Je mehr ich hier von Wasteland 2 lese, umso mehr reizt es mich zuzuschlagen. Kannst du ein wenig zu Handling, Story und Charakterentwicklung sagen, Kalle?
Obwohl ich gebackt habe weiß ich über die Story fast noch nichts, da ich mich nicht spoilern lassen wollte und auch nicht am Beta-Test teilgenommen habe. Ich bin momentan im Spiel selbst noch am Anfang und habe quasi nur eine erste Entscheidung getroffen, wodurch ich jetzt ein größeres Gebiet mache.
Ich kann dir mal in einem Spoiler vorwegnehmen, was du so in den ersten paar Spielminuten erfährst, zuvor solltest du allerdings das (meiner Ansicht nach stimmig gemachte) Live-action-Intro anschauen (
http://www.youtube.com/watch?v=xOQFN6U0hSI):
Arizona, kurz vor Ende des 21. Jahrhunderts und lange nach dem nuklearen Supergau: die Desert Rangers sind selbsterklärte Gesetzeshüter - eine Art Militz, die in Texas freiwillig für Ordnung sorgen und ein Rechtssystem etablieren will. Sie haben unter anderem Vereinbarungen mit Kommunen in der Umgebung abgeschlossen (sowas wie Nahrung und Wasser für Schutz gegen Raider und Tiere) und ein Funknetz aufgebaut. Irgendwann kommt ein brüchiger Funkspruch 'rein: eine Stimme spricht von einer Zukunft, in der Mensch und Maschine eins sein werden und davon, die Desert Rangers zu zerstören. Ace, einer der Veteranen der Ranger, wird in die Wüste geschickt, um dem Funkspruch auf den Grund zu gehen und drei Verstärkereinheiten an Antennenmasten anzubringen, sodass das Signal deutlicher empfangbar ist. Er kommt nicht zurück.
An der Stelle setzt das Spiel ein - Ace ist tot, zwei der Verstärkereinheiten sind weg. Deine party aus vier Leuten steht an Aces Grab neben General Vargas, der soeben die Beerdigung abgehalten hat. Vargas instruiert die party, alles Rekruten der Rangers, über die Geschehnisse rund um Ace. Aus Personalmangel bekommen die vier die Mission, zu der Stelle zu gehen, an der Aces toter Körper gefunden wurde - zur Probe, um sich zu beweisen. Sie sollen nach Aces Logbuch suchen und die zwei fehlenden Verstärkereinheiten aufspüren und an den vorgesehenen Stellen anbringen.
Das ist im Grunde schon fast alles, was ich bisher von der Hauptmission weiß. Ich habe natürlich die Stelle abgegrast und alle Sachen dort gefunden, aufgesammelt, durchgelesen und zur Citadel gefunkt, wodurch ich bereits etwas mehr weiß. Aber das will ich hier nicht vorwegnehmen. Der Haupt-Strang unterbricht dann unmittelbar nach dem ersten Gebiet, weil zwei Funksprüche 'reinkommen, beides Notrufe und hier setzt sehr schnell und erstmals die große Stärke des Spiels ein: es zwingt den Spieler, Entscheidungen zu treffen, deren Konsequenzen noch nicht oder nur grob absehbar sind.
Von der Grafik des Spiels sollte man meiner Ansicht nach nichts erwarten. Die ist zweckmäßig. Die Texte aber sind fantastisch geschrieben und verleihen dem Spiel schon zu Beginn viel Tiefe und Atmosphäre.
Die Charakterentwicklung gefällt mir ebenfalls gut. Dazu solltest du am besten einen Blick auf diese Seite werfen (
http://wasteland.wikia.com/wiki/Wasteland_2/Character_Creation), da dort die Skill- und Attributspunkteverteilung ausführlich dargelegt ist. Deine party besteht anfangs aus vier Personen, die du entweder selbst erstellen, oder aus acht vorgefertigten Charakteren auswählen kannst. Obwohl ich quasi erst in zwei größeren Bereichen war, hätte ich theoretisch bereits jeden Skill aus der "Knowledge"- und "General"-Kategorie mindestens einmal anwenden können. Auffällig ist für mich, dass das Spiel zumindest auf dem zweit-höchsten Schwierigkeitsgrad sehr offen darauf abzielt, dass man wenig Munition und Mittel zur Heilung hat und dass man sich bei den Skills auf bestimmte Bereiche spezialisieren soll und sich somit andere Bereiche verwehrt. Auch hier sind Entscheidungen also von den ersten Minuten des Spiels an spürbar, etwa wenn man sich fragt, was wohl in dem Tresor gewesen wäre, den man nicht knacken konnte, weil man lieber einen am Boden liegenden und verblutenden Ranger mit dem Chirurgie-Skill und einem Medipack heilen wollte. Verblutende Ranger sterben übrigens, wenn man sie im Zeitlimit nicht heilt (wobei die Wahrscheinlichkeit abhängig vom Chirurgie-Skill ist) und kommen danach nicht wieder, sind also permanent tot.
Der Munitionsmangel ist ebenfalls deutlich spürbar in den großen Kämpfen. Man muss alle taktischen Möglichkeiten (Headshot, kriechen, Deckung, Flankieren) auf dem Schlachtfeld ausnutzen und seine Skillpunkte weise auf Waffenskills verteilen, um möglichst wenig Munition zu verbrauchen und den Gegnern ohne eigene Verluste Herr zu werden. Hier finde ich bisher einzig, dass Granaten, Sprengkörper generell und Panzerfäuste etwas zu stark sind, dafür dass man beispielsweise Dynamitstangen beim Händler einkaufen kann.
EDIT: Der Jagged Alliance-Vergleich kommt, was die Kämpfe angeht, sehr gut hin. Dazu kommt aber noch ein stark geschriebener Plot und Skills, die nicht rein auf Gefecht und Taktik ausgelegt sind. Das Spiel ist also nicht nur Taktik- sondern eben zu gleichen Anteilen Rollenspiel. Wer Fallout 1, 2, Jagged Alliance oder irgendeines der Infinity-Rollenspiele mochte, der wird - da bin ich sicher - Wasteland 2 auch mögen.