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Autor Thema: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat  (Gelesen 4202 mal)

Tony Cottee

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WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« am: 07.Juni 2006, 15:16:18 »

Zwei (von hunderten) unfassbare Geschichten, die der Staat mit Fußballfans im Vorfeld der WM geschrieben hat:

http://www.abendblatt.de/daten/2006/06/07/570566.html?s=1

http://www.n24.de/sport/fussball/wm-2006/abseits/?n2006060612172800002
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Raven

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #1 am: 07.Juni 2006, 15:57:47 »

Bei Geschichte 1 musste ich herzlich lachen. Warum ist der Typ wohl als "gewaltbereit" eingestuft? Sicher nicht, weil er bisher fromm wie ein Lämmchen seine Spiele verfolgt hat. Warum ist er so doof, sich an dieser komische Racheaktion zu beteiligen? Hier scheint ein begründeter Verdacht vorzuliegen, der Typ hatte definitiv vor, jemanden zusammenzuschlagen, diese gesamte, unglaublich tränenziehende und auf Mitleid getrimmte Geschichte vom netten Hanseaten, der von den faschistoiden Bayern festgehalten wird, ist doch von vorne bis hinten lachhaft und unglaubwürdig. Wer sich der Schlägermeute anschliesst, sollte sich nicht wundern, wenn er in U-Haft landet.

Geschichte 2 habe ich heute bereits mehrmals lesen dürfen, hier gebe ich dir recht, daß die Vorgehensweise nicht mehr als rechtstaatlich zu bezeichnen ist. Für eine kurzzeitige Freiheitsberaubung mit kompletter Untersuchung bis auf die Haut MUSS ein Verdacht vorliegen, ansonsten ist man als Zuschauer der Willkür der vorhandenen Polizisten ausgeliefert. Wenn ich mir vorstelle, daß irgendein enthirnter Cop meine Frau befingert, sehe ich mich auch (wie in Geschichte 1  ;D ) wegen Beamtenbeleidigung in U-Haft. Der begründete Verdacht sollte sich auch nicht aus dem Aussehen ergeben, sondern durch auffällige Verhaltensweisen. Die Geschichte mit dem Feuerwerkskörper im Genitalbereich ist für mich als Mediziner schwer nachvollziehbar, wo bitte soll denn da ein circa 30 cm große Rakete hinpassen?

Der Unterschied zu Fall 1 ist der, daß in Fall 1 ein Verdacht und auch ein Fehlverhalten vorlagen sowie offensichtlich eine Vorgeschichte. Fall 2 setzt den Fußballfan der Beamtenwillkür aus.

Insgesamt gebe ich dir Recht, daß die Hysterie hinsichtlich Sicherheit bei der WM viele weniger sinnvolle hysterische Züge annimmt, sei es das Einsperren der Fans in Käfige (wird wohl Zeit für ein zweites Heysel....), das Gezerre um die Tickets usw....Ziel ist (wie im Fußball allgemein) eine Umwandlung des Publikums von Fans mit Herzblut (damit meine ich nicht prügelnde Proleten wie in Fall 1) in ein für "Entertainment" bezahlendes "Eventpublikum".
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Tony Cottee

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #2 am: 07.Juni 2006, 16:14:26 »

Schön, dass Du den Fan aus Geschichte 1 anhand der Abendblatt-Story und gegen allen Aussagen, die darin getroffen wurden als "prügelnden Proleten" bezeichnest und dies mit der Einstufung durch die Polizei als einen "Kategorie B"-Fan legitimierst.

Wegen Beamtenbeleidigung oder wegen eines simplen Verdachtes gibt es übrigens keine Begründung jemanden in U-Haft zu nehmen.

Jemanden wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch in U-Haft zu nehmen, der einen Job, eine Wohnung und ein sauberes Strafregister hat ist schon fast nicht mehr zu überbieten....und dann auch noch 3 Monate inkl. Verlegung und über Weihnachten, sowie einer Art "Isolationshaft". Wirklich nur noch unfassbar.

Das wäre übrigens rechtstaatlich auch nicht vertretbar, wenn der genannte Nils Bethge zu Recht als "Kategorie B"-Fan eingestuft wäre. Denn was hat diese Einstufung für einen Wert, wenn derjenige komplett vorstrafenfrei ist und von Fanbeauftragten, Disziplinarvorgesetzten bei der Bundeswehr und sonstigen Leuten hervorragend beleumundet wird?

