"Tides of Numenera" ist ein Spiel, auf das ich auch warte, bei dem ich aber noch skeptisch bin. Die spielerische Komponente, dass der Avatar des Spielers eine fleischliche Manifestation der ewigen Suche nach dem eigenen Selbst ist wird vermutlich nicht nochmal aufgewärmt - also ist der Charakter diesmal entweder sterblich, oder den Entwicklern fällt irgendeine andere Möglichkeit ein, das Kampfsystem zurückzustellen und die Definition des Charakters durch Entscheidungen zum summum bonum zu erheben. Ich hoffe jedenfalls, dass das Spiel wie "Planescape Torment" voll auf Dialoge setzt und das Kämpfen auf ein Minimum reduziert, meinetwegen auch vollständig entfernt. Wenn dem so ist, dann stellt sich die Frage, ob den Entwicklern nochmal ein derart virtuos komponierter Plot gelingt, der dem Spieler trotzdem reichlich Raum lässt in eine Rolle zu schlüpfen und eine eigene Identität zu kreiren - vor allem ob ihnen ein Plot gelingt, der sich nicht zu sehr nach aufgewärmtem "Planescape Torment" anfühlt, sondern neue Anreize zum Nachdenken schafft.
Was mir zudem jetzt schon nicht so richtig gefallen will ist die Spielwelt. Numenera wurde von Monte Cook erst 2012 konzipiert, ist also eine ganz neue Welt im Planescape-Universum und kommt meines Wissens völlig ohne die planes und Sigil aus. Das setting ist den Screenshots nach fantastisch-futuristisch angehaucht. Visuell hat es - so mein Eindruck - wenig mit den Welten zu tun, die "Planescape Torment" geprägt haben. Planescape ohne Sigil klingt für mich erstmal komisch.
Andererseits muss ich "inXile" lassen, dass sie bei der Produktion von "Wasteland 2" unglaublich gut mit der community vernetzt waren und zum Teil ganze Ideen und Quests auf Wunsch der Spieler nochmal umgeschmissen, oder zeitaufwendig neue Inhalte nachträglich implementiert haben. Wenn sie bei "Numenera" wieder so viel feedback einholen und sich soviel Zeit nehmen, dann könnte zumindest ein gutes Spiel daraus werden.