F: Hast Du nicht gesagt, dass ein Militärgeneral, der an die Macht
kommt, indem er die rechtmässige Regierung eines Landes mit Gewalt
umstösst, ein nicht rechtmässiger Führer ist?
A: Nur Saddam Hussein. Pervez Musharraf ist unser Freund weil er uns
geholfen hat, Afghanistan anzugreifen.
F: Warum haben wir Afghanistan angegriffen?
A: Wegen dem, was sie uns am 11. September angetan haben.
F: Was hat Afghanistan uns am 11. September angetan?
A: Nun, am 11. September haben 19 Männer - fünfzehn von ihnen aus
Saudi-Arabien - vier unserer Flugzeuge entführt uns sie in Gebäude in
New York und Washington geflogen und dabei 4.000 Menschen getötet.
F: Und was hat Afghanistan dabei gemacht?
A: In Afghanistan wurden diese bösen Menschen trainiert, unter der
unterdrückenden Macht der Taliban.
F: Sind die Taliban nicht diese bösen radikalen Islamisten, die Menschen
Hände und Köpfe abgehackt haben?
A: Ja, genau die. Nicht nur, dass sie Menschen Hände und Köpfe abgehackt
haben, sie haben auch Frauen unterdrückt.
F: Hat die Bush-Regierung den Taliban im Mai 2001 nicht 43 Millionen
US-Dollar gegeben?
A: Ja, aber das war eine Belohnung, weil sie so erfolgreich gegen die
Drogen vorgegangen waren.
F: Gegen die Drogen vorgegangen?
A: Ja, die Taliban waren sehr hilfreich, die Opiumproduktion zu stoppen.
F: Wie haben sie das so gut hinbekommen?
A: Ganz einfach. Wenn Leute dabei erwischt wurden, Opium anzubauen,
haben die Taliban ihnen ihre Hände und ihren Kopf abgehackt.
F: Wenn sie Taliban Menschen die Hände und den Kopf abgehackt haben,
weil sie Pflanzen angebaut haben war das also in Ordnung, aber nicht,
wenn sie den Leuten aus anderen Gründen die Hände und den Kopf abgehackt
haben?
A: Genau. Es ist für uns in Ordnung, wenn radikale islamistische
Fundamentalisten Leuten die Hände abhacken weil sie Pflanzen angebaut
haben, aber es ist böse, wenn sie den Leuten die Hände abhacken, weil
sie Brot gestohlen haben.
F: Hacken sie den Leuten in Saudi-arabien nicht auch die Hände und die
Köpfe ab?
A: Das ist was anderes. Afghanistan wurde von einem tyrannischen
Patriarchat regiert, das Frauen unterdrückt hat und sie gezwungen hat,
in der Öffentlichkeit Burkas zu tragen, mit Steinigung als Strafe für
die Frauen, falls sie nicht gehorchten.
F: Müssen saudische Frauen in der Öffentlichkeit nicht auch Burkas
tragen?
A: Nein, saudische Frauen tragen nur eine tradionelle islamische
Körperbedeckung.
F: Was ist der Unterschied?
A: Die traditionelle islamische Körperbedeckung, wie sie von saudischen
Frauen getragen wird, ist ein züchtiges und doch elegantes
Kleidungsstück, das den ganzen weiblichen Körper ausser den Augen und
den Fingern bedeckt. Die Burka, auf der anderen Seite, ist ein böses
Werkzeug der patriarchalen Unterdrückung, das den ganzen weiblichen
Körper ausser den Augen und den Fingern bedeckt.
F: Das hört sich wie die gleiche Sache mit verschiedenen Namen an.
A: Naja, Du kannst Saudi-Arabien nicht mit Afghanistan vergleichen. Die
Saudis sind unsere Freunde.
F: Aber, ich dachte, 15 der 19 Flugzeugentführer vom 11. September kamen
aus Saudi-Arabien.
A: Ja, aber sie haben in Afghanistan trainiert.
