Ich denke (in Bezug auf die Arbeitswelt), dass die heutige Jugend aufgrund von Fachkräftemangel und geburtenschwachen Jahrgängen plus starker Verwöhnung im jungen Alter einfach andere Vorstellungen von Leben und Beruf hat. Früher war der Beruf das wichtigste, der Karriereaufstieg ein Traumziel. Heute lässt man sich eine Beförderung entgehen, wenn durch das Mehr an Arbeit und Verantwortung die Familie oder Hobbies auf der Strecke bleiben, weniger Zeit für soziale Kontakte ist. Lieber verdient man etwas weniger Geld, hat aber mehr Freizeit. Was nützt einem viel Geld, wenn das Leben aber nicht mehr ereignisreich und abwechslungsreich ist? Was heute dazu wichtig ist, war früher zwar nicht irrelevant aber eben dem Beruf untergeordnet. Lieber wechselt man den Beruf, als durch einen Standortwechsel die Familie nur noch am Wochenende sehen zu können.
Ich finde, die Gesellschaften wandeln sich wie alles im Laufe der Zeit. Wo früher noch der autoritäre Chef aktuell war und Leistung allein zählte, sind heute auch die Begleitumstände (Arbeitsumfeld, Beziehungen zu Kollegen, Freizeit) wichtiger denn je. Und da die jetzige Generation (zu der ich sicher auch zähle) so agiert, sind die älteren Generationen (geprägt durch ihre Lebensumstände) eben ein wenig angepisst. In deren Augen leisten wir zu wenig und jammern zu viel, haben im Job zu wenig Leidenschaft und Leistungsbereitschaft und sind doch beinahe alle Weicheier.
Dieser autoritäre Stil ist eben nicht mehr zeitgemäß und demotiviert die Mitarbeiter mehr als früher (auch wenn es früher sicher auch nicht so toll war). Nur scheint meine Generation selbstbewusster, sich nicht alles gefallen zu lassen und zur Not den Job oder das Unternehmen zu wechseln. Das klingt leichter, als es ist. Dennoch ist heute mehr Kooperation und Nähe der Chefs zu den Mitarbeitern wichtig und nicht die strenge Hierarchie von oben nach unten.
Dennoch Henning, es gibt sicher auch noch immer negative Ausreißer. Und ich muss leider sagen, wenn man als Student in jedem Fach einen Haufen Stoff vermittelt bekommt und jeder Dozent hält sein Fach für das wichtigste überhaupt, dann ist man auch mal froh, wenn etwas nicht prüfungsrelevant sondern einfach nur interessant ist. Diese Frage klingt immer demotivierend für den Dozenten, für mich ist es eher das Signal, dass man nun offen diskutieren und freidenken kann. Bei Relevant für die Klausur muss man es zwingend mitschreiben (lassen) und sich Notizen zum Verständnis machen.
Bei deinen Schülern ist es natürlich nochmal etwas anderes, da diese ja nicht unbedingt Studenten sind. Aber auch sie werden Stress haben, da sie noch mehr Fächer haben und jeder massenhaft Wissen vermitteln will, was man irgendwann bringen muss. Dann verliert man mitunter den Überblick über das berufswichtige und das "nur" klausurwichtige Wissen. Man sollte es auch immer versuchen, aus der Sicht der geforderten Schüler/Studenten sehen.
Aber ich wäre echt mal froh, einen so motivierten Dozenten wie dich zu erleben. Vielleicht liegt es an meinem Studiengang, aber es gibt zwar zahlreiche Powerpoint-Fächer, wirklich topmotiviert ist aber kein Dozent. Und dann ist die Lust bei mir auch weg. Wenn der Dozent dann vielleicht in sein Spezialgebiet kommt, was er akribisch vorbereitet, sind seine Chancen schon verstrichen und ich merke nicht, dass er sich diesmal wirklich reingekniet hat.