Hallo Freunde des runden Leders, nun ist es soweit, meine erste Story die dem Footman 2007 zu Grunde liegt, steht in ihren Startlöchern. Eine weile ist es nun bereits her das meine letzte Story ihr jähes Ende fand. Nun wo ich wieder ein wenig mehr Zeit habe, werde ich hoffentlich auch wieder regelmäßig zum Schreiben kommen.
Wie nicht anders zu Erwarten wird es auch diesmal ein eher exotischer Verein sein, der mir für eine Story in die Hände gefallen ist. Zumindest bin ich recht sicher, das nur die wenigsten schon einmal was von diesem Klub gehört haben.
Ich hoffe mit meiner neuen Story und dem dazugehörigen Verein auf Interesse bei euch zu stoßen und wünsche allen viel Freude beim Lesen.
Mögen die Spiele beginnen...
Aus dem kleinen Lautsprecher über meinem Kopf ertönt eine freundlich klingende Frauenstimme:
„ Добро пожаловать в столице Белоруссии Минске. Белавиа надеется, что они имеют приятный полет, и мы желаем им приятного пребывания.
Увидимся скоро ... “
Leider sind meine Russischkentnisse sehr beschränkt, so das ich nur wenig vom Inhalt verstehe. Nun was solls, ein Blick aus dem Fenster verrät mir das wir gerade gelandet sind. Wenig später schon schreite ich die Gangway hinunter, es ist dunkel und ein eisiger Wind weht mir ins Gesicht – Weltuntergangsstimmung am International Airport Minsk.
Es ist März, aber dennoch zeigt das riesige Thermometer, welches am Tower angebracht ist, 4 Grad unter dem Gefrierpunkt an!
Добро пожаловать в Рэспубліка Беларусь - Welcome to Republic of Belarus - Willkommen in der Republik WeißrusslandIm Taxi ist es dagegen wie in der Sauna. Die Heizung ist voll aufgedreht, dazu gibt es, zumindest deute ich dies so, weissrussischen Schlager aus dem Radio. Mit meinem Reiseziel kann der Taxifahrer nur bedingt etwas anfangen. Er irrt mit mir auf dem Beifahrersitz mehr als eine Stunde durch die Weiten der 1,7 Millionen Einwohner großen Metropole. Die Szenerie die an mir vorbei zieht könnte nicht unterschiedlicher sein. Prunkvoll beleuchtete Gegenden, wechseln sich ab mit maroden Plattenbauten. Sightseeing einmal anders...
Ich habe keine Ahnung wo ich hier gelandet bin und ehe ich mich umsehe ist das Taxi bereits verschwunden. Bleibt zu hoffen das dies auch der Ort ist, dem ich nun seit Stunden entgegen fiebere. Der Fahrer meinte jedenfalls in gebrochenem Englisch, dass dies das einzige Lokomotive Stadion sei, das ihm nach langen hin und her einfalle, obwohl das vor mir liegende „Stadion“ mehr einem 0815-Fußballplatz Marke Kreisliga gleicht. Dies soll also der Ort meines Zukünftigen Wirkens sein? Erste Zweifel kommen auf, ob ich vor ein paar Tagen wirklich die richtige Entscheidung traf mit meiner Zusage. Doch jetzt gibt es kein zurück mehr und so fasse ich all meinen Mut zusammen. Mit Schwung öffne ich die Tür der kleinen Vereinskneipe direkt neben dem Fußballfeld.
Von draußen rein ins warme – meine Brille beschlägt sofort und so sehe ich erstmal rein gar nichts. Ich merke nur noch wie mich plötzlich jemand ganz fest an sich drückt und schreit:
„ROBERTO! Вы там. Красивый, как вы.“Als ich endlich wieder etwas sehen und atmen kann, steht vor mir der Mann den ich bisher nur von Bildern kannte. Ich bin angekommen, endlich. Das erste mal am heutigen Tage kommt so etwas wie Freude in mir auf. Kurz lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen und erblicke an den Wänden jede Menge kleinere und größere Wimpel, gerahmte Schwarz-weiß Bilder von mir unbekannten Spielergrößen, Vereinsschals sowie Fußballtrikots. Die Leute in der gut gefüllten Kneipe starren mich mit großen Auge an.
