Die Endspielniederlage 1954 und das Ende der goldenen ElfVorweg gesagt: Die Niederlage im Finale gegen Deutschland, das "Wunder von Bern", war nicht das Ende der Goldenen Elf der Ungarn. Nach dem Finale stellte die Mannschaft eine weitere beeindruckende Serie auf: In 17 offziellen Länderspielen ( plus 3 inoffiziellen) hintereinander blieb man ungeschlagen. 14 (bzw. 17) wurden gewonnen, 3 endeten Unentschieden. Von daher hätte diese Mannschaft wohl auch bei der WM 1958 zu den Favouriten gezählt. Doch der Reihe nach:
Kurz vor der WM 54 gab es unter den Journalisten eine Umfrage, wer Weltmeister wird. Ungarn lag unangefochten auf dem ersten Platz. Deutschland auf Platz 13 (von 16). Wie der Zufall es wollte, waren Ungarn und Deutschland in einer Gruppe, zusammen mit der Türkei und Südkorea. Doch der Gruppenmodus war anders als heute: Pro Gruppe gab es 2 "gesetzte " Mannschaften. Diese mussten gegen die anderen 2 "ungesetzten" und als schwächer eingeschätzte Gegner spielen, traten aber selber nicht gegeneinander an.
In dieser Gruppe waren Ungarn und die Türken gesetzt. Hier nun eine kleine Zusammenfassung der Ungarischen Spiele:
Ungarn - Südkorea: 9:0
Ein in dieser Höhe zu erwartendes Ergebnis. Der Puszta -Sturm spielte sich warm
Ungarn - Deutschland 8:3
Gegen eine Deutsche B-Elf siegten die Ungarn sogar noch schmeichelhaft gering. Allerdings : 3 Gegentore weisen auf Abwehrschwächen hin
Damit war Ungarn mühelos für das Viertelfinale qualifiziert, wo der erste schwierige Gegner wartete: Brasilien
Viertelfinale: Ungarn - Brasilien 4:2
Die "Schlacht von Bern" ging in die Geschichte ein. Es gab 3 Platzverweise (2 Brasilianer und Bozsik) und im Kabinengang ging die Schlägerei weiter. Bozsik war allerdings nicht für das nächste Spiel gesperrt. Ansonsten deutete sich eine weitere Tendenz an: Die Chancenverwertung der Ungarn ließ zu wünschen übrig, doch auch die Brasilianer hatten einige Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden.
Halbfinale: Ungarn- Uruguay 4:2 n.V.
War das Viertelfinale schon kräftezehrend genug, so toppte das Vorweg genommene Finale gegen Uruguay dies. Jenö Buzansky , der Innenverteidiger der Ungarn, sagte später: " Wir waren so fertig, dass die Ersatzspieler uns die Schuhe ausziehen mussten. Wir waren zu schwach, um die Schnürsenkel zu öffnen" (Man bedenke: Auswechslungen waren noch nicht erlaubt). Die 120 Minuten in zum Teil glühender Hitze verlangten beide Mannschaften alles ab. Die 2 besten Nationalmannschaften der Welt spielten gegeneinander und nach 90 Minuten stand es 2:2. Uruguay machte den kämpferischeren Eindruck, die Ungarn hatten zum ersten Mal Schwierigkeiten, ihr Spiel aufzuziehen. In der Verlängerung köpfte Kocsis dann zwei mal ein. Es war geschafft.
Finale: Deutschland - Ungarn 3:2
Zum Wunder von Bern gibt es unzählig viele Meinungen. Auch ich habe eine ganz eigene Meinung.
1. Ja, die 120 Minuten im Spiel gegen Uruguay zeigten bei den Ungarn Wirkung, sie konnten nur 70 Minuten lang ihren gewohnten Fußball zelebrieren
2. Ja, sie hatten den Nachteil auf dem nassen Boden mit den normalen Fußballschuhen spielen zu müssen, während die Deutschen mit Hilfe der Schraubstollenschuhe ihre Stollen dementsprechend anpassen konnten.
