Vergangenheit und ZukunftAuf dem Weg ins Hotel "Zum Freigericht", in dessen Restaurant das Treffen stattfinden sollte, machte ich mir Gedanken um die nähere Zukunft. In drei Tagen stand das erste Ligaspiel an und ich hatte so gut wie keine Mannschaft zur Verfügung. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Mir schien, ich hatte mal wieder vorschnell gehandelt, ohne gründlich nachzudenken oder mich zu informieren. Typisch! Nun musste ich damit leben und das Beste drauß machen. Doch war das überhaupt möglich,
hat Alzenau wirklich eine realistische Chance die Klasse zu halten? Vermutlich nicht, doch ich wollte es versuchen!
In der kleinen Gaststube des Hotels erwartete mich bereits Herr Schäfer. Wir tranken ein Bier zusammen und unterhielten uns über die erste Trainingseinheit vorhin. Ich gab ihm meine Einschätzung der Mannschaft gemäß meiner Notizen und teilte ihm meine Bedenken mit. Herr Schäfer stimmte mir hinsichtlich der Einschätzung der
drei stärksten Leute im Kader, Aleksandar Konjevic, Björn Joppe und Manuel Hiemer, zu. Er war zuversichtlich mit einigen Neuverpflichtungen, die sicher möglich wären, eine konkurrenzfähige Truppe um die Drei herum aufstellen zu können. Weiterhin schlug er vor zum nächsten Training die Jugendmannschaft des Vereins auflaufen zu lassen. In den vergangenen Wochen hätten einige von ihnen in den Vorbereitungsspielen vor der Saison den Kader ergänzt und teilweise ansprechende Leistungen erbracht. Ich bat ihn mir Näheres zu den Testspielen zu erzählen.
Testspiele vor der Saison (noch ohne mich)Mi, 7.7.2010 |
FC Bayern Alzenau | | - | | 1. FC Nürnberg |
| 1 | : | 1 |
Tore:- (38) Kevin Kuranyi
- (62) Pascal Völker
Beobachtungen: Ein riesiger Erfolg für uns, sei dieses Unentschieden gegen den Bundesligisten gewesen. Man wurde zwar das gesamte Spiel über in die eigene Hälfte gedrückt, doch mit unglaublicher
Moral und Kampfeslust habe man sich gewehrt. Vor allem dem
Torhüter Hillenbrand sei es zu verdanken, dass wir nur ein Gegentor bekamen. Er hätte über die gesamte Spieldauer eine hervorragende Leistung gezeigt und sei verdient zum
Mann des Spiels gewählt worden. Ansonsten zeigte
Björn Joppe in seinem ersten Spiel für den Verein, dass er eine wichtige Rolle in der Mannschaft einnehmen werde. Sein
zumeist sicheres Passspiel und einige
Spielübersicht verhalfen dem Team zu einigen Chancen und schlussendlich zum Ausgleich, durch den
erst 15jährigen Pascal Völker, der als das größte Talent im Verein angesehen wird. Trotz seiner jungen Jahre besitze er bereits eine
gewisse Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und konnte auch
in Kopfballduellen überzeugen. Wir sollten ihn unbedingt im Auge behalten!
Mo, 12.7.2010 |
FC Bayern Alzenau | | - | | FSV Frankfurt |
| 1 | : | 2 |
Tore: ---
Beobachtungen: Zu dieser Begegnung konnte der Co-Trainer keine Angaben machen, da er auf Spielersuche in Österreich und der Schweiz gewesen sei.
Do, 15.7.2010 |
FC Bayern Alzenau | | - | | SV 05 Emsdetten |
| 2 | : | 1 |
Tore: ---
Beobachtungen: Auch zu diesem Zeitpunkt weilte Herr Schäfer noch außer Landes.