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holsten

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #3 am: 07.Juni 2006, 17:04:48 »

Zitat
Freiheit für die Jungs
In Hamburg demonstrieren Fußballfans dagegen, pauschal als Kriminelle verdächtigt zu werden

Die Anwohner des Schanzenviertels reiben sich am Sonntagnachmittag verwundert die Augen. "Gegen die Hetze!", schallt es aus der Demonstration, doch dann geht es weiter mit "Für mehr Fußballplätze" - nicht mit "Für mehr Bauwagenplätze!", wie man es im protesterprobten Stadtteil gewohnt ist.

Demonstrierende Fans, das kennt man nur vom FC St. Pauli, das hier aber sind die als unpolitisch geltenden HSV-Anhänger. Der Fall, der sie auf die Straße treibt, geht zurück auf eine Kneipenauseinandersetzung zwischen Bayern- und HSV-Fans im Januar 2005. Der Wirt schloss rechtzeitig die Tür ab, ein paar Sachen flogen durch die Fenster, und die Sache endete glimpflich mit 3.000 Euro Sachschaden. Elf Monate später, am 21. Dezember flatterten vier Hamburgern Haftbefehle ins Haus: Verdacht auf schweren Landfriedensbruch. Was die Polizisten vor Ort noch als Lappalie abgetan hatten, war in der Aufarbeitung durch die Staatsanwaltschaft München zu einem Hooligantreffen geraten.

"Freiheit für die Jungs" lauteten die Transparente in den Stadien, mit denen die Fanszene bundesweit dagegen protestierten, dass zwei der Angeklagten monatelang in Untersuchungshaft schmorten - einer sitzt noch immer. "Es geht einfach darum, dass wir Rechte haben", sagt Nils, 26 Jahre, der nach drei Monate in U-Haft zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden ist. Mit dem Vorwurf der Rädelsführerschaft - er hatte einen Bus für die Auswärtsfahrt angemietet - war die Staatsanwaltschaft nicht durchgekommen. Übertreibung, Pauschalisierung und Kriminalisierung: Aus Sicht der Demonstranten bietet der Fall all das, was heute typisch im Umgang von Staat und Polizei mit Fans ist. Den Zahlen zufolge sieht es so aus, als warteten tausende von gewaltgeilen Hooligans auf die WM: Der DFB hat rund 2.500 bundesweite Stadionverbote ausgesprochen - rund 300 mehr als vor sechs Monaten. Vollverschalte Einsatzkräfte begleiten Fans wie Schwerverbrecher zu den Stadien. Die bundesweite "Datei Gewalttäter Sport" verzeichnet 7.500 Einträge.

In Wahrheit verbindet die so genannten Ultras mit den Hooligans zumeist nur der Style: Kurze Haare, dezente Schals, englische Markenklamotten, Kapuzenpulli vom faneigenen Label. Während die Ultras mit spektakulären Choreografien für die Stimmung sorgen, ist die Hooliganszene auf ein paar hundert Hobbyschläger geschrumpft, die sich abseits der Stadien verabredete Prügeleien liefern. "Es passt nicht mehr zusammen", sagt Joachim Ranau, Leiter des HSV-Fanprojekts, und verweist auf sinkende Gewaltzahlen bei steigendem Sicherheitsaufwand. Die akzeptierende Jugendarbeit in den Fanprojekten hat die Gewalt auf ein Bruchteil dessen reduziert, was zuzeiten des "Samstagskriegs" in den 80ern üblich war. Die Koordinationsstelle der Fanprojekte versucht, die Ordnungskräfte für die Fansicht zu sensibilisieren - mit wechselndem Erfolg. Die vom damaligen Innenminister Schily zugesagte Ombudsstelle für Fans hat Nachfolger Schäuble nicht weiter verfolgt. "Wir sind die Fans, wir sind die Fans, wir sind die Fans, die ihr nicht wollt!" skandieren die 300 Protestierer im Schanzenviertel zur Melodie von "When the Saints Go Marchin' In". Dass man sie bei der WM am liebsten nicht dabei hätte, bremst ihren Kampfesmut nicht. "Es sind neue Aktionen geplant", sagt Philipp Markhardt von der bundesweiten Fanvereinigung Pro Fans. "Notfalls auch an den Spielorten während der WM." CHRISTOPH TWICKEL

taz vom 11.4.2006, S. 14, 115 Z. (TAZ-Bericht)


fans helfen

@Raven

Recht haste natürlich. Er hat den Fehler gemacht sich den Leuten anzuschließen. Allerdings wo ist dann das Verhältnis mit über 3 Monaten U-Haft ? Und hätte er nicht "gestanden" wäre er bis heute nich raus und im Endeffekt hat er ja wirklich nicht angestellt.

