Zverev ist m.E. im Kopf bereits ein Grand-Slam-Sieger, aber auf dem Platz halt (noch) längst nicht - das wird zunehmend zum mentalen Problem. Wer schon in jüngsten Jahren aus allen Ecken gehört hat, dass er der nächste Seriensieger großer Turniere wird, gerät natürlich auch schnell unter extrem hohen Erfolgsdruck. Dafür kann er nichts. Er kann jedoch etwas für eine, sagen wir mal, nicht gerade demütige Attitüde, die er auf dem Platz und außerhalb an den Tag gelegt: Juan Carlos Ferrero hatte - als dessen Trainer - seine Einstellung zum Training, beispielsweise Pünktlichkeit, bemängelt und man trennte sich aufgrund solcher Differenzen in der Berufsauffassung. Letztes Jahr waren mehrmals die Schiedsrichter Schuld, die sich aus Zverevs Sicht mit Entscheidungen gegen ihn angeblich in den Mittelpunkt rücken wollten. In Interviews wird der junge Herr schnell schnippisch. Das kann er ja alles machen, aber für mich sind das in der Summe Anzeichen von Überheblichkeit. Zuletzt gab es Diskussionen darüber, dass Zverev viel zu weit hinter der Grundlinie steht und damit im Spiel zu passiv bleibt. Boris Becker hat jüngst vor Wimbledon ein Interview gegeben, in dem er meinte, Zverev habe sich nicht weiterentwickelt. Ich glaube also nicht, dass nur der Ex-Manager an seinem Ausscheiden Schuld ist.