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Autor Thema: Böse Computerspiele  (Gelesen 6726 mal)

Henningway

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Re: Böse Computerspiele
« Antwort #20 am: 06.Dezember 2004, 23:10:38 »

@Ljuba: selbstverständlich ist der Extrempunkt, also in diesem Fall ein Amoklauf, nur multifaktorell zu erklären. Aber ich wiederhole gerne meine Theorie, die eigentlich als Standard in der Psychologie gilt: der große Unterschied zwischen Kino, Büchern auf der einen und Computerspielen auf der anderen Seite ist der, daß man das Spiel aus der Ich-Perspektive wahrnimmt und selbst der Auslöser dessen ist, was dort geschieht. Man hat also die Gewalt und Macht über das Geschehen. Das kann bei schwach ausgeprägten Persönlichkeiten und geringem Selbstbewußtsein (wie es die Amokläufer fast alle zeigen) einiges auslösen. Aber wie Du schon richtig sagst: das problem bekämpft man nicht, indem die Spiele verboten werden (was ich dennoch individuell betrachtet unterstütze), sondern indem die Ursache des geringen Selbstbewußtseins bereinigt werden sollte.

@Tex: ich habe bezüglich der Erziehung ganz bewußt auf meine Ideologie verwiesen. Ich habe noch keine Kinder, freue mich aber schon riesig auf sie, wenn sie kommen. Was die Vorschriften angeht, so bin ich eigentlich liberal, was aber nur heißt, daß ich die Grenzen weit halte. Wenn mein Kind unbedingt einen Egoshooter spielen möchte, so bleibt ja auch die Möglichkeit, daß ich mitspiele. Wir haben, das will ich an dieser Stelle erwähnen, natürlich unseren Eltern gegenüber den klaren Vorteil, daß wir bereits mit Computer und Konsole aufgewachsen sind und die leidenschaft des Kindes (wenn es dazu kommen sollte) teilen.
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stoa

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Re: Böse Computerspiele
« Antwort #21 am: 07.Dezember 2004, 00:43:19 »

Zitat

Aaaaber.... Bei wem bauen sich "kleine" Agressionen auf, und wie äußern sich die? Erwischt sich vielleicht jemand dabei, wie er erfolglosen Spielen seine  Mitmenschen ankeift, heftiger reagiert, Papiere vom Schreibtisch wischt oden die Maus an die Wand klatscht?


Aber gerade hier stellt sich doch die Frage, inwiefern man solche Aggressionen in einen Zusammenhang mit COMPUTERspielen stellen kann. Ich habe jedenfalls von noch keiner Studie gehört, die belegt, dass solche Reaktionen durch Computerspiele ausgelöst werden. Ist es nicht vielmehr so, dass diese Reaktionen einfach daher rühren, dass Menschen eben mit ihren Frustrationen nicht immer hinter dem Berg halten. Es gibt dieses andere Leute ankeifen ja nicht immer nur, weil man gerade bei einem Computerspiel verloren hat, sondern so sehen Reaktionen auf Frustrationen generell manchmal aus. Man keift ja auch mal Unschuldige an, weil man Stress auf der Arbeit hatte oder weil man eben bei ner Arbeit für die Uni nicht so vorankommt wie man will. Genauso schimpfe ich mit meinem PC, wenn das liebe Windows mal wieder abgestürzt ist, während ich einen Text in Word schreiben wollte. Diese Reaktionen haben insofern auch nur bedingt mit Computerspielen zu tun, da sie dort eben AUCH vorkommen können, wenn es mal nicht so läuft wie man sich das vorstellt.