Danke deutscher Rechtsstaat ... >:(
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Raven

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #4 am: 07.Juni 2006, 18:10:26 »

@Tony Cottee:

Mein Ton ist in meiner letzten Mail nicht gerade optimal, aber der von dir verlinkte Artikel hat mich doch etwas *ähem* erzürnt.

Ich bin jedoch generell skeptisch gegenüber Zeitungsartikeln, in denen dramatisierend über solche Fälle berichtet wird. Wenn ich mir den Artikel in der TAZ durchlese, steht da z.B. etwas von Sachschaden, was in dem anderen, von dir verlinkten Artikel nicht ersichtlich war. Der gesamte Unterton, der hauptsächlich einen Fingerzeig auf das ach so rechte Bayern darstellt, schlägt mir auf den Magen. Objektiver und fundierter Journalismus sieht sicher anders aus.

Und ob 3000 Euro für einen Wirt glimpflich sind, sei mal dahingestellt. Was mir bei solchen Demos, Aktionen etc. immer wieder fehlt, ist das Unrechtsbewußtsein: ich fahre nach München, plane offenbar eine Gewaltaktion gegen einzelne gegnerische Fans, zerdepper einem Wirt das Lokal und stelle mich danach als unschuldig und als Opfer des gnadenlosen bayrischen Rechtsstaates dar.

Ob die darauf folgende U-Haft und das Verhalten von Polizei und Justiz korrekt waren, ist durchaus fraglich. Ich kann - wie ich schon schrieb - das pauschale Verurteilen von Fußballfans (also nicht den Eventbesuchern) ebenfalls nur in Frage stellen. Trotzdem sollte weiterhin jede Form von Gewalt in Zusammenhang mit Fußball, und sei es "nur" gegen Fans des Gegners, hart bestraft werden, im Rahmen der dafür vom Rechtstaat vorgesehenen Wege und Mittel. Daß Herr Schäuble sind nicht nur im Fall Fußballfan ungern an diese Mittel und Wege hält, ist nix neues.
« Letzte Änderung: 07.Juni 2006, 18:13:56 von Raven »
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #5 am: 07.Juni 2006, 18:28:47 »

So, als Jurist möchte ich das auch gerne kommentieren.

Der Anwalt hat ihm geraten, zu gestehen und die Strafe von 6 Monaten auf Bewährung anzuerkennen. Als Anwalt hat er Akteneinsicht bekommen und weiß daher, wie die Beweislage aussieht. Und wenn die Beweislage zu Lasten des Mandanten ist, dann würde ich ihm auch raten, ein dermaßen niedriges Strafmaß anzunehmen.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautete gemäß Zeitungsartikel auf "besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs". Das Strafmaß beträgt sechs Monate bis zu 10 JAhren Freiheitsstrafe.
Ein schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter
- eine Schußwaffe bei sich führt
- eine andere Waffe, bei sich führt
-durch eine Gewalttätigkeit einen anderen in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsbeschädigung bringt oder
- plündert oder bedeutenden Schaden an fremden Sachen anrichtet.

So einen Vorwurf erhebt die StA nicht einfach, weil sie grad mal Lust dazu hat und einen armen unschuldigen Fußballfan gemeinerweise was Böses will.
Das mit den 3 Monaten U-Haft ist in der Tat etwas heftig, angesichts der Schwere des Tatvorwurfs aber nicht ungewöhnlich.
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Tony Cottee

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #6 am: 07.Juni 2006, 19:17:57 »


Das mit den 3 Monaten U-Haft ist in der Tat etwas heftig, angesichts der Schwere des Tatvorwurfs aber nicht ungewöhnlich.

Auch wenn ich Deinem restlichen Posting zustimmen mag, dann ist das aber doch tatsächlich unsinnig. Welche Art von Jurist bist Du wenn ich das fragen darf? (Rechtsanwalt - wenn ja: irgendeine Fachrichtung?, Student?, Richter?, Staatsanwalt?)

