Kapitel V: Der Auftakt
Die Tage verrinnen, ich trainiere entspannt und bereite die Mannschaft auf das erste Saisonspiel in Nürnberg vor. Erst kurz vor dem Spiel gebe ich die Taktik und die Aufstellung bekannt und mache mich dann auf den Weg auf meinen Trainerstuhl. Ich muss Dede spielen lassen, was ich eigetlich gar nicht beabsichtigt habe. Mir fehlen einfach die Alternativen. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl und bin mir sicher, dass ich hier nicht verlieren werde. Die Dortmunder Fans ignorieren meinen ersten Auftritt und ich meine sogar einzelne Pfiffe zu hören, als der Name Jancker bei der Aufstellung verlesen wird.
Das Spiel beginnt dann eigentlich so, wie ich mir das vorgestellt habe: Rassige Angriffe auf mein Tor, welches Weidenfeller nur mit Mühe sauber halten kann. In der fünfzehnten Minute dann ein erster Angriff meiner Deppen. Dede flankt von halblinks lang in den Strafraum, Jancker steigt hoch und... ich fasse es nicht, das Ding sitzt im Winkel. Es steht tatsächlich
1:0. Jancker deht ab zu den Dortmund-Fans und jubelt mit diesen. Ich schaue etwas verdutzt, muss mich aber beherrschen, es sind zu viele Kameras auf mich gerichtet.
Wütende Angriffe folgen, es spielt nur noch Nürnberg. Weidenfäller hält alles, ich staune über dessen Taten. Schließlich kommt auch noch die Latte ins Spiel, hier geht nichts mehr. Ich weiß nicht wie oft ich Vittek vor meinem Tor auftauchen sehe und jedes mal schießt der Typ das Ding vorbei oder Weidenfäller hält.
Zur Pause steht es 1:0 für Dortmund, ich lobe die Spieler und wechsel nicht, da einige Spieler ziemlich platt aussehen.
Auch die zweite Hälfte beginnt wie die erste aufgehört hat. Spiel auf ein Tor. Von Niang und Jancker ist nichts mehr zu sehen, Metzelder hat einen jämmerlichen Tag erwischt.
Ich fluche innerlich. Das scheint so ein Spiel zu sein, wie ich es schon oft erlebt habe. Eine Mannschaft spielt, die andere macht die Tore. Und richtig, in der siebzigsten Minute dringt Sahin in den Strafraum ein und ich erlebe ein unfassbar dämliches Foul, welches natürlich zum Elfmerter führt. Kehl läuft an und versenkt. Scheiße
2:0.
Ich beschließe, dass es nun Zeit ist zu wechseln und bringe Pienar und Amoah für Solga und Jancker. Als ich die beiden instruiere nimmt Vittek eine Flanke an und hämmert sie aus spitzem Winkel auf mein Tor. Weidenfäller kann nur abklatschen und Vittek schiebt ein.
2:1, wieder Hoffnung hier doch noch Probleme zu bekommen und keinen allzu dämlichen Start hinzulegen.
Ich erlebe immer neue Angriffe der Nürnberger und immer kläglichere Abwehrversuche meiner Mannschaft. In der 88. Minute ist es dann so weit. Polak rotzt das Ding aus 30 Metern unter die Latte.
2:2, ich bin erleichtert. Ein Unentschieden wäre das perfekte Ergebnis zum Start. Nicht zu gut, aber auch nicht zu schlecht. Ich hab hier ja noch was vor. Als der Schiedsrichter kurz darauf abpfeifft, beglückwünsche ich meine Jungs, winke Wörns auf der Tribüne zu und verlasse den Stadioninnenraum. Ich bin zufrieden.