So, 18.7.2010 |
FC Bayern Alzenau | | - | | Lebbeke |
| 1 | : | 2 |
Tore:- (38) Frederik Seynhaeve
- (64) André Laurito
- (67) Raphael Lefebvre
Beobachtungen: Das Ergebnis täusche über den Spielverlauf, so versicherte mir Herr Schäfer. Unsere Mannschaft sei Spielbestimmend gewesen und hätte mehrere Großchancen vergeben. Zwei
schnelle Konter führten zu Gegentoren, womit auch die größte Schwachstelle des Teams offen gelegt wurde: die
langsame HintermannschaftHervorzuheben sei dennoch die
Abwehrarbeit von
Volker Schmidt und
Aleksandar Konjevic, beide bestritten wohl ein gutes Spiel, konnten die Gegentore jedoch nicht verhindern. Die
Schwäche unseres Torhüters in 1zu1 Situationen wurde ebenfalls deutlich.
Fr, 23.7.2010 |
FC Bayern Alzenau | | - | | KVV Bocholt |
| 0 | : | 2 |
Tore:- (1) Bart Bogaerts
- (42) Paul Meersseman
Beobachtungen: Ein
reines Kampfspiel, mit vielen Fouls und
zwei roten Karten. Auf unserer Seite, musste
Torwart Hillenbrand vorzeitig gehen, nachdem er, den allein vor ihm auftauchenden Stürmer einfach umhaute. Durch die Härte im Spiel gab es nie wirklich einen Spielfluss und unsere Mannschaft sei verzweifelt.
Martin Scheuerer wäre damit überhaupt nicht klar gekommen und konnte zu keiner Zeit Ruhe bewahren.
Björn Joppe und Manuel Hiemer, wären wohl
noch die besten Akteure gewesen.
Nachdem ich diese Informationen durch meinen Co-Trainer bekommen hatte, tauchte auch schon
Präsident Baumann auf. Nach kurzer Begrüßung und der Order einer neuen Runde Bier bedankte sich Herr Baumann bei mir nochmal ausdrücklich für meine Bereitschaft den Trainerposten zu übernehmen. Er versicherte mir, er wisse mein Engagement zu schätzen und auch in welchem Zustand die Mannschaft sich befinde. Daher habe er in den letzten Wochen alle Hebel, die ihm zur Verfügung stünden, in Bewegung gesetzt und versucht Geld für Verstärkungen aufzutreiben. Leider könne er mir
kein Transferbudget zur Verfügung stellen, da die finanzielle Situation des Vereins einfach zu schlecht sei und man keine Schulden machen wolle. Man muss mir angesehen haben, dass ich über diese Worte nicht gerade erfreut war, denn Herr Baumann fügte eilig hinzu, er wäre aber in der Lage mir
ein Gehaltsbudget von 5800€ pro Monat zu gewähren. Dabei blickte er hocherfreut, als wäre der Klassenerhalt allein damit schon gesichert.
Ich meldete Zweifel an, dass dies ausreichen würde, doch konnte dem Präsidenten kein Geld mehr abringen. Ich müsse verstehen, dass der Verein
gerade erst den Amateurstatus verlassen habe und darauf bedacht sein müsse wirtschaftlich zu haushalten. Trotzdem wolle man mir soviel Unterstützung wie nur möglich geben. Aus diesem Grunde hätte er für nächste Woche
ein öffentliches Probetraining geplant und hoffe auf einige Spieler, die uns weiterhelfen würden. Co-Trainer Schäfer merkte dazu an, dass auch einige Spieler kommen würden, welche er auf seiner Reise nach Österreich und in die Schweiz beobachtet hätte. Zusätzlich sei es evtl. möglich, dass der
Partnerverein des Vereins, Helmond Sport aus der holländischen Jupiler League, einige Spieler zu uns schicke. Mir wurde immer wieder Mut zu gesprochen und beteuert, dass man es zusammen schaffen könnte, den FC Bayern Alzenau in der Regionalliga zu halten. Das Ziel sei
einfach nur zu überleben und sich auf lange Sicht in der Klasse zu etablieren.
Einige Runden Bier später trennte man sich dann um am nächsten Tage frisch und munter die Arbeit beginnen zu können. Ich konnte jedoch noch nicht schlafen, meine Gedanken kreisten Stunde um Stunde um die nahe Zukunft und als ich endlich einschlief träumte ich sehr schlecht. ...