Im Alter von 10 Jahren begann ich mit meinen Tipp-Kick Bundesligen, die Saison 79/80 wurde mit Hilfe des Fußball Woche-Sonderheftes komplett nachgespielt, erster Meister wurde Bayern München vor dem punktgleichen 1. FC Kaiserslautern. Da ich danach ellenlang warten mußte , bis das nächste Saisonheft herauskam um endlich mit der Saison 80/81 weitermachen zu können , kam ich irgendwann auf die Idee, die Mannschaften auf dem Spielplan durch Zahlen zu ersetzen - wären mir doch nur in der damalaigen Schulzeit solch gute Einfälle gekommen...
Die Anzahl der Bundesligaspieljahre nahm dadurch rapide zu, bis ca 1984 hatte ich die Bundesliga im Vorraus bis zur Saison 2012/2013 weitergeführt.
Dabei spielte ich immer gegen mich selbst, ein Spiel dauerte 90 Sekunden, die Heimmannschaft spielte bei schwarz. Schon damals stand allerdings mein "krankhafter Realismuswahn" den größten Manipulationen im Weg, so durfte zwar "mein" Club RW Essen einige jahre in der Bundesliga mitspielen, mußte aber seltsamerweise immer gegen den Abstieg kämpfen. Auch sonst wurden meine Spieljahre immer scheinbar zufällig von den Mannschaften dominiert, die in der Realität damals gerade oben standen - was ich damals natürlich niemals vor mir selbst zugegeben hätte.
Im Laufe der Spieljahre achtete ich dann sogar darauf, daß beispielsweise Frankfurt und Offenbach oder aber Essen und Schalke nicht am gleichen Spieltag zu hause spielen, um sich nicht gegenseitig die Zuschauer wegzunehmen - die Zuschauerzahlen wurden nach kurzer Zeit natürlich ebenfalls akribisch Spieltag für Spieltag nachgehalten, am Ende der Schnitt ausgerechnet, wie es sich für einen fußballkranken Teenager gehört.
An 2 Spiele kann ich mich noch recht gut erinnern(die Saisonhefte liegen eh noch bei meinen Eltern im Keller) . Den höchsten Sieg landete damals Waldhof Mannheim mit einem 13:1 gegen Bayer Leverkusen, natürlich rein zufällig, Leverkusen hatte einfach einen schlechten tag...
Am letzten Spieltag irgendeiner Saison empfing RW Essen den Tabellenführer 1.FC Köln, tagelang hatte ich mich darauf gefreut, daß die Essener mit einer großen Leistung die Blicke der Öffentlichkeit auf sich ziehen, leider rollte der ball während der gesamten 90 Minuten Sekunden nur auf weiß und die Kölner gewannen an der so gefürchteten Hafenstraße locker mit 5:0 .
Mannschaften wie Hessen Kassel oder der SSV Ulm (waren ja wirklich mal ein jahr dabei) spielten einige Jahre in der Bundesliga - die große Renaissance von Borussia Dortmund oder Schalke 04(kein Wunder, als RWE Fan) fand dagegen nie statt - beide waren klassische Fahrstuhlmannschaften.
Tipp Kick wurde dann irgendwann abgelöst von Subbuteo, mit meinem Freund und einem einsetzenden großen Interesse am Englischen Fußball wurde eine komplette Saison von Leeds United bzw. West Bromwich Albion ausgespielt, wobei die Ergebnisse der anderen Teams ausgewürfelt wurden - überraschend belegten Leeds und West Bromwich damals am Saisonende die ersten Platze, meinen Lieblingsclub Burnley kannte ich Mitte der 80er noch gar nicht.
Natürlich hatte ich damals auch parallel einige Würfelligen laufen - Heimmannschaften würfelten dabei mit 6, Auswärtsmannschaften mit 4 Würfeln wobei nur die Einser zählten. Jeweils 4 Favoriten würfelten dabei zuhause mit 6:2 Würfeln, es mußte ja alles immer realistisch bleiben .
Dennoch schaffte es damals Manchester United innerhalb von 2 Jahren erst den Favoritenstatus zu verlieren, um dann im folgenden Jahr abzusteigen - wovon sich Man U in den darauffolgenden Spieljahren als klassischerFahrstuhlclub nicht mehr erholen sollte.
In der Bundesliga spielten natürlich auch einige Jahre meine Essener Rot-Weissen mit, wobei sich meine Manipulationen in Grenzen hielten, obwohl ich zugeben muß, daß bei drohenden Heimniederlagen schonmal Würfel vom Tisch rollten, so daß ich noch mal würfeln mußte(vor allem bei Heimspielen gegen Schalke)
Unglaublich welche Fantasie man(ich) damals in solche Spiele investieren konnte - heute sehe ich beim Tipp Kickein Spiel, was nur ganz rudimentär mit Fußball zu tun hat- klar, daß bei soviel Fußball die Schulleistung etwas litt, na ja , eigentlich nicht nur etwas.
Grüße, Dan Druff