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Autor Thema: Waar een wil is, is een weg!  (Gelesen 1867 mal)

Fabb0

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Waar een wil is, is een weg!
« am: 25.November 2007, 17:59:59 »

So, nachdem meine letzten Stories ja eher nen Reinfall waren, gehts jetzt hier damit weiter. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass es diesmal mit mehreren Saisons klappt, da ich mit diesem Verein shcon seit dem CM00/01 eine Story schreiben wollte... ;)
___________

Vorgeschichte

Ein Tag wie jeder andere. Naja, vielleicht nicht ganz. Aber zuerst einmal das formale – mein Name ist Fabian Zinke, 30 Jahre alt, von Beruf Fußballfan, nebenbei ist vielleicht auch mein Job zu nennen, der hier jedoch erst einmal nichts zur Sache tut. Und wie es sich für wirkliche Hardcorefans gehört, reise ich mit einigen ebenso Verrückten durch halb Europa und „betreibe“ Groundhopping. Schon über 100 Stadien müssen wir gesehen haben, waren es nicht gar 200? Egal. Am heutigen Sonntag geht es schließlich nach Belgien, um ein Spiel des Zweitligisten KV Mechelen zu beobachten. Zwar hat die Saison noch nicht begonnen, doch so ein Freundschaftsspiel gegen einen Provinzklub kann sicherlich auch ganz spannend sein. Am Achter de Kazerne angekommen schauen wir zuerst einmal komisch drein. Die Tore sind nicht etwa geöffnet, nein, in diesem Geräuschezustand ist die Arena von einem Friedhof nicht zu unterscheiden. Wild fuchtele ich in meinem Rucksack herum und ziehe auf Frage meiner Mitgereisten triumphierend meinen Internetausdruck hervor:
„Hier, da steht es doch! KV Mechelen... Achter de Kazerne... Freundschaftsspiel... am 17.06.2007!“
Beim Ausspruch dieser Worte merkte ich bereits, wie meinen Kumpanen reihenweise der Hut hochging. Sofort hielt man mir eine Uhr unter die Nase, nennen wir es leicht übermotiviert, wie Jörg dabei seinen Unterarm gegen meinen Zinken schlägt. Einen Hospitalaufenthalt wollte ich mir mit der heutigen Reise eigentlich nicht einhandeln, aber erstens kommt es anders... Nun konnte ich endlich einen Blick auf die Datenanzeige der Armbanduhr erhaschen...
„Ääähhh... ja, 16.06. ... nun, ja, da hab ich mich wohl leicht vertan...“
Tatsächlich, und das machten mir alle nun auch unmissverständlich klar. Ihren freien Samstag hatten sie alle geopfert, das Spiel jedoch war für Sonntag angesetzt. Naja, so einen kleinen Faux-Pas kann man nach 800 Kilometern Reise doch eigentlich auch mal verzeihen. Gekonnt versuche ich mich gerade so noch einmal rauszuwinden, was schließlich auch gelingt. In Belgien muss es doch wenigstens ein Team geben, das heute ein Spiel absolviert, schlage ich vor.



Tatsächlich machen wir uns sofort auf die Suche, doch lange dauert diese nicht an. In kürzester Zeit stehen wir vorm „Oscar Vankesbeeckstadion“, wie uns ein Einheimischer später verrät. Tatsächlich ist für heute ein Spiel angesetzt, und dieses scheint ein echter Kracher zu sein, wenn man sich die Zuschauerströme so anschaut.


