@Frosch: Ich empfehle dir dazu die Folge "Bohndesliga" die hier auch schon verlinkt wurde. Ralph Gunesch legt da nämlich ziemlich differenziert dar, was es mit dem Druck als Profi-Fußballer auf sich hat. Ich persönlich finde es frech, da von "mimimi" zu reden. Das zeigt einfach nur, dass man Null Empathie besitzt, oder sich einfach nicht die Mühe machen möchte, sich in einen anderen Menschen hinein zu versetzen. Und ja, man kann auch versuchen, sich als "einfacher" Mensch in einen Profi-Fußballer hinein zu versetzen. Wundert mich nicht, dass bei solchen Reaktionen das Thema schnell wieder verschwindet, sei es nach Enke, Rafati, oder unbekannteren Fällen, wie Markus Miller. Die dumpfen Reaktionen sind immer die selben: Er bekommt ja genügend Schmerzensgeld dafür. Dass es darum aber überhaupt nicht geht und sich die meisten Fußballprofis ihres Privilegs bewusst sein dürften, spielt dabei keine Rolle.
Zum Thema: Gunesch legt das wie gesagt sehr schön da. Um überhaupt auf dieses Niveau zu kommen (und bei Mertesacker reden wir von Weltspitze), musst du auch mit dem Druck umgehen können, der da herrscht. Das heißt aber nicht, dass z.B. dein Körper deshalb keine Reaktionen zeigt, denn auch wenn du das mental packst, kann sich der Druck anders äußern. Mertesacker sagt ja auch selbst, er würde das alles trotzdem erneut so machen - ich vermute mal, weil er seinen Beruf trotz allem mit Leidenschaft ausführt und er sich dessen bewusst ist, was er dafür auch bekommt. Oder um es anders zu sagen: Mertesacker heult nicht rum und beschwert sich, sondern berichtet offen und ehrlich von seinen Erfahrungen. Gerade deshalb halte ich ihn auch für geeignet in Arsenal die Jugendakademie zu leiten, da er junge Spieler ehrlich auf das vorbereiten kann, was sie erwartet.
Manchmal würde ich mir echt wünschen, die Menschen würden nur eine Minute ernsthaft versuchen, sich in jemand anderen hinein zu versetzen... Mal ein ganz banales Beispiel: Wenn ich viel Stress habe, dann bin ich äußerlich auch ruhig. Ich habe dann aber auch körperliche Symptome. Mal äußert sich das an der Verdauung, mal kriege ich vermehrt Pickel, mal bin ich gesundheitlich angeschlagen (übrigens je nach Stresssituation unterschiedlich). Wenn wir alle mal ehrlich sind, dann dürften die meisten von uns solche Situationen schon einmal erlebt haben und das ist eben alles andere als angenehm. Wenn ich mir dann vorstelle, die (irrationalen) Hoffnungen von Millionen würde auf dem liegen, was ich innerhalb von 90 Minuten abliefere, wie es bei Mertesacker ja der Fall war, dann weiß ich genau, dass ich vor dem Spiel auch auf der Toilette gelandet wäre.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bitte, bitte, bitte mal einen kurzen Moment nachdenken, bevor man dumpfe Sprüche raus haut und kurz überlegen, wie es einem selbst in Drucksituationen geht und ob man immer so super damit umgeht, wie die Maschinenprofis das sollten. Und auch ehrlich zu sich sein, ob man in einer vergleichbaren Drucksituation nicht auch Probleme bekommen würde.