Julian Nagelsmann hat schon recht, wenn er sagt, dass der Gruppensieg verdient ist und auch der Ausgleich gegen die Schweiz verdient war. Deutschland war gestern Abend die bessere Mannschaft. Wo ich ihm nicht zustimme, ist seine Aussage, dass das Spiel besser als gegen die Ungarn gewesen sei. Defensiv mag das zutreffen, da war man gegen Ungarn deutlich anfälliger (11 zugelassene Torschüsse vs. 4 gegen die Schweiz), wobei das Gegenpressing gestern nicht so gut funktioniert hat. Und im Spiel nach vorne waren zu viele einfache Ballverluste drin, selbst ein Toni Kroos hat gestern ein paar Bälle relativ unbedrängt zum Gegner oder ins Aus gespielt. Füllkrug hätte tatsächlich schon früher, ggf. zur Pause, kommen müssen. Man hat ja in der ersten Halbzeit schon gesehen, dass es fast nur über Flanken geht. Die Schweiz hat relativ wenig Möglichkeiten für Tiefenläufe angeboten, das haben die schon gut verteidigt. Und bei den wenigen Gelegenheiten, die es dafür gab, hat dann oft der erste Kontakt nicht gepasst. Ob's gestern auch ein Stück weit am Frankfurter Rasen lag? Viel hat ja nicht gefehlt, dass man da Kartoffeln hätte anbauen können.
Zur Personalauswahl: Ich finde die Begründung von Nagelsmann schon nachvollziehbar, keine Wechsel vorzunehmen: Die Mannschaft hat noch nicht so oft zusammengespielt und es ist wichtiger im Rhythmus zu bleiben, die Automatismen weiter zu verinnerlichen und (Selbst-)Vertrauen zu gewinnen. Auch meinte er, dass es respektlos gegenüber bspw. Pascal Groß sei, wenn er den jetzt für Andrich spielen lasse, nach dem Motto: "Du darfst nur ran, wenn es um nichts geht." Kann ich alles nachvollziehen, muss man nicht teilen. Letztlich eine Abwägungssache, bei der es gute Argumente für beide Vorgehensweisen gibt.
Der Schiedsrichter hat mich gestern auch geärgert. Das Tor von Andrich hätte man nicht zurückpfeifen müssen (sicher keine "klare Fehlentscheidung"), die Wrestlingeinlage gegen Beier hätte geahndet gehört. Insgesamt keine klare Linie, sehr viele unterschiedliche Zweikampfbewertungen. Erst viel laufen lassen, dann sehr kleinlich, dann wieder nicht. Und damit meine ich nicht, dass er parteiisch gewesen wäre. Ich bin sicher, die Schweizer waren auch nicht so begeistert davon, nicht zu wissen, woran sie jetzt sind.
Insgesamt ein sehr durchwachsener Fußballabend mit einem schönen Ende (aus deutscher Sicht).