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Autor Thema: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer  (Gelesen 7474 mal)

Gurpser

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Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« am: 07.März 2009, 13:51:03 »

Die Story ist natürlich frei erfunden.


Und so saßen wir wie jeden Abend und fabulierten. Im Raum hing der Geruch von Alkohol fest und der des vergangenen Ruhms. Ein beißender Geruch. "Peter", lallte ich "Peter, das ist ein Schande."

Wir hatten doch so große Träume gehabt, dachte ich dann wiederum still für mich. Ich der große Fussballtrainer, der im Konzert der großen mitspielt, und Peter, der Mann, der als Mitverantwortlicher seinen Verein saniert und wieder zu alter Größe führt. Aber was war daraus geworden? Nichts. Ich hatte mich mit Gelegenheitsjobs herumgeschlagen, vom Platzwart bis zum Co-Trainer von Jugendmannschaften. Mehr schlecht als recht. Peter hatte soviele Dinge unterschätzt und der Verein krebste weiterhin in Liga drei rum. Auch mehr schlecht als recht. Die Wirtschaftskrise tat ihr übriges. Peters Unternehmen lief bescheiden. Da hat man andere Probleme als Fussball.

Nun lallte Peter nach einem langen Moment der Ruhe zurück:"Ja, du has Rääächt."

Das wars. Wie jeden Abend. Wie jeden verfluchten Abend. Und so ging jeder nach Hause. Oder wollte es. Auf dem Weg musste ich mich übergeben. Ich stolperte und muss wohl eingeschlafen sein.

Am nächsten Morgen erwachte ich wieder leicht verkatert, frierend und durchnässt auf dem Gehsteig. An mir vorbei gingen Leute die mich mit Verachtung ansahen. Und in dem Moment dachte wie von der Tarantel gestochen: Es reicht. Ich rannte nach Hause, schnappte mir mein altes Wählscheibentelefon und rief Peter an und verabredete mich mit ihm in dem gleichen Hinterzimmer welches uns am gestrigen Abend den üblichen Rausch beschert hatte. Peter murmelte nur "So früh?" und ich fasselte etwas von Veränderung und von Plänen und Träumen. Peter hatte bereits aufgelegt.

Aber er kam pünktlich ebenso wie ich. Ich redete wie ein Wasserfall. Von alten Zöpfen die man abschneiden müsste. Von alten Zeiten die wieder kommen sollten. Und dass er seinen Allerwertesten hochkriegen müsse. Ich selbst würde auch gehen. Irgendwo neu anfangen. Lange Zeit sagte nun keiner mehr was.
In ihm arbeitete es. Er hatte eine Fahne, ich wahrscheinlich auch. Aber es arbeitete in ihm. Würde er ebenso einen unerklärlichen Kick kriegen wie ich?

Dann sprach er und was er sprach traf mich wie der Blitz. "Wir müssen zusammen die Zügel in die Hand nehmen.Du musst den Trainer machen. Ich habe mit dem Präsidenten , mit Gerhard, bereits vor längerer Zeit mal darüber gesprochen. Aber es wird nicht leicht werden. Wir müssten soviel anders machen. Das geht nur mit einem unverbrauchten Mann, einem der keine Verpflichtungen gegenüber den Leuten hier hat. Einem der dazwischenhauen kann. Du musst den Trainer hier machen."

Mir wurde wieder übel...
« Letzte Änderung: 07.März 2009, 13:56:05 von Gurpser »
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Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #1 am: 07.März 2009, 19:04:00 »

Nachdem ich meine Fassung wieder gefunden hatte, sagte ich: " Das kann nicht dein Ernst sein. Du weisst, dass ich keinerlei Erfahrung habe. Das kriegt ihr nie durch. Und ich für meinen Teil, sehe mich auch nicht in Liga 3." (Schon während ich es sprache sah ich den bizarren Widerspruch darin). Doch Peter ließ nicht locker: "Mit Gerhard, unserem Präsidenten ist bereits alles abgesprochen. Es ist für uns die einzige Chance nochmal etwas ganz anderes zu versuchen. Du hast den Trainerschein, damit sind die organisatorischen Voraussetzungen erfüllt. Und du hast mich und Gerhard auf deiner Seite. Da können die anderen machen was Sie wollen, egal ob Marc, Rüdiger oder Sören-Oliver."

