8 Monate später. Es ist Dienstag der 27.Feb 2007.Es ist spät Abends, ich sitze vor dem Fernseher, allein. Die Kinder und meine Frau Veronique sind schon im Bett. Ich denke nach. Über eine Entscheidung die ich während dieses Tages getroffen habe. Hoffentlich die Richtige...Rückblick: Es ist kaum ein Tag vergangen an dem ich nicht an die besagte Szene im WM-Finale gedacht habe. Immer wieder, was wäre wenn? Und ich glaube die Mehrheit der MEnschen oder meiner Freunde haben Recht: Wir hätten zum 2. mal den Pokal gewonnen. Doch ich habe es aus den Händen gegeben, das schmerzt.
Und trotzdem denke ich das Materazzi es so verdient hat. Die Familie war und ist mir immer das Heiligste. Ich habe die Kontrolle verloren nach seinen Beschimpfungen, und er wusste natürlich durch seinen und meinen ehemaligen Trainer Lippi das dies wahrscheinlich meine einzigste Schwäche ist oder besser gesagt war.
Und dennoch kann ich seit dem nicht abschalten. Ich war ein Vorbild für Millionen von Kindern, und genau diese mussten solch eine Szene sehen. Das ist das schlimmste an dieser Sache, nicht der gewonne Pokal oder der Spott der MEnschen, nein, ich habe als Vorbild, in meiner wichtigsten Funktion, einfach versagt.
Sicherlich habe ich mich bemüht die letzten Monate mit dieversen Charity Veranstaltungen für Kinder mein Image wieder aufzubauen...
...aber es bleibt das Gefühl, den Kindern und der gesamten Fussballwelt etwas zurückzugeben. Und genau dieses Gefühl entwickelte eine seltsame Eigendynamik die letzten Wochen genau bis zum heutigen Tag. Es war verantwortlich für das Kribbeln, das gewisse Etwas, das ich nur beim Anpfiff eines Spieles kannte. Und dazu passte die Entwicklung in meiner Heimatstadt...Meine Heimatstadt,
MARSEILLE, in ihren engen Gassen habe ich das Fussball spielen erlernt. Ich kenne immer noch fast jede Ecke in dieser Stadt, die mich geprägt hat, in der ich gelernt habe, das zu schätzen was man hat und bodenstädig zu bleiben. Fast meine ganze Familie lebt noch hier und natürlich viele Freunde. Die letzten 8 Monate habe ich grösstenteils hier verbracht. Meine 4 Söhne besuchen jetzt hier eine sehr gute Schule und auch Veronique, meine Frau, fühlt sich hier immer sehr wohl. Weg von dem Glamour die wir die letzten Jahre in MAdrid erlebt haben...
Meine Karriere:
Wie gesagt, in Marseille fing alles an! Von einem kleinen Stadtclub habe ich den Sprung ins Internat zum
AS Cannes gewagt. Und es war die richtige Entscheidung damals, meine Eltern zweifelten nämlich. Schnell entwickelte ich mich dort und mit 16 debütierte ich bereits in der 1.Mannschaft vom AS Cannes in der ersten französischen Liga. Wir spielten gegen den Abstieg, es war hart. Doch ich zeigte gute Leistungen, und konnte andere Teams auf mich aufmerksam machen. AS Cannes stieg ab 1992, und es war klar das ich zu stark war um in der 2.Liga zu spielen. In Cannes lernte ich auch meine Frau Veronique kennen.
Schon als Jugendlicher war es mein einzigstes Ziel, für Olympique MArseille zu spielen, im Stade de Velodrome, wo ich schon Balljunge war. 1992 befand sich Marseille auf dem sportlichen Höhepunkt, mit dem Europapokalsieg über AC Mailand in München. Doch es kam kein Anegbot. ICh war enttäuscht.
