Den Vergleich mit dem HSV verstehe ich nicht. Das ist halt eine Abstimmung im Verein. Spricht nichts dagegen. Kann man aber auch bleiben lassen. Wir reden hier immer jeweils von eigenständigen Organisationen. Warum sollten die die Öffentlichkeit über ihre Handlungen aufklären und verbindliche Abstimmungen einholen? Soll Neste das nächste mal fragen, ob sie ihren Kakao lieber in Ghana oder der Elfenbeinküste einkaufen soll, damit wir uns informieren können wo mehr Regenwald abgeholzt wurde und mehr Kinder in Zwangsarbeit stecken? Von so einem Verein ist es halt nett so etwas zu machen, zeigt Vertrauen und fördert das Gefühl der Gemeinschaft. Unternehmen und andere Institutionen, auch wenn es nicht so drastisches Beispiel sein müsste, haben da weniger Interesse dran.
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Was du mit so einer Abstimmung forderst ist doch eigentlich eine politisch gesetzliche Entscheidung. Wer sollte das in Deutschland sonst verbindlich machen und so einer Diskussion ein Ende setzen, wenn nicht der Gesetzgeber? Diese Entscheidung wird aktuell aber gar nicht forciert, steht nicht zur Debatte und wird meiner Meinung nach auch von Holger Kreymeier (gutes Video, danke für den Link) falsch interpretiert.
Unternehmen, Vereine, einzelne Personen, Universitäten und andere Einrichtungen, ja sogar Ministerien dürfen in dem Bereich Sprache machen was sie wollen und das ist dann nicht "von oben". Wenn St. Pauli das Gendersternchen feiern will und seit Jahren in der Satzung Gendern intern vorschreibt machen sie das freiwillig und aus sich heraus. Wenn Journalisten gendern machen sie das freiwillig und aus sich heraus. Gut, bei den öffentlich Rechtlichen könnte man meinen, dass die das nicht dürfen weil staatlich finanziert. Aber damit haben sie auch "nur" ein Auftrag den sie erfüllen müssen und der wird durch die Genderfrage vielleicht nicht gestört. Vielleicht doch. Das ist einer der wenigen Punkte in der Diskussion, die offen sind und irgendwann mal vor Gericht landen könnten...
Abgesehen davon kommt es nicht mal dort von oben: In den öffentlich Rechtlichen gibt es eine Empfehlung und eine absolute Freistellung jedem Verantwortlichen das selbst zu entscheiden. Sogar in einem Sendern, als Beispiel fiel der DLF, gibt es Sendungen in denen gegendert wird und Andere in denen es nicht getan wird. Man kann sogar die Verwendung aller möglichen verschiedenen Formen des Genders beobachten, wenn man eine Vielfalt der Sendungen hört.
Dagegen in der Politik... Natürlich gibt es ein paar Politiker die es auf ihrer Agenda haben. Aber in Berlin, im Bundestag, interessiert das Thema flächendeckend keine Sau. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist gendergerechte Sprache nicht mal als Thema benannt und taucht auch sonst nirgendwo auf. Da stehen, passend zu dem Thema, Themen wie Care-Arbeit, Ehegattensplitting, Schwangerschaftsabbrüche, Pay-Gap, Antidiskriminierung, Inklusion und so weiter drin. Deswegen ist das auch eine Nebelkerze, dass man Wichtigeres als Gendern machen müsste. Klar muss man das... Aber die, die so Dinge wirklich "von oben" entscheiden könnten, kümmern sich gar nicht ums gendern. Und die, die gendern wollen, können sich in den meisten Fällen nicht um diese wichtigen großen Themen kümmern. Das Ganze ist eine außerparlemantarisches Thema, dass vom Volk geführt wird und viel zu viel Raum bekommt. Die wichtigeren Themen stehen im Koalitionsvertrag.
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Ich würde zum Beispiel so eine Entscheidung gar nicht wollen. Egal wie sie ausfällt. Ein festgeschriebenes Gendern oder ein Verbot von Gendern fände ich beides sehr negativ. Wenn es erstmal im Gesetz steht ist es nämlich entgültig vorbei mit dem Wandel der Sprache.
Und zum eigentlichen Thema (
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): Ich finde der St. Pauli hätte wichtigere und größere Symbole auf das Trikot drucken können als den Genderstern. Da haben sie meiner Meinung nach eine Chance verpasst. Da sie das Thema scheinbar aber intern leben ist es immerhin kein xyz-washing.