komplette Match.
6. Minute.
Wir laufen in einen Konter und fangen uns durch einen Flatterball das 1:2 (Torschütze:
Indjai).
William Rosa und ich schauen uns fassungslos an. Im eigenen Stadion ausgekontert. Was ein Sch...!
34. Minute: Freistoß
Jeunesse Esch aus etwa 25 Metern halblinker Position.
Arena läuft an, zirkelt den Ball über die Mauer ... und
da Silva holt die Pille zum dritten Mal in dieser Halbzeit aus dem eigenen Netz.
1:3. Riecht nach Vorentscheidung.
Zwischen uns und unseren Gästen liegen Welten, was Standing, finanzielle Mittel und Qualität der Mannschaft angeht.
Wie sollen wir gegen diese abgezockten
Escher noch was holen?
Nichtsdestotrotz feuern wir unsere Jungs natürlich nach Leibeskräften an und peitschen sie nach vorn. Wenigstens noch ein 2:3 wie letztes Jahr, das wärs doch!
41. Minute. Wir haben mal wieder einen Eckball herausgeholt.
Rodriguez Sanchez (wer sonst?) bringt ihn rein, ganz hinten am langen Pfosten steigt
Pedro Marques mühelos am höchsten und nickt humorlos ein.
Da ist tatsächlich der Anschlusstreffer - 2:3!
Die Gäste traben mit leicht belämmertem Gesichtsaudruck zum Anstoßkreis. So kurz vor der Paue den Anschluss zu kassieren stand offenbar nicht in ihrem Matchplan.
Esch stößt an. Kurzer Pass nach links, schnelles Dribbling, das unsere linke Seite verdammt alt aussehen lä ... Moment!
Marques ist zuhilfe geeilt, erobert den Ball und schlägt sofort einen langen Pass über die bereits aufgerückten Gästeverteidiger auf die rechts Seite.
Almeida ist schneller als alle anderen und sprintet mit der Kugel diagonal auf den Strafraum zu, sieht den Gästekeeper ein bißchen zu weit vor seinem Kasten und zieht einfach mal wuchtig ab.
Wir liegen uns fassungslos in den Armen.
3:3!
Wir haben tatsächlich einen Zwei-Tore-Rückstand wettgemacht.
Gegen Jeunesse Esch.
Innerhalb von nicht einmal 2 Minuten!
Kurz darauf ist erst einmal Pause.
Unsere Elf liegt ausgepumpt am Boden, aber alle grinsen wie die Honigkuchenpferde.
William Rosa tritt zwischen sie und hält eine kurze Ansprache.
"Jungs, das war phänomenal. Ich hab schon eine Menge erlebt, aber so etwas ..." Er schüttelt den Kopf. "Absolute Extraklasse, wie ihr hier fightet. Jetzt tut uns und euch und den Fans einen Gefallen: bleibt dran und glaubt an euch!
Esch ist nicht unverwundbar, wie ihr in der ersten Halbzeit eindrucksvoll bewiesen hat. Versucht Standards herauszuholen und steht defensiv sicher. Je länger es hier unentschieden steht, desto unsicherer werden die!"
Entschlossene Gesichter allenthalben.
Die zweite Hälfte ist nicht mehr ganz so intensiv wie die erste - beide Teams müssen dem mörderischen Tempo des ersten Durchgangs und auch der Gefühlsachterbahn Tribut zollen.
Dennoch können sich beide Torhüter noch ein paarmal auszeichnen.
Es geht schon Richtung Verlängerung, als
Jeunesse Esch noch einmal einen Eckball erhält.
Der segelt - scharf getreten - an Freund und Feind vorbei ... und findet dann am langen Eck
Kitenge, den Escher Kapitän. Dessen Gewaltschuß wird vom eingewechselten
Kevin da Cunha unhaltbar abgefälscht und schlägt im Tor der Gastgeber ein.
3:4.
Und höchstens noch 6 Minuten zu spielen.
Für einen Moment sacken die Köpfe unserer Spieler nach unten, dann klatscht
Mauro Dragolovcanin laut in die Hände.
"Los jetzt, auf auf! Wir sind noch nicht geschlagen!"
Die Red Boys traben zum Anstoßkreis.
88. Minute.
Rodriguez Sanchez faßt sich ein Herz und zieht aus fast 30 Metern ab. Der Gästekeeper hechtet in die Ecke, wird aber nicht mehr herankommen, denn der Ball dreht sich leicht von ihm weg.
