Leider geht es den allermeisten Parteien ja nicht mehr um Inhalte oder grundsätzliche politische Werte, sondern darum Mehrheiten zu finden.
DAS ist aus meiner Sicht seit wenigen Jahrzehnten das Problem der deutschen Demokratie: Anstelle mit Argumenten und Überzeugungskraft dafür zu sorgen, dass die eigenen Standpunkte mehrheitsfähig werden, werden Meinungen an Mehrheiten angepasst - die Jagd auf die Mitte reisst halt Lücken an den Rändern.
Wenn Politik nur Selbstzweck ist und das eigentliche Ziel Machtgewinn bzw. Machterhalt - dann ist Demokratie in Gefahr.
Die Aussagen treffen, meiner Meinung nach, absolut zu. Ich bin in einer religiösen Sekte aufgewachsen in der man sich, bewusst, überhaupt nicht mit Politik befasst hat. Als ich mit Anfang 20 die Sekte verlassen habe ich mich das erste Mal mit Politik, Parteien usw befasst.
Meiner Einschätzung nach geht es ausschließlich darum die Macht zu erhalten, mit vielen Versprechungen die anschließend nicht eingehalten werden.
Wer nicht an der Macht ist versucht die regierende Partei durchgehend mit Dreck zu bewerfen und lächerlich zu machen. Es ist immer das gleiche Muster, egal welche Partei es ist.
Und dann sagen genau diese Politiker das der Ton in der Gesellscahft rauer wird und man doch wieder miteinander reden müsse. Also genau das Gegenteil von dem was sie seit Jahrzehnten praktizieren.
Es geht nicht darum Dinge zum positiven zu verändern sondern um seine Posten zu erhalten. Wenn Wählerstimmen fehlen wird gesagt, dass man seine Eckpunkte doch hätte besser präsentieren müssen. Auf die Idee, dass Wähler nicht mehr Partei xy wählen weil sie die Eckpunkte für falsch gesetzt ansehen kommen sie nicht. Einsicht, Veränderung? Keine Chance.
Die Politikverddrossenheit kann ich absolut nachvollziehen und habe große Sorge das die Afd, die ja auch nichts konkretes vorzuweisen hat, mehr und mehr an Macht gewinnt. Jetzt versuchen CDU Politiker mit markigen Sprüchen zum Thema Zuwanderung verbal zu punkten und Afd Wähler zurückzugewinnen. Das wird nicht funktionieren.
Um das Thema Zuwanderung wurde jahrzehntelang ein Bogen gemacht um bloß keinen Aufschrei zu erzeugen. Das war und ist grundlegend falsch. Demokratische Parteien müssen auch das Thema besetzten - ohne Populismus, ohne Stigmatisierung und ohne einen auf "hart" machen zu wollen.
Wenn die Afd an die Macht kommt werden deren Wähler auch sehen das von denen nichts produktives oder positives kommt. Ein paar Jahre später wird halt wieder etwas anderes gewählt.
Ich finde es sehr frustrierend das es keine Aussicht auf Besserung in der Politik gibt.
Insgesamt ist unser Land auf dem absteigenden Ast. Alle Unternehmen mussten ihre Arbeitsweise in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich verändern um flexibler, schneller und effektiver zu sein.
Diese Veränderung ist an den Behörden komplett vorbeigegangen - die Behörden die jetzt alle ausbremsen. Es ist absolut unverständlich wie dort gearbeitet wird. Eine Modernisierung von innen heraus ist nicht möglich, von aussen nicht gewollt. Auch hier keine Hoffnung auf Besserung.
Ungeachtet meiner Jammerei - wir leben immernoch in einem der reichsten und sichersten Länder der Welt und ich bin sehr froh hier zu leben. Da ich in der freien Wirtschaft tätig bin und extrem strukturiert arbeite ist es unverständlich mit anzusehen wie unsere Regierung und Behörden stillstehen.
Ein kleiner Nachtrag zur Afd. Ich denke, dass die Afd so viele Stimmen gewonnen hat weil die Menschen den "bekannten" Parteien und Politikern nichts mehr abnehmen und sie soweit von der Basis entfernt sind wie Profifussballer von den Fans. Keine klaren Aussagen, Angst etwas falsches zu sagen - das herrscht bei Politikern vor. Angst um den "Arbeitsplatz".
Da kommt es vielen recht wenn eine Partei "mit einfachen Worten" Dinge anprangert und sagt das sie es sofort ändern würden wenn sie an der Macht sind. Was natürlich ein völliger Unsinn ist.