Einen absoluten Lieblingsfußballer habe ich nicht, weil ich da von Position zu Position unterscheide. Wenn ich mir positions-übergreifend einen heraussuchen müsste, würden sich trotzdem zwei den ersten Platz teilen: Lothar Matthäus und Rivaldo.
Matthäus, weil ich nach ihm keinen Spieler mehr erlebt habe, der so vielseitig, so bissig und so unfassbar ehrgeizig ist. Matthäus hatte einen Charakter, der ihn auf dem Platz für meine Begriffe zum ultimativen Führungsspieler gemacht hat (laut, ehrlich, emotional) und abseits des Platzes zum ultimativen Fressen für sensationsgeile Journalisten. So, wie ich mich an ihn erinnere, war er ein absoluter Musterprofi, der sich immer topfit gehalten hat (das war ja in den 90ern immer noch nicht so üblich, wie ab den 2000er Jahren) und der sogar langwierige Verletzungen und den ultimativen Feind des Fußballers in Form des Alters bezwungen hat. Spielerisch muss ich glaube ich nicht viel über ihn schreiben. Hat sich wie ein Bekloppter in jedes Tackling geworfen, war immer ballsicher, konnte auf jede Distanz saubere Pässe spielen, tolle Dribblings, hatte einen guten Schuss drauf, auch aus der Ferne und ist nicht zuletzt gelaufen, gelaufen und gelaufen, wie eine Maschiene. Eins muss ich auch noch positiv hervorheben: Wenn er sich nicht gerade verplappert hat und ihm die Zeit gelassen wurde, sich zu sammeln und sich sauber zu äußern, dann hat er immer sehr kompetent und fachmännisch das fußballerische Geschehen analysiert (sowohl als Aktiver, als auch später als Experte) und ich halte ihn in der Hinsicht bis heute für unantastbar. Ein taktisch versierter Spieler, mit fantastischer Übersicht, der seinen Mitspielern in jeder Situation sagen konnte, was sie machen sollen und das auch - teils zu deren Ärger - getan hat. Für mich ein vielseitigerer, kompletterer und in seiner Persönlichkeit ausgereifterer Spieler, als Lionel Messi.
Rivaldo, weil er für mich der Prototyp des kompletten Spielmachers ist, sogar noch einen Tick vor Zidane. Rivaldo war massiv, durchsetzungsfähig, konnte auch unsaubere Pässe perfekt annehmen und blitzschnell und präzise weiterleiten, hatte alle möglichen Tricks und Dribblings drauf, konnte sich gegen zich Gegenspieler im Alleingang durchsetzen und im Anschluss noch einen Zauberball aus dreißig Metern ins Eck jagen. Vor allem war Rivaldo in meinen Augen die perfekte Mischform, aus einem Spieler, der im Alleingang ein Spiel entscheiden, sich auf die volle Spielzeit aber trotzdem dem Team unterordnen konnte. Bei Cristiano Ronaldo kommt es mir beispielsweise so vor, als ob er viele Alleingänge und Fehl-Versuche braucht, bis dann mal die eine Traumaktion klappt, für die er als Superstar gefeiert und über viele andere Spieler seiner Generation erhoben wird. Rivaldo dagegen hat das komplette Spiel geführt und ihm mit tollen Pässen seinen Stempel aufgedrückt, wunderbar seine Mitspieler in Szene gesetzt und konnte dann trotzdem, wenn nichts ging, einfach selbst den Ball nehmen und das Spiel mit einer einzigen Aktion drehen. Das ist ein echter Superstar.
Aber wie schon geschrieben - sich auf einen festzulegen finde ich praktisch unmöglich. Gerade Torhüter kann man einfach nicht mit Feldspielern vergleichen und auch bei Defensiv- und Offensivspielern finde ich den Vergleich immer schwer. Mal davon abgesehen, dass bei mir zwischen einigen Spielern nur ganz feine Nuancen liegen.