Glücklicherweise treffen wir auf einer schönen Tribüne einen in Belgien lebenden Deutschen, der uns die Partie ebenfalls als Must-See verkaufen möchte. Racing Mechelen trifft auf den KV Tournhout, beide Klubs partizipieren an der Deerde Klasse, der 3. Spielklasse Belgiens. Mechelen ist jedoch eher im Mittelmaß der Tabelle anzusiedeln, während Tournhout in den letzten Jahren immer um den Aufstieg mitspielte. Na also, da haben wir’s doch gar nicht so schlecht erwischt. Zwar ist mir bereits zu Ohren gekommen, dass die Fans von Racing Mechelen nicht gerade zart besaitet sind, doch das soll ja nun erst einmal nicht stören. Während sämtliche Zuschauer, es sind wohl knapp 2000, mehr oder weniger geduldig auf den Anpfiff warten, hallt eine Lautsprecherdurchsage durch das Stadion. Selbstverständlich verstehen wir kaum ein Wort, können den Sinn allerdings ein klein wenig raushören. Unser deutscher Nebenmann bestätigt schließlich, dass der Verein heute mit einer besonderen Aktion aufwartet: aus den verkauften Eintrittskarten wird eine herausgepickt, der Inhaber dieser wird am Spielfeldrand auf der Bank des RKC Platz nehmen dürfen, wo heute neben Coach Regi Van Acker auch der Präsident Edmond Phlips zugange ist. Tolle Aktion, wir waren schon gespannt, welche schaurige Gestalt aus den Zuschauerrängen es erwischt. Etwa der tollpatschige, stämmige Herr vor uns, der sich gerade in zwei seiner verschütteten Bierbecher badet und es ohne zu murren hinnimmt, dass auch meinem Kumpel Steffen sein Gesöff vollkommen zufällig aus der Hand nach vorne gleitet? Das wäre sicherlich ein Spaß. Schließlich ruft der Stadionsprecher, überraschenderweise für uns verständlich die Nummer aus... „769!“ gespannt schweift unser Blick über die Tribüne, doch keiner erhebt sich, auch kein Jubelschrei ist zu hören. Erneut wiederholt der Stadionsprecher die Gewinnzahl, doch erneut meldet sich keiner. Aus Jux werfe ich einige Sprüche in die Runde, ehe sich mein Nebenmann triumphierend mein Ticket krallt uns es mir unter die Nase reibt...
„Hier, guck doch mal drauf, Mann! Du hast die 769!“
Ein Grölen ging durch unsere Truppe, damit hatte beileibe keiner gerechnet, und ich schon gleich gar nicht. Es war zwar eine hübsche Aktion, aber doch irgendwie peinlich, sich vollkommen unbeteiligt auf die Bank zu setzen, begleitet von den Blicken 2000 Zuschauer... Von unserem Dorfklub war ich die Trainerbank zwar gewöhnt, doch da tat man ja auch etwas, und mehr als 20 Leute, die genüsslich ihren Gerstensaft schlürften waren da auch nie zu Gange. Wie peinlich ist dass denn hier, wie peinlich...




to be continued...
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Carlzeissfan

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Re: Waar een wil is, is een weg!
« Antwort #1 am: 25.November 2007, 21:03:39 »

Hallo Fabb0

Die Einführung ist gut geschrieben und Belgien ist aktuell recht beliebt

Grüße vom Saalestrand
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Fabb0

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Re: Waar een wil is, is een weg!
« Antwort #2 am: 13.April 2008, 09:22:24 »