Und soweit ich den Artikel verstanden habe, hat der zweite Anwalt ihm geraten:"Wenn Du schnell raus willst, dann gesteh halt das was sie wollen, ansonsten sitzt Du noch länger in U-Haft."

Wie auch immer. Für eine solche "Tat" 3 Monate in U-Haft zugehen, wenn man sich vorher 0,nix hat zuschulden kommen lassen und dazu berufstätig mit festem Wohnsitz ist, dann ist das ne ziemliche Frechheit und hat mit Rechtsstaatlichkeit gar nix mehr zu tun.
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #7 am: 07.Juni 2006, 19:45:10 »

Ich sage ja, dass 3 Monate ziemlich heftig sind, aber eben nicht gar so ungewöhnlich bei einem Delikt, das eine Höchststrafe von 10 Jahren androht...und als Anwalt (ja, bin Anwalt) hätte ich auch darauf hingewirkt, dass er nie so lange in U-HAft sitzt. Aber die Haftbeschwerde war nun mal nicht erfolgreich.
Und außerdem sollte man sich hüten, einen Artikel einer Zeitung als 100% tatsachengemäß zugrundezulegen. Könnte man Einblick in die Akten nehmen, könnte die Sache einen ganz anderen Eindruck hinterlassen. Im übrigen ist der Artikel dermaßen unsachlich verfasst, so dass man dem Autor schon unterstellen muss, dass er alles so schreibt, wie er es gerne hätte: Die arme unschuldige Person X,Y, die unter die Räder der bösen Staatsanwaltschaft geraten ist. worunter die ganze Familie unter Tränen für immer zu leiden hat. Sorry, aber das ist dann doch eher RTL 2-Niveau. Und: natürlich werden Briefe in der JVA durchsucht und überprüft - in dem Aritkel wird das so dargestellt, als gäbe es hier eine neue willkürliche Regelung, die gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt.
Und noch einmal: Der Anwalt wußte wohl schon, warum er seinem Mandanten hierzu geraten hat. Wenn die Staatsanwaltschaft keine oder unzureichende Beweismittel hätte, hätte der Anwalt nie geraten, dass er gestehen soll (es sei denn, der Mandant hat die Tat bereits zugegeben). Garantiert nicht.
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #8 am: 07.Juni 2006, 20:08:19 »

Du solltest dann aber ohne Akteneinsicht und weitere Kenntnisse des Falls, nur weil Dir der Schreibstil des Artikels missfällt, genauso wenig den Artikel in die eine Richtung auslegen, wie ich ihn in die andere Richtung auslegen sollte.

Und Garantien solltest Du ebenfalls nicht so leichtfertig geben. Das sollte Dir als Anwalt bekannt sein ;-)

Nichtsdestotrotz: Was auch immer geschehen ist, selbst wenn man sich die bekannten Fakten im schlimmsten Szenario gegen den HSV-Fan zurechtlegt, rechtfertigt dies niemals 3 Monate U-Haft. Das ist das Einzige, auf das ich hinauswill. Ich möchte ganz sicher niemanden als Unschuldslamm darstellen oder Gewalt gutheißen oder sonstiges...nur 3 Monate U-Haft sind einfach rechtstaatlich nicht begründbar...
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holsten

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #9 am: 15.Juni 2006, 18:33:04 »

Hab den Typen am Freitag persönlich kennengelernt. Äußerst sympatischer junger Kerl der mit Sicherheit eigentlich nichtmal zur Kategorie B gehört. Er hat es nun auch abgehakt , und hat mir die Geschichte so wie sie in der Zeitung steht nochmal bestätigt.

Ganz klasse ist auch, daß nun Beschwerden bei der Mopo eingehen warum sich denn ein stadtbekannter Neonazi noch verteidigen darf. Dazu sei gesagt er hat zwar ne Glatze ist aber eher dem linken Ufer nahe. Man man, der Typ hatte echt mal Pech im Leben. Hoffe der letzte HSV-Fan kommt nu langsam auch ma raus da.

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #10 am: 15.Juni 2006, 20:34:52 »

Zitat
und hat mir die Geschichte so wie sie in der Zeitung steht nochmal bestätigt.

