HOT TAKE: Für mich hat BG3 noch nicht mal so viele neue Maßstäbe gesetzt, einiges, wie das Rumgeturtel sowie die Cinematics für alles (außer Tiernahrung) stammt sogar ziemlich direkt von Bioware. Aber BG3 ist ja technsich auch ein Bioware-Sequel. Am Spannendsten fand ich persönlich die ImmSim-Elemente und Offenheit auch in den Quests. Trotzdem ist es für mich ein mögliches Spiel, das passiert wäre, wenn Mitte der 2000er Jahre die beiden Großen (Bethsoft, Bioware) nicht gesagt hätten: "We want Call Of Duty's audience." Also das Game, das die G'schichte auch Big Budget wieder zurück dahin führt, wo sie mal "entgleist" ist.
Überhaupt scheinen so einige Studios noch in diesem Jahr-2005-Modus. Als (Klischee) Testosteronbolzen an der Xbox die größte gemeinsame Zielgruppe waren, die man am Marketing-Reißbrett einkreisen konnte. Auch die abgespeckten Dialogsysteme wie die Räder kamen ja nicht von ungefähr -- hat der junge Adrenalinjunkie weniger aufzunehmen, bevor er weiterklicken kann. Neben Bioware seien hier Square genannt. Deren Vorbild, Final Fantasy XVI jetzt komplett auf
Adrenalinkicks zu trimmen, war GTA. Als auch so ein typisches 2005-Ding: "Wenn wir die Spiele mehr wie die größten Jungs- und Actiongames machen, dann werden wir größer."
Zumindest Square hatte damit wohl in etwa genauso viele neue Spieler hinzugewonnen wie alte verloren. Auch XVI gilt für viele Fans als kein "echtes" FF mehr. In GTA-Gefilde stieg FF XVI jedenfalls nicht annähernd auf. Das komplette letzte Jahrzehnt scheint allgemein eins der Spezialisierung gewesen zu sein. Larian hatten als eine der wenigen nicht nur die Millionen an Spielern aufm Schirm, die Taktik- und Rundengames auch am Handy spielten -- stressfreier und cozier wirds halt nicht. Sondern auch D&D selbst, das so Mainstream ist, dass Hollywood Kinofilme mit Hugh Grant macht. Und selbst Vin Diesel in Tabletop-Stream Critical Hits zusammenwürfelt. Davor kamen FromSoft, ebenfalls aus einer Marktlücke, die entstand, weil alle der Meinung waren, man müsste Spiele auch mit drei Promille und zugebundenen Augen spielen können. Beide haben die Squares und Biowares jedenfalls mittlerweile überholt.
Jedenfalls: Heute spielen nicht nur viel mehr Menschen Spiele als 2005. Die Zielgruppen sind auch viel breiter aufgestellt. Bin mal gespannt, was im Februar mit Warhorse passiert, wenn sie den Launch von Kingdom Come nicht verkacken. Was die machen, macht auf dem Niveau wie gesagt auch absolut keiner.
Und der Anfang war mit Teil 1 trotz technisch holprigem Start gemacht.