@Henningway: Ich sehe eigentlich größere Unterschiede zwischen Computerspielen und Büchern auf der einen Seite und Kino und Filmen auf der anderen Seite. Auch bei Büchern hat man als Leser die Freiheit und die Macht, das Geschehen so zu erleben wie man sich das selbst vorstellt. Man bekommt zwar eine Geschichte vorgesetzt, aber die Bilder dazu entstehen eigentlich erst in einem Selbst, sodass man sich in eine andere Welt versetzt. Computerspiele sind dem nicht unähnlich. Man bekommt zwar schon die "Kulissen", aber man sorgt auch selbst dafür, was passiert. Und wenn ich eben ausprobieren möchte, was passiert, wenn ich von einer Klippe springe und dann wieder an Land schwimme dann mache ich das. Auch in Filmen bekommt man, wie in Computerspielen, Bilder vorgesetzt, allerdings ist der Unterschied, dass man eben nicht (bis zu einem gewissen Grad) selbst bestimmen kann, was passiert. Man ist dem Film und seinen Machern quasi ausgeliefert. Das mag zwar in Büchern und Computerspielen auch ähnlich sein, aber dort genießt man doch noch mehr Freiheiten, sich eben selbst ein Bild zu machen und auch mal die Gewalt Gewalt sein zu lassen und sich einfach einmal diese Phantasiewelt anzuschauen.
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Ljuba

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Re: Böse Computerspiele
« Antwort #22 am: 07.Dezember 2004, 06:49:41 »

Also zu den kleinen Agressionen bei Computerspielen:

Ich kenne genug Leute, die auch die Wände hochgehen, wenn sie mal bei Monopoly oder Mensch-ärgere-dich-nicht verlieren. Das würde ich also nicht auf die Computerspiele schieben. Manch einer kann eben nunmal nicht verlieren und da ist es egal ob gegen einen virtuellen oder realen Gegner.

@Henningway: Ich finde das Eintauchen in eine andere Welt mittels Büchern viel intensiver als bei Computerspielen. Da sind ja der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Aber das mag auch persönliches Empfinden sein.
Naja, ne strenge Altersregelung für Computerspiele finde ich auch sinnvoll, aber gleich irgendwas zu verbieten eben nicht. Ist schon gut dass manche Spiele erst für 18-jährige sind, obwohl ich sowas eh nie spiele. Bräuchte mich also nichtmal aufregen wenn sie verboten werden  ;D
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Henningway

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Re: Böse Computerspiele
« Antwort #23 am: 07.Dezember 2004, 12:24:49 »

Das Zauberwort zum Unterschied Spiel und Buch/Film lautet Interaktion. Wenn ich ein Buch lese, dann entstehen Bilder, Gesichter und Gefühle zwar in mir, aber ich bin doch nur Betrachter einer Geschichte anderer. Mein Handlungsdrang kann nicht zur Geltung kommen. Filme verlangen weniger Phantasie, rufen aber ähnliche Gefühle hervor. Auch hier ist man nur Betrachter. Spiele bringen einen aber die Rolle des Machthabenden, des Entscheidenden. Wenn ich entscheide, alles abzuknallen, was sich bewegt, dann mache ich das. Dieses Ausüben führt zu einem Befriedigungsgefühl. Schwache Charaktere können leicht in die Versuchung kommen, dieses Gefühl auch dort zu erleben, wo sie es nicht erleben können: im der realen Welt.
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Rupi

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Re: Böse Computerspiele
« Antwort #24 am: 09.Dezember 2004, 14:45:00 »

Zitat
Schwache Charaktere können leicht in die Versuchung kommen, dieses Gefühl auch dort zu erleben, wo sie es nicht erleben können: im der realen Welt.


Stimmt, aber daran werden irgendwelche Gesetze und "Ab X Jahren" auch nichts ändern, ein Abhängiger holts dann seinen "Stoff" eben woanders.
Gerade in der Zeit der DSL Modems und Filesharing Tools ist das ja keine Kunst mehr.  ::)
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Ich bin einer von Gottes eigenen Prototypen.
Ein aufgemotzter Mutant von der Sorte,
die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurden.
Zu spleenig zum Leben, zu selten zum sterben.

(Frei nach Hunter S. Thompson)