Wir haben den Jubelschrei schon auf den Lippen, da hören wir das häßliche Klatschen, mit dem der Ball den Außenpfosten trifft und in Aus geht.
Dreck!
90. Minute
Drei Minuten gibt es obenauf.
Die Uhr läuft unerbittlich gegen uns.
91. Minute.
Da Cunha rackert und kämpft, als ginge es um sein Leben.
Offenbar wild entschlossen, nicht für das Ausscheiden verantwortlich zu sein, gibt er keinen Ball verloren und wirft sich in jeden Zweikampf.
Jetzt hat er dem
Escher Rechtsverteidiger den Ball abgeluchst, sprintet Richtung Grundlinie ... ein Abwehrbein verhindert die Flanke in Richtung Elfmeterpunkt (wo schon wieder
Marques stand, den längst nichts mehr hinten hält).
Nochmal Eckball für
Aspelt.
Rodriguez Sanchez bringt den Ball halbhoch rein ... rausgeköpft!
Der Ball fällt
Jerome Dragolovcanin vor die Füße, der zieht sofort ab - abgefälscht... Pfosten!
Der Ball prallt zurück in Richtung Elfmeterpunkt und verschwindet in einem Gewirr von Spielern, die mit aller Macht an das Spielgerät kommen wollen - die einen, um den Ball rauszuschlagen, die anderen, um vielleicht doch noch das Tor zu erzielen...
... plötzlich hat Unglücksrabe
da Cunha den Ball vor dem Fuß, holt zum Schuß aus, wird jedoch im gleichen Moment von einem Gästespieler beidhändig umgestoßen, während der Gästekeeper nach einem Schuß hechtet, der nicht stattfindet. Die ersten Arme werden zwecks Elfmeterforderung hochgerissen ... und
da Cunha stochert im Fallen nach dem Ball ....
... erwischt ihn mit der großen Zehe gerade noch so ... und der Ball kullert ganz gemächlich ins Tor.
4:4 mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit - was für ein Pokalfight!
Das Entsetzen steht den den Gästen genauso deutlich ins Gesicht geschrieben wie den Red Boys die Freude.
Die Verlängerung wird von beiden Seiten auf dem Zahnfleisch absolviert, beide Mannschaften haben bereits je dreimal gewechselt und wir können selbst auf die nun häufiger werdenden Krämpfe bei einzelnen Spielern nicht mehr reagieren.
Tore fallen keine mehr.
Es geht ins Elfmeterschießen.
Rosa und ich beschränken uns darauf, die Schützen auszuwählen und der Mannschaft zu sagen, dass sie - egal, wie das hier ausgeht - jetzt schon Pokalhelden sind. Als Viertligist vier Tore gegen einen Erstligisten zu schießen und zweimal nach Rückstand zurückzukommen hat in der über hundertjährigen Geschichte des Coupe de Luxembourg noch nie ein Team geschafft. Um das zu wissen, müssen wir nichtmal Google bemühen.
Dann begeben wir uns in unsere Coachingzone zurück und drücken die Daumen, bis sie blau anlaufen.
Und die Jungs belohnen sich tatsächlich! Zwar verschießt
Jerome Dragolovcanin gleich den ersten Elfmeter, aber da sein Bruder
Mauro sowie
Rodriguez Sanchez und
Pedro Marquez ihre Strafstöße allesamt verwandeln und bei
Esch die Nerven dermaßen flattern, dass unglaublicherweise drei von vier Schützen den Ball nichtmal aufs Tor bekommen, kegeln wir nach einem Spiel, bei dem wir Trainer wahrscheinlich um zehn Jahre gealtert sind, tatsächlich die
AS Jeunesse de Esch aus dem Coupe de Luxembourg.
Nach diesem Spiel klingelt noch am Abend mein Telefon und ein Herr Tesch von
F91 Düdelingen müchte wissen, ob ich bereits wäre, den Trainerstuhl bei seinem Verein zu übernehmen.
Ich lehne höflich ab - unter Verweis auf den laufenden Vertrag und meine moralische Verpflichtung hier in
Aspelt.
Im letzten Spiel des Jahres schlagen wir
Moutfort-Medingen mit 5:2 und beenden das Fussballjahr 2035 daher mit 8 Punkten Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz.
Mit Beginn des Transferfensters verlassen uns wie angekündigt
Marquez und
Mauro Dragolovcanin, auch sein Bruder
Jerome ist in fortgeschrittenen Verhandlungen mit
Alliance Aischdall.