Das Gegenteil wäre auch ziemlich überraschend  ;)
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #11 am: 16.Juni 2006, 21:45:15 »

Als Jurist, der gerade über ein Jahr bei Gericht gearbeitet hat, kann ich dazu nur sagen, dass Zeitungen immer nur einen Teil der Geschichte kennen und davor auch nur den Teil verwenden, der sich gut verkaufen lässt. Ich hab ausserdem bei Vernehmungen die Erfahrung gemacht, dass Beschuldigte prinzipiell nette, friedliche Menschen und prinzipiell  immer selbst die Opfer sind die niemals von sich aus etwas anstellen würden ::) . Wenn man nicht den gesamten Akteninhalt kennt und nicht im Detail weiss, welche Vorwürfe auf welche Beweise gestützt werden sollte man sich auch nicht vorschnell ein Urteil bilden.
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Tony Cottee

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #12 am: 17.Juni 2006, 14:45:29 »

Als Jurist, der gerade über ein Jahr bei Gericht gearbeitet hat, kann ich dazu nur sagen, dass Zeitungen immer nur einen Teil der Geschichte kennen und davor auch nur den Teil verwenden, der sich gut verkaufen lässt. Ich hab ausserdem bei Vernehmungen die Erfahrung gemacht, dass Beschuldigte prinzipiell nette, friedliche Menschen und prinzipiell  immer selbst die Opfer sind die niemals von sich aus etwas anstellen würden ::) . Wenn man nicht den gesamten Akteninhalt kennt und nicht im Detail weiss, welche Vorwürfe auf welche Beweise gestützt werden sollte man sich auch nicht vorschnell ein Urteil bilden.

...und auch nicht vorschnell pauschalisieren...auch nicht als Jurist.
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #13 am: 17.Juni 2006, 15:19:11 »

Das hat nichts mit Pauschalisieren zu tun, das sind Erfahrungswerte. Ich hab nun mal in den ganzen Monaten (mit einer einzigen Ausnahme) die Erfahrung gemacht dass  Beschuldigte sich so verhalten. Ich habe nicht behauptet, dass nicht auch Unschuldige dabei waren, nur war es so, dass nur ein  sehr niedriger Prozentsatz  im Endeffekt nicht verurteilt wurde. Es ist nun mal so, dass eine Vorerhebung oder Voruntersuchung (welche bei uns in AUT eine Voraussetzung für die Verhängung der U-Haft ist) nur eingeleitet wird, wenn triftige Gründe vorliegen und solange ich die Fakten nicht kenne vertraue ich  doch eher den Entscheidungen der Gerichte, da diese sich sicher ausführlicher mit dem Fall beschäftigen als die Zeitungen die darüber berichten. Dies schliesst natürlich nicht aus dass gerichtliche Fehlentscheidungen vorkommen, nur werde ich mir sicher nicht anmaßen das aufgrund eines Zeitungsartikels zu beurteilen.

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #14 am: 17.Juni 2006, 17:46:51 »

.... nur werde ich mir sicher nicht anmaßen das aufgrund eines Zeitungsartikels zu beurteilen.

Nein, da nimmst Du lieber abstrakte "Erfahrungswerte" und kommst zu dem Schluß, dass Justitia schon richtig gehandelt haben wird.
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #15 am: 17.Juni 2006, 18:08:54 »

Ich würde persönliche Erfahrungen nicht als abstrakte Erfahrungswerte bezeichnen. Ausserdem sind diese "abstrakten Erfahrungswerte" immer noch mehr als die meisten anderen hier diesbezüglich vorzuweisen haben.

Und JA ich werde nicht NUR aufgrund eines Zeitungsberichtes beginnen grosse Zweifel an einer Gerichtsentscheidung zu hegen. Wie gesagt, ist es möglich dass tatsächlich eine falsche Entscheidung getroffen wurde aber ich befinde mich, genauso wie alle anderen hier im Forum, nicht in der Position das zu beurteilen, da uns nun mal das Hintergrundwissen fehlt. 
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Tony Cottee

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #16 am: 18.Juni 2006, 12:21:41 »

Ich würde persönliche Erfahrungen nicht als abstrakte Erfahrungswerte bezeichnen. Ausserdem sind diese "abstrakten Erfahrungswerte" immer noch mehr als die meisten anderen hier diesbezüglich vorzuweisen haben.