Ich musste nicht lange nachdenken. Die Chance passte genau zu meinem morgendlichen Motivationsschub. Aber es gab Bedingungen. Viele Bedingungen. "Peter, ich werde keine Rücksicht hier auf irgendjemand nehmen. Nicht auf Gerhard, nicht auf Marc, Rüdiger oder dich. Auf keinen Spieler. Auf keinen Mitarbeiter. Nicht auf die Presse und nicht auf die Fans. Ich werde ohne wenn und aber mein Ding durchziehen. Ich will die alleinige Verantwortung im sportlichen Bereich. Die alleinige hörst du? Ich werde Vollgas geben und erwarte das von jedem im Verein. Wer nicht mitzieht, fliegt raus. Ich werde investieren, egal wie schlecht es um die Finanzen bestellt ist. Wenn ich einen Spieler kriegen kann, darf es nicht am Geld scheitern. Was sagst du dazu?"

Peter schluckte. Einmal, zweimal, aber sagte nichts. Er nickte nur stumm. "Was habe ich mir da nur eingebrockt" dachte Peter bei sich....



Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #2 am: 07.März 2009, 19:23:26 »

Eintracht Braunschweig. Ein ehemaliger Meister der Bundesliga. Ich will dies wahr werden lassen. Ich will den Titel nocheinmal nach Braunschweig holen.
Das ganze Vertragswerk war die letzten Tage ohne viel Aufhebens durchgewunken worden. Ich hatte nicht viele Freund im Verein. Nur Peter und mit Abstrichen Gerhard, meine alten Kameraden aus früheren Zeiten. Der Rest hatte entweder mit dem Verein oder seinem Beruf abgeschlossen oder verfolgte eigene Ziele. Ich passte da nicht rein.

Aber ich wollte etwas. Ich wollte kämpfen für diesen Verein. Die kommenden Wochen waren der Horror. Ständig gab es irgendwelche Gespräche, häufig mit unerfreulichem Hintegrund. Entlassungsgespräche. Da wurde über Abfindungen verhandelt und mehr als einmal gab es böse Worte und/oder Tränen. Spieler die lange hier gespielt hatten, oder auch als Söldner kamen, Spieler denen der Verein am Herzen liegt oder die einfach unfähig waren. Insgesamt 18 Spieler und 6 Angestellte mussten gehen. Von vielen erinnere ich mich nicht mals mehr an den Namen. Dennis Brinkmann und Dennis Kruppke sind zu erwähnen, sie brachten 100.000 bzw. 300.000 Euro Ablöse. Einige kleinere Verkäufe brachten nochmals 75.000 Euro.

Aber es tat sich noch etwas. Ich holte alte Bekannte ins Boot. Leute, die die Fussballwelt kannten, verstanden und liebten. Menschen, denen ich vertraute.

- Ivo Ulich konnte ich von Dynamo Dresden abwerben, ein exzellenter Kenner des osteuropäischen Marktes, insbesondere von Tschechien.
- Frans Körver ein über 70 Jahre alter Haudegen, der zukünftig in Holland auf Spielersuche geht.
- Andre Schei Lindbaek, ein ehemlaiger Stürmer von Rot-Weiss Essen, nicht unbedingt ein begnadeter Stürmer, aber mit super Kontakten. Mein Mann für Skandinavien.
- Hannes Hartmann, der letzte im Bunde. Ein super Typ, der sich vor allem in Österreich aber auch in Slowenien auskennt. Und wie er sich dort auskennt.

Auch im Trainerstab gab es eine Menge Veränderungen.
Der ehemalige Weltklasse Spieler Prosinecki, sowie der Ukrainer Holovko und der Rumäne Belodedici stoßen neu hinzu, für ein paar deutsche Assisentenztrainer die ich entlassen habe. Ich brauche Leute um mich herum, die sich auskennen, die Kontakte haben. Trainerfähigkeiten interessieren mich noch nicht. In diesen Niederungen des Fussballs zählen die besseren Individualspieler doppelt. Und die muss ich entdecken und für uns gewinnen. Und wenn es aufwärts geht, fliegen halt die Trainer raus / werden wieder ausgetauscht. Alles wird dem großen Ziel untergeorndet. Es zählen keine Einzelschicksale, nur der Sieg.

Kurzerhand habe ich auch noch 3 Physios entlassen und den verbliebenen Physio mit einem Kollegen verstärkt, so dass wir nun 2 Leute haben, die mehr drauf haben und besser arbeiten, als das vierer Team vorher.