„Hello, I'am robertob from Germany. It's nice to be here.“ entgegne ich ihnen. Sogleich fangen alle an zu klatschen. Sie scheinen zu wissen wer ich bin und vor allem warum ich hier bin.
Mir Präsident Victor Pavlov, dem Mann der mich so stürmisch empfing und Sportdirektor Leonid Lapunov sitze ich in der hintersten Ecke des Lokals an einem wundervollen Echt-Holztisch. Wir unterhalten uns in gepflegten Englisch und die Atmosphäre ist locker, schließlich haben wir Tage zuvor schon so manch lange Telefonkonferenz abgehalten.
Auf dem Tisch liegt der unterschriftsreife Vertrag, der mich für ein Jahr an den Verein mit dem Traditionsreichen Namen
FK Lokomotive Minsk binden soll. Präsident Victor Pavlov wollte unbedingt für die neue Saison einen Deutschen Trainer verpflichten. Nun hat er bekommen was er wollte. „Disziplin, Organisation, Gemeinschaft“ Worte die ihm sehr zu gefallen scheinen. In unseren Gesprächen erwähnte er sie jedenfalls immer wieder. Für mich ist es nach einigen kleineren Erfolgen als Trainer im unterklassigen Fußball in Deutschland, die Chance Erstklassig zu trainieren, wenn auch nur in Weißrussland erster Liga.
Der Verein entging in der abgelaufenen Saison nur knapp dem Abstieg und gilt zur neuen Spielzeit als Abstiegskandidat Nummer eins, erzählt Pavlov bereitwillig. Weiter meint er, das das der Verein in der Außenwahrnehmung keine Rolle in der Stadt spielt. Im Jahre 1955 gegründet besitzt der Klub praktisch nur ein Minimum an Tradition, und so finden auch nur wenige den Weg ins Stadion zu den Heimspielen.
„Stichwort Stadion: Der Platz hier draußen, ist das der Heimspielort des Klubs?“ hacke ich nach.
„Nein!“ erwidert Sportdirektor Lapunov.
„Unser Stadion liegt rund 70 Kilometer vor den Stadttoren, in Maladzechna.“ Oha, kein Wunder das keine Sau Interesse an diesem Klub zeigt, denke ich mir. Pavlov fährt fort und erwähnt das der größte Erfolg des Vereins mit dem Einzug ins Weissrussische Pokalfinale 2003, noch gar nicht so lange zurück liegt. Leider unterlag man dem großen Stadtrivalen Dynamo Minsk damals.
Die Erwartungshaltung an mich ist sehr gering. Wir sind uns einig das nur der Klassenerhalt das Ziel sein kann. Darüber, das große Finanzielle Sprünge ausgeschlossen sind, ebenso. Da mag es ein wenig suspekt erscheinen, das sich der Verein eine komplette zweite Mannschaft leistet, die unter dem Namen
SKVICh Minsk spielt.
Der FK Lokomotive Minsk trägt seine Heimspiele in der Premjer-Liha im Horodskiy Stadion (4.800 Zs. Fassungsvermögen) ausEs ist schon lange nach Mitternacht, als mich Präsident Victor Pavlov höchst selbst in mein Hotel fährt. Es liegt nur unweit des Trainingsgeländes rund um das Lokomotive Stadion. Morgen dann bereits werde ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Lokomotive Minsk aufnehmen. Einen Tag später lerne ich dann erstmals die Mannschaft kennen, ehe es in etwas mehr als einem Monat bereits um die ersten Punkte in der im Kalenderjahr ausgespielten Premjer-Liha geht.