Und JA ich werde nicht NUR aufgrund eines Zeitungsberichtes beginnen grosse Zweifel an einer Gerichtsentscheidung zu hegen. Wie gesagt, ist es möglich dass tatsächlich eine falsche Entscheidung getroffen wurde aber ich befinde mich, genauso wie alle anderen hier im Forum, nicht in der Position das zu beurteilen, da uns nun mal das Hintergrundwissen fehlt. 

Also wir haben da

a) jemanden, der mit dem "Täter" selbst gesprochen hat
b) einen Zeitungsartikel aus dem Abendblatt
c) habe ich noch einen Artikel im Heft "Supporters News" der HSV-Fanorganisation gelesen.

a) zählt nicht, weil alle Täter immer so tun als seien sie unschuldig, b) ist schlecht geschrieben, zählt daher auch nicht und c) ist ohnehin parteiisch. Insofern kann man nur konstatieren, dass Justitia korrekt gehandelt hat.

Noch mal ganz klar meine Meinung:

Nehmen wir einfach mal die ungünstigste Faktenlage für den HSV-Fan an: Er wollte eine Kneipenschlägerei anzetteln, merkten dann aber, dass man in der Unterzahl war, verbarrikadierte sich in einer Kneipe, wo man selbst die Polizei rufen ließ. In der Kneipe entstand Sachschaden in Höhe von 3000 EUR bis die Polizei eintraf.

Der "Täter" ist nicht vorbestraft, hat einen festen Job bei der Bundeswehr und einen festen Wohnsitz. 11 Monate nach der Tat wird er festgenommen.

Soweit kann ich alles nachvollziehen. Wenn der gute Mann nun eine Bewährungsstrafe oder eine Geldstrafe oder beides oder Sozialstunden oder ein Antiaggressionstraining oder oder oder bekommt, wären das Sanktionen, die ich mit meiner Einstellung zum Rechtstaat in Einklang bringen könnte. Aber selbst bei dieser ungünstigsten angenommenen Faktenlage gibt es für mich keinen einzigen Grund den "Täter" in U-Haft zu nehmen. Es gibt keinen Grund dies über eine so lange Zeit zu tun und über die Haftbedingungen möchte ich gar nicht sprechen.

Welche Gefahrenlage besteht denn nach 11 Monaten, dass man den Täter in U-Haft nehmen müsste?
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #17 am: 18.Juni 2006, 18:30:08 »

@ Tony Cottee : zu a ) holsten hat den Typ gerade kennengelernt und er erschien ihm äusserst sympathisch. naja ich erzähl auch jedem den ich gerade kennengelernt habe meine Lebensgeschichte und was ich möglicherweise angestellt habe.

zu b und c  möchte ich aus einem deiner obigen Postings zitieren:" Du solltest dann aber ohne Akteneinsicht und weitere Kenntnisse des Falls, nur weil Dir der Schreibstil des Artikels missfällt, genauso wenig den Artikel in die eine Richtung auslegen, wie ich ihn in die andere Richtung auslegen sollte."
Das ist ja genau das was ich sage. Ich sage halt, dass ich aufgrund von ein oder zwei Zeitungsartikeln nicht aufspringen werde und SKANDAL!!! schreien werde
 
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holsten

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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #18 am: 18.Juni 2006, 20:32:54 »

@ Tony Cottee : zu a ) holsten hat den Typ gerade kennengelernt und er erschien ihm äusserst sympathisch. naja ich erzähl auch jedem den ich gerade kennengelernt habe meine Lebensgeschichte und was ich möglicherweise angestellt habe.
 

Lebensgeschichte ? Er war in einer bekannten HSV-Kneipe aufm Kiez und da habe ich mitbekommen wie er sich bei allen möglichen Leuten für Briefe bedankt hat. Da habe ich ihn gefragt ob er der Kerl aus "FUnk und Fernsehn" ist :) . Und daraufhin kamen wir ins Gespräch und er erzählte halt wie das so ablief.
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Re: WM 2006 - Fußball vs. Rechtsstaat
« Antwort #19 am: 18.Juni 2006, 20:42:20 »

Das mit der Lebensgeschichte war auch nur ironisch gemeint ;-) . Was ich gemeint habe war, dass ich nicht zwingend davon ausgehe, dass er dir die Wahrheit gesagt hat, auch wenn er dir symphatisch war.
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