Ich habe mir übers Wochenende ein bisschen Gedanken über die Borussia und das ,was da noch kommen soll, gemacht. Ich bin zu dem Fazit gekommen, daß ein Abstieg vielleicht das beste wäre, was uns passieren könnte. Ganz im Ernst, seit dem Wiederaufstieg und dem Stadion ist doch einiges in genau die falsche Richtung gelaufen.
Das einzig positive ist tatsächlich die finanzielle Situation. Man kann Schleimi-Hochstätter einiges vorwerfen, aber er hat diesen Club auf geldmäßig sehr stabile Beine gestellt. Wir gehören zu den Top-5 der Bundesliga, was Gewinne angeht. Wir haben eines der schönsten Stadien der Bundesliga, wenn nicht Europas. Wir haben die drittmeisten Mitglieder aller deutschen Vereine. Wir sind schuldenfrei. All das wären Voraussetzungen, mit Geduld eine Fußballdynastie zu schaffen.
Was hat man statt dessen gemacht? Vor der Saison wurden etliche neue Spieler geholt, die bei anderen Vereinen ausgemustert waren. Kampa, Ramovic, anyone?van Kerckhoven, Fukal? Es entsteht bei mir der Eindruck, daß man durch das Verpflichten von einstigen "Großen" krampfhaft versucht hat, Qualität zu suggerieren, die bei zweitem Blick nicht da ist. Der einzig gute Transfer war Neuville. Das wars. Der Witz des Ganzen ist ja, daß wir seit Jahren einen guten IV brauchen, aber keiner geholt wurde. Das war kein geschicktes Einkaufen, sondern reines Geprotze mit dem vielen Geld.
Der Höhepunkt dieses Trauerspiels war dann die Verflichtung von Marek Heinz - so als wäre die Offensive zu dem Zeitpunkt unser Problem gewesen. 4 Millionen in den Sand gesetzt für - erneut - einen großen Namen, von dem man aber schon im Vorfeld wusste, das er ein Schöngeist ist und der sich bereits bei 2 Bundesligaclubs nicht durchsetzen konnte. Die "Fans", die einen "Topper" verlangten, waren erstmal ruhig gestellt, der Kader jedoch keinen Milimeter besser.
Es kam, wie es kommen musste. Biederer Fuppes, mäßiger Erfolg. Der Trainer bemangelt die Qualität des Kaders - zurecht - und wird gefeuert, so als hätte er Dinge verlangt, die der Verein nicht leisten kann - denkt man zu Anfangs. Es kommt kurzzeitig ein Neuer - und fährt den einzigen wirklich großen Erfolg des Jahres ein, das 2:0 gegen Bayern. Der Vertrag mit einem weiteren großen Namen ist jedoch schon unterzeichnet - Dick Advokaat.
Der macht erstmal das gleiche wie sein Vorgänger und schreibt dem Kader sämtliche Qualitäten ab - in meinen Augen zurecht. Statt ihn auch zu feuern, schiebt man ihm 4 Millionen hinterher, und die große Einkaufstour geht los.
Statt EINEN wirklich hammermäßigen IV zu holen, den man über die Hinrunde vielleicht erscoutet hätte (gibt es in Gladbach überhaupt etwas wie Scouts?!!?) und für den dann auch richtig in die Tasche zu greifen, holt man was? Richtig - große, ausgemusterte Namen. Sonck - verletzungsanfällig, hilft uns keinen Meter weiter. Thjis, Moore, Daems - biedere Mitläufer. Keller - guter Torwart, jedoch keiner, der Spiele für uns gewinnt.Überhaupt, wieso brauchen wir einen neuen Torwart, mit Melka stand doch ein guter, von uns Uwe empfohlener zwischen den Pfosten....aber mein Gott, wer kennt schon Melka?
Höhepunkt des Trauerspiels: die Verpflichtung eines LMs, der jedoch immer im ZM spielen muss, und der ebenfalls längst seinen Zenit überschritten hat - Böhme. Dann der Coup: Elber. Dauerverletzt, alt, ebenfalls längst über seinen Zenit hinaus. Aber hey- mal wieder große, furchteinflössende Namen, bei denen die "kleinen" Mainzer anfangen zu Bibbern - die haben ja nur Thurk geholt, wer ist das denn bitte???
Der Ist-Zustand : die vielen Neuen - Legionäre ohne Identifikation mit dem Verein, die bei uns entweder ihre sechste Chance versuchen zu nutzen oder vor der Rente nochmal in ihren Bausparvertrag einzahlen wollen. Wieso kriegen wir Elber? Richtig - kein anderer will ihn haben. Wieso kriegen wir Böhme? Genau die gleiche Ursache- Schalke lacht sich schief. Der Beste zur Zeit : ein 19jähriger Linksverteidiger, der auch der einzige zu sein scheint, der vor den Kameras mal die Klappe aufkriegt.
