Italiens Fußball steht still
Der Spielbetrieb in Italien ist auf unbestimmte Zeit eingestellt.Bei schweren Ausschreitungen von Fans am Rande des Serie-A-Spiels zwischen Catania Calcio und US Palermo ist am Freitagabend ein 38-jähriger Polizist ums Leben gekommen.
Der Beamte wurde nach offiziellen Angaben von einem Sprengkörper im Gesicht getroffen, er starb kurze Zeit später im Krankenhaus.
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Insgesamt 100 Personen seien bei den Krawallen im Stadion Angelo Massimino verletzt worden, teilte die Polizei mit.
Alle Partien abgesagt
Der kommissarische Präsident des Italienischen Fußballverbandes (FIGC), Luca Pancalli, stellte daraufhin den Spielbetrieb italienischer Klubs sowie internationale Begegnungen in Italien bis auf weiteres ein.
"So eine drastische Entscheidung ist in Italien bisher noch nie getroffen worden", kommentierte die Nachrichtenagentur Ansa. "Es wird nicht weitergespielt, bis diese Gewalttäter nicht gefasst sind. Dies sind kriminelle Akte und als solche müssen sie bekämpft werden", sagte Pancalli. Insgesamt neun Randalierer seien nach den Ausschreitungen festgenommen worden, teilte die Polizei mit.
Todesfall auch am letzten Wochenende
Pancalli hatte bereits nach dem Tod eines Klub-Managers am vergangenen Samstag gedroht, Spiele abzusagen, sollte die Gewalt in den Stadien nicht eingedämmt werden. Der Mann war an den Folgen von Tritten und Schlägen ins Gesicht gestorben.
Das seit jeher emotionsgeladene sizilianische Derby war nach den Vorkommnissen auf den Rängen in der 57. Minute unterbrochen worden und wurde erst nach rund 40-minütiger Pause fortgesetzt. Die Polizei setzte auch Tränengas ein, um die Randalierer unter Kontrolle zu bringen.
"Das sind Verbrecher"
Am Ende gewann Palermo die Partie mit 2:1, doch das interessierte kaum noch jemanden. "Das sind Verbrecher. Wir haben heute alle verloren", sagte der Vereinspräsident von US Palermo, Maurizio Zamparini.
Am Montag soll in einer Krisensitzung entschieden werden, ob und wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Unklar ist derzeit auch, ob ein für Mittwoch geplantes Freundschaftsspiel der italienischen Nationalmannschaft gegen Rumänien stattfinden kann.
Krisensitzung der Regierung
Gewalt in Italiens Stadien fordern innerhalb von einer Woche zwei Todesopfer.Mit dem Tod eines Polizisten bei einem Serie-A-Spiel in Catania hat am Samstag die Gewalt in und um Italiens Fußballstadien einen weiteren Höhepunkt erreicht.
Nachdem bereits am letzten Samstag Schlägereien bei einem Spiel in der Regionalliga ein Todesopfer gefordert haben, zog der italienische Fußballverband (FIGC) nun die Notbremse und sagte sämtliche Profi-Fußballspiele - inklusive jene der Nationalmannschaft - ab auf unbestimmte Zeit ab.
"So können wir nicht weitermachen"
Dabei betonte FIGC-Präsident Luca Pancalli, dass es erst dann wieder Spiele geben werde, wenn neue Maßnahmen erarbeitet seien, um der Lage Herr zu werden: "So können wir nicht weitermachen."
Rückhalt bekommt Pancalli dabei von Seiten der italienischen Regierung, die für Montag ein Krisensitzung ankündigte.
"Wir müssen eine klare Botschaft aussenden, um diese Entartung des Sports zu stoppen, die unglücklicherweise so oft passiert", hieß es in einer Erklärung von Ministerpräsident Romano Prodi.
Napolitano erschüttert
Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano zeigte sich erschüttert und bezeichnete die bereits viel zu lange den italienischen Fußball beherrschende Gewalt als Beleidigung zivilen Bewusstsein des Landes.
Quelle: ORF.at
"Basta, adesso basta"
Die Ausschreitungen beim sizilianischen Fußballderby und deren Folgen beherrschen am Samstag auch die Titelblätter der italienischen Medien - von einem "Krieg am Stadion" ist etwa in der "Repubblica" zu lesen.
Die Schuldigen werden dabei nicht nur in den Reihen fanatischer und gewaltbereiter Fans gesehen. Auch der Politik und der Fußballverband wird scharf kritisiert.
Deren Untätigkeit habe die Stadien laut "Il Resto del Carlino" in "Orte des Todes und der Gewalt" verwandelt, wobei die Vorfälle von Catania das Fass endgültig zum überlaufen brachten: "Adesso basta" ("Nun reicht es").
"Darf man es zulassen?"
Auch wen Fußball in Italien das Charisma einer Religion habe, sei er nicht wichtig genug für einen Toten, so der "Corriere della Sera", der die Frage stellt, ob man es zulassen dürfe, dass Fußball zu einer Schlacht wird.
Neun Verdächtige verhaftet
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Bei den Ausschreitungen am Rande des Spiels Catania gegen Palermo wurde ist am Freitag ein Polizist getötet. Den Behörden zufolge starb der 38-Jährige, nachdem ihm ein Randalierer in Catania einen Sprengkörper ins Auto geschleudert hatte.
Insgesamt wurden rund 100 Menschen verletzt. Die Polizei nahm neun Verdächtige fest und 23 andere Personen in Gewahrsam.
Untersuchung eingeleitet
Die Krawalle hatten sich zwischen Fans der Serie-A-Clubs Catania und Palermo entzündet, wobei es schon während des Spiels aus Sicherheitsgründen zu einer Unterbrechung gekommen ist.
Die Behörden leiteten nach eigenen Angaben eine Untersuchung ein, wer für die Tat verantwortlich ist. Erst vor wenigen Tagen war ein Funktionär des Amateurliga-Clubs Sammartinese gestorben, nachdem er in Krawallen nach einem Spiel versucht hatte, streitende Parteien zu trennen. Eigentlich hatte bei den Begegnungen an diesem Wochenende mit einer Schweigeminute an das Opfer erinnert werden sollen.
Erinnerung an 1995
Ein Sonntag ohne Fußball hat es zuletzt vor zwölf Jahren gegeben. Am 5. Februar 1995 wurden sämtliche Sportbewerbe abgesagt, nachdem beim Seria-A-Match Genua gegen Milan ein Fan erstochen wurde.
Quelle Orf.at