Unglück - oder doch Glück?
Diese verdammte Sommerpause! In wenigen Wochen beginnt die neue Saison und ich bin immer noch ohne Job! Geht es also so weiter wie vorher, wieder daheim rumsitzen und Däumchen drehen? Von den ganzen Gerüchten, wie sie in sämtlichen Zeitungen im ganzen Land auftreten, stimmen mal keine, die mit meiner Person in Verbindung gebracht werden. Dort werde ich nämlich mit dem FC Barnsley in Verbindung gebracht. Ich will zwar wieder ins Geschäft zurück, aber ich hatte mir eher etwas anderes vorgestellt: Es wäre toll, wenn mir ein etablierter, mittelmäßiger Erstligist eine Chance geben könnte. Ich könnte mir noch vorstellen, bei einem gut aufgestellten Zweitligisten anzufangen, aber Barnsley war jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl.
Mehr und mehr kam mir nun das Ausland als interessante und wohlmöglich einzig angemessene Möglichkeit in den Kopf. Frankreich, Italien oder Spanien wären ideal, dort gibt es schönen Fußball und das Wetter ist besser als hier in Woking. Ich habe meinen Agenten mal beauftragt, sich in besagten Ländern umzuhören. Der alte Ted ist inzwischen bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden, vielleicht bringt das Klinken putzen mit alten Bekannten etwas und ich komme tatsächlich wieder irgendwo unter. Tatsächlich wurde ich von einigen renommierten Vereinen kontakitert, leider kamen die Verhandlungen nie über lose Gespräche hinaus. Im Endeffekt muss ich aber auch sagen, dass es im Nachhinein vielleicht doch besser war, dass es bei diesen Vereinen nicht geklappt hat. Sie waren zwar erstklassig, man würde aber tief im Abstiegskampf stecken. So ging auch die EM zu Ende, ohne dass sich etwas tat in meinem beruflichen Leben. So langsam habe ich mich abgefunden, den Anfang der Saison zu Hause im Garten zu verbringen anstatt auf der Bank in den großen Stadien Europas. Ich flog zurück nach England und fuhr direkt nach Hause. Kaum dort angekommen, sah ich die aktuelle Zeitung auf dem Tisch liegen und erschrak...
"Keegan tritt zurück" - das war die Schlagzeile in allen möglichen Zeitungen. Natürlich war das Ergebnis der englischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft nicht gerade das beste, man schied bereits nach der Vorrunde in einer Gruppe mit Portugal, Rumänien und dem alten Rivalen Deutschland aus. Aber dass der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler bereits nach etwa 18 Monaten die Flinte ins Korn werfen würde, damit hatten wenige gerechnet, befanden wir uns doch in einem Umbruch. Doch kaum wurde bekannt, dass man einen neuen Trainer für die "Three Lions" sucht, wurden schon mögliche Nachfolger in die Wagschale geworfen, und man mag es kaum glauben, ich war auch darunter. Die Leute haben mich nicht vergessen nach der tollen EM von vor vier Jahren, aber ich war nur einer von vielen: Selbst der 65-jährige Brian Clough, der sich vor sieben Jahren aus dem Geschäft verabschiedete, wurde als Nachfolger - wenn auch nur mit Außenseiterchancen - gehandelt. Ich weiß ehrlich nicht, was ich jetzt davon halten soll: Eigentlich habe ich nicht vorgehabt, wieder dem Druck der gesamten Medien ausgesetzt zu sein, die mich wie ein Tier behandeln, andererseits wäre ich wieder im großen Rampenlicht...