@moraZy: Bin auf das WM-System auch gespannt, mal sehen, wann es kommt.
@05erpower: Mit der 3er-Kette im FM stehe ich auf Kriegsfuß, bekomme da immer massenweise Gegentore, auch üer die Zentrale?!
@Akumaru: Hach, der Peter
Der war im Sommer erstmal zum Abschied mit seiner Truppe auf Malle, so wie das Zweitligisten gerne machen.
@Grätsche: Danke, mal sehen, ob mich das Grübeln in Frieden lässt.
Ein 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Prägung?Willkommen in den 1950er Jahren des internationalen Fußballs!
Taktisches Vorwort: Das erste 4-2-4 wurde bereits in den 1950er-Jahren etabliert und zwar von der ungarischen Nationalelf unter Sebes. Der lange Weg dorthin kann hier nicht skizziert werden, aber - etwas heruntergebrochen - spielten die meisten Mannschaften zu der Zeit in einem 2-3-5 WM-System. Was also alles verschoben worden ist, kann man selbst an der Magnetwand nachbauen. :-) Mit diesem System haben die Ungarn England mit einem legendären 6:3 aus dem eigenen Wembley-Stadion geschossen, in Bern hat es aber nicht zum Titel gelangt, sondern es geschah ein Wunder.
Aus Ungarn oder weil berichtenswerte Großereignisse wie Weltmeisterschaften damals Standards setzen, schwappte das 4-2-4 dann über den großen Teich nach Südamerika und in Brasilien wurde häufiger eine Viererkette in der Abwehr beobachtet. Letztendlich wurde Brasilien damit 1958 Weltmeister, was womöglich nicht nur am 4-2-4 lag, sondern bestimmt auch an einigen herausragenden Spielern.
Das 4-2-4 findet auch aktuell im Offensivspiel mit dem Ball seine Verwendung. So spielt wohl u.a. Barca zu Hause gegen deutlich schwächere Gegner mitunter in diesem System.
Wohin geht die erste Reise?Mitte November gingen dann die ersten Bewerbungen raus, als die ersten Clubs kriselten und den Trainer hinterfragten. Die Mails gingen in viele Winkel der Welt, nach Norwegen (Molde FK), Finnland (Jaro FF), Brasilien (FC Fortaleza), Deutschland (FC Ingolstadt) und auf die Insel (FC Middlesbrough, Preston North End).
Während Molde und Fortaleza kein Interesse an einem „No-Name“ hatten, hat folgender Verein schnell zugegriffen:
Der FC Middlesbrough!Championship – Das ist schon eine große Herausforderung für die erste Station, eine Abnutzungsschlacht über 46 Spieltage! Vom Namen her mit Sicherheit der Attraktivste der Clubs unter den Bewerbungen.
Die AusgangslageZum Zeitpunkt der Trainerentlassung lag Boro auf Platz 20, während der Vertragsverhandlungen stabilisierte sich die Truppe aber unter dem Interimstrainer mit zwei Siegen und machte einen großen Sprung auf Platz 10.
Der Kader & Das 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Auslegung beim FC MiddlesbroughEine ellenlange Kadervorstellung wird es hier nicht geben, aber ich versuche zu begründen, warum es zu dem 4-2-4 kam.
Der Kader ist insgesamt von hoher Qualität! Vor der Dreierkette in der Abwehr habe ich Angst, daher war ich froh, mit Ayala, Flint und Shotton nur drei Innenverteidiger vorzufinden. So war eine Viererkette oder „Zweierkette“ bereits schnell denkbar.
Auf den defensiven Außenbahnen braucht es im 4-2-4 eher Spieler, die den Ball gefahrfrei in das vordere Drittel transportieren können und eher das Mittelfeld unterstützen, aber bisweilen auch hinterlaufen und das Offensivspiel mit prägen. Für beide Seiten ist Spielermaterial (Jenkinson, Friend, McNair, Robinson, Rodriguez) vorhanden, das auch ausreichend Einsatzfreude, Geschwindigkeit oder Ausdauer dafür mitbringt.
Das („Mini-“) Mittelfeld besteht ja nur aus zwei Spielern, einer davon ist etwas defensiver und räumt vor der Abwehrkette auf. Hier hat Boro schon einige richtig gute Pöhler. Zu nennen sind hier Mo Besic, eine Leihgabe von Everton und der in die Tage gekommene John Obi Mikel (etwas langsam, aber als „Sitter“ müsste es gehen). Zudem kommen noch Rodriguez und Saville in Frage.
Die zweite Position ist ein Spielmacher, der aus der „Tiefe kommt“ und die Bälle verteilen soll. Hier tummeln sich auch einige Spieler, die das können, u.a. Wing, McNair oder Howson.
Die vordere Viererreihe ist in diesem System von enormer Bedeutung! Die beiden Außen sind eher Hybride zwischen 8er und Flügelspieler (Halbstürmer). Hier hat Boro einiges zu bieten, van la Parra, Clarke sind schon richtig stark, aber auch Downing und Tavernier sind sehr gut auf den Positionen einsetzbar.