Aber alle diese Veränderungen waren nichts gegen die Fluktuation bei den Spielern. 18 sind weg. 17 sind gekommen. Oh mann, was tue ich hier nur. Wenn das schief geht, wars das endgültig mit dem Profifussball...

 

Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #3 am: 07.März 2009, 19:56:25 »

Abends saß ich lange mit den Scouts und Trainern zusammen, vor allem mit einem: Hannes Hartmann. Er erzählte mir, dass die Art Spieler die wir benötigen vor allem in Slowenien zu finden seien. Dort müssten wir uns umschauen. Günstig zu bekommen, jung, talentiert, aber bereit sofort zu helfen.

Während der Saisonvorbereitung schauten wir uns unzählige Spieler an. Ausland, Inland, 3. Liga, Transferliste, sogar ein Spiel arbeitssuchender deutscher Spieler gingen wir besuchen. Am Ende steht für diese Saison der folgende Kader:

Tor

Georg Koch, 36 Jahre, deutsch: Aus der Versenkung geholt. Verletzt bis März 2009. Dann soll er mein Stammtorhüter für diese und die nächste Saison in Liga 2 sein.

Adrian Horn, 25, deutsch: Nicht losgekriegt. Soll unbedingt weg. Der Prototyp der Spieler die ich hier nicht mehr sehen will.

Daniel Endres, 23, deutsch: Meine Nummer 1 bis März. Danach soll er es Koch schwer machen ins Team zu kommen. Kam für 35.000 Euro aus Offenbach.

Nils Schmadtke, 19, deutsch: Habe ich beim Spiel der arbeitssuchenden Profis gesehen. Als Nummer 3 ok, vielleicht entwickelt er sich noch weiter. Sonst fliegt er nächste Saison halt wieder. Es liegt nur an ihm.

Abwehr

Jure Travner, 22, slowenisch: Kam als einer von 6 (!!) Slowenen zu mir. Kostete 75.000 Euro die an einen Verein überwiesen wurden, dessen Name ich nicht aussprechen kann. Linker Abwehrspieler. Bisher ohne Alternative.

Fabijan Cipot, 31, slowenisch: Mein neuer Abwehrchef. 75.000 Euro kostete auch er. 1-2 Saisons sollte er min. mithalten können.

Jan Schanda, 30, deutsch: War noch von meinem Vorgänger ablösefrei aus Osnabrück geholt worden. Darf bleiben. Wird Stamm spielen.

Andreas Brysch, 22, deutsch: Gerade mal 14.000 Euro habe ich an Jahn Regensburg überwiesen für das deutsche Talent. Ein Mann für die Hinterhand.

Stefan Jarosch, 24, deutsch
: Mein Mann auf rechts. Ebenfalls aus Regensburg gekommen. Solide Bank. 40.000 Euro haben sich wohl gelohnt.

5 Spieler für 4 Posten. Bis Ende August muss ich noch 1-2 günstige Alternativen holen.

Mittelfeld:


Blaz Brezovacki, 21, slowenisch: Ein Mann der auch ohne Probleme 1. oder 2. Liga spielen könnte. Das wir ihn für 55.000 Euro gefunden habe grenzt an ein Wunder. Absoluter Stammspieler im zentralen Mittelfeld.

Tim Dannerberg, 22, deutsch: Nicht losgekriegt. Jetzt bleibt er als Alternative.

Mitja Viler, 21, slowenisch: Ein Allrounder als Ergänzung. Mitglied der Slowenien Connection. 65.000 Euro die sich perspektivisch verdoppel und verdreifachen sollen.

Kai Koitka, 26 deutsch: Zu ihm gibt es nichts mehr zu sagen.

Jan Washausen, 19, deutsch: Einer der wenigen die schon hier waren und geblieben sind. Ergänzung im rechten offensivem Mittelfeld.

Raymond Fafiani, 24, niederländisch: 170.000 Euro (!) hat mich der Mann gekostet. Soll auf links wirbeln. Technisch übrragend, vom Passen, Flanken, Dribbeln und der Geschwindigkeit ein Mann für Liga 2.

Ricardo Villar, 28, brasilianisch: 120.000 Euro haben die Hachinger für ihren Mittelfeldstar kassiert. Zentraler Mann.

Tibi Balan, 27, rumänisch: Habe ich Washausen vor die Nase gesetzt, wahrscheinlich einer der besten Spieler in Liga 3 und ein mehr als ebenbürtiges Pendant zu Fafiani. Die beiden sollen die Liga rocken! Ebenfalls 170.000 Euro!