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Mehr oder weniger sicher stolziere ich nun die Treppen herunter und werde sofort von einem Mitarbeiter Racing Mechelens empfangen. Glücklicherweise sprechen hier alle wenigstens ein paar Bruchstücke Deutsch, beziehungsweise scheint man mit ein paar Bieren intus babyniederländisch, was schließlich hier in Flandern gesprochen wird, ohne Probleme zu verstehen. Schnurstracks führt mich der Mitarbeiter, welcher sich nach kurzer Zeit als Bayern München Sympathisant outet und damit meine Achtung sofort verliert, zu den Trainerbänken. Ähh, Brettern. Naja, oder so... Und es kam, wie es kommen musste: Kein Mensch gesellt sich zu mir, über 10 Minuten hocke ich alleine und verstohlen durch das Stadion blickend auf dem Sitzmöbel. Selbstverständlich diene ich wie erwartet zudem als Belustigung für die Zuschauer im weiten Rund. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass der Stadionsprecher nun die Namen der Akteure, welche für den KRC auf dem Platz stehen aufruft, beim Nachnamen der Partizipanten schreien die Fans der Heimmannschaft – wie es sich gehört -lautstark mit. Schlussendlich schreiten die Mannschaften auf das Feld, der KRC traditionsgemäß in weiß-grün gestreiften Trikots, während die Gäste aus Turnhout in ihre obligatorische blauen Jerseys gehüllt sind. Auch die Bank um mich herum füllt sich nun, Trainer Regi van Acker, dessen rechte Hand Marc Ghijs und die Nulpen, die nicht auf dem Platz stehen, nehmen Platz. Während die Meisten – der Trainer eingeschlossen – eher kühl mit mir umgehen, komme ich sofort mit einem Brasilianer namens Olivio Calicchio ins Gespräch. Der 32-jährige Torjäger spielte doch tatsächlich 2005 beim Chemnitzer FC. Wie klein die Fußballwelt doch ist – toll. Auch David Nechelput, ebenfalls Stürmer, gesellt sich zum Gespräch dazu. Eben erzielte Turnhout das 2. Tor, die Stimmung auf der Bank ist dementsprechend schlecht. Coach van Acker rennt wild gestikulierend die Seitenlinie auf und ab, doch keiner der Akteure auf dem Platz scheint auch nur im Geringsten an dessen Anweisungen interessiert zu sein. Besonders die rechte Seite ist offen wie ein Scheunentor, wie ich in einem Anflug von Aufmerksamkeit erkenne, Regi versichert der gesamten Bank kurz darauf jedoch, er würde am liebsten die ganze Innenverteidigung auswechseln.
Dieser David Nechelput spricht sogar fließend deutsch und outet sich als Fan des ehemaligen Gladbachers Wesley Sonck. Ich unterdrücke mein Lächeln, ehe der Halbzeitpfiff ertönt. Auch wenn sich diese zwei Spieler als sympathisch erwiesen haben wäre ich jetzt lieber bei meinen Kumpels auf der Tribüne... Naja, was solls. In der Kabine geht der ganze Spaß weiter, an Regi Van Acker zweifel ich inzwischen nicht mehr...



So trifft es sich, dass Mechelen gleich nach der Halbzeit zwei weitere Gegentore kassiert, ehe Präsident Christophe Luyten endlich vorbei schneit. Das Band zwischen ihm und Van Acker scheint zerschnitten, mehr als einen kurzen Händedruck hat der Mann für den Coach nicht übrig. Ich bin jedoch überrascht, wie offenherzig der Präsident Mechelens ist.
„Olivio!“, schreit Van Acker auf einmal wie vom Floh gebissen.
Kaum hört er auch nur seinen Vornamen, entledigt sich Olivio Calicchio seiner Trainingsklamotten. Ich flüstere ihm zu:
„Eh, Olivio... siehst du den 6er von denen? Im Abwehrzentrum?“
„Steven Van Rooy? Ah, der spuilt schon ew... ew... immär bei Turnhout.“

„Achso? Nun, ja, beweg dich viel, wenn du ihn als Gegenspieler hast, der hat kein Stellungsspiel und ist sowas von unbeweglich. Bei Ecken und so sollte das klappen, zumal der heute noch kein einziges Kopfballduell gewonnen hat... in Ordnung?“
„Eh, ja.“

Zwar fragt der Brasilianer noch einmal bei David Nechelput nach, dann scheint er jedoch alles verstanden zu haben. Nun achte ich ein wenig mehr auf das Spiel, auch wenn Christophe Luyten ziemlich an meinem Fußballfachwissen  interessiert scheint. Racing kassiert bald noch ein Gegentor, in der 80. Minute bekommen die grün-weißen zumindest einen Freistoß zugesprochen. Der Mann mit der Rückennummer 11 (Rogério) zirkelt den Ball hinein, Olivio dreht sich geschickt von seinem Gegenspieler Van Rooy weg und köpft das 1:5.

Bei diesem Ergebnis bleibt es schließlich auch. Mit Olivio, David und meinen Kumpel gehe ich noch ein Bier trinken, nachdem ich vom Präsidenten verabschiedet wurde. Alles in allem doch noch ein gelungener Tag, auch der Abend wird nicht übel. Am nächsten Tag schauen wir uns schließlich doch noch das Freundschaftsspiel des KV Mechelen an und fahren wieder zurück nach Hause. Immerhin, denke ich mir, konnte ich mein taktisches Geschick zumindest ein wenig unter Beweis stellen, auch wenn es keiner weiß und es wohl auch keinen kümmern würde.
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