In einem unterscheidet sich die Story nicht von vielen anderen.
Wie etliche andere Manager bin auch ich ein verkanntes Fussball-Talent, der es nach einigen Jahren Kreisliga knapp
verpasste, die Bundesliga aufzumischen und seine virtuellen Klubchefs ständig in irgendwelchen Kneipen kennenlernt
und dann ... naja, Rest den Meisten bekannt ...
Folge 1WIE ALLES BEGANNShannon Airport, Shannon, Irland, Sommer 2006
Längst ist Irland nicht mehr Irland, schon gar nicht das Irland aus den Zeiten von Heinrich Bölls Tagebuch - alles ist viel moderner geworden, den Flughafen Shannon erkennst Du auch nicht mehr wieder, alles höchst mondän und selbst das Pub im Erdgeschoss, wo immer ein paar halbseidene Gestalten schon Mittags die Uhrzeit nicht mehr kannten ist einem dieser Fressketten mit Alkoholausschank gewichen und der typische irische Barkeeper dort ist zwar am Guinnes Shirt zu erkennen, kennt sich aber geburtsmäßig eher in Litauen oder lettland aus, erwähn ich auch nicht aus politischen Gründen, sondern weil es so ist.
Auch die Flieger von Ryan-Air oder Aer Lingus starten und landen pünktlich. Inzwischen.
Das war nicht immer so - Gott sei Dank, fand ich früher immer, wenn es zurück nach Düsseldorf ging, weil man noch Zeit für 3-8 Guinness und 6-7 Jamesons hatte und die letzten Stunden auf der grünen Insel geniessen konnte.
Heute ist alles anders.
Die Iren sind zuverlässig und pünktlich und die Deutschen jetzt irischer als die Iren, jedenfalls ich.
Warum ich das alles so lang und breit erzähle ?
Weil ich den Flieger verpasst hatte !
... was wiederum und wie gesagt früher kein Problem war - weil der Flieger selber stets Verspätung hatte.
... diesmal nicht.
Das Gute daran - es gab noch Extra Zeit im Sheridans, einem von diesen neuen Pubs im Airport, welches reichlich gekünstelt ein traditionelles Pub
darstellt - der Barkeeper sieht allerdings nicht Irish aus, spricht gebrochen Englisch und sieht aus, wie der jüngere Bruder der Klitschkos.
Das Schlechte daran - setz Dich mal 12 Stunden in eine irische Pinte, da dürfte der Puffbesuch auf St. Pauli fast zur Billigtour werden.
Während auf einem der Flatscreens an der Decke (da verrenkst Du Dir bald den Hals) irgend ein Pferderennen vom Fairyhouse-Racecourse läft geht die erste bestellung aus - Pint of Guinness and a Paddys please ... Ice ? meint der irische Barkeeper aus dem Kaukasus knapp ?
No Ice - ranze ich genervt zurück.
Der Tisch in der Nische passt, ist gross genug für das Notebook, einen kleinen Notizblock und zwei Gläser.
Ruck-Zuck, die Kiste hochgefahren und im Nu bin ich mit meinem letzten Spielstand vertieft.
Auf dem Aufstieg, den ich 3 Stunden später mit Chesterfield in die Premier mache genehmige ich mir den 4. Jameson, ohne zu merken, das ich bereits seit längerer Zeit beobachten werde.
"Sorry - have you got a minute --- what the hell are you playing there ?"
Der englische Geschäftsmann neben mir ist etwa in meinem Alter und schaut höchst interessiert auf die grade laufende Begegnung von Chesterfield im Play-Off Finale in Wembley gegen Birmingham City und jubelt fast mit, als meine Jungs das 5-2 erzielen.
Danach hat der Mann tausend Fragen zum Spiel.
"Interesting, very - very interesting" murmelt er immer wieder.
... und langsam kapiert er, das er zum ersten Mal ein Stück Fussball-Software vor Augen hat, wie es professioneller nicht sein kann und mehr noch, er erkennt
das nur absolute Experten (so wie ich
) mit solch einem Programm umgehen können, aber ich erzähle meinem neuen Bekannten begeistert, das es eine weltweite Communty von Experten gibt, die mit diesem Programm schon die tollsten Himmelfahrtskommandos gemeistert haben.
Adam bestellt noch eine Runde und erzählt beiläufig, das sein Flug mit British Airways nach Bradford 5 Stunden Verspätung hat.
... und dann staunt er Bauklötze, als ich ihm auf einem Notizzettel gleich 2 Pläne vorstelle, einmal für den Aufstiegsfall und natürlich Plan B (im Misserfolgsfall) meines laufenden Savegames aufzeichne.
Das ist absolutes Neuland für einen Mann, der seine Businesspläne mit Exel, Powerpoint oder SAP erstellen lässt.
"What`s your favourite club in England" frage ich Ihn.
"Huddersfield Tow, since I was a boy" antwortet er mit glänzenden Augen.
"Ah, one of the most successfull clubs, three times winning the championship between 1923 and 1926 under Herbert Chapman - unfortunately, Chapman
went to Arsenal after that and took all the glory and success with him" antworte ich.
Adam ist baff. "What`s your favourite Club then ? fragt er mich.
"Fortuna Düsseldorf"
"Ah - deutscher Meister 33, zwei mal Pokalsieger und im Europa-Pokal Finale 1979 nach Verlängerung gegen Barcelona mit 3-4 verloren" antwortet er.
Diesmal bin ich baff.
Adam erzählt mir beiläufig, das er geschäftlich im englischen Profi-Fussball tätig sei und später finde ich heraus, das sein Nachname Pearson ist.
Pearson - Pearson - Pearson rattere ich meine Datenbank im Gehirn ab - wo habe ich diesen Namen gehört ?
Klar, dann fällt es mir ein.
Leeds United, deswegen fliegt der auch nach Bradford.
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