Sturm


Marcel Schied, 25, deutsch: VOm Vorgänger aus Jena geholt. Will nicht gleich wieder gehen. Sitzt er halt draußen.

Necj Pecnik, 22, slowenisch: 110.000 Euro habe ich gezahlt für einen weiteren Superstar in Liga drei. Kam aus Prag. Kann auch rechts offensiv spielen.

Roman Prokoph, 23, deutsch: Ebenfalls beim Spiel der arbeitsuchenden entdeckt. Absoluter Ersatzspieler, hat uns bei dem Spiel mit 2 Treffern beeindruckt.

Sami El-Nounou, 29, deutsch: Hat bei Bochum 2 letztes Jahr 26 Tore in 32 Spielen geschossen. Ein absoluter Vollstrecker, wäre er schneller, würde er in Liga 1 oder 2 spielen. Für uns gesetzt. Stand auf der Transferliste, kostete so nur 55.000 Euro.

David Bunderla, 21, slowenisch: Der letzte im Sechserpack. 160.000 Euro für das Talent waren berechtigt. Soll sich mit Pecnik einen Kampf um den 2 Posten neben El-Nounou liefern.

Riley O'Neill, 22, kanadisch
: Ohne Worte.

Emre Güral, 19, deutsch-türkisch
: Für 35.000 aus Regensburg gekommen. Backup für Sturm und off. Mittelfeld.

Was ein Haufen und ich mittendrin. Am meisten Sorgen macht mir eine mögliche Cliquenbildung: die "Dagebliebenen", die "Regensburger" und die "Slowenen"... Mal gucken wie das weitergeht...

Pippo8081

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #4 am: 07.März 2009, 21:41:21 »

das finde ich jetzt mal sehr interessant, in den "Niederungen" der deutschen Liga anzufangen!

Vielleicht sollte man mit Braunschweig in der 3. Liga erstmal eine junge Mannschaft aufbauen und in der daraufkommenden Saison den Aufstieg anpeilen!

Viel Glück und ich verfolge auf jeden fall die Story....
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Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #5 am: 07.März 2009, 22:16:04 »

27. Juli.

Irgendwas war heute. Hochzeitstag? Egal. Wir haben das erste Saisonspiel, das ist wichtiger. Nach drei Siegen in den drei freundschaftsspielen (den Rest habe ich abgesagt, gab Riesenärger mit Präsident und Sponsoren, das Bankkonto steht nämlich dick in den Miesen) gegen die Reserve von Olympique Marseille (4:1), Reutlingen (2:1) und 1.FC Lok Leipzig (2:0) wissen wir trotzdem nicht so richtig wo wir stehen. Waren keine richtigen Tests. Egal, heute zählts. Gegner ist Paderborn. Oh man Braunschweig gegen Paderborn. Großer Fussball klingt anders. Egal, deswegen bin ich ja hier. In 2-3 Jahren heißts dann Braunschweig-München und nochmal 2 Jahre später Braunschweig-Madrid oder Braunschweig-Mailand. Klingt immer noch sch***

Was ein Grottenkick. Wenigstens stechen die Neuverflichtungen, spät, aber sie stechen.  Bunderla und El Nounou treffen in der 71. und 80. Minute zum 2:0 Endstand. Gegen Paderborn... Was ne Sch***

2. August.

Abends. Ich bin völlig fertig, habe mir gerade das 8. Bier aufgemacht. Der Fussballvirus hat mich nun endgültig gepackt. Was ein Spiel!!!!! Gegen die Kickers aus Emden hatten Villar und Pecnik jeweils zur Führung getroffen, Aidoo gleicht 2 x aus. 88. Minute. Elfmeter für den Gegner. Rauw verschießt. Im direkten Gegenzug machen wir durch Pecnik das 3:2. Der Kerl war übrigens erst in der Halbzeit gekommen. Was ein Tag. Morgen habe ich einen Kater.

17. August

Brezovacki hat heute sein Debut gegeben nachdem er einige Wochen verletzt war und die ersten beiden Spiele fehlte. Nach ein paar Minuten muss er wieder verletzt runter... In einem an Höhepunkten armen Spiel steht am Ende auf beiden Seiten die Null. Ach ja, der Gegener hieß Aue.

24. August.

Wieder steht auf beiden Seiten die Null. Obwohl Offenbach eine rote Karte bekommt und wir mit 17:5 ein klares Chancenplus haben. Geht nun alles den Bach runter? Das Minus auf dem Konto wird immer bedrohlicher.

