Ich bin ja eigentlich sehr glücklich hier in Deutschland zu leben, da gibt es Orte auf der Welt, wo es soziale Leistungen oder Gesundheitssyteme nicht in der Ausprägung gibt und die von sowas nur träumen können.
Aber: Unsere Gesundheitsversorgung im Bereich der Notfallambulanz ist echt ein Witz, und zwar ein ziemlich schlechter! Gestern wieder das nächste Beispiel erlebt, das auf Grund von Personalmangel und Kostenreduzierung wieder etlichen Hilfebedürftigen viel Zeit, Kraft und Nerven gekostet hat.
Wir sind am späten Nachmittag ne Runde spazieren und mein Kleiner (wird Montag 2) fährt mit dem Pukki gegen ein Bordsteinkante, fliegt vorne übern Lenker und knallt mit dem Kinn auf die Boden. Zack, Kinn offen. Blut, Hilfe, RTW angerufen, alles gut. Ich glaube, der kam auch relativ flott, aber in so ner Situation sind 5 Minuten eben was anderes. Naja, Erstversorgung hat prima geklappt, aber der Kleine hatte offenbar ein sehr ungutes Gefühl im RTW, weshalb die wirklich netten, hilfsbereiten und geduldigen Sanitäter uns empfohlen haben privat in die Ambulanz zu fahren, weil mit dem Stand der Dinge würden wir nicht schneller behandelt, wenn wir mit denen fahren würden. Ok, weniger stress fürs Kind, eben schnell die 100 Meter (ja, wir waren fast zu Hause, so kurz vorm Ziel das Unglück) nach Hause, alle ins Auto und los. Die Wunde war wohl ne kleine Platzwunde, ein Cut, es blutete zwar noch, aber nicht stark. Mein Sohn und ich waren aber nach dem Vorfall übervoll mit Blut, also konnte man schon sehen, dass das versorgt werden sollte (Achtung Spoiler, das wird noch wichtig!).
Angekommen in der übervollen Ambulanz teilte man uns dann mit, dass wir mit Wartezeit rechnen mussten. Ok, alles voller Blut, Kind hat Schmerzen, Wunde noch offen... aber mit mehr als 4 Stunden hätten wir sicherlich niemals gerechnet! Ich war irgendwann durch, der Kurze überdreht und "leider sind noch welche vor Ihnen und wir haben kein Zimmer frei aktuell".
Als wir, wie gesagt, dann endlich an der Reihe waren um ca 23:15 Uhr und mein Sohn schon auf meinem Arm schlief und wir im Behandlungszimmer waren, kam Dr. Bast... nein, keine Beleidigung, Woosa!, der Arzt kam also rein, blickte im Halbdunkel auf mein schlafendes Kind, dessen Kinn zwar nicht mehr wirklich blutete, aber die Wunde auch immer noch nicht wirklich geschlossen war und sagte allen ernstes - nach über 4 Stunden Zeit, Papa und Sohn voll durch bzw. pennen und mein ganzer Brustbereich voll mit Blut - ah, das heilt von alleine und dreht um und will gehen! Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich erstaunt, wie ruhig ich in der Situation geblieben bin. Im RTW sagten die uns auch, das muss auf jeden Fall von nem Arzt behandelt und vermutlich geklebt werden. Und der Penner will sich verpissen und sagte noch, "ts, hätten die auch im RTW machen können" Ey, bei allem Respekt, er hat wirklich dieses "TS" vorher gemacht... ich bin doch nicht aufm Markt. Die wirklich sehr einfühlsame Schwester hat mir dann geholfen ihn zu überreden, sich das vielleicht doch mal anzugucken und zu behandeln. Alles weitere wird nebensächlich... dass ich ihn kaum verstanden habe auf Grund seiner Deutschkenntnisse hat mich schon genervt, dass er aber menschlich seinen Beruf zur evtl. nicht mit allem Pathos ausfüllt, kann ich nicht nachvollzeihen. Ja, es war voll, es herrscht Personalmangel, nachdem man einen Ort weiter die Notfallambulanz geschlossen und obendrein noch Ärzte verloren hat. Aber darunter hat nicht mein Kind oder irgendein anderes Kind zu leiden, wenn sie Hilfe brauchen. Dann soll er auch gehen. Aber dann ist bald auch gar keiner mehr da. Ich war jedenfalls das letzte Mal dort vor Ort und behalte mir künftig vor woanders in die Ambulanz zu fahren.