Ich durfte in Indien einen Bollywood-Film "live" im Kino erleben. Da geht´s zu wie im Fußballstadion: es wird (laut) gejubelt, wenn dem "Guten" etwas gelingt oder er seine Auserwählte endlich küssen darf. Wenn der "Böse" auftaucht, fliegen gerne mal die Pappbecher Richtung Bildschirm.
Bollywood produziert Filme, die es vielen Indern ermöglichen, ihrem (oft schwierigen) Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Es wird eine überzogene Traumwelt gezeigt, die für viele unerreichbar ist, materiell genauso wie sozial (faktisch ist es recht selten so, daß die Inder sich aussuchen dürfen, wen sie heiraten, es gibt etliche Hindernisse:Kasten, Religion..).
Das macht es irgendwie schön und gibt den Filmen eine Seele.Ob man als Europäer was damit anfangen kann, ist fraglich. Ich muss jedoch immer wieder grinsen, wenn der "Spiegel" oder ähnlich pseudointellekutelle Blättchen Bollywood-Filme zu Meisterwerken deklarieren, über die viele Inder nur den Kopf schütteln. Ein Beispiel ist der Film "Sometimes Happy, sometimes sad", der in Indien als der klassische "Popcorn-Film" gilt, in Europa als Meisterwerk umjubelt wird.