27. August.

Endlich ist die Außenverteidigeralternative gefunden. Als 4. Spieler kommt David Romminger vom Ligarivalen aus Regensburg. 40.000 Euro zücke ich für den 25 Jahre alten deutschen Verteidiger die beide Seiten beackern kann. Ich gucke gar nicht mehr in die Bücher...

30. August.

Haching war zu Gast. 22:8 Chancen standen am Ende für mich zu Buche. 22:8!! Wenigstens gelang mit einer dieser Chancen Pecnik das entscheidende Tor. 11 Punkt nach 5 Spielen. Eigentlich nicht so schlecht....

13. September.

In Stuttgart spielen wir die Reserve des VFB. Lieber würde ich gegen die Profis spielen. Aber die würden uns wohl abschießen, so wie wir spielen. In der 66. Minute schicke ich sogar den von mir so ungeliebten Schied auf den Platz. Nach 5 Minuten hat er das erste Mal getroffen, nach Spielende steht ein lupenreiner Hattrick auf dem Spielbericht. 3:0, und wieder 3 Punkte. So langsam kommen wir uns Rollen. Vielleicht gebe ich Schied nächste Woche eine Chance von Anfang an?

19. September.

Heute kommen die Bayern aus München. Leider wieder nur die Reserve. Wir spielen das erste Mal den Fussball den ich langfristig sehen will. Schöne Kombinationen führen zu 16 Chancen. In der 3. Minute schießt Pecnik das 1:0, in der 7. erhöht Fafiani auf 2:0. Wiederum Pecnik (34.), Villar (41.) und Balan (73.) stellen den 5:0 Endstand her.



Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #6 am: 08.März 2009, 00:18:41 »

Wow, mein erstes Interview. Mit dem Lokalteil der B*** Zeitung Braunschweig. Habs mir eingerahmt. Und hinterher ein Bier aufgemacht. Lokalteil. Ich will in der MARCA lesen, dass ich Barca demontiert habe. Sonst nichts.

Reiser: "Der Erfolg ist wichtiger als Menschlichkeit!"


Bild: Herr Reiser, seit dieser Saison trainieren sie die Eintracht aus Braunschweig. Kritiker sagen, dass bei Ihrer Ernennung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll, dass Sie durch Klüngeleien mit dem Präsidenten und einem seiner Mitarbeiter an den Job gekommen seien. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?

Reiser: Denen entgegne ich gar nichts. Was heißt denn überhaupt Klüngeleien? Natürlich kenne ich die erwähnten Herren von früher. Aber nicht jeder Kontakt ist ja auch gleichzeitig eine Klüngelei...

Bild: Zumal der Erfolg Ihnen unbestrittener Weise recht gibt. Wo sehen Sie ihr Team?

Reiser: Wir spielen noch nicht ganz den Fussball den ich sehen will. Aber es wird von Woche zu Woche besser. Das 5:0 gegen die Bayern Amateure, so stelle ich mir das vor. Und in 2 Jahren dann gegen die richtigen Bayern...

Bild: Sehen Sie die Bundesliga wirklich als Nahziel?

Reiser: Das und noch mehr. Dieser Verein war deutscher Meister. Nicht mehr und nicht weniger muss der Anspruch sein, da müssen wir wieder hin. Sehen Sie, ich habe dem Präsidenten vor der Saison gesagt, für mich gibts nicht anderes als um den 1. Platz zu spielen. Das Präsidium wollte nur ein Mittelfeldplatz, aber da habe ich gesagt: Da müsst ihr euch einen anderen für suchen. Für mich gibts nur Platz 1. Macht lieber etwas mehr Geld locker, damit wir eine Mannschaft aufbauen, die auch nächstes Jahr in Liga 2 eine gute Rolle spielt.

Bild: Sie sprechen es von sich an...

Reiser: ...jetzt kommt das Geldproblem zu Sprache....

Bild: ...richtig. Ist der Verein wirtschaftlich überhaupt noch überlebensfähig?

Reiser: Wissen Sie ich halte mich lediglich an die mir auferlegten Grenzen. Sowohl beim Transfer- als auch beim Gehaltsbudget sind wir nicht über diese Grenzen hinausgegangen, im Gegenteil beim Gehaltsbudget sind wir meilenweit von der Grenzen entfernt. Dies erlaubt uns im Winter entweder Nachbesserungen oder Verpflichtungen für die neue Saison. Was anderes kann ich nicht beeinflussen, daher interessiert es mich auch nicht. Im Winter werden wir weitere Bankdrücker abgeben, aber keinen Leistungsträger! Sonst bin ich weg!