F: Wer hat sie trainiert?
A: Ein sehr böser Mann mit dem Namen Osama bin Laden.
F: War er aus Afghanistan?
A: Äh, nein, er kommt auch aus Saudi-Arabien. Aber er ist ein böser, ein
sehr böser Mann.
F: Ich glaube, ich erinnere mich, dass er mal unser Freund war.
A: Nur als wir ihm und seinen Mujaheddeen in den 80ern geholfen haben,
die sowjetische Invasion in Afghanistan zurückzuschlagen.
F: Wer waren die Sowjets? War das das böse kommunistische Imperium, von
dem Ronald Reagan gesprochen hat?
A: Es gibt keine Sowjets mehr. Die Sowjetunion hat sich 1990 oder so
aufgelöst und jetzt haben sie Wahlen und Kapitalismus wie wir. Wir
nennen sie jetzt Russen.
F: Die Sowjets - ich meine die Russen - sind jetzt also unsere Freunde?
A: Naja, nicht wirklich. Weisst Du, sie waren viele Jahre unsere
Freunde, nachdem sie aufgehört hatte, Sowjets zu sein, aber dann
entschieden sie sich, unseren Angriff auf den Irak nicht zu unterstützen
und jetzt sind wir wütend auf sie. Wir sind auch wütend auf die
Franzosen und die Deutschen weil sie uns auch nicht geholfen haben.
F: Die Franzosen und die Deutschen sind also auch böse?
A: Nicht wirklich böse, aber schlecht genug, dass wir "French fries" und
"French Toast" in "Freedom Fries" und "Freedom Toast" umbenennen
mussten.
F: Benennen wir immer Lebensmittel um, wenn ein Land nicht tut, was wir
von ihm wollen?
A: Nein, das machen wir nur bei unseren Freunden. Unsere Feinde greifen
wir an.
F: Aber war der irak nicht in den 80ern unser Freund?
A: Naja, schon, eine Zeit lang.
F: War Saddam Hussein damals schon Führer des Iraks?
A: Ja, aber zu der Zeit hat er gegen den Iran gekämpft, was ihn
zeitweise zu unserem Freund gemacht hat.
F: Wieso hat ihn das zu unserem Freund gemacht?
A: Weil zu der Zeit der Iran unser Feind war.
F: Hat er zu der Zeit nicht die Kurden vergast?
A: Ja, aber da er zu der Zeit gegen den Iran gekämpft hat, haben wir
weggeschaut, um ihm zu zeigen, dass wir sein Freund sind.
F: Also wird jeder, der gegen unsere Feinde kämpft, automatisch unser
Freund?
A: Grösstenteils, ja.
F: Und jeder, der gegen unsere Freunde kämpft wird automatisch unser
Feind?
A: Manchmal stimmt das auch. Wenn amerikanische Firmen aber daran
verdienen können, beide Seiten mit Waffen zu beliefern, umso besser.
F: Warum?
A: Weil Krieg gut für die Wirtschaft ist, was bedeutet, dass Krieg gut
für Amerika ist. Und da Gott auf der Seite Amerikas ist, ist jeder
Kriegsgegner ein unamerikanischer Kommunist. Verstehst Du jetzt, warum
wir den irak angegriffen haben?
F: Ich glaube. Wir haben sie angegriffen, weil Gott wollte, das wir es
tun, richtig?
A: Ja.
F: Aber woher wussten wir, dass Gott will, dass wir den Irak angreifen?
A: Nun, weisst Du, Gott spricht direkt zu George W. Bush und sagt ihm,
was er tun soll.
F: Im Endeffekt sagst Du also, dass wir den Irak angegriffen haben, weil
George W. Bush Stimmen hört?
A: Ja! Endlich hast Du verstanden, wie die Welt funktioniert. Jetzt mach
Deine Augen zu, mach's Dir bequem und schlaf. Gute Nacht.
F: Gute Nacht, Papa.
