2016
Liga Aguila - Finalización
Copa Aguila
Meine Zeit bei DIM ist eine Lehrzeit. Das kann ich nicht anders beschreiben. Ich lernte schon viel über den Umgang mit Kindern. Erwachsenen Kindern. In Fussballschuhen, die teurer sind als die Häuser ihrer Onkels und Tanten in den ärmsten Barrios dieser Stadt. Meuternde Weicheier, deren vermeintlicher Gerechtigkeitssinn gegenüber ach so schlecht behandelten Mitspielern stärker ausgeprägt ist als der eigene Leistungsgedanke. Und das als PROFISPORTLER, verdammt.
Das ist aber noch nicht alles. Ich habe auch etwas über das moderne Spiel erfahren. Und das mag ich nicht besonders. Als ich selbst noch aktiv war, konnte ein Spieler über Einstellung und Aggressivität, gesunder Härte und aufopferungsvollem Kampf den Unterschied ausmachen. Und das taktische Gerüst, das die Trainer vorgegeben haben, war nicht mehr als ein Richtwert. Ich jagte jedem Ball nach, egal wo auf dem Feld, und egal auf welcher Position ich aufgestellt war. Nun, vielleicht sollte ich da nicht von mir auf andere schliessen. Aber ein taktisches Korsett hätte mich nie davon abgehalten zu tun, was ich für Richtig halte. Und da unterscheidet sich die Generation Baffi von den heutigen Spielern. Man könnte sie fast für Computer halten, die nach einem bestimmten Schema das tun oder auch lassen, das man ihnen einprogrammiert hat. Und das widerspricht meinem ureigenen, instinktiven Stil, eine Mannschaft zu leiten.
Kommen wir zu meinen taktischen Herausforderungen: Das Gebot der Stürmerlosigkeit hatte ich bereits aufgeweicht, zumindest für diese Spielzeit, da wollte ich wenigstens die Dreierkette beibehalten. Nun ja, was soll ich sagen - ohne Außenverteidiger ist der heutige Fussball kaum denkbar. Zumindest dann nicht, wenn man die Flügel so offensiv besetzt, wie ich das tat. Immer wieder wurden wir auf den Flügeln bloßgestellt. Aber, ich blieb stur und versuchte alles, um die Lücke anderweitig zu schliessen. Was sollte ich auch tun - im Kader gab es schliesslich keine AVs mehr.
Ich philosophierte über ein zentrales Quartet vor der Dreierreihe, das sehr beweglich sein sollte. Die Flügel sollten von den BWMs aus dem Zentrum heraus mit zugestellt werden; die beiden davor sollte ein Spielmacher die Bälle verteilen und ein MZ(a) immer wieder mit nach ganz vorne stoßen. Vorne die offensiven Flügel und der Stoßstürmer mit der Mission, Konter abzuschliessen.
Ob das geklappt hat? Seht selbst …
Zunächst die Copa Aguila. Wir mussten gleich beim Liga Aperture-Sieger ran, und setzten uns im Elfemeterschiessen durch! Gegen Tolima reichte der 4:1-Hinspielsieg; die Niederlage im Rückspiel konnte unseren Halbfinaleinzug nicht mehr gefährden. Dort war aber Schluss, nach zwei knappen Spielen gegen Once Caldas. Ausgerechnet der vom Hof gejagte Juan Fernande Caicedo versetzt uns den Todesstoß. Schade.
In der Liga hingegen gab es die pure Tristesse ….
Vielleicht hab ich der Mannschaft zu viele ausgefallene Ideen mit auf den Weg gegeben, vielleicht auch ein wenig zu viel am offenen Herzen operiert, heisst de Taktik zu oft modifiziert. In jedem Falle habe ich nicht die Rädchen gefunden, die es zu drehen galt. Nach recht solidem Beginn hatte ich gehofft, das Team habe sich nun gefunden. Aber nach dem dritten Sieg der Saison gegen Tolima am 6. Spieltag bleiben wir 8 mal in Folge sieglos. Nach der Niederlage gegen Pasto muss ich zum ersten Rapport beim Vorstand, kann aber den Kopf nochmal aus der Schlinge ziehen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das nicht gut ausgeht für mich in Medellín.
Mit ausbleibendem Erfolg versuchte ich es mit einem letzten Taktikwechsel. Die Flügel wieder zurück ins Mittelfeld, weil sonst einfach zu viel Angriffsfläche da war. Geändert hat sich aber nicht viel - nur, dass die Tore nicht mehr so oft über Außen vielen. Gegen Huila setzt es eine weitere Pleite. Nach dem 0:0 gibt es einen weiteren Rapport; 6 Punkte aus 5 Spielen müssen her. Puh! Ich hatte über einen Rücktritt nachgedacht, aber jetzt habe ich immerhin eine Challenge!
Der Vollständigkeit Halber noch die Tabelle nach 16 von 20 Spielen:
Eine bedenkliche Situation. Einerseits gefällt es mir in Medellín, aber ich habe noch nie soviel Gegenwind gespürt. Das Team zerstritten und unkonstant, die taktischen Entscheidungen bislang fast alle in die Hose gegangen ... kann ja nur besser werden!