Zum Trainer. Auch hier: großer Namen, und ausnahmsweise auch mal Kwalitéit. Jedoch nicht das Richtige für einen Abstiegskandidaten. Mal ehrlich, wie lächerlich ist das denn? Mitten in der vielleicht übelsten Saison seit Jahren, mit einem völlig demoralisierten Kader, holt man einen Mann, der noch nie in der Bundesliga trainiert hat, der wenig deutsch kann, und der den Kader weder kennt, noch kennt er die Gegner? Der dafür bekannt ist, daß er zwar ein guter Fachmann und ein guter Taktiker ist, der jedoch nicht in der Lage ist, eine motivationslose Truppe ein bisschen aufzubauen? Der für seine Einkaufsexzesse berühmt ist? Der ein Hammergehalt kassiert? Nichts gegen Advokaat, aber seine Verpflichtung war doch ein einziges großes Mißverständnis. Den kann man holen, wenn man ein Transferbudget von 40 Millionen und eine Startruppe hat und dazu eine ganze Vorbereitung und eine ganze Saison lang Zeit, damit er sich im deutschen Fuppes einleben kann.
Fazit: Gladbach erinnert mich zur Zeit an die New Economy - viel Getute, viele große Namen, kaum was dahinter. Das Fundament fehlt - eine gute Jugendarbeit.
Meine Zukunftsszenarien:
Szenario A : wir steigen ab, Advokaat geht, wird neuer Trainer bei Real und räumt richtig ab, danach kann er mit dem Cabrio die Küste der USA hoch und runterdüsen. Ich würds ihm wünschen, da ich ihn sympathisch finde. Köppel wird neuer Trainer, mit Kamps als richtigem Co. Howie geht auch und wird ein dickes Tier an der Börse. Königs wird zum Running-Gag, weil er vor laufender Kamera behauptet, wir wären gar nicht abgestiegen.
Folgende Spieler werden gegangen: Korzynietz, Sonck, Moore, Böhme, Strasser, Fukal, van Kerckhoven, van Hout, Pletsch, Demo, Hausweiler, Ulich. Köppel baut mit Neuville als Leitwolf, Broich und Kluge als Mittelfelddirigenten, Sverki als explosivem Stürmer, Jansen als Flügelflitzer und Melka als Katze im Tor einen neue Mannschaft auf. Dazu rückt Polanksi in die erste Elf. Es werden keine 100jährigen Everthons geholt, sondern gut gescoutete, fähige Youngsters. Es kommt ein richtig guter IV aus Skandinavien, den noch keiner kennt und der 5 Jahre später zu Barcelona wechselt.Der Zuschauerschnitt bleibt bei 50.000, da die Borussia attraktiven, schönen Fuppes spielt und reihenweise Zweitligisten mit 5:1 verspeist.Nach einer Saison steigen wir auf und schaffen die UEFA-Pokal-Qualifikation. Mit dem überschüssigen Geld baut unser neuer Sportdirektor Cascablanca eine Jugendakademie, Vorbild Ajax. Gladbach wird mit einem jungen, hungrigen Kader 2011 deutscher Meister und bleibt über Jahrzehnte vorne dabei.
Szenario B :Wir bleiben drin. Es werden vor der Saison 4-5 ausgemusterte Spieler mit großen Namen geholt. Nach 10 Spieltagen sind wir letzter. Advokaat wird gegangen. Berti (großer Name!) kommt. Der Zuschauerschnitt sinkt auf 30.000. In der Winterpause kommt für 16 Millionen Luis Figo, der bei Real bisher kein einziges Spiel gemacht hat. Dazu kassiert er 500.000 im Monat. Gladbach beendet die Saison im Minus und steigt ab. Figo wechselt für 5.000 Euro zu Atletico de Sousa da Cruz Figuerio Canizares, einen porugiesischen Siebtligisten. In der zweiten beträgt der Zuschauerschnitt 9.000. Gladbach kauft in der Winterpause für 40 Millionen Zidane, der eigentlich bei Madrid in Rente geschickt werden sollte. Real lacht sich schlapp und kauft sich eine neue Hochglanzwürstchenbude, "Sponsered by Borussia Mönchengladbach". Zidane wechselt nach der Saison für 100 Euro und ein Fischbrötchen zu Jeunesse Esch. Gladbach ist bankrott, spielt wieder am Bökelberg und steigt in die Regionalliga ab.
Ganz im Ernst: ein Abstieg hätte bei uns im Augenblick eine reinigende Wirkung. Wenn ich lese, daß man Everthon holen will, den Dauerinvaliden, wird mir schon wieder übel.
Trotzdem werde ich die nächsten Spiele mitfiebern....