Wir reagieren und holen zwei neue Stürmer mit Stammelf-Anspruch -
Stevan Vujandinovic als Wühler und
Emiliano Shiba als Zielspieler.
Außerdem zurren wir - allerdings leider erst kurz nach Schließung des Transferfensters - die Verpflichtung einer neuen Nummer 1 fest. Stammkeeper
da Silva ist zwar, wenn fit, ein solider Rückhalt, aber leider ist er mit seinen 33 jahren immer öfter verletzt und wir dadurch gezwungen, mit
Teixeira einen sehr unerfahrenen und in seinen Leistungen sehr schwankenden Torhüter einzusetzen.
Jean-Michel Mahe ist zwar auch erst 22, bringt jedoch die Empfehlung von 65 Zeit- und Drittligaeinsätzen sowie einer Ausbildung bei
F91 Düdelingen mit.
Der Januar bringt außerdem noch eine Entscheidung mit sich - ich werde vorerst von meinem Posten beim "Frisinger Ladboten" beurlaubt. Meine Beschwerden halten sich in sehr engen Grenzen, ich habe sowieso jede Deadline gerissen und bisher in anderthalb Jahren ganze drei Artikel abgegeben.
Deutlich zuwenig - selbst für ein Klatschblatt wie den "Boten".
Wie gesagt, ist mir eigentlich erstaunlich egal, wichtiger ist mir aktuell sowieso der Verein.
Wir haben im Januar nur drei Pflichtspiele - je eins pro Wettbewerb.
In der Liga distanzieren wir unseren ärgsten Verfolger
Tricolore Gasperich (ja, beide Aufsteiger stehen auf den ersten Plätzen!) mit einem schwer erkämpften 2:0 und stehen nach einem 2:1 gegen den
FC Rodange im Halbfinale des Coupe FLF.
Im "großen" Pokal können wir nach der Sensation gegen
Esch nicht noch einmal überraschen und verlieren in
Differdingen glatt und verdient mit 0:2. Die 8000€ Einnahmen trösten aber ganz ordentlich.
Und als Viertligist im Viertelfinale des Pokals ... da fällt uns so schnell auch kein anderer Verein ein, der das geschafft hätte...
Wir sind mit dem bisher Erreichten jedenfalls sehr zufrieden.
Der Februar bringt drei Pflichtspiele, drei Siege und 11:1 Tore.
Wir biegen damit endgültig auf die Zielgerade Richtung Dritte Liga (bzw Division 1) ein.
Mit unserem Erfolg wächst auch das Medieninteresse - immer öfter können wir zu Heimspielen ein, zwei Volontäre von Luxemburger Zeitungen begrüßen, die durchaus wohlwollende Zweizeiler über unsere Spiele schreiben.
Im März fallen zwei Entscheidungen.
Die erste: wir steigen auf! Durch die beiden Siege gegen
Munsbach und
CS Sanem sind wir auch rechnerisch nicht mehr von einem der beiden Aufstiegsplätze zu verdrängen, das Unentschieden gegen
CS Oberkorn ist im Nachinein bedeutungslos.
Und die zweite: stehen zum ersten Mal seit 80 Jahren im Finale um den Coupe FLF.
Sporting Mertzig ist auswärts allerdings die erwartet harte Nuss.
Wir fangen uns gleich in der Anfangsphase das 0:1, dem wir bis fast zum Schluß hinterherrennen, bevor ein Zauberfreistoß von
Rodriguez Sanchez uns in der 82, erlöst. In der folgenden Verlängerung sehen wir nach einem Tor von Almeida schon wie die Sieger aus, nur um kurz vor Ende doch noch das 2:2 kassieren.
Also Elfmeterschießen.
Und dort zeigt
da Silva nochmal, warum er seit zwei Jahren unser Stammtorhüter ist - und pariert den entscheidenen Elfer.
Und noch etwas dürfen wir im März bestaunen - der erste unter der Federführung von
Ben Musliu geformte Jugendspielerjahrgang.
Musliu hat ein fantastisches Auge sowohl für die Rekrutierung als auch die Ausblidung der Jungspunde bewiesen und so können wir zwölf von sechzehn U-Spielern in die U19 übernehmen, darunter mit
Frederic Theis einen potentiellen neuen Stammspieler für die Erste.
