Glück im Unglück aber: Leitungswasser ist Versicherungssache. Am Donnerstag kommt deren Gutachter.
Joa. Glück im Unglück? Ja... eher so: nö.
Deren Gutachter ist kein Gutachter, sondern ein Schadensregulierer. Er hat sich alles angesehen und dann ohne Umschweife den gesamten Schaden des Nachbarn unter uns auf angeblich defekte Silikonfugen in der Dusche zurückgeführt (was natürlich kein Versicherungsfall ist). Danach hat er sich mit uns noch eine viertel Stunde über unsere Tochter unterhalten und ist dann gefahren. Danach war er zwei Wochen lang nicht erreichbar, hat weder auf Mails noch auf Anrufe reagiert. Defekte Silikonfugen sind übrigens niemals ein Grund für Wasserschäden, weil sie implizit keine Dichtungsfunktion besitzen. Ein externer Gutachter, von uns bestellt, hat außerdem festgestellt, dass die Fugen gar nicht defekt sind.
Sechs Wochen später (der Schimmel im Schlafzimmer wächst, mein Nachbar schmeißt ständig Sachen aus seinem verschimmelten Ankleidezimmer) meldet sich der Regulierer und meint, er müsse jetzt doch mal einen Gutachter bestellen. Die Frage, warum genau er selbst denn dann da war, habe ich mir verkniffen.
Der Gutachter kommt und ist sehr... bestimmt. Er nimmt alles auf, schaut sich alles an und gibt sich sehr parteiisch, auch wenn er behauptet, als Externer neutral zu sein. Seine Anweisung lautet, dass fortan alles über ihn zu laufen hat. Alle Kostenvoranschläge müssen an ihn geschickt werden. Er dürfe sie freigeben. Das machen wir auch. Ich hole Kostenvoranschläge von Malern, Maurern, Heizungsinstallateuren, Abrissunternehmen, Gebäudetrocknern. Und der gute Mann lehnt alle ab. Er gibt uns einen Hinweis, wir mögen doch bitte eine bestimmte Firma einladen, uns einen KV zu erstellen. Ich erfahre später, dass diese Firma einen Rahmenvertrag mit der Generali hat. Auf Google hat sie eine Bewertung von 1,5 Sternen bei über dreißig Rezensionen.
Als ich bei der Generali nachfrage, ob es denn deren Philosophie ist, eine zwei Monate alte Tochter und deren Eltern in einem verschimmelten Zimmer schlafen zu lassen, teilt man mir mit, dass der Regulierer das baby mit keinem Wort erwähnt hat.
Stand heute: seit drei Monaten ist genau gar nichts passiert. Der Gutachter lehnt fortwährend alle Kostenvoranschläge ab und meint dann, er würde für zwanzig Prozent weniger zustimmen. Mein Nachbar ist aber nun selbst Malermeister und selbstständig und sagt, dass kein normaler Handwerker diese Arbeiten für zwanzig Prozent weniger erledigen kann - außer, dieser handwerker nimmt es an verschiedenen Stellen nicht ganz so genau. Dann ginge das wohl.