BILDEs war schön, wieder einmal in Genua zu sein.
Bruno Tardelli hatte mich übers Wochenende eingeladen, und da wir bei Borussia Dortmund ausnahmsweise spielfrei hatten, nahm ich die Gelegenheit zu einem Kurzurlaub gerne wahr.
Ein wenig hatte ich mich schon gewundert, Tardellis Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören. Immerhin hatte ich den smarten Managerberater schon seit 8 Jahren nicht mehr gesehen.
Offenbar gingen seine Geschäfte nicht besonders. Zumindest lies das Schild an der Hauswand keinen anderen Schluss zu. Mit gemischten Gefühlen drückte ich mehrmals den eingerosteten Klingelknopf, bis ich endlich Schritte hörte.
BILDBruno Tardelli öffnete persönlich. Grau war er geworden. Doch nach wenigen Minuten und nach der zweiten Tasse seines pechschwarzen Espressos plauderten wir fast wieder so unbeschwert wie damals nach meinem Abschied von La Spezia.
Bruno zeigte sich sehr gut informiert: Ja, sagte er, er hätte sich damals sehr für mich gefreut, als es in Santos so gut gelaufen sei. "Wer weiß, wie und ob Ihre Karriere sonst weitergegangen wäre. Und nun sogar Dortmund ... Glückwunsch noch zum Gewinn der Champions - League !"
BILDIch bedankte mich höflich. "Bruno," erwiderte ich, "ich habe es nicht vergessen, dass Sie es waren, der mich damals wieder in Arbeit gebracht hat. Ich selber hätte meine Laufbahn ja beinahe beendet. Doch genug von mir, wie ist es Ihnen ergangen ? Das Schild draußen ... wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, Sie haben noch etwas gut bei mir !"
Nun hatte er mich da, wo er mich haben wollte. Die Zeiten seien hart, meinte er. Im letzten Jahr konnte er leider nur eine einzige Vermittlung zustande bringen. Sein Klient (übrigens ebenfalls ein deutscher Trainer) konnte mit Müh und Not beim dänischen Zweitligisten Silkeborg untergebracht werden. Tardelli schüttelte sich. "Ein unangenehmer Fall ! Meine Rechnung wurde auch erst nach mehrmaliger Mahnung bezahlt. Man kann es sich eben nicht immer heraussuchen ..."
Ja, fuhr er fort, es gäbe da schon etwas, was ich für ihn tun könne. Es würde mich nur ein weiteres Wochenende sowie eine kleine Reise nach England kosten. Ein kurzes Gespräch, und die Sache wäre für mich erledigt.
Nach einigen weiteren Minuten wusste ich um was es ging: Tardelli hatte einem englischen Viertligisten leichtsinnigerweise zugesagt, er könne für den vakanten Managerposten einen Top-Mann vorschlagen, konnte dann aber niemanden für diese Position finden. Um sein Wort nicht brechen zu müssen, hatte er folgende Idee: "Scampolo," sagte er, "bitte statten Sie diesem Verein einen kurzen Besuch ab. Sprechen Sie mit dem Präsidenten, schauen Sie sich den Verein an. Danach können Sie aus irgendwelchen Gründen absagen, jeder könnte das verstehen, aber ich hätte mein Wort gehalten und mein Ruf wäre gerettet !"
Nun, Lust hatte ich eigentlich keine, empfand es jedoch als Ehrensache, meinem alten Berater in dieser Sache beizuspringen. Welcher Dorfverein war das ? Aha,
Carlisle United (nie gehört), und wo liegt das Kaff ? Cumberland ? Fast schon in Schottland. Naja, ein Wochenende bekommt man auch dort herum.
BILD
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Thema: Up Where We Belong - Die Carlisle United - Story (Gelesen 93078 mal)