Sonntag, 7. Dezember 2003, 10:30 stand rechts unten auf dem Desktop des Laptops des Managers, der am heutigen Tage sein Büro im Vereinsheim seinen Arbeitsplatz nannte. Der Emailkasten war überfüllt. Die meisten Nachrichten waren auf Grund des Sieges am gestrigen Nachmittag eingegangen. Er setzte sich voller Elan an die Tastatur, um den Glückwünschen nette Dankesbriefe, den Belobigungen allgemeine Floskeln, den Autogrammwünschen kleine Karten auf dem Postwege und den Heiratsanträgen freundliche Absagen zukommen zu lassen.
So vergingen bestimmt ein paar Stunden, als plötzlich das Faxgerät zu summen begann. Denkt tatsächlich doch noch jemand an mich, überlegte Konsti. Er zog das Papier förmlich heraus und las: "Billy Bentley, Physiobericht. Bin heute früh zum Segeln raus, darum diesmal per Fax! Links scheint Galloway nicht zu passen, ich habe eine Kniebverdrehung festgestellt. Schlimmer noch ist es unserem Torschützen Alex Benjamin ergangen, er fällt für vier Wochen mit Rippenbruch aus. Der Rest ist fit, wenn sie sich die Nacht über nicht wieder haben volllaufen lassen. Grüße und schönen Sonntag!"
Das war natürlich schlecht. Jetzt waren von 19 Stammspielern sieben verletzt. Manche Positionen mussten nun wirklich schon mit Reservespielern ausgeglichen werden.
Als hätten sie sich abgesprochen rief nun direkt der Präsident an. "Morgen, Konsti! Wir müssen die Finanzen besprechen." (Das Herz sank dem Manager in die Hose) "Also, Konsti, wir haben Schulden. Mehr Schulden, und noch mehr Schulden. Wie wollen Sie davon runterkommen?" - "Wir müssen unser Stadion erweitern, höhere Kartenpreise nehmen, Fanartikel verkaufen und vor allem aufsteigen." - "Aufsteigen, das ist ja wohl vollkommen Ihre Sache!" - "Eines ist doch wohl klar: Wenn wir nichts tun, dann werden wir auch die Schulden nicht los. Und eigentlich jede Handlung kostet Geld." - "Aufsteigen kostet aber nicht mehr Geld, als wir jetzt schon ausgeben." - "Doch." - "Was denn?" - "Haben Sie sich nicht auch gefragt, warum wir auswärts auch diese Saison nicht gewinnen können?" - "Doch, ja." - "Weil Ende der letzten Saison über 10 Spieler den Verein verlassen haben und jetzt anderweitig spielen oder die Schuhe an den Nagel gehängt haben." - "Fahren Sie fort." - "Mit mehr finanziellem Aufwand hätten wie Sie hier behalten." - "Ich habe Ihnen ein Transferbudget von 24.000 Euro zugebilligt." - "Aber ein guter Spieler gibt sich nicht mit 1.200 Euro im Monat zufrieden. - Wir hätten beinahe den jungen Tony Taggart bekommen, der uns endlich die bestehende Lücke auf der Linken gefüllt hätte. John Hore ist doch monatelang verletzt!" - "Wer ist denn schon ein Tony Taggart? Sie sind ja nicht auf meinen Vorschlag eingegangen und haben Yeboah zu uns geholt!" - "Unsinn! Yeboah wollte kommen, aber mindestens 3.000 Euro Gehalt!" - "Pah! Sind denn wenigstens alle Spieler fit geblieben nach dem Spiel?" - "Nein, Galloway ist für 2 Wochen außer Dienst wegen Knieverdrehung, Benjamin für 4." - "Ausgerechnet unsere Zugpferde für den Erfolg! Bleibt uns denn auch nichts erspart? Der Schottlandpokal kann bleiben wo der Pfeffer wächst! Ich will den Ligasieg!"
Der Präsident knallte den Hörer auf und machte sich einen Tee. Während Mrs Maidenworth eintrat, murmelte er: "Benjamin, Galloway..." - "Sie wissen es schon?", fragte sie wüst hereinbrechend. "Was weiß ich schon?" - "Na, meine Nichte Melanie, die Verlobte von dem Galloway, sie ist mit dem Auto verunglückt!" - "Nein, das wusste ich nicht." - "Und warum Galloway? Ist ihm auch etwas passiert?" - "Ja, er hat eine Knieverdrehung erlitten." - "Oh nein! Ich muss wieder in die Stadt! Den beiden muss doch geholfen werden. Guten Tag!" Sie rümpfte die Nase, ihre Augen wurden feucht. "Nein, Mrs Maidenworth", meinte der Präsident, "sie bleiben erstmal hier." Er geleitete sie zum Sofa und versuchte, sie zu beruhigen.
Später telefonierte er nochmals mit Konsti und erzählt ihm von dem Unfall. Dieser versprach, bei Melanie im Krankenhaus vorbeizuschauen und eventuell Mick mitzunehmen.