Es war der 2. Juli 2006, und es waren noch etwa zwei Monate bis zum Qualifikations-Auftakt in Stuttgart gegen den WM-Dritten Deutschland. Der neue Trainer der irischen Nationalmannschaft sollte bis dahin genügend Zeit haben, bis dahin ausreichende Informationen über die eigene Mannschaft zu sammeln. Die FAI, der irische Fußballverband hat für heute Nachmittag eine Pressekonferenz angesetzt, in der wahrscheinlich der neue Nationaltrainer den Medien vorgestellt wird. Nachdem Roy Keane zum englischen FC Sunderland gewechselt ist, steht eigentlich nur noch David O'Leary hoch im Kurs, um Nachfolger des geschassten Brian Kerr zu werden.
Es ist kurz vor 16 Uhr, in wenigen Minuten soll es endlich so weit sein, die Republik Irland bekommt einen neuen Nationaltrainer! Zahlreiche Vertreter der Presse sind im Gebäude des irischen Fußballverbandes angekommen, eigentlich kann die Pressekonferenz jetzt schon beginnen. Angeregt unterhalten sich die Journalisten untereinander, und der Credo geht ganz klar auf David O'Leary als neuer Nationaltrainer. Doch das Gemurmel wird schlagartig beendet, die Bleistifte und Notizblöcke sind blitzschnell parat und ein erstes Blitzlichtgewitter stehen nun an, denn der Präsident der FAI, Mr. David Blood betritt den Raum. Mit einem zufriedenen Gesichtseindruck setzt er sich an das Podium und fing auch direkt mit seiner Rede an. Hier sind die ersten Statements:
David Blood: Einen wunderschönen guten Tag meine Damen und Herren, vielen Dank, dass sie so zahlreich im FAI Headquarter erschienen sind. Ich denke, dass wir alle den Grund wissen, warum wir hier heute zusammen gekommen sind. Heute beginnt eine neue Zeitrechnung im irischen Fußball. Unser neuer Mann hat den Auftrag bekommen, bis zur WM 2010, bei der wir unter allen Umständen dabei sein wollen, eine Verjüngung der Mannschaft durchzuführen. Aus diesem Grund ist eine Qualifikation zur EM 2008 nicht zwingend erforderlich, die Qualifikation soll als Übergangsphase dienen. Trotzdem erwarten wir auch ansprechende Ergebnisse, die zeigen sollen, dass wir auf einem richtigen Weg sind. Aber kommen wir nun zum wichtigen Teil des Tages: Erstmals in der Geschichte des irischen Fußballverbandes wird es gleich zwei Nationaltrainer geben. Wir folgen damit dem schwedischen Vorbild, die mit Lagerbäck und Söderberg über Jahre hinweg gute Arbeit geleistet haben. Wir habens uns dazu entschlossen, dass der erfahrene Teil des Duos dem jungen Trainer helfen kann, sich mit dem Geschäft vertraut zu machen und eine Art Mentor ist. Die beiden kennen sich schon länger und verstehen sich prima, von daher sehe ich kein Problem. Bitte begrüßen sie mit mir eine wahre Fußballlegende, Sir Bobby Robson!
(Großes Blitzlichtgewitter, leichter Jubel brandet sogar auf, als der Gentleman die Szenerie betritt. Ein sichtlich glücklicher Bobby Robson gibt David Blood unter großem Blitzlichtern die Hand, bevor er auch Platz nimmt)
Sir Bobby Robson: Vielen Dank für diese tolle Begrüßung in Dublin, ich freue mich wirklich, wieder hier zu sein. Nach meinem Ende in Newcastle habe ich sehnsüchtig auf einen neuen Job gewartet, ich habe gar nicht lange überlegen brauchen, um dieses Angebot anzunehmen. Schon früher, als wir mit der englischen Nationalmannschaft gegen die Iren gespielt haben, habe ich gemerkt, mit welcher Leidenschaft man hier am Werke ist, und ich bin froh, wieder im Management zu sein. Zusammen mit meinem jungen Kollegen, den ich für eine lange Karriere im Management vorbereiten möchte, will ich natürlich viel Erfolg haben, und die irischen Spieler geben allen Grund zur Hoffnung. Zum Glück kenne ich noch einige aus meiner Zeit in der Premier League, vor allem die, mit denen ich lange Jahre in Newcastle zusammen gearbeitet habe. Natürlich könnte unsere Gruppe in der EM-Qualifikation einfacher sein, aber mit Kampf und Einsatz ist eine Überraschung durchaus möglich.