Bild: Eine letzte Frage: Sie gelten als harter Hund, teilweise sogar als unmenschlich und arrogant. Besonders Ihre Personalpolitik steht in der Kritik.

Reiser: Ich ordne alles dem Erfolg unter. Einzelschicksale interessieren mich nicht. Es darf nur der Verein zählen.

Bild: Herr Reiser, vielen Dank für das Interview.




Das Ganze habe ich mir eingerahmt. Als Mahnung dass ich nicht mehr im Lokalteil auftauchen will.

ScouT

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #7 am: 08.März 2009, 12:57:11 »

ALso ich muss sagen, deine Story finde ich bis jetz ziemlich faszinierend, zwar kurz und bündig, aber dadurch kommt die "Härte" die Du rüber bringen willst noch besser zur Geltung.
Stammleser :)
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Gurpser

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #8 am: 08.März 2009, 14:38:36 »

27. September.

Wir spielen in Burghausen. Wacker heißt der Gegner. Nicht Real. Nichts köngliches in dieser tristen Liga. Ich lasse eher auf Konter spielen. Zahlt sich aus. El-Nounou trifft endlich mal wieder ins Schwarze, ist ja bei weitem bisher nicht so eingeschlagen wie erhofft. 44. Minute Balan, 78. Dannerberg heißen die weiteren Torschützen. 3:0 in Burghausen. Man sieht, ich bin für diese Liga überqualifiziert. Abends stecke ich mir eine an und mach mir eine schöne Flasche Bier auf. Platz 1, aber glücklich bin ich nicht.

05. Oktober.

Jena kommt nach Braunschweig. Mit 4 Toren im Gepäck dürfen sie wieder nach Hause fahren. Die Stürmerrotation bewährt sich weiterhin. Diesmal treffen Schied und Bunderla, dazu noch der junge Washausen der eingewechselt wird. Außerdem treffen auch die Jenaer - ins eigene Tor.

18.Oktober.

Nach fast zwei Wochen Spielpause fahren wir nach Aalen. Dort liefern wir das schlechteste Spiel der Saison ab. 1:0 für Aalen durch einen Spieler namens Teinert. Hat wohl schonmal in Hoffenheim gespielt. Wenigstens etwas Glanz, oder zumindest ein Anschein davon in dieser Liga.

25. Oktober.

Die zweite Mannschaft von Werder Bremen wird bei uns vorstellig. Nach 12 Minuten ist für sie alles vorbei, 2 Pecnik, einmal unser Brasilianer Villar. Danach spielen wir weiter auf ein Tor, 22:2 Chancen. Mich k**** es an, dass wir so ein Spiel nicht konzentriert zu Ende spielen und so eine Mannschaft auch mal 6, 7 Tore bei uns fängt.

29. Oktober.

Nur vier Tage Pause, dann geht es nach Sandhausen. Was soll das denn sein, Sandhausen? In irgendeinem Kaff in der Nähe von Hoffenheim sagt der Busfahrer schließlich wir seien nun angekommen. Das die Leute hier überhaupt Fussball kennen? Die Infrastruktur sieht ja schlimmer aus, als bei uns in Braunschweig. Egal, die kurze Pause kostet ihren Tribut und erst in der 62. schießt Jarosch das 1:0, in der 70. erhöht Pecnik auf 2:0. Das war auch lebenswichtig, denn Sandhausen verkürzt im Gegenzug in der 71. auf 2:1. Das ist dann auch der Endstand.

1. November.

Wir nur eine kurze Pause zum nächsten Spiel, wieder ein Auswärtsspiel. Es geht nach Regensburg. Zu der Mannschaft denen wir 4 Spieler weggekauft haben. Das Spiel wird dementsprechend turbulent. Bereits in der 8. Minute macht Bunderla das 1:0,
fünf Minuten später muss Fafiani verletzt vom Platz. In der 31. dann der Ausgleich durch Stoilov. Wir bleiben cool, und El-Nounou unser Torero trifft in der 74. und 87. zum 3:1 Endstand. Dazwischen fliegt Danneberg mit Rot vom Platz. Wie gesagt, ein turbulentes Spiel.

