"Barcelona, Roma und Manchester!""Nein! Juve, Celtic und Inter!!""Ach was redet ihr nur für einen Unsinn! Das Schönste wäre Real Madrid, Liverpool und Bayern München!!!"Als ich in die "Bar de Villas" hereintrat waren Antointe, Professor Leduc und Charlotte, die Frau von Patrick, wieder mal bei ihrem Lieblingsthema. Seitdem sich Stade Poitevin sensationellerweise für die Champions League in der nächsten Saison qualifizieren konnte, sprachen die drei nur noch davon, wen sie am liebsten auf der Pépinère als Gegner sehen würden.
"Aber Charlotte, gegen Bayern München werden wir kaum spielen, die sind ja aus der Bundesliga abgestiegen und sind dieses Jahr sicher nicht in der Champions League dabei", warf ich ein. Wir lachten. Bis vor zwei Jahren wollte Charlotte noch nichts von Fussball wissen wollte, doch dank den Erfolgen der Weiss-Schwarzen aus Poitiers, war sie nun genau so dabei wie wir alle. Auch wenn sie -wie im Fall der Bayern- noch gewisse Wissenslücken aufwies.
Ich liess mir von Patrick eine Schachtel
Gauloise Blondes Legeres und einen Pastis geben. Meine Lieblingszigaretten und mein Lieblingsaperitivgetränk, ich dachte, das hatte ich mir nach dieser Saison verdient.
"Eigentlich hättet ihr es gegen Schluss ruhig noch ein weniger spannender machen können, nicht?", scherzte Antoine. Ich lachte:
"Dann hättest du dir wohl zwei Zigaretten gleichzeitig in den Mund stecken müssen...". Ich hatte noch nie einen Menschen erlebt, der während einer Fussballpartie so nervös war wie Antoine. Er rauchte pro Partie mindestens eine Schachtel Zigaretten und konnte keine Minute ruhig sitzen. Aber er hatte recht, ziemlich spannend war es zum Schluss nicht mehr. Den 2. Platz hatten wir immer auf sicher, und Rennes behauptete sich ziemlich klar an der Tabellenspitze. Nach unten nichts, gegen oben nichts. Mir war das aber nur recht. Vizemeister in Frankreich, ich denke damit konnte Stade Poitevin leben...
BILD "Schau dir das an, Gino, das ist doch nicht zu glauben", Charlotte kam mit dem Sportteil der "Nouvelle Republique" zu mir die Bar,
"die haben dich nicht einmal unter die 3 ersten bei der Wahl des Trainers der Jahres in Frankreich gewählt. Unbegreiflich, wen es jemand verdient gehabt hätte, dann du!". Ich war amüsiert über ihre Entrüstung. Ich fand das halb so wild, ich wusste was ich erreicht hatte in Poitiers und brauchte keine Bestätigung dafür. Immerhin war einer meiner Spieler, Henrik Overgaard, als drittbester Spieler des Jahres gewählt worden. Dieser Junge war sowieso phänomenal. Mit 18 Jahren legte dieser junge Däne eine Abgebrühtheit an den Tag, die mich immer wieder erstaunte.Schnell, Zweikampfstark und immer dort wo es brannte, der Junge würde es mal weit bringen, eine Ansicht übrigens, die der Grossteil meiner anderen Spieler auch teilten.
Die Presse war begeistert über den Neuling Poitiers und dessen Leistungen, doch oft war auch zu hören, dass wir wohl nur eine Eintagesfliege bleiben werden, und einige Journalisten ärgerten sich sogar darüber, dass Frankreich nächste Saison eine solche Mannschaft in die Champios League schicken muss. Aber immerhin, wir hatten Teams wie Monaco, Lyon oder Nantes hinter uns gelassen und uns damit die Qualifikation für die CL durchaus verdient. Ein Wort noch zu einem anderem "grossen" Verein in Frankreich, oder zumindest war Paris St. Germain zu einer Zeit, in der ich noch jung und knackig war, eine der erfolgreicheren Mannschaften in Frankreich. Nach dem Abstieg vor 2 Jahren in die 2. Division folgte dieses Jahr sogar der Sturz in die Anonymität der 3. Liga. Und das obwohl der Verein immer noch stinkreich war und die meisten Zuschauer in Frankreich anzog, auch in der vergangenen erfolglosen Saison pilgerten im Schnitt über 40000 Zuschauer in den Prinzenpark.
Professor Leduc ergriff nun das Wort:
"Haben sie nun eigentlich mal mit Charbonnier und seinen Leuten im Vorstand wegen des Stadions gesprochen?" Die Pépinère mit ihren 12000 Plätzen war langsam zu klein geworden. In der Meisterschaft konnten wir immer alle Plätze verkaufen, und nun vor allem wegen der Champions League hatte ich eine Stadionerweiterung im Kopf.
"Habe ich getan. Aber der Vorstand sieht nicht ein, wieso wir was ändern sollten. Dabei haben wir für den zweiten Platz 6 Mio Preisgeld bekommen, und unser Vermögen beträgt etwa 20 Mio Euro. Wenigstens haben wir uns darauf einigen können, dass wir unseren Trainingsanlagen weiter verbessern und für 2.4 Mio sogar eine kleine Jugendakademie errichten.""Dann können wir uns ja auf viele neue junge, hübsche, knackige Talente freuen", ereiferte sich der alte Professor, und ich verliess leicht irritiert die Bar um den Saisonabschlussbericht für den Vorstand fertigzuschreiben.