Vorneweg: Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn sich Spielereihen weiterentwickeln, im Gegenteil. Gerade bei Dragon Age gehört die Veränderung von Teil zu Teil ja schon zur DNA der Reihe. Daher kann ich den Puristen auch nichts abgewinnen, die sagen, der neue Teil sehe zu bunt aus oder die ihn ablehnen, weil man nur zwei Companions mitnehmen kann. Insofern bin ich tatsächlich positiv gespannt, wie DA4 letztlich sein wird.
Ich stimme euch auch insofern zu, dass sowohl Inquisition als auch Andromeda keine schlechten Spiele sind. Ich habe beide so rund 30 Stunden gespielt. Ich glaube, wenn man nach alten Beiträgen von mir hier sucht, findet man mich sogar Andromeda leidenschaftlich verteidigend.
Aber: Ich habe beide Spiele abgebrochen, weil ich nach dieser Zeit keinen Spaß mehr daran hatte, weil sie sich nach Arbeit angefühlt haben und es wenig Interessantes gab. Bei beiden Spielen ist Bioware Trends hinterher gerannt, das spürt man deutlich, und hat sich schlicht verhoben in dem Sinne, dass sie an anderer Stelle nicht mehr die gewohnte Qualität abliefern konnten. Quasi Bilbos Butter auf zu viel Brot verstrichen. Die Open World(s) waren in beiden Spielen ein Fehler, da sie a) uninspiriert waren (bestes Beispiel in Andromeda, wo der Eisplanet einfach nur der Wüstenplanet mit anderen Texturen war) und b) nicht mit ausreichend interessanten Dingen gefüllt wurden. Die berüchtigten Hinterlande lassen grüßen. Dass man aber so große Spiele gebaut hat, hat (so zumindest meine These) dazu geführt, dass man die klassischen Stärken - spannende Story, interessante Begleiter mit guten Hintergrundgeschichten und Quests, dichte Atmosphäre - nicht mehr so richtig hat ausspielen können. Und wenn das ein Bioware-Spiel nicht hat, dann hat das Studio für mich eben seinen Weg verloren, ganz unabhängig vom kommerziellen Erfolg (der bei Inquisition 10 Jahre her ist...). Anthem war ja auch so ein Trauerspiel, obwohl da wirklich gute Ansätze drinsteckten.
Und das ist jetzt gar nicht als solch ein Verriss gemeint, wie es sich vielleicht liest. Die Spiele hatten zweifelsfrei ihre Stärken, die Idee von Andromeda war grundsätzlich klasse und bei Inquisition habe ich den besten Teil scheinbar verpasst. Sie waren also wirklich nicht schlecht. Aber "nicht schlecht" reicht halt für Bioware nicht. Jedenfalls nicht für mich und für viele Fans wohl auch nicht. Und ich bezweifle dass ein neues Dragon Age und ein neues Mass Effect, die "nicht schlecht" sind, das Studio am Leben erhalten werden. Bioware ist ein bisschen das Opfer seines eigenen Erfolges und der daraus resultierenden Erwartungshaltung. Man kennt von dem Studio nunmal Spiele, die zu den besten ihres Genres gehören, die für viele Spieler prägend waren. Bioware braucht keine Open World, kein herausragendes Gameplay und keine Hochglanzgrafik. Aber Bioware-Spiele brauchen eine gute Story, eine glaubwürdige, sich "echt" anfühlende Spielwelt, bedeutsame Entscheidungen, die einem das Herz brechen und Charaktere, die einem an selbiges wachsen. Und so wie es aussieht, hat Dragon Age: The Veilguard zumindest das Potenzial, genau wieder diese Stärken in die Waagschale zu werfen bei gleichzeitiger Weiterentwicklung der Reihe. Wie gesagt, ich warte mal die ersten Tests ab und dann mal gucken, ob ich mir den Spaß gönne.