Ich kenne die Spiele leider nicht, da ich keine Spielkonsole habe. NCAA habe ich anno 2004 gespielt, damals noch auf einer geliehenen X-Box. NCAA-Football ist einfach nochmal anders, wenn das Spiel gut umgesetzt ist. Und für mich als Football-Fan gibt es ohnehin nichts besseres, als die Karriere einzelner Spieler komplett zu verfolgen. Ich schaue ja sehr regelmäßig und sehr intensiv College-Football und es macht einfach Spaß, diese Übergänge von Spielern zu erleben. Als ich 2006 meine alte Uni besucht habe (University of Oklahoma) habe ich mir mit dem Receiver-Coach von OU (mit dem ich gut befreundet bin, seine Frau ist auch Deutsche) ein paar örtliche High-School-Spiele angesehen, dabei unter anderem Ryan Broyles spielen sehen für die Norman Tigers. Er meinte, dass er ihn sich fast jede Woche ansieht und ich war auch extrem begeistert. 2 Jahre später spielte er dann für OU und hat in seinem ersten Spiel gleich über 100 Yards gefangen. Die Mail, die der Coach mir damals geschrieben hat, habe ich heute noch, die war einfach nur nüchtern und sachlich: "I told you so". Auch bei Adrian Petersons erstem Spiel für OU gegen Bowling Green war ich dabei. Diese Entwicklung und auch die Beobachtung heutiger Top-Stars in der NFL schon zu ihrer College-Zeit machen Football für mich so komplett. Andrew Luck, RGIII, Trent Richardson und eben damals Peterson, Reggie Bush, Matt Leinart (der ein großer Star im College-Bereich war und es in der NFL nie geschafft hat), Vince Young...die kenne ich schon seit Jahren und kenne auch ihre Entwicklung. Broyles zum Beispiel war während der High-School reiner Instinktfootballer. Als ich ihn gesehen habe, da war gerade 18 oder so, war er noch gar nicht richtig ausgewachsen. Er war sehr schmächtig, fast schon zerbrechlich, aber furchtbar agil. Nur gibt es da viele Beispiele, die, nachdem sie größer und kräftiger geworden sind, die Kontrolle über ihren Körper weitgehend verloren haben, also in Form von Geschicklichkeit, Agilität...diese Gefahr bestand bei Broyles auch, aber als er im Laufe des Jahres "gewachsen" ist, hatte er immernoch beim Laufen den tiefen Körperschwerpunkt, die slick 'n' silky-moves und die Körperkontrolle für unbalanced catches.
Ok, ich schweife ab. Das alles wird natürlich im Spiel nicht umgesetzt sein, aber NCAA Football zeichnet sich dadurch aus, dass die Spieler eben nur 4 Jahre dabei sind. Das bedeutet, dass du eigentlich nie ein Überteam in allen Bereichen zusammenbauen kannst, die bei Madden, wo die Spieler ja 6-7 Jahre locker im Geschäft sind. Das sorgt, wenn es im Spiel gut umgesetzt wurde, für Balance, ein gutes Investment in Scouting ist auch nötig, um richtig zu recruiten, dann spielt das Team Management eine Rolle in Form von der Frage "wen redshirte ich?". Redshirten bedeutet, einen Spieler im Team zu haben, der nicht spielberechtigt ist. Der kann dann trainieren und alles, aber nur die Spiele darf er nicht mitmachen. Der Vorteil ist, dass er so 1 Jahr mehr eligibility hat. Sonst dürfen Spieler ja nur 4 Jahre für eine Uni spielen, da der Spieler aber in seinem ersten Jahr geredshirted wird, darf er dann praktisch zwar auch nur 4 Jahre spielen, dafür hat er aber schon 1 Jahr Teamtraining und Muskelaufbau etc mitgemacht, ist also viel besser prepared.
Also Broyles ist 2007 zu OU gegangen und wurde erstmal 1 Jahr geredshirtet. Das bedeutet, dass die Coaches sein Talent gesehen haben, aber gleichzeitig bemerkt haben, dass a) viele gute Wide-Receiver im Team sind und b) er einfach nicht kräftig genug war, um auf diesem Level zu bestehen. Das bedeutet dann, dass die Spieler 3-4 Einheiten in der Woche im Kraftraum verbringen, 2 Einheiten Theorie- und Taktikstudium machen und 2-3 Einheiten Teamtraining absolvieren, also Spielzüge durchexzerzieren etc. Für mehr Einheiten bleibt ja nicht Zeit, weil die Spieler nebenbei noch studieren müssen. Später machen sie meist nur noch 2 Einheiten Krafttraining, 1 oder keine Einheit Theorie-Taktikstudium und 5 Einheiten Teamtraining plus Sonderschichten (WR mit QB etc). Aber ich schweife wieder ab, jedenfalls weiß ich nicht, bis zu welchem Grad College Football in diesem Spiel richtig umgesetzt wurde. Aber das Spiel müsste sich auch anders spielen, es gibt mehr Big-Plays, größere Leistungsunterschiede zwischen Spielern und Teams, viel mehr Scoring, große Rivalitäten und vor allem ein merkwürdiges Bowl-System am Ende des Jahres. Im College-Football gibt es keine richtigen Play-Offs wie in jeder anderen amerikanischen Sportart, sondern ein sehr merkwürdiges Verfahren. Das zu erklären führt hier jetzt aber zu weit. Also nochmal: wenn du das Geld hast, ist NCAA garantiert keine schlechte Idee!
EDIT: Aber ich habe gerade bei amazon gelesen, dass es die Exportierung von Draft-Classes aus NCAA ab NCAA 13 nicht mehr gibt?!