David Blood: Vielen Dank, Sir Bobby für ihre warmen Worte. Ich bin froh, sie für unsere "Mission" gewonnen zu haben, ich bin mir sicher, dass wir von ihrer langjährigen Erfahrung im Management profitieren können. Doch wollen wir nun denjenigen begrüßen, der ganz besonders von Sir Bobby Robson profitieren soll und uns in eine glorreiche Zukunft führen soll. Meine Damen und Herren, bitte begrüßen sie mit mir Samuel Hoover!
(Ein Raunen geht durch die Menge, als ich die Bühne betrete, die Menschen sind schockiert. Ich lasse mich davon nicht irritieren und gehe selbstbewusst auf das Podium. Ich umarme meinen Kumpanen Bobby Robson und gebe dem Verbandspräsidenten die Hand. Mit einem großen Grinsen setze ich mich neben Bobby.)
Samuel Hoover: Nun, mit mir hat wohl keiner gerechnet. Aber wie auch immer, ich möchte mich ihnen erst einmal vorstellen, weil ich mir sicher bin, dass mich hier keiner kennt. Ich bin Samuel Hoover, bin 40 Jahre alt und komme aus England. Ich war genauso überrascht wie sie jetzt, als der irische Verband auf mich zukam und mich fragte, ob ich zusammen mit Bobby Robson hier die Nationalelf trainieren möchte. Bobby ist ein guter Freund von mir, ich habe 2001 in Newcastle hospitiert, seit diesem Zeitpunkt sind wir gut miteinander befreundet. Für mich wird dieser Job eine große Herausforderung, denn bis auf die Jugendmannschaft meiner Heimatstadt Macclesfield Town, mit der ich immerhin den FA Youth Cup gewann, habe ich noch keinerlei große Erfahrungen im großen Geschäft. Auch wenn ich noch ein Greenhorn bin, so bitte ich sie, mich so gut es geht zu unterstützen, denn wir alle wollen doch eine starke irische Nationalmannschaft sehen, oder? Auf jeden Fall möchte ich in meinen vorerst vier Jahren als Nationaltrainer eine Mannschaft aufbauen, die mit Respekt anderer Länder bedacht wird, man muss richtig Angst bekommen, wenn man als Auswärtsmannschaft an die Lansdowne Road kommt. Ich werde alles geben, um das Land schon 2008 zur Europameisterschaft zu führen, aber spätestens 2010 werden wir wieder bei einem großen Turnier dabei sein. Es wird weitreichende Veränderungen geben, von daher weiß ich nicht genau, ob die Mannschaft diesen Umbruch verkraften kann und schon zur EM 2008 bereit sein wird. Wenn es aber so läuft, wie sich Bobby und ich das vorgestellt haben, sind wir guter Dinge.[/i]
Ich war froh, als diese Pressekonferenz zu Ende war und ich zusammen mit David Blood und Bobby Robson in einem Dubliner Restaurant etwas essen konnte. Mir war schon klar, dass die Medien mich nicht direkt in den Himmel loben, aber dass die Skepsis doch so groß war, hat mich doch überrascht. Zum Glück habe ich mit Bobby Robson einen Mann auf meiner Seite, der mich in kritischen Situationen unterstützen kann und mich aus der Schusslinie holen kann, um in aller Ruhe weiterhin mein Ding durchzuziehen. Morgen werden wir beide unsere Büros im FAI Headquarter beziehen und uns danach direkt über die Strukturen der Nationalmannschaft unterhalten. Jürgen Klinsmann hat mit den Deutschen bewiesen, dass man Erfolg haben kann, wenn viele feststehende Traditionen abgeändert werden. Ich bin mir sicher, dass die irische Nationalmannschaft anders als vorher sein wird, "eine neue Zeitrechnung" beginnt, um David Blood zu zitieren...