(Die grün hinterlegten Spieler hab ich übernommen, die 4 nicht markierten dagegen nicht. In der Liga, in der ich aktuell spiele, kann ich zwar nicht alle geplanten Vorgaben schon umsetzen, einfach weil die Spieler noch deutlich zu schwach sind - aber Determination ist mir zu wichtig, um Spieler mit einem Wert von 4 o.ä. in den Kader zu holen.)
April. Die Saison biegt endgültig auf die Zielgerade ein, für uns sind die Spiele sowohl Schaulaufen als auch Vorbereitung auf das erste Pokalfinale, dass die
Red Boys seit 85 Jahren spielen.
Die beiden Spiele bringen keine neuen Erkenntnisse für uns Trainer - außer dass
Vujadinovic/Shiba genausogut harmonieren wie die
Dragolovcanin-Brüder vor ihnen.
Jerome steht übrigens auch weiterhin im Kader, hat nach der Winterwechselposse allerdings seinen Stammplatz verloren und ist nur noch erste Wechseloption.
Und dann ist der 3.Mai schon da.
Finale im Coupe FLF,
FC Red Black gegen
Red Boys Aspelt
.
Die Zeitungen haben den
FC Red Black vor dem Spiel als leicht favorisiert angesehen, da auch die Hauptstädter eine sehr gute Saison gespielt und den Aufstieg in die Zweite Liga (die Eirepromotion) gesichert haben.
Im Spiel selbst ist von dieser Favoritenrolle jedoch nichts zu sehen.
Die
Red Boys Aspelt haben das Spiel jederzeit komplett im Griff und gewinnen folgerichtig ihren ersten Pokal seit 1951.
Mann des Tages ist zum werweißqwievielten Male in dieser Saison
Santiago Rodriguez Sanchez, der beide Tore zum 2:0 vorbereitet.
Unser Präsident freut sich über das höchste Preisgeld, das der verein je einstecken durfte:
Und die restlichen beiden Saisonspiele sind nur noch Grinsebackenveranstaltungen - und bei einigen Spielern auch wieder Abschiedsspiele, denn auch diesmal werden wieder einige Spieler den Verein verlassen.
Am Saisonende sieht unser Kader zunächst einmal so aus:
Stammkeeper
da Silva verletzt sich allerdings im finalen Auslaufen vor dem Urlaub bei einem Sturz so schwer an der Hüfte, dass er wahrscheinlich 8-10 Monate ausfallen wird.
Geschockt von dieser Neuigkeit, gibt er am Tag darauf sein Karriereende bekannt.
Die Standardtaktik, mit der wir jedes Spaisonspiel in allen Wettbewerben begonnen haben, sieht so aus:
Und der Trainer, der für die fabelhaften beiden letzten Saisons mitverantwortlich ist, hat durchaus einiges an Erfahrung und Kompetenz gewonnen.
Nachtrag:
Ganz am Ende, die Saison ist quasi bereits beendet, gibts noch eine typische Provinzposse in drei Akten zu bestaunen.
Akt 1:
Der Vorstand kommt auf mich zu und möchte Verbesserungen im Verein diskutieren - man möchte den Verein auf ein semiprofessionelles Niveau hieven.
Akt 2:
Im Gespräch votiere ich vehement gegen diese Umstellung, da eine Liga höher keine besseren Einnahmen zu erwarten sind, die Kosten für Antrittsprämien etc jedoch horrend und nicht zu stemmen sein werden.
Ein solch voreiliger Schritt könnte uns daher finanziell schwer schaden, selbst wenn wir wieder den Coupe FLF gewinnen sollten(was ja beileibe kein Selbstläufer ist!).
Der Vorstand stimmt meinem Alternativvorschlag, stattdessen die Nachwuchsrekrutierung zu verbessern, zu.
Akt 3:
Am nächsten Morgen erfahre ich aus der Presse, dass der Verein semiprofessionell wird. Vom Nachwuchs keine Rede mehr.
Kannste Dir nicht ausdenken.
Diese Änderung läßt mich der neuen Saison mit einem sehr flauen Gefühl wieder m Magen entgegensehen.
Und das wird auch nicht besser, als Präsident Kümmernich als Reaktion auf meine Bedenken nicht mehr zu sagen hat als ein "Papperlapapp! Hören Sie auf, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, von denen Sie sowieso keine Ahnung haben."
Damit wird aus dem flauen Gefühl ein ausgewachsenes Magengrummeln...