Spaniens Nationaltrainer Luis Aragonés hat sich mit abfälligen Bemerkungen über den Weltklasse-Fußballer Thierry Henry von Arsenal London Vorwürfe des Rassismus eingehandelt.
Der 66-jährige Coach hatte sich im Trainingslager seinen Nationalspieler José Antonio Reyes (ebenfalls Arsenal) vorgeknöpft und Henrys Clubkameraden vor laufender TV-Kamera beschworen: «Du musst Dein Spiel machen. Sag dem Neger, dass Du besser bist als er!»
Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, rieb Aragonés seine Stirn an die von Reyes. Mehrere Reporter wollten auch die Worte «Scheißneger» und «Hurensohn» gehört haben. In England lösten diese Äußerungen einen Sturm der Empörung aus. «Dies grenzt an einen Aufruf zum Rassenhass», meinte Bobby Barnes von der Initiative «Fußball gegen Rassismus».
Die Zeitung «Daily Mirror» hielt dem Trainer vor: «Aragonés ist bekannt für sein Verhalten, das oft die Grenzen zum Rassismus überschreitet.» Und «The Sun» argwöhnte: «Dieser Ausfall kann den Trainer den Posten kosten.» Die Blätter erinnerten an die Affäre um Ron Atkinson. Der Ex-Trainer von Manchester United hatte sich im Frühjahr in ähnlicher Weise abfällig über Marcel Desailly geäußert und deshalb seinen Job als TV-Kommentator und Kolumnist verloren.
Aragonés selbst verstand die Aufregung um seine Worte nicht: «Ich wollte den Spieler Reyes nur motivieren. Ich bin ein Weltbürger und kein Rassist. Einige meiner besten Freunde sind schwarzer Hautfarbe.» Einer davon sei Miguel Jones, mit dem er in den 60er Jahren bei Atlético Madrid gekickt hatte. Aragonés ist mit 757 Erstliga-Spielen der mit Abstand erfahrenste Trainer in Spanien. Die Nationalelf übernahm er erst in diesem Sommer nach deren Scheitern bei der Europameisterschaft in Portugal.
In Spanien ist «der Weise von Hortaleza», wie der Trainer genannt wird, für seine eigenwilligen Methoden bekannt. Für die Äußerungen über Henry zeigte aber auch die spanische Presse wenig Verständnis. Die Sportzeitung «Marca» sprach von einer «gefährlichen Therapie». Das Konkurrenzblatt «As» wurde deutlicher: «So etwas sagt man einfach nicht, egal ob die Mikrofone angeschaltet sind oder nicht. Luis hätte wissen müssen, dass er als Nationaltrainer auch repräsentative Pflichten hat.»