9. November.

Düsseldorf. Fortuna. Ein ebenso klangvoller Name wie Braunschweig. Also zumindest waren es ja mal klangvolle Namen. Nun spielen wir heute in der 3. Liga gegeneinader. Ich mag Düsseldorf nicht. Nichts als alter gebürtiger Kölner. Somit bin ich hochzufrieden als Viler, der den verletzten Fafiani vertritt in der 15. Minute das 1:0 schießt. Nach dem Spiel erzähle ich in der Vereinskneipe unseren Fans meinen Lieblingswitz: Kommt ein Düssledorfer mit  einem Frosch auf dem Kopf zum Arzt. Sagt der Arzt: Was fehlt Ihnen denn? Sagt der Frosch: ICh hab da ein Geschwür am Ar***.... Sorgt in der Lokalpresse für etwas Wirbel - Egal.

15. November.

In Wuppertal schießt Marcel Schied in der 90. noch den Ausgleich. Meine Stürmer, Schied, Pecnik, El-Nounou, Bunderla sind Fluch und Segen zugleich. Einerseits sorgt die Rotation dafür, dass wir schwerer auszurechnen sind. Andererseits kristallisiert sich einfach kein Stammsturm heraus. Schied wäre ich weiterhin bereit abzugeben. Aber jedes Tor macht es mir schwerer gegenüber den Fans. Die sind mir aber im Moment egal. Werden mir noch dankbar sein.

22. November.

Gegen die Kickers aus Stuttgart (hier sind immerhin Klinsmann und Dundee groß geworden, auch so kann man sich Glanz herbeireden) hat Pecnik mal wieder eine Sternstunde. 3 Tore. Am Ende heißt es 3:1. Die Lokalpresse spricht schon davon, dass wir kaum mehr einzuholen sind.... Ich bin mir da nicht so sicher.

29. November.

Ich hatte es im Urin. Wir verlieren bei Dynamo aus Dresden (noch so ein glanzvoller Name) 3:1. Pecnik schießt mal wieder das einzige Tor.

5. Dezember.

Heute ist das Spitzenspiel. Sagt man das in Liga 3 überhaupt? Spitzenspiel? Egal, es spielen der erste und der zweite. Union Berlin heißt die Konkurrenz. Eisern Union sagen manche. Und der Negativtrend hält an, Tim Danneberg (der sich irgendwie beharrlich immer wieder in die Elf spielt) verletzt sich und auch die drei Punkte verlieren wird. 2 Niederlage in Folge.

13. Dezember.

In Erfurt bei Rot-Weiss soll die Wende gelingen. Stattdessen gelingt ein langweilig 0:0. Immerhin nicht verloren.

21. Dezember.

Letztes Spiel vor der Winterpause. 6 Grad, es regnet. Wir spielen mal wieder auswärts. In Paderborn. Ein Mann mit Namen Enis Alushi (Nameswitze verbieten sich an dieser Stelle) schießt in der 39. Minute das 1:0. Alushi hat wohl mal bei meinem FC gelernt. Na dann... Wenigstens ist uns der Schiri gewogen. In der 78. und in der 90. Minute pfeift er heweils Elfmeter, verwandelt werden diese durch Bunderla und Danneberg.

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #9 am: 08.März 2009, 14:46:57 »

Die Tabelle nach der Hinrunde. Nicht das was ich sehen will am Ende der Saison. Wir stehen hinter Eisern Union nur auf Platz 2.

1. 1. FC Union Berlin 37:15 Tore, 44 Punkte
2. Eintracht Braunschweig 37:12 Tore, 43 Punkte
3. Fortuna Düssledorf 40:18 Tore, 42 Punkte
4. Rot-Weiss Erfurt 34:15 Tore, 41 Punkte
5. VFR Aalen 24:10 Tore, 34 Punkte
.
.
.

Er läuft also alles auf einen Vierkampf hinaus.

Pecnik liegt zusammen mit Strbac von Erzgebirge Aue auf Platz der Torschützliste (12 Treffer). Fafiani hat bereits 7 Assists gegeben. Beide sind auch Notentechnisch unter den besten Spielern der Liga.

Ein Mann aus Peru mit italienischem Pass, Miguel Rebosio verstärkt meine Abwehr zur Winterpause. Er soll Schanda auf die Bank vertreiben. Der Gute hat bereits bei Real Saragossa gespielt. Er kommt ablösefrei und ist 32 Jahre alt.
Im Gegenzug verlassen 4 unbedeutende Spieler den Verein ablösefrei, unter Ihnen O'neill und Koitka. Endlich wieder weniger Balast.