Belarus - das Land Weißrussland ist ein kleines Land. Ein Land mit nicht einmal 10 Millionen Einwohnern. Rund 208.000 Quadratkilometer Fläche darf Belarus sein eigenen nennen, doch ein Teil davon ist unbewohnbar. Der Osten und Süden des Landes sind verstrahlt, noch immer und wohl für immer. Die Katastrophe von Tschernobyl hat nachhaltig ihre Spuren hinterlassen. So ist Weißrussland das Land, welches am meißten vom "Super-GAU" betroffen war- und ist.
Seit Ende 1991 ist das Land ein eigenständiger Staat. Drei Jahre später wird Alexander Lukaschenko zum Staatsoberhaupt gewählt, der bis heute regiert und zunehmende Macht auf sich vereint. Lukaschenkos Politik wird von westlichen Beobachtern als undemokratisch, autoritär und marktfeindlich beschrieben. Das Land ist in Europa wirtschaftlich und politisch stark isoliert, sein wichtigster politischer und wirtschaftlicher Partner sind Russland, der Iran und Venezuela. Mit Russland wurde eine Zoll- und Verteidigungsgemeinschaft gegründet, eine weitergehende Union mit gemeinsamer Währung und gemeinsamer Außenpolitik wird seit den 90er Jahren ohne große Fortschritte immer wieder angekündigt.
Trotz der Einwanderung vieler Russen und der Deportation zehntausender Weißrussen unter Stalin, liegt der Anteil der Weißrussen innerhalb der Bevölkerung bei 81,2 %. Der Großteil der Menschen im Land gehört dem orthodoxen Christentum an. Jahrhundertelang lebte auch eine große Jüdischsche Voksgruppe in der Region. Doch Weißrussland war eines der schwerpunktmäßig betroffenen Länder des Holocaust, was die Zahlen der Juden dramatisch ins Bodenlose sinken ließ.
Minsk - die HauptstadtMinsk ist sowohl Haupt- wie auch größte Stadt des Landes mit rund 1,74 Millionen Einwohnern. Die Stadt vereint das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Belarus's. Mit der Auflösung der Sowjetunion 1992 wurde die Republik Weißrussland mit Minsk als Hauptstadt unabhängig. Minsk ist seitdem auch Sitz der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).
In den Zeiten des zweiten Weltkrieges entstand in Minsk eine der größten Ghettos Europas. Dort wurden ab Juli 1941 etwa 60.000 Juden in einem zwei Quadratkilometer großem Stadtviertel im Nordosten konzentriert. In den „Aktionen“ am 7. und am 20. November 1941 wurden etwa 12.000 von ihnen ermordet. Es sollte dadurch „Platz geschaffen werden“ für geplante Deportationszüge mit reichsdeutschen Juden.
Minsk hat eine wichtige Funktion als internationaler Verkehrsknotenpunkt in Osteuropa. Hier kreuzen sich die Verkehrswege Paris-Moskau und Nordeuropa-Ukraine, sowohl, was den Eisenbahn-, als auch was den Straßenverkehr betrifft. Zwei Flughäfen besitzt die Stadt: Minsk-1 und den 1992 eröffneten internationalen Flughafen Minsk-2, der etwa 40 km außerhalb der Stadt gelegen ist. Vor kurzem erst wurde der neue Hauptbahnhof vertig gestellt.
Städtepartnerschaften unterhällt Minsk unter anderem zu Lyon, Nottingham, Theran und Detroit.
Das Dynamo Stadion bietet für 40.000 Zuschauer Platz und ist damit das größte der Stadt & des LandesAktuell (Stand 2007) besitzt Minsk mit Dynamo-, dem FK- und MTZ-RIPO Minsk drei Erstligaclubs. Lokomotive, FC Zvezda-BGU Minsk und FC Molodechno gehen in Liga zwei an den Start. Das größte Stadion der Stadt ist das Dynamo Stadion, wo der FK Dynamo ansässig ist. Auch die Weißrussische Nationalmannschaft trägt dort ihre Spiele aus. Maximal 40.000 Zuschauer passen in das 1954 fertiggestellte Stadion hinein.