Tjoh, was soll mensch dazu sagen. Es kommt jetzt nicht überraschend. Der Umfang der Beweise ist zwar gewaltig, aber letztendlich auch nicht viel tiefgreifender als der Telekom-Dopingskandal oder der Festina-Dopingskandal. Letztendlich kann wohl mit Fug und Recht behauptet werden, dass jedes Team, das in den letzten Jahren großartige Erfolge gefeiert hat, ein mehr oder weniger potentes Dopingsystem unterhalten hat.
Die Aufregung von Wiggins, Cancellara, Pevenage und Co ist einfach heuchlerisch. Als ob Cancellara sauber fahren würde, obwohl er jahrelang mit Luigi Cecchini zusammengearbeitet hat. Und das Trio Cecchini, Ferrari und Conconi sind doch auch nur 3 Italiener. Was ist mit den ganzen Spaniern neben Fuentes? Was ist mit den Leuten, die in Wien und Freiburg zusammengearbeitet haben?
Wiggins kann auch viel erzählen, aber wenn er und Froome sauber fahren, dann heiße ich Mickey Mouse.
Dass die UCI mit drin hängt, ist jetzt auch nicht überraschend. Dass Kontrolleure der nationalen Dopingagenturen ebenso verwickelt sind, überrascht auch nicht. Aber da sollte die USADA mal vor der eigenen Haustüre kehren. Die haben doch auch die ganze Zeit weggesehen und das nicht nur im Radsport. Aber Leipheimer wurde schon 1996 positiv getestet bei amerikanischen Meisterschaften war das, glaube ich. Damals wurde er freundlich gebeten, den Titel abzugeben. Ob er es getan hat, weiß ich nicht. Aber es wurde nie Anklage erhoben, ganz im Gegenteil, die Empfehlung der USADA lautete damals, die Regulierungen, die das verbotene Mittel (ein Antiallergikum) umfassen, zu lockern.
Von anderen Sportarten möchte ich gar nicht erst anfangen, ich kann nur sagen, dass es auch im Football mannschaftlich organisiertes Doping gibt. Das wird in anderen Sportarten ähnlich sein.
Viel interessanter an der ganzen Sache ist mal wieder die Verbindung nach Spanien. Die Spanier kommen nämlich seit Jahren relativ ungeschoren davon, besonders die Fußballmannschaften. Aber die USADA hat ja nicht nur gegen Armstrong und Ferrari eine lebenslange Sperre verhängt, sondern auch gegen einen Mann namens Luis Garcia del Moral. Und genau dieser hat den FC Barcelona jahrelang begleitet, ebenso Valencia (er wohnt in Valencia).
Die Liste mit den Klienten von del Moral war bis vor 2 Tagen noch online (darunter waren eben auch Valencia und Barca), da er damit geworben hat. Die Seite ist aber mittlerweile offline. Er hat für Performa SportConsulting gearbeitet und der Browsercache macht deutlich, dass er auch mit Sara Errani, der Finalistin in den French Open, zusammengearbeitet hat.
Der dritte Arzt, der von der USADA lebenslang gesperrt wurde ist Pepe Marti (er ist der einzige, der Einspruch eingelegt hat, was jetzt vor dem Schiedsgericht entschieden wird). Pepe Marti trainierte bis vor 2 Jahren Alberto Contador und hat auch Erfahrungen bei Ferrari gesammelt.
Trotzdem, das Trio Cecchini, Conconi und Ferrari ist nur 1 Zelle aus einem großen Geflecht von Ärzten. Genauso wie Fuentes eine Zelle war, genauso wie die Freiburger Ärzte nur eine Zelle waren. Einige Sportler dopen ja auch in Eigenregie (Fall Matschiner). Eben jener Matschiner hat ja auch bestätigt, wie weit das Dopingnetzwerk aufgespannt ist. Der Radsport ist einfach nur eine Sportart, in der mittlerweile am meisten kontrolliert wird und demzufolge auch am meisten Sportler erwischt werden. Aber die allermeisten Dopingfälle der Vergangenheit zeigen eindeutig, dass die Sportler nich bei Kontrollen erwischt wurden, sondern nur, wenn große Netzwerke aufgeflogen sind. Warum bei allen diesen Netzwerken immer nur die Radprofis ermittelt und angeklagt werden und nicht die Sportler aus vielen vielen anderen Sportarten (Alonso, Nadal, Real Madrid, FC Barcelona), das zeigt die wirkliche Korruption der Gesellschaft auf.
EDIT:
Ich möchte an dieser Stelle die Usada loben, das ist mal eine Anti-Doping Organisation, die nicht komplett zahnlos ist.
Das stimmt nur sehr begrenzt. Ich war jahrelang im amerikanischen Sportsystem und glaube mir: die sind nicht besser, als alle anderen. Sie schrecken vielleicht nicht davor zurück, auch mal ein paar große Namen auszuheben (BALCO), trotzdem schauen die auch sehr gerne weg, wenn es um ihre Sportler geht.