Endlich mal ein „kompletter“ Stürmer! Im Sturm ist Assombalonga gesetzt. Er wird unterstützt von einer hängen Spitze oder einer falschen Neun, je nach Situation. Diese Position kann auch ein guter Mittelfeldspieler besetzen.
Die zentralen taktischen Elemente sind das hohe, aggressive Pressing und ein eher schnelles Spiel. Für das hohe Pressing benötigt man natürlich Spieler mit viel Einsatzfreude. Im Ligavergleich ist Middlesbrough insgesamt super, super, super!
Die ersten Spiele im neuen SystemDie ersten vier Gegner lauten Preston North End (A), Aston Villa (H), Blackburn Rovers (H) und Queens Park Rangers (A). Da sind schon mindestens zwei starke Gegner dabei, also echte Prüfsteine für das 4-2-4.
Spieltag 19 Preston North End (A)Interessant ist das erste Spiel, denn bei Preston North End ist ja auch eine Bewerbung eingegangen. Die Lilywhites sind überfordert und werden mit 2:0 geschlagen ( Assombalonga, van la Parra).
Die taktischen Erkenntnisse des Spiels:→ Insgesamt nimmt Boro über 90 Minuten die 4-2-4-Formation ein, wobei ein Innenverteidiger etwas offensiver steht und die beiden zentralen Spieler sehr nah beieinander sind. Das wirkte im Spiel nicht immer so. Eventuell war der Blick zu unkritisch, beflügelt von dem starken Auftritt.
(4-4-2 NICHT 5-2-2)→ Im Mute der Verzweiflung hat Preston North End in den letzten zehn Minuten ein hartes Offensivpressing unternommen und dabei Schwächen des 4-2-4 aufgezeigt, denn von hinten raus blieben bisweilen nur lange Bälle. Diese aber auf eine Überzahl auf den Außen.
Fazit: Insgesamt gibt es noch Ineffizienzen, aber PNE war ein dankbarer Einstieg.
Spieltag 20 & 21 Aston Villa (H) & Blackburn Rovers (H)Aston Villa ist ein klarer Premier League-Kandidat, umso schöner war es anzusehen, dass die Villans keine Schnitte gegen Middlesbrough bekommen haben, aber dennoch „nur“ 2:1 verlieren.
Das Spiel gegen die Rovers verläuft fast identisch, sogar einen Tick besser und wird ebenfalls mit 2:1 gewonnen.
Die taktischen Erkenntnisse der Spiele:→ Beide Gegner warten (Auswärtsspiel?) eher in der eigenen Hälfte und lassen so viele Wege mit Überzahlsituationen im Aufbauspiel für die Gastgeber zu. ...
→ … Dadurch entstehen viele Passoptionen. Selbst als sie später etwas höher angelaufen sind.
→ Das Angriffspressing von Boro bringt die Gegner immer wieder in Bedrängnis, lenkt sie auf die schwächer besetze Außenbahn und erzeugt so einige gute Torszenen. Zwischen Ballgewinn und Torabschluss liegen dann in der Tat nur wenige Sekunden. In diesem Beispiel netzt Assombalonga am Ende.
Fazit: Wenn der Gegner hinten wartet, gibt’s Haue
Spieltag 22 Queens Park Rangers (A)QPR kennt man vom Namen her, aber sie rangieren in der Championship eher unten, daher durften Spieler der zweiten Reihe mal ran. Diese waren nicht verantwortlich für das 1:1 Unentschieden, sondern u.a. das gut organisierte Pressing der Rangers.
Die taktischen Erkenntnissedes Spiels:→ die beiden Mittelfeldspieler werden immer aus dem Spiel genommen. So bleiben aus der Abwehr eher lange Bälle, die Assombalonga mehrfach gut in den Fuß gespielt bekommt, aber einige Großchancen nicht nutzt. Normal müsste es nach rund 20 Minuten 2:0 oder gar 3:0 stehen.
→ QPR hat sich mittels langer Bälle dem Angriffspressing entzogen und das besser besetzte Mittelfeld im 4-4-1-1 von QPR hat sich die ganzen zweiten Bälle nach langen Abschlägen geschnappt.
→ Das In-Game-Coaching ist zudem in die falsche Richtung gegangen, denn das vertikalere Passspiel hat kein Mehr an guten Assombalonga-Szenen erwirkt, sondern unkontrolliertes Kick&Rush. Besser wäre ggf. ein Abkippen des defensiven Mittelfeldspielers gewesen, um eine Passoption zu bekommen oder die Außenverteidiger weiter nach hinten zu beordern. (aktuell: KFV (un).
Fazit: Das Spiel hat deutliche Schwächen des 4-2-4 ans Tageslicht gebracht. Das Angriffspressing zündete nicht und das wurde vom Coach zu spät im Spiel angepasst, weil einige gute lange Bälle kamen und man immer auf das zweite Tor gehofft hat.
Dennoch, die ersten vier Spiele laufen zufriedenstellend, drei Siege, ein Unentschieden. In der Tabelle bedeutet das Platz 9, mit größerem Blickwinkel nach oben.
Für die kommenden Partien werden v.a. die Außenverteidigerpositionen hinterfragt.