DENNOCHDie Ungarn hatten genügend Möglichkeiten, Deutschland vom Platz zu schießen. Doch Toni Turek, welcher schlichtweg das Spiel seines Lebens machte und die starke Leistung der deutschen Defensive in der zweiten Halbzeit verhinderten dies . Die Ungarn waren zu jeder Zeit überlegen, doch rächten sich 4 Dinge:
1. Die Nachlässigkeit im Abschluss
2. Die Vernachlässigung der Defensive
3. Der fehlende Kampfgeist, die physische Unterlegenheit
4. Die frühe 2 Tore Führung ließ Ungarn von der 20.-45. Minute extrem passiv werden. Sie fühlten sich zu sicher. Die deutsche Abwehr war in der ersten Halbzeit nicht stark, die Ungarn hätten schlichtweg nachlegen müssen, doch diese 25 Minuten wurden verschenkt.
Nach der Niederlage forderte man in Ungarn den Kopf des Trainer Sebes, doch die Gemüter beruhigten sich wieder und es kam zu der bereits erwähnten Serie von 20 Spielen ohne Niederlage, die wohl auch weiter angedauert hätte, doch der Ungarnaufstand von 1956 veränderte alles.
Puskas, Kocsis,Czibor verließen das Land.
Lorant, Grosics, Bozsik wurden teilweise inhaftiert, hatten Trainingsrückstand, kurz gesagt: sie fanden ab 1957 nicht mehr zu ihrer alten Form. Bis in die Mitte der 60er Jahre rückten durchaus vielversprechende Talente nach: Lajos Tichy , Florian Albert sind in ähnliche Regionen einzuordnen , hätten in der goldenen Elf durchaus mithalten können. Doch die großen Idole, an denen man sich orientierte, waren weg. Die Begeisterung ebbte ab. Mit der Entlassung Sebes als Nationaltrainer 1957 endete auch die Idee des "totalen" Fussballs.
NachträgeEs gab in den 50er Jahren noch einen ungarischen Spieler, der schon früh nach Spanien wechselte ( Barcelona) und daher für Spanien spielte und nicht für Ungarn: Laszlo Kubala.
Er ist mit Puskas auf eine Stufe zu setzen, hätte meiner Meinung nach die Hidegkuti Position noch deutlich phantasievoller interpretiert. Kubala war kompletter als Puskas, im prinzip mit Alfredo di Stefano ( googelt den halt nach xD) .Torgefährlich auf der einen Seite, technisch brilliant, mit Spielmacherfähigkeiten gesegnet, dazu arbeitete er viel nach hinten mit. Kubala ist immernoch eine Legende in Barcelona.
Links: Das legendäre 6:3 gegen England:
Langfassung:
http://www.youtube.com/watch?v=zMu5_2wHqUoKurzfassung:
http://www.youtube.com/watch?v=7wdW5p3jd2Ich Idiot habe beim "Wunder von Bern" noch eine verdammt wichtige Sache vergessen zu erwähnen: Die Ungarn spielten im Finale von Bern NICHT im 4-2-4 System, sie griffen auf die alte Taktik, einem modifizierten 2-3-5 System zurück. Zudem spielte Czibor auf der für ihn ungewohnten Rechtsaußen-Position, zudem spielte für Budai der relativ unerfahrene Toth.
Zur Formation lässt sich sagen: Ich denke, die Ungarn wollten kein Risiko eingehen, die hatten das gesamte Turnier im 2-3-5 System gespielt, da war keine Änderung nötig (keine Mannschaft schoss in einer WM mehr Tore). Zum wechsel von Czibor auf Rechtsaußen: Für mich schwer nachzuvollziehen, ich habe das 8:3 nicht in voller Länge gesehen, ich könnte mir vorstellen, dass Czibor einfach auf der Rechtsaußenposition sone Art Überraschungsmoment darstellen sollte.
Ich werde demnächst eine Umfrage erstellen, welches Team ich als nächstes vorstellen soll. Zur Auswahl werden stehen: das österreichische Wunderteam der 30er Jahre, die deutsche Nationalelf 1937-1942 , Brasilien 1958 und Brasilien 1970