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #10 am: 08.März 2009, 18:13:13 »

@ Pippo und ScouT

Danke für euer Feedback. Hoffe, dass noch mehr Leute sich die Story durchlesen...  ???

veni_vidi_vici

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #11 am: 08.März 2009, 19:10:58 »

Strbac hat bei mir auch viele Tore geschossen - allerdings für mich (auch Braunschweig). Schöne Story, schaffst den ersten bestimmt noch.

LG Veni_vidi_vici

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #12 am: 08.März 2009, 20:51:58 »

Nach dieser Hinrunde saß ich jeden Abend mit meinen Mitarbeitern zusammen, außerdem saßen Gerhard und Peter oft dabei. Es ging um die Zukunft. Platz 2 kann nur ein erster Schritt gewesen sein, auch die Möglichkeit zum Aufstieg nur der Anfang. Auch wenn Gerhard und Peter das anders sahen, ich sah schon wieder die Selbstzufriedenheit in ihren Augen. Nicht so bei mir. Ich brannte förmlich und biss mir mehr als einmal auf die Zunge. Abends konnte ich mich nur mit Bier und Zigaretten überhaupt beruhigen um etwas Schlaf zu finden. Mein ganzer Kröper, mein ganzer Geist waren nur noch von der Idee beseelt, diesen Verein wieder nach oben zu führen.

Nach hitzigen Diskussionen stand das Konzept: Im Sommer nach dem Aufstieg in Liga 2 (von was anderem redete ich gar nicht, es gab KEIN Alternativkonzept) würde der nächste Umbruch folgen. Nicht ganz so krass wie vor dieser Saison, ein kleines Grundgerüst stand ja. Trotzdem sollten einige Abgänge bei Personal und Spielern folgen. Fix war bereits früh der Abgang von Marcel Schied nach Saarbrücken. Aber auch der Vertrag von Washausen sollte nicht verlängert werden. Der ebenfalls auslaufende Vertrag des slowenischen Neuzugangs Cipot hingegen sollte für ein Jahr ausgedehnt werden. Das Konzept sah vor, nach dem Aufstieg möglichst weitere Mitarbeiter zu verpflichten die Kontakte und Ahnung vom Weltfussball hatten. So dass wir auf einen möglichst großen Fundus von Fachwissen zurückgreifen konnten. Dieses sollte in eine PC gestützt Datenbank eingespeist werden, die Footi2009. Diese Datenbank bot unglaubliche Möglichkeiten bei der Auswahl von Spielern. Jeder Spieler wurde mit Werten für verschiedene Kernkompetenzen sowie seinen Grunddaten hinterlegt. Über diese Datenbank konnte man dann Suchfilter laufen lassen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Profesionalität. Bisher ziemlich einmalig in Deutschland.

Dies war aber nur die Struktur des Vorgehens. Viel wichtiger war eine Liste die am Ende verabschiedet wurde.

Folgende Gedanken standen auf dieser Liste:

Tor:

Koch ist sehr alt, Enders war nicht gerade der überragende Mann in seinen Spielen. Wir werden einen neuen Stammkeeper brauchen.

Verteidigung:

Drei neue Spieler sind geplant. 2 für die Außenverteidigerpositionen, 1 zentraler Abwehrmann.

Mittelfeld:

Das Mittelfeld ist klasse und auch für Liga 2 gut genug. Trotzdem brauche ich 2 neue Leute, jeweils eine Alternative im zentralen Mittelfeld und einen Mann auf rechts außen, da Washausen ja gehen soll.

Sturm:

Eine richtig guter Stürmer muss kommen. Eventuell noch eine junge Alternative.

Also 8 neue. Direkt am 31.12. sehe ich mich um, welche ablösefreien Spieler ich verpflichten könnte....

tomasson

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #13 am: 05.August 2009, 20:46:09 »

sehr sehr gute story...schade, dass du dich mit meinem Verfassten nicht so anfreunden kannst :-\
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besiktasli_67

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #14 am: 07.November 2009, 14:09:26 »

Sehr schöne story werde sie auch weiterhin lesen  :)
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El_Payaso

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Re: Der große Traum im schäbigen Hinterzimmer
« Antwort #15 am: 11.November 2009, 22:08:37 »

Sehr schöne story werde sie auch weiterhin lesen  :)

Dir ist schon klar, dass der letzte Post zur Story Anfang März kam?
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