So nahm ich ein sportlich hervorragendes Angebot von
Girondins Bordeaux an. Eine schöne Stadt, mit vielen talentierten Spielern, die ich aus der Jugendnationalmannschaft her kannte. Mit Roland Courbis hatte ich einen hervorragenden Trainer in Bordeaux, von dem ich in meinen 4 Jahren in Bordeaux am meisten lernte.
In Bordeaux lief es von Anfang an sehr gut für mich. Schnell freundete ich mich mit den Spielern Bixente Lizarazu und Christophe Dugarry an, mit denen ich heute auch noch regen Kontakt habe. Die schönsten Monate erlebten wir in der Saison 1995/1996. Wir marschierten vom Ui-Cup durch bis zum Uefa Pokal Finale, mit Siegen über den AC Milan. In dieser Saison blühte ich auf. Ich merkte das ich im Fussball viel erreichen könnte. Das Uefa Pokal Finale verloren wir am Ende leider gegen BAyern München.
Im Sommer 1996 kam das Angebot von
Juventus Turin, der besten Mannschaft Europas. ICh zögerte nicht lange, und nahm das Angebot natürlich an.
1996 spielte ich auch mein erstes grosses Turnier bei der frz. Nationalmannschaft. ICh war leider platt von der langen Saison in Bordeaux und konnte nicht überzeugen.
Danach konzentrierte ich mich voll auf Turin. Anfangs war es schwer bei diesem harten Fussball in Italien. Ich bruachte einige Wochen Zeit, die Erwartungen an einen neuen Platini im Dress der alten Dame waren sehr hoch. Doch dann lief es wie am Schnürchen. Wir gewannen in der ersten Saison die Meisterschaft, scheiterten leider aber im Finale der Champions League am BVB. Und auch in der darauf folgenden Saison sicherten wir uns die MEisterschaft. Ich spielte wie entfesselt. ICh wurde zum Weltklasse Fussballer und zur Hoffnung einer ganzen Fussballnation. Doch ich erlebte auch negative Tage in Turin. In der Saison 97/98 stand ich wieder im Endspiel um die CL. Das dritte Endspiel eines europ.Wettbewerbs in Folge für mich. Und wieder verloren wir, diesmal gegen Real MAdrid. Ich fiel in ein Loch, kann ich keine Finals gewinnen???
Doch ich hatte keine grosse Zeit mich damit auseinanderzusetzen. Denn das grösste Turnier meines Lebens wartete auf mich. Die Fussballweltmeisterschaft im eigenen Land, 1998 in Frankreich. Hier ging mein Stern endgültig auf !
ICh spielte keine schlechtes Turnier aber auch kein gutes bis zum Finale, meine Leistungen wurde durch eine rote Karte im Gruppenspiel gegen Saudi Arabien überschattet. Aber im Finale gegen Brasilien, spielte ich wohl das Spiel meines Lebens.
In der 1.Halbzeit spielten wir Brasilien an die Wand. Das hatte keiner erwartet.
Ich schoss 2 Tore in einem WM-Finale, und gewannen am Ende mit 3-0 über Brasilien.
Das Land war wie im Rausch wir feierten Tage lang. Diese Momente werde ich nie vergessen, und waren wohl die schönsten Momente in meinem Fusballer Leben. Der erste Erfolg ist immer der schönste.
MERCI ZIZOU hiess es im ganzen Land. Ich war so stolz!!!!
Nach Tagen der Feierlichkeiten ging es wieder zurück ins graue Turin. Doch seit der WM lief es nicht mehr dort. Wir konnten nicht mehr an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen. So verliess uns auch MArcelo Lippi, mein MEntor. Es war keine schöne Zeit.
Im Jahr 2000 stand wieder ein grosses Turnier an. Die
Europameisterschaft 2000 in Belgien und Holland. Ich war froh wieder bei meinen MAnnschaftkameraden zu sein. Wir spielten ein super Turnier und wurden verdient Europameister. Mein 2. grosser Titel innerhalb 2 Jahre. In diesen Wochen war ich wohl auf dem Höhepunkt meiner Kunst. Ich spielte ein überragendes Turnier und wurde danach zum 2. Mal nach 1998 zum Weltfussballer. Welch eine Ehre.
Nach tollen Tagen in Frankreich ging es wieder zurück nach Turin. Es lief aber wieder nicht rund. Wir verspielten die MEisterschaft am letzten Spieltag. Ich war Turin überdrüssig geworden und auch Veronique wollte raus aus dem Grauen. Und das Schicksal wollte es auch so.
Im Sommer 2001 kam das Angebot von
REAL MADRID. Ich konnte nich wiederstehen und auch meine Frau wollte nach MAdrid. Turin war so fair und machte es mir möglich zu Real zu gehen. Doch es lohnte sich auch für Turin. Für umgerechnte 71,6 Mio € wechselte ich nach Spanien.
Ich bin bis heute der teuerste Spieler aller Zeiten.NAch kurzer Eingewöhnungszeit konnte ich eine Supersaison spielen in MAdrid. Wir wurden Meister in meinem ersten Jahr, und gewannen die CL in Glasgow gegen Bayer LEverkusen.
Ich schoss ein atemberaubendes Siegtor, für viele eines der schönsten aller Zeiten. Endlich konnte ich die CL Trophäe in meinen Händen halten, ENDLICH !
Ich konnte leider nicht ahnen das es mein letzter grosser Titel sein wird...
Bei der WM 2002 musste ich verletzt anreisen, als Favorit Nr.1 scheiterten wir bereits kläglich in der Vorrunde. Und auch bei MAdrid ging es bergab. Dennoch konnten wir 2003 nochmal die span. Meisterschaft holen und ich wurde zum 3.mal Weltfussballer des Jahres.
2004 bei EM konnten wir, die Equipe Tricole, wieder nicht überzeugen. Zwar besiegte ich England im Alleingang innerhalb von 2 Minuten und spielte auch ansonsten eine gutes Turnier, aber unseren anderen Schlüsselspieler waren einfach nicht in Form. So schieden wir im Viertelfinale gegen Griechenland aus. Ich merkte das nicht mehr viel zu bewegen ist, so entschloss ich mich meinen Rücktirtt zu erklären aus der Nationalmannschaft.
Bei MAdrid konnten wir nicht mehr anknüpfen an Erfolge aus der Vergangenheit.
2005 sah ich mit Erschrecken wie die Grande Nation kurz vor dem Scheitern stand, sich für die WM 2006 in Deutschland zu qualifizieren. Ich kehrte zurück und führte die Equipe Tricolore zur WM 2006. Es war ein offenes Geheimnis das ich die MAcht an mich gerissen habe in dieser MAnnschaft. Ich bewegte auch Brthez und Makelele zur Rückkehr. Domenech hatte ja keine Ahnung von Fussball, so übernahm ich das Zepter auch ausserhalb des Platzes.
Am 7.Mai 2006 machte ich mein letztes Spiel für Real Madrid. Ich beendete meine Karriere als Vereinsfussballer und weinte am Ende meines Abschiedsspiels. Welch Momente, welch eine schöne Zeit.
Doch es wartete noch die WM 2006 auf mich, die ich zu meiner WM machte und zum besten Spieler dieses Turniers wurde. Ich hatte Anlauf Schwierigkeiten in de Vorrunde, doch ab den K.O. Spielen kehrte ich mein Biss und meine gute Form zurück. Mit 34 Jahren führte ich die ganze brasilianische Nationalmannschaft vor, die ganze möchtegern Fussballelite hatte keine Chance. Die Fussballwelt verneigte sich nocheinmal ehrfürchtig vor mir.
Auch im Halbfinale gegen Portugal schiesse ich wie 2000 schon den entscheidenden Elfmeter. Wir sind im Finale, ein Weltmeisterschaftsfinale ist mein Abschiedsspiel, Gott, was für eine Karriere...
Der Rest ist leider bekannt...
Dennoch um meine Karriere mit einem Satz zu beschreiben, in der ich alles gewonnen habe: Wie